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Freihandelsabkommen zw. EU u. den USA - Fluch o. Segen?

Wäre ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA begrüßenswert?

Dauerhafte Umfrage
*****_70 Mann
949 Beiträge
Themenersteller 
Freihandelsabkommen zw. EU u. den USA - Fluch o. Segen?
Geplantes Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA ein Fluch oder ein Segen?

Das Europäische Parlament hat vor kurzem seine Position zu einem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA verabschiedet. Mit deutlicher Mehrheit stimmte das von konservativen Parteien dominierte Abgeordnetenhaus für den Entwurf des Handelsausschusses. Der freie Warentransfer könne für Amerikaner wie Europäer zu einer „win-win Situation“ führen, heißt es darin. Mögliche Konfliktlinien – von Datenschutz über unterschiedliche Umweltstandards bis zu genetisch manipulierten Lebensmitteln werden überhaupt nicht oder nur am Rande erörtert.

Stattdessen wird die Behauptung aufgestellt, eine umfassende Liberalisierung des transatlantischen Handels sei „die vielversprechendste Option für Europa, was Wachstum, Exporte, Beschäftigung und Löhne“ betreffe. Beweise für diese Behauptung enthält der Entwurf, der noch von den 27 EU-Staaten angenommen werden muss, nicht. Aber da die Autoren so von den Vorteilen überzeugt sind, proklamieren sie, dass das geplante Abkommen „sehr ambitioniert“ sein werde und die Welthandelsorganisation WTO weit hinter sich lassen soll.

Die Fraktion der Grünen stimmte geschlossen gegen den Entwurf, weil „das Abkommen eine reale Bedrohung für zentrale Standards und Regeln der EU darstellt“, auch beim Schutz vor gentechnisch veränderten Organismen. Viele ihrer parlamentarischen Kollegen hätten allerdings „ihre Köpfe im Sand“ gelassen und die vielen Sorgen verschiedener Beobachter ignoriert. Die endgültige Entscheidung über die Verhandlungsposition der EU wird Mitte Juni von den Regierungen der Mitgliedsstaaten getroffen.

EU-USA: EU-Filmemacher verteidigen kulturelle Ausnahme

Am 22. April richteten 80 europäische Filmemacher eine Petition an die Europäische Kommission. Sie fordern darin, dass Brüssel bei den in diesem Sommer beginnenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA für den audiovisuellen und den Kino-Bereich eine Ausnahme erwirken soll.
Ihnen — allen voran Belgier und Franzosen — geht es darum, die „kulturelle Ausnahme“ zu verteidigen, einen Sonderstatus, der geistige Schöpfungen aus den Handelsabkommen ausnimmt, um das heimische kulturelle Schaffen zu fördern.
Der Kommission wird von den Filmschaffenden vorgeworfen, „Kultur einzig als Handelsware zu sehen“, berichtet die Tageszeitung Les Echos und fügt hinzu, dass für die Filmschaffenden „zu einem Zeitpunkt, an dem das politische Europa wankt, die Kultur im Zentrum der europäischen Idee steht”.
Ein Vorstoß, der Brüssel zum Reagieren zwang: EU-Handelskommissar Karel De Gucht versicherte in einer Pressemitteilung, dass „die kulturelle Ausnahme nicht zur Verhandlung steht.“ Sein Pressesprecher präzisierte jedoch, dies bedeute nicht, dass audiovisuelle Dienstleistungen von den Verhandlungen ausgeschlossen seien.

P R O:

Eigentlich sollte die ganze Welt eine Freihandelszone sein. Was sollen den diese Abschottungen der Märkte? Man könnte bspw. Benzin direkt aus dem Iran beziehen. Aber seltsamerweise wollen viele Menschen hier lieber teure Preise an Superkonzerne zahlen anstatt mit freien Menschen freien Handel zu führen.

Ein Freihandelsabkommen mit den USA würde mehr Wachstum, mehr Export und somit auch mehr Beschäftigung und Profit bedeuten.


C O N T R A:

Durch diese Abkommen könnte die USA (die amerikanische Industrie, z.B. Monsanto) die jetzigen Einfuhrhemmnisse, speziell für genveränderte Agrarprodukte, aber auch für andere Produkte für welche noch große Bedenken bei der europäischen Bevölkerung vorhanden sind, aushebeln. Alle Abkommen, welche von Staaten mit den USA geschlossen wurden, haben sich als nachteilig für diese Länder ausgewirkt. Mexico (NAFTA), Argentinien Privatisierung und Landgrabbing durch Monsato und andere US-Konzerne u.s.w.

Gerade, bezüglich genmanipulierter Lebensmitteln wird die USA keine Zugeständnisse ihrerseits machen – ganz anders bspw. die deutsche Regierung, welche sich aufgrund Zugeständnisse erhofft, noch mehr qualitätiv hochwertige technische Erzeugnisse in die USA zu exportieren und somit den Profit zu steigern. Die Gefahr besteht sodann, dass genmanipulierte Lebensmittel OHNE explizite Kennzeichnung in den deutschen Handel kommen. Und somit wäre es dann nicht wirklich mehr ausgeschlossen, dass der Verbraucher irgendwann ein „Chlorhähnchen“ auf dem Teller hat ohne dies zu wissen. Der Verbraucher sollte aber aufgrund von Kennzeichnung und Transparenz letzendlich selbst entscheiden können was er/sie/es konsumieren/verbrauchen möchte und was nicht!

Amerikanische Gesetze verhindern eine stärkere Harmonisierung bei der Zulassung von Medikamenten.

Die meisten Europäer wollen kein Hormonfleisch oder Genmais aus den USA importieren.

Amerikaner ihrerseits fürchten sich im Gegenzug vor Bakterien in natürlich produziertem Käse aus Frankreich oder importiertem Rindfleisch.


Bemerkung:

Wie groß die Meinungsunterschiede sind, hat sich bereits bei den Verhandlungen zu einer weiteren multilateralen Handelsliberalisierung gezeigt, die sich seit 2001 unter dem Namen "Doha-Runde" dahinschleppen.
****imu Mann
1.296 Beiträge
Hoffentlich nicht!
Die EU befindet sich wirtschaftlich und politisch in ihrer schwersten Krise. Deshalb sitzt sie bei Verhandlungen mit den USA am kürzeren Hebel.
Die Nutznießer eines Freihandelsabkommens wären sowieso die großen (vorwiegend amerikanischen) Konzerne. Wir müssen zuerst einmal die Folgen der Liberalisierung der Märkte in Europa verkraften. Die hat zwar für unser Land bisher eher positive Folgen gehabt, was sich aber schnell ändern kann, wenn die Märkte im Süden wegbrechen.
Bei einer Liberalisierung zwischen EU und USA könnte es ähnliche Verwerfungwen geben, aber dabei würden wir Europäer vermutlich eher Rolle von Griechenland und Co. übernehmen.

Meine Hoffnung ist, dass die chronische Uneinigkeit der Europäer dieses Abkommen nicht zu Stande kommen lässt. Außerdem besteht die Hoffnung, dass die EU-Bürger sich da auch zu Wort melden, besonders in Sachen Gentechnik. Der sensationelle Erfolg der ersten europaweiten Bürgeriniative, die in letzter Minute die drohende Privatisierung der Wasserversorgung verhindert hat, ist für mich ein ganz neuer Hoffnungsschimmer in meinem "Wir-Europäer"-Gefühl, das in letzter Zeit doch sehr angekratzt wurde.
*******paar Paar
502 Beiträge
Für ein Freihandelsabkommen
@ shiva_70

Wir haben für die Freihandelszone gestimmt. Die Fragestellung hat uns allerdings in ihrer Einleitung etwas irritiert, denn das „PRO“ ist sehr kurz und undifferenziert (Benzin aus dem Iran) dargestellt, während die „CONTRA“ Liste recht umfangreich ist.

Die dort erwähnten Beispiele der Schädlichkeit von Freihandelsabkommen mit den USA sind nicht ernst zu nehmen, da weder Mexiko noch Argentinien hoch entwickelte Industriestaaten sind, sondern Entwicklungsländer mit einem stark dominantem agrarwirtschaftlichem Sektor und einer vergleichsweise geringen Wertschöpfungskette.

Auch den Hinweis auf die Grünen-Fraktion verstehen wir nicht so recht, nicht nur weil eine Ablehnung zu erwarten war (provokativ: die Grünen sind in unserer Bewertung eben eine Regulierungs-, aber keine Reformpartei!), sondern auch, weil die Grünen im EU-Parlament mit 58 von 754 Sitzen keine nennenswerte Rolle spielen.

Die Doha-Runde ist im Konflikt der westlichen Industriestaaten mit Schwellen- und Entwicklungsländer gescheitert und wirklich kein Beispiel für Meinungsunterschiedlichkeiten der EU und der USA. So es allerdings wirklich so wäre - wie Du unterstelltst - können die Verhandlungen doch ruhig geführt werden, da sie in diesem Fall sowieso scheitern würden oder? *zwinker*

@ mwalimu

„Wir müssen zuerst einmal die Folgen der Liberalisierung der Märkte in Europa verkraften.“

Den überwiegenden Teil der Marktliberalisierungen haben wir bereits länger und sie sind auch nicht die Ursache der Krise, sondern u.E. insbesondere ein struktureller Konstruktionsfehler in der europäischen Gemeinschaftswährung z.B. begründet darin, dass keine individualstaatliche Zins- und Abwertungspolitik möglich ist.

„Die Nutznießer eines Freihandelsabkommens wären sowieso die großen (vorwiegend amerikanischen) Konzerne.“

Woher diese Annahme? Das BIP der EU in 2012 liegt mit 16.584.007 Mio US-$ sogar höher als das BIP der USA mit 15.684.750 US-$ - also kann man von gleichstarken wirtschaftlichen Partnern sprechen.

Auch die BIP-Entstehung nach Sektoren (Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistungen), d.h. die BIP-Struktur, ist durchaus vergleichbar.

Wir sind der Auffassung, dass Freihandelsabkommen für beide Partner umfangreiche Chancen bieten, deren Wahrnehmung im internationalen Wettbewerb unbedingt erforderlich ist.

Europa steht vor großen Herausforderungen, auch mit Blick auf den Euro, aber eine wirtschaftliche Abschottung Europas wäre ein bedeutender Schritt ins wirtschaftliche und politische Abseits.
****imu Mann
1.296 Beiträge
@Nomadenpaar
Ich habe hier eine Meinung geäußert, aber nicht abgestimmt. Inzwischen merke ich, dass das Thema extrem komplex ist und dass man es mit einem einfachen Ja oder Nein nicht beantworten kann, ja dass es schwierig ist, so auf die Schnelle ein Urteil zu fällen.

Handelsbeschränkungenn haben immer zwei Seiten. Auf der einen Seite kann es bornierter Protektionismus sein, der allen schadet und ein gesundes Wirtschaften behindert.

Auf der anderen Seite können Beschränkungen und Regulierungen auch Ungerechtigkeiten ausgleichen, geografische und soziale Unterschiede berücksichtigen und Schwächere schützen.

So ein Abkommen hat ja nicht nur rein auf den Handel beschränkte Auswirkungen. Es geht auch um Umweltstandards, juristische Fragen und - wie shiva_70 erwähnt hat - auch um kulturelle Werte.

Gerade gibt es einen Fall, wo ein ausländischer Energiekonzern die Bundesrepublik verklagen will, weil er durch die hier herrschende Ablehnung des Frackings seine Wettbewerbsfäigkeit behindert sieht.

Ein zentraler Aspekt bei der Sache ist für mich die Gentechnik. Dabei geht es für mich nicht vorwiegend um die Frage, ob solche Lebensmittel ungesund sind oder das ökologische Gleichgewicht stören.
Der entscheidene Punkt ist für mich, dass durch die damit verbundene Patentierung von Erbgut die Industrie die totale Kontrolle über unsere Nahrung an sich reißen will. Da gibt es für mich Parallen zu der von mir erwähnten Privatisierung der Wasserversorgung.
Wir können ohne Autos überleben, ohne Handys und auch ohne Fernseher, aber nicht ohne Brot und Wasser. In Europa wird (noch) viel stärker als in den USA gesehen, dass der Schutz dieser lebensnotwendigen Güter wichtiger ist als ökonomische Vorteile.

Abschließend komme ich zur Erkenntnis, dass zur Beantwortung dieser Frage ganz viele Detailfragen beantwortet bzw. erst einmal gestellt werden müssen. Warum ich zuerst spontan die Sache angelehnt habe hat vermutlich einen speziellen Grund.
Ich habe das Gefühl, dass aus den USA und ihrem europäischen Vorposten Großbritannien eine extreme Tendenz ausgeht, die Welt zu kontrollieren und zu steuern, wobei man selbst aber frei bleiben möchte. Ein Freihandelsabkommen könnte dazu benutzt werden, dies voran zu treiben.
Ein zentraler Aspekt bei der Sache ist für mich die Gentechnik. Dabei geht es für mich nicht vorwiegend um die Frage, ob solche Lebensmittel ungesund sind oder das ökologische Gleichgewicht stören.
Der entscheidene Punkt ist für mich, dass durch die damit verbundene Patentierung von Erbgut die Industrie die totale Kontrolle über unsere Nahrung an sich reißen will.

Genau das ist der Punkt.Jedes Handelsabkommen, das die Anwendung des Patentrechtes auf Leben etabliert(tierisch,pflanzlich), führt dazu, daß die gesamte Landwirtschaft und sonstige Lebensmittelproduktion in totale Abhängigkeit von wenigen Konzernen gerät.

Wer das zuläßt hat nicht begriffen worum es grade geht.

Darüber hinaus hätte ich keine Bauchschmerzen mit Freihandelsabkommen, weil wir nunmal einen sportlichen Außenhandelsüberschuß haben und die USA ein Defizit.
Mir fiele auf Anhieb nicht ein wo uns das größere Probleme machen sollte.

Ich denke allerdings daß genau die geforderten Genpatente der Grund sind, warum die USA derzeit so massiv "werben".
*******paar Paar
502 Beiträge
@ mwalimu

Ich verstehe deine Bedenken durchaus. Grund für meinen Beitrag war insbesondere auch, dass ich eine deutliche Einseitigkeit der Aussagen, Vereinfachungen gepaart mit einem pauschal formulierten Antiamerikanismus wahrgenommen habe.

„Handelsbeschränkungenn haben immer zwei Seiten. Auf der einen Seite kann es bornierter Protektionismus sein, der allen schadet und ein gesundes Wirtschaften behindert.“

Das ist richtig, daher hinkt ja auch das genannte Beispiel Argentinien und Mexiko.
Wir haben gleich starke Partner mit durchaus vergleichbaren Produktionsstrukturen und da spricht m.E. wenig gegen eine Partnerschaft.

Es ist ja auch nicht so, dass Europa ein Freihandelsabkommen mit den USA diktiert bekommt, sondern das Abkommen eben Verhandlungssache ist. Die USA trifft auf ein Europa der Rechtsstaatlichkeit. Du wirst kein Abkommen durchsetzen können, dass sich nicht in Einklang mit einer fundierten rechtlichen Grundlage befindet - auch wenn dies vielleicht sogar manchen europäischen Politiker bekümmern wird.

„Gerade gibt es einen Fall, wo ein ausländischer Energiekonzern die Bundesrepublik verklagen will, weil er durch die hier herrschende Ablehnung des Frackings seine Wettbewerbsfäigkeit behindert sieht.“

Soll er es tun und wenn sein Anliegen nicht den entsprechenden Rechtsgrundlagen entspricht, wird er scheitern. Aber es ist gerade unsere Stärke in Deutschland und in Europa, dass er es tun kann. Wir brauchen uns nicht ängstlich abzuschotten, sondern begegnen den Herausforderungen auf der Grundlage unserer Rechtsstaatlichkeit. Daher ist mir wirklich nicht bange. Denk an die gigantischen Strafen Europas gegen US Konzerne wie Microsoft verhängte.

„Der entscheidene Punkt ist für mich, dass durch die damit verbundene Patentierung von Erbgut die Industrie die totale Kontrolle über unsere Nahrung an sich reißen will. Da gibt es für mich Parallen zu der von mir erwähnten Privatisierung der Wasserversorgung.“

Hier verlaufen die „Frontlinien“ allerdings nicht grundsätzlich zwischen den USA und Europa. Eine Vielzahl von Hybridkartoffeln unterliegen z.B. dem Patent deutscher Firmen wie KWS. Die Privatisierung der Wasserversorgung ist ein europäisches Thema und wird uns nicht von den USA aufgezwungen. (Zur Privatisierung der Wasserversorgung ließe sich so manches sagen, wäre aber in diesem Zusammenhang off-topic.)

„Ich habe das Gefühl, dass aus den USA und ihrem europäischen Vorposten Großbritannien eine extreme Tendenz ausgeht, die Welt zu kontrollieren und zu steuern..“

Ich gebe dir durchaus recht in diesem Punkt. Ich halte es auch nicht für eine Tendenz, sondern für ein deutlich formuliertes strategisches politisches Ziel. Dies bezeichnet man auch als unilaterale Wertegemeinschaft. GB würde ich als Ruderboot der USA gar nicht so sehr in Betracht ziehen.

Es muss Dir aber auch klar sein, dass für den Fall, dass wenn du eine multilaterale Position beziehst, Du auch unsere Werte nicht mehr transportieren kannst. Wenn Du von den Werten des Good Governance, der guten Regierungsführung, sprichst, d.h. u.a. Rechtsstaatlichkeit, Nachhaltigkeit, Verbot der Kinderarbeit etc., dann verzichtest du darauf, diese Werte künftig verbindlich in Handelsabkommen festzuschreiben.

Multilateralität bedeutet auch, dass sich Europa nicht mehr in die Angelegenheiten anderer Staaten z.B. im Good Governance Bereich einmischen darf, sondern Nachhaltigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Kinderarbeit als innere Angelegenheiten der jeweiligen Staaten betrachtet.

„wobei man selbst aber frei bleiben möchte.“

Auch dieses Problem ist wiederum sehr vielschichtig. In manchen Punkten würde ich mich „man“ zurechnen, in anderen Punkten nicht. Schon mit Blick auf die europäische Verwaltung und ihrer Politik, die mich betrifft, möchte ich häufig gerne „frei“ bleiben.

Ich sehe allerdings auch, dass vor 200 Jahren manche Leute in einem deutschen Fürstentum ähnlich gedacht haben und heute können wir uns nicht vorstellen wie es wäre, wenn wir alle 30 km eine Zollgrenze passieren müssten.

„Ein Freihandelsabkommen könnte dazu benutzt werden, dies voran zu treiben.“
Da bin der festen Überzeugung, dass wir uns nicht abschotten können und sollten, wenn wir wirtschaftlich international wettbewerbsfähig bleiben wollen. Wir brauchen eine offene Gesellschaft, offenen Dialog und eine starke internationale Verknüpfung.

@ ofinterest11 weist darauf hin, dass unter diesen Gesichtspunkten die USA für die EU ein lohnender Partner ist.

Aus meiner Kenntnis bilateraler Handelsabkommen mit unterschiedlichen Staaten habe ich den Eindruck gewonnen, dass die EU sich nie unter Preis verkauft hat und ihre Wertvorstellungen auch in den Abkommen verankert hat. So sie es getan hätte, was sie vielleicht sogar manchmal gerne getan hätte (um die Verhandlungen zu vereinfachen und die Ergebnisse zu verbessern), wäre eine entsprechende Klageflut die Folge gewesen.
****imu Mann
1.296 Beiträge
@nomadenpaar
Ich glaube nicht, dass die EU und USA gleiche Verhandlungspartner sind. Die USA haben ein klares Konzept, eine klare Strategie und sprechen und handeln mit einer Stimme. Die EU hingegen ist eine im Entstehen begriffene Staatengemeinschaft mit nationalen Empfindlichkeiten und Eitelkeiten, wo jede Kleinigkeit endlos durchdiskutiert werden muss (ich übertreibe jetzt mal ein bisschen).

Dass die USA im Verhandeln sogar besser sind wie EU-Einzelstaaten zeigt ihr Umgang mit der Schweiz über das Bankgeheimnis. Sie haben denen ein knallhartes Abkommen vor den Latz geknallt und die mussten zustimmen. Die Deutschen hingegen hätten sich ums Haar mit einem Abkommen übern Tisch ziehen lassen, das mehr Schlupflöcher hat als ein Schweizer Käse.
*******paar Paar
502 Beiträge
...aber zwischen den USA und Deutschland existiert ein funktionierendes Abkommen zum Bankendatenaustausch d.h. zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung und des Schwarzgeldes.

Außerdem ist "löchrige Käse Abkommen" Deine Wertung, der ich so einfach nicht folgen kann. Das Abkommen hätte dem dt. Fiskus mehr als 50 Mrd.€ eingespielt, wogegen jetzt weiterhin Hehlerware (Rechtsstaatlichkeit?) mit außerordentlich geringen "Erträgen" erworben wird. M.E. war das Kippen des Entwurfs im Bundesrat ein Stück Wahlkampf der Opposition zu Lasten der deutschen Finanzhaushalte. (Aber Off-Topic)

Wenn Du andere bereits geschlossene Handelsabkommen mal anschaust, siehst Du schon, dass die EU ihre Interessen zielorientiert und zu ihrem Vorteil verfolgt. Daher bleibe ich der Auffassung, dass die EU und USA durchaus Verhandlungspartner auf Augenhöhe sind. *g*
Außerdem ist "löchrige Käse Abkommen" Deine Wertung, der ich so einfach nicht folgen kann.

Dabei geht es aber nunmal um Wertungen.

Natürlich steckte hinter der Ablehnung Wahlkampf.
Das ändert nichts daran, daß man manche Signale nicht aussenden darf und das Abkommen war eines, daß dem "kleinen Mann" vermittelt, daß Volkswirtschaft über der Moral steht und daß ab einer bestimmten Summe kriminelle Energie nicht mehr das Maß für die Höhe der Strafe bzw. die Vehemenz der Verfolgung ist.

Der soziale Frieden und die Sicht auf die Politik ordnen sich pragmatischen Rechnereien nunmal nicht unter.

Ich glaube es war clever das zu kippen, jenseits von Moral.
*******paar Paar
502 Beiträge
@ ofinterest11

Kann ich durchaus gelten lassen. Eben wie so häufig letztlich eine Frage der jeweiligen Perspektive...Deine aus der Sicht der sozialen Stabilität, meine aus der Sicht einer volkswirtschaftlichen Rechnung. Was letztlich zum Zuge kommt, entscheiden die politischen Machtverhältnisse.

Lassen wir den rechtlich ungeklärten Akt des Ankaufs von Hehlerware aussen vor, aber kommt noch ein Jurist hinzu, kann er uns den Akt der Hehlerei, aus seiner Perspektive, z.B. als gerechtfertigtes Vorgehen vergleichbar der Kronzeugenregelung oder der Staatsräson erläutern. *zwinker*

Doch im Sinne unserer Unterhaltung zum Thema Freihandelsabkommen war mir wichtig, dass sich m.E. Deutschland nicht hat über den Tisch ziehen lassen, sondern es von deutscher Seite durchaus so beabsichtigt war wie es der Entwurf vorsah...bis er schließlich gekippt wurde. *g*
****imu Mann
1.296 Beiträge
Verhandlungen
Meiner Meinung nach ist das Beispiel mit der Schweiz nicht OT, weil es zeigt, wie Verhandlungen geführt werden.
Die Amerikaner haben konsequent und zielstrebig verhandelt und da gab es offensichtlich innenpolitisch keine großen Widerstände, obwohl es auch dort eine Opposition gibt, die alles ins Visier nimmt, das was hergibt.

Ich kann @*******est Recht geben, allerdings würde ich das Wort "clever" durch etwas Schwächeres ersetzen. Clever wäre gewesen, so wie die USA von Anfang eine innenpolitisch konsensfähige Forderung durchzusetzen. Die jetzigen Situation ist nicht gerade optimal und der Kauf von CD' ist wirklich nicht das geeignetste Werkzeug zur Steuereintreibung.

Die Selbstanzeige von Hoeneß, der bei einem Zustandekommen des geplanten Abkommens glimpflich davongekommen und vor allem anonym geblieben wäre, zeigt aber, dass die Ablehnung dieser schwachen Form des Abkommens nicht ganz falsch war. Auch das überfällige Einlenken von Luxemburg und Österreich ist vermutlich dadurch beeinflusst worden.

Wenn es die EU schaffen würde, mit den USA genauso knallhart zu verhandeln, wie die USA mit der Schweiz, sähe ich die Sache etwas positiver.

PS:
Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob wir uns hier (mich eingeschlossen) bei solchen Diskussionen so sehr weit über Stammtischniveau bewegen *mrgreen*
Die Amerikaner haben konsequent und zielstrebig verhandelt und da gab es offensichtlich innenpolitisch keine großen Widerstände, obwohl es auch dort eine Opposition gibt, die alles ins Visier nimmt, das was hergibt.

Das kann man nicht ganz vergleichen, weil es in den Staaten ein paar politische heilige Kühe gibt, an denen sich niemand zu rütteln traut.
Das Waffenrecht gehörte bisher z.B. dazu.

Obama kann die Steuern nicht ohne politischen Schaden im Land erhöhen, aber er steht gut da, wenn dem amerikanischen Steuerrecht im Ausland Geltung verschafft und Amis müssen nunmal ihre Steuern zu Hause bezahlen, auch wenn sie woanders wohnen.

Das ist bei Deutschen anders und die Machtverhältnisse im Bundesrat sind hier auch andere, wobei auch die politischen Gräben viel größer sind.

Nimm mal die Linke und die CSU und such dafür Äquivalente in der (aktiven) amerikanischen Politik.
*****_70 Mann
949 Beiträge
Themenersteller 
@*******paar

das „PRO“ ist sehr kurz und undifferenziert

Das lag daran, dass meine Fantasie für weitere „PRO-Argumente“ nicht ausreichte!
Ich hoffte allerdings, dass weitere STICHHALTIGE „Pro-Argumente“ genannt werden (natürlich mit logischer Begründung – bisher leider Fehlanzeige!).

Hauptargumente der Befürworter bisher (kurz und bündig - auf den Punkt gebracht):
• mehr Wachstum
• mehr Exporte
• mehr Beschäftigung und dadurch wieder mehr Beschäftigung in Europa


Auch den Hinweis auf die Grünen-Fraktion verstehen wir nicht so recht, …

Hier muss man auch nichts verstehen, diese Bemerkung stellte nur eine Tatsache dar und kann beachtet werden aber muss nicht zwangsläufig beachtet werden. Bzw. diese Nachricht kann eventuell eine Entscheidungshilfe für denjenigen sein, welche sich entweder für oder gegen ein solches Abkommen aussprechen (dies muss aber nicht zwangsläufig so sein).
(Genauso kann die Nachricht, dass europäische Filmemacher bei Brüssel schon eine Ausnahmeregelung erzielt haben - EU-Handelskommissar Karel De Gucht versicherte in einer Pressemitteilung, dass „die kulturelle Ausnahme nicht zur Verhandlung steht.“ - beachtet werden, muss aber nicht zwangsläufig beachtet werden)


… kein Beispiel für Meinungsunterschiedlichkeiten der EU und der USA.

Aber ein Beispiel dafür, dass es bei mehreren Verhandlungspartnern immer Meinungsunterschiede und verschiedene Interessen gibt – so auch zwischen der EU und den Vereinigten Staaten von Amerika.

Bsp.:

Mit Chlor desinfiziertes Hähnchenfleisch, geklonte Rinder und mehr gentechnisch veränderte Lebensmittel – all das drohe den europäischen Verbrauchern wegen des angestrebten Freihandelsabkommens der EU mit den USA.
Das fürchtet ein Bündnis aus 22 Nichtregierungsorganisationen (NGO), das sich gegen die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten ausspricht. „Mit der geplanten Marktöffnung sind alle Errungenschaften des europäischen Verbraucherschutzes in Gefahr“, sagte Bernd Voß, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, die Teil des Bündnisses ist.

Im Zusammenhang mit den Gesprächen über ein mögliches Transatlantisches Freihandelsabkommen (TAFTA) zwischen der EU und den USA warnt die deutsche Geflügelwirtschaft davor, durch eine Öffnung des europäischen und deutschen Marktes für US-Importprodukte extrem ungleiche Standards in der Erzeugung von Geflügelfleisch und Eiern zuzulassen. „Die hohen deutschen Erzeugungsstandards dürfen nicht durch den Import von US-Ware mit deutlich niedrigeren Standards ausgehebelt werden", fordert Rainer Wendt, Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH).

„Chemikalienbad ist für ein Naturprodukt wie Geflügelfleisch absolut undenkbar"

Entsprechend deutlich ist die deutsche Geflügelwirtschaft mit ihrer Forderung: „Es darf kein chemisch behandeltes Geflügelfleisch aus den USA auf den deutschen oder europäischen Markt gelangen, und hier erwarten wir auch die volle Unterstützung durch den deutschen Bundeswirtschaftsminister."

Auch Eierwirtschaft ist besorgt: „Verlässliche Kennzeichnung umso wichtiger"
In den USA gelten für die Haltung von Legehennen deutlich niedrigere Standards als in Deutschland.


Wenn aber nun die USA mit einer Kennzeichnung nicht einverstanden ist soll Deutschland dann seine Standards herabsetzen? Soll dann das Abkommen nicht zustande kommen?

Karel De Gucht „träumt“ schon davon, dass Transatlantische Standards zu Weltstandards werden könnten (Das bedeutet, dass unsere Produzenten und Firmen keine zusätzlichen Kosten mehr haben werden, wenn sie für die Fülle der verschiedenen Vorschriften in der gesamten Welt produzieren. So Karel De Gucht). Bezogen auf Lebensmittel wäre das dann wohl eher ein Katastrophe!).

Viele Deutsche wollen keine genmanipulierten Lebensmittel!
Was aber, wenn ein Abkommen getroffen wird und nicht gekennzeichnete, genmanipulierte Lebensmittel auf den deutschen Markt gelangen?
Haben dann kritische deutsche Verbraucher einfach nur Pech gehabt?

(Die amerikanische Industrie spricht sich gegen eine Kennzeichnung aus!)

Bezüglich Lebensmittel:
Wäre da es nicht sowieso viel klüger auf heimische Produkte zurückzugreifen als (in Vergleich zu deutschen Produkten) minderwertige Ware aus den USA zu importieren?


******************************************************************

Was könnten die Amerikaner überhaupt an innovativen, hoch qualitativen Produkten anbieten?

Wird ein solches mögliche Handelsabkommen nicht geradezu gnadenlos überschätzt?

Wer profitiert mehr von einem solchen Abkommen und wer sind eventuell die Verlierer?

Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung und des ifo Instituts zeigt, dass von einem solchen Abkommen vor allem die Amerikaner profitieren könnten:

"Die Umleitungseffekte des Handels in Europa die sind doch relativ gravierend bei einem tief greifenden Abkommen. Und das wirkt sich dann auch auf diese aggregierten Werte aus, sodass die USA dann deutlich mehr profitiert."

Verlierer wären die jeweiligen großen Handelspartner außerhalb, vor allem Mexiko und Kanada als auch Norwegen und die Türkei. Sie könnte man frühzeitig mit einbinden. Das sollte auch für die Entwicklungsländer gelten, meint Bertelsmann-Experte Schoof:

"Dann gibt es die andere Gruppe der Verlierer, das könnten Entwicklungsländer sein in Nordafrika oder Zentralamerika. Und da muss man halt schauen, wie man diese Länder in multilaterale Verhandlungen, wie beispielsweise Doha das versucht hatte, stärker einbindet und vielleicht auch Kompromissbereitschaft zeigt, weil man sehen wird, dass diese Länder, zumindest kurzfristig, nicht von so einem Abkommen profitieren werden."

Sollte die EU nicht zuerst die bisherigen Probleme in den Griff bekommen bevor über ein Handelsabkommen mit den USA nachgedacht wird?
Oder würde ein solches Handelsabkommen dafür sorgen, dass die bisherigen Probleme in der EU dadurch vermindert werden?


Hierzu die Bertelsmann-Stiftung:

"Ein Abkommen würde die wirtschaftlichen Gräben in Europa nicht weiter vertiefen. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass der Handel innerhalb des europäischen Binnenmarktes eher zurückgehen wird. Wenn man jetzt natürlich mehr insbesondere transatlantisch handelt, mit den USA handelt. Und da könnte man natürlich politisch die Frage stellen, inwieweit das Konsequenzen hat auf den politischen Integrationsprozess in Europa, weil die Staaten eben etwas unabhängiger werden vom europäischen Binnenmarkt."

Wenn schon ein Handelsabkommen warum dann ausgerechnet mit einer Volkswirtschaft, welche selber enorme Schwierigkeiten hat? Warum nich mit einer Volkswirtschaft mit „mehr Potential“, wie z.B. China?

******************************************************************

Würde das Einkaufen in den USA einfacher?
Hier gehen die Meinungen auseinander. Letztlich hängt es wohl von den endgültigen Vereinbarungen ab. Nicht jedes Freihandelsabkommen ist gleich.

Wie sieht die derzeitige Regelung aus?
Bisher kann - trotz günstigen Dollar-Kurses - eine Shopping-Tour in New York oder die Bestellung übers Internet im Nachhinein ziemlich teuer werden. Für Heimkehrer von USA-Reisen gilt bis zu einem Warenwert von 430 Euro eine Freimenge. Dann werden Mehrwertsteuer und Zoll in unterschiedlicher Höhe fällig: Jeans werden anders berechnet als Computer. Bis 700 Euro gilt eine Pauschalregel von 17,5 Prozent. Wer nicht zahlen will und sich am Flughafen beim Schmuggeln erwischen lässt, hat richtig Ärger.

Würde all dies in einer Freihandelszone künftig wegfallen?
Viele hoffen darauf. Das Argument: Wenn Zölle für Konzerne wegfallen, dann ja wohl auch für Privatleute. Im Finanzministerium dämpft man die Erwartungen. Es handele sich schließlich um ein Handels- und nicht um ein Zollabkommen. Für den privaten Reiseverkehr ändere sich nichts. Die USA seien immer noch ein Drittland. Also wäre oberhalb von Freigrenzen weiter Zoll und Steuer fällig.

Würde tatsächlich vieles billiger?
Möglich, aber nicht sicher. Ohne Zölle, Quoten und andere Handelsbarrieren könnte billiger produziert werden. Gespart würde auch durch einheitliche Standards - zum Beispiel, wenn bei Autos keine unterschiedlichen Rückspiegel, Stoßstangen oder Blinker mehr eingebaut werden müssten, je nachdem, ob es in die USA oder nach Europa geht. Der Präsident des Autoherstellerverbandes VDA, Matthias Wissmann, sagt: „Autos könnten - wenn alle Handelshemmnisse beseitigt werden - um einige hundert Euro günstiger werden.“ Für andere Bereiche ist das ähnlich. Nur: Ob die Konzerne den Preisvorteil an die Verbraucher weitergeben oder als Gewinn einstecken, weiß niemand.

Müssen Europäer jetzt vor Genmais und Chlorhähnchen Angst haben?
Gerade bei der Herstellung von Lebensmitteln gibt es große Unterschiede. Dass Hähnchen mit Chlor desinfiziert, Fleisch mit Hormonen behandelt oder andere Lebensmittel durch Gentechnik verändert werden, ist vielen Europäern ein Graus. Im Gegenzug halten Amerikaner Rohmilchkäse für unhygienisch. Im Agrarbereich werden deshalb besonders schwierige Verhandlungen erwartet. Der Handelsexperte Mirko Klimas vom Verbraucherzentrale Bundesverband sagt voraus: „Es ist nur schwer vorstellbar, dass die USA bereit wären, sich auf das bisherige weitgehende Verbot von gentechnisch veränderten Waren einzulassen.“

Besteht die Gefahr, dass Verbraucherrechte eingeschränkt werden?
In der Europäischen Union wurden die Rechte von Verbrauchern in den vergangenen Jahren deutlich gestärkt. In den USA dagegen sind die Unternehmen immer noch stark im Vorteil. Die Verbraucherzentralen vermuten deshalb: „Die Gefahr, dass Verbraucherrechte wieder abgeschafft werden, besteht. Handelsabkommen zwingen häufig zu Deregulierung. Deshalb müssen die Auswirkungen auf Verbraucher genau geprüft werden.“

Würde zwischen Europa und den USA alles vereinheitlicht?
Gemach, gemach. Selbst wenn man sich über eine Freihandelszone einig wird: Es würde Jahrzehnte dauern, bis die vielen Unterschiede beseitigt wären - angefangen von Auto-Stoßstangen über Crash-Tests bis hin zu den Zulassungsregeln für Tabletten. Der Geschäftsführer des Außenhandelsverbandes BGA, Jens Nagel, meint: „Hier gibt es seit Jahrzehnten unterschiedliche Standards, die sich nicht in wenigen Jahren angleichen lassen.“ Man kennt das aus Europa: In britische Steckdosen passen deutsche Stecker auch nach 40 Jahren Binnenmarkt noch nicht.
*******paar Paar
502 Beiträge
@*****_70

"Ich hoffte allerdings, dass weitere STICHHALTIGE „Pro-Argumente“ genannt werden (natürlich mit logischer Begründung – bisher leider Fehlanzeige!)"

Wir lesen die vermissten weiteren Pro´s schon wie z.B. Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, Verhinderung europäischer Abschottung, Stärkung des unilateralen (werteverbindenen) Lagers etc.

"Aber ein Beispiel dafür, dass es bei mehreren Verhandlungspartnern immer Meinungsunterschiede und verschiedene Interessen gibt – so auch zwischen der EU und den Vereinigten Staaten von Amerika."

Unsere Aussage bezog sich korregierend auf das von Dir beispielhaft genannte Doha-Abkommen. Unterschiedliche Interessen sind natürlich immer da, sonst brauchte es keine Verhandlungen.

Zu den von Dir genannten Beispielen:

Die Skandale der letzten Zeit haben doch deutlich gezeigt, dass die EU auch nicht gerade ein Musterbeispiel für eine als gut zu bezeichnende Nahrungsmittelproduktion darstellt. Hast Du mal den Weg eines deutschen Discounter-Verzehrei´s und die Legehennenproduktion verfolgt...die zieht sich um die ganze Welt...vom Brutei, Ausbrütung (Anfütterung durch Kot), Legehennen, Zerlegung der ausgedienten Legehennen und der daraus resultierenden Produkte (insbesondere Federn und deren Weiterverarbeitung).

Eine mögliche Zulassung der US-Normen ist eben ein Bestandteil der Verhandlungen und nicht mit dem Ergebnis gleichzusetzen.

Die von Dir erwähnten Erzeugerverbände, sind letztlich auch Lobbygruppen, stehen natürlich kritisch eher zu einem Freihandelsabkommen, denn nun kann es zur Konkurrenzsituation. Auf abgeschotteten Märkten lebt es sich häufig angenehmer.

So die US-Produkte so schlecht wie von Dir beschrieben sind, dürfte es für die deutschen Produzenten doch nicht so schwierig sein, sie zu verdrängen und sogar erfolgreich auf dem US-amerikanischen Markt zu bestehen. Im Übrigen haben bereits seit Juni 2012 die EU und USA ihre Öko-Standards gegenseitig als gleichwertig anerkannt.

"Wenn schon ein Handelsabkommen warum dann ausgerechnet mit einer Volkswirtschaft, welche selber enorme Schwierigkeiten hat? Warum nich mit einer Volkswirtschaft mit „mehr Potential“, wie z.B. China?"

Die Bundesrepublik Deutschland und die EU verfügen über eine Reihe von Handelsabkommen. Über die Unilateral als PRO wurde schon berichtet. Die Werte, die dies beinhaltet und die Teil des Vertrages werden, kannst Du mit China nicht exportieren.

Außerdem verfügen China und Deutschland sowie der EU bereits über eine "strategische Zusammenarbeit". Andererseits stehen einem entspannten Verhältnis noch zahlreiche Hemmfaktoren entgegen wie das EU-Waffenembargo, Menschenrechtsfragen, festgelegte Wechselkurse, Verletzung der Eigentumsrechte u.v.m.

Andererseits ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien steht, nach langjährigen Verhandlungen, kurz vor dem Abschluss und beinhaltet eine Vielzahl von Bedingungen, Ausschlußklauseln etc. und es sind diese Bedingungen und die Zeiträume ihrer Umsetzung, die dem Verbraucherschutz entsprechend Rechnung tragen sollen und können.

Globalisierung vollzieht sich eben Schritt für Schritt, und diese Schritte brauchen Zeit, und das ist u.E. auch gut so. Etwas Mut und Risiko gehört bei neuen Projektvorhaben wohl immer dazu. *g*
*******use Mann
3.197 Beiträge
Zwiespältig
sehe ich dieses Abkommen, so daß ich auch (bisher) nicht abstimmen konnte.
Gerade beim schon angesprochenen Thema Lebensmittel wird dies deutlich.

Einerseits sehe ich auch gentechnisch veränderte Lebensmittel aus den USA
als Problem -insbesondere Soja und Mais.
Aber so wird in den USA zB. auch gerade über die Zulassung von gentechnisch verändertem Lachs diskutiert.

Andererseits hat @*******paar ja bereits angedeutet, daß die Qualität von Lebensmitteln in der EU auch keineswegs durchweg so hoch ist, wie oft vermutet.

Wie sieht es denn aus mit der Kennzeichnungspflicht gentechnisch veränderter Lebensmittel in der EU ?
Nicht kennzeichnungspflichtig:
• Bestandteile bis zu 0,9%
• Lebensmittel +Zutaten, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Organismen
erzeugt werden
• Zusatzstoffe, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Organismen erzeugt
werden -zB. Farbstoff Riboflavin (Vitamin B2) oder der Geschmacksverstärker
Glutamat
• Enzyme und andere techn. Hilfsstoffe müssen überhaupt nicht deklariert werden
( zB der "Kleber" für Formschinken) -also auch nicht, wenn sie gentechnisch
verändert sind.
Selbst das Fleisch eines Schweins, daß zu 100% mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurde, wäre nicht kennzeichnungspflichtig !
Und diese Pflanzen werden reichlich produziert -auch in den USA.

Was mich zuversichtlich stimmt:
40% des EU -Haushalts sind Agrar -Subventionen. Das spricht für die Stärke der Lobby, die uns wohl davor bewahren wird, "über den Tisch gezogen" zu werden.

Nur welche Lobby haben die Verbraucher in beiden Märkten ?

So neige ich gegenwärtig zum Contra... *gruebel*
Die Lebensmittelqualität ist ja auch nicht der Punkt, sondern die patentrechtliche Problematik der Gentechnik.
Darin sehe ich den Hauptgrund für das Drängen der Amis.
*******paar Paar
502 Beiträge
@ Träumer

Danke für Deine Darstellung der Kennzeichnungspflicht im EU-Raum. Glutamate werden mittlerweile zumeist durch den gültigen, aber nicht korrekten Zusatz von Hefen ersetzt.

Auch wir sehen die Gefahr der EU über den Tisch gezogen zu werden ebenfalls als eher gering an.

"Nur welche Lobby haben die Verbraucher in beiden Märkten ?"

Das ist immer der strukturell verankerte Knackpunkt, der kaum Berücksichtigung findet. Lobbying ist ein wesentliches Merkmal in der Demokratie und dient offiziell zur Produkt- und Verfahrensinformation der politisch Verantwortlichen. Da haben wir vermutlich alle unsere berechtigten Zweifel!

Dieser sog. Informationsprozess korreliert insbesondere mit Finanzstärke, Marktmacht und Arbeitsplätzen. Da die Verbraucher ihre Interessen durch die gewählten Volksvertreter repräsentieren, besitzen die Verbraucher i.d.R. keine nennenswerten Lobbygruppen. Gleiches gilt auch für Gruppen in sozialen Brennpunkten. Wie damit umgehen?
*******use Mann
3.197 Beiträge
@*******paar:

Ja, die Lebensmittel sind dann werbewirksam mit "frei von Geschmacksverstärkern"
gekennzeichnet und enthalten Hefe, die Glutamat enthält und ist der Hefe -Anteil
geringer als 0,9 % ,kann diese auch gentechnisch verändert sein, ohne gekennzeichnet zu sein.

So werden Verbraucher schon jetzt über den Tisch gezogen.
Ich befürchte also, daß nicht die Eurpopäische Industrielle Landwirtschaft, sondern die Verbraucher (noch mehr als bisher) über den Tisch gezogen werden.

Mein Eindruck ist aber auch, daß auch Kleinproduzenten (zB. Bio -Bauern), eher Nachteile von solchen Abkommen haben, da Großkonzerne mehr profitieren und so die Wettbewerbsfähigkeit der Kleinen sinkt.
Oder ist dieser Eindruck falsch ?
*******paar Paar
502 Beiträge
@träumer8864
"Mein Eindruck ist aber auch, daß auch Kleinproduzenten (zB. Bio -Bauern), eher Nachteile von solchen Abkommen haben, da Großkonzerne mehr profitieren und so die Wettbewerbsfähigkeit der Kleinen sinkt. Oder ist dieser Eindruck falsch ?"

Die Betriebe der echten, qualitativ hochwertig produzierenden, Kleinproduzenten, häufig Bio-Bauern, befinden sich i.d.R. sowieso in vergleichsweise desolaten Situationen. Zumindest die, die ich kenne. Bio ist mittlerweile ein verwässerter Begriff (wie auch Nachhaltigkeit) und vieles, wo mittlerweile Bio drauf steht, hat wenig mit Bio zu tun. Das sind die profitablen Bereiche, die gleichfalls hohe Subventionsempfänger sind.

Die weltweite Landwirtschaftsentwicklung (und da macht Deutschland keine Ausnahme) geht vom Kleinbauernhof hin zu einer hochtechnisierten Agro-Industrie. Ein Bsp. in Deutschland sind die Großbetriebe in Ost-Deutschland z.B. in der Region der Magdeburger Börde. Dies entspricht auch dt. und europäischer Landwirtschaftspolitik. Ca. 8 % der Betrieb bewirtschaften mittlerweile fast 60% der Agrarfläche. Der Beitrag der dt. Landwirtschaft zum BIP beträgt knapp 1%.

Klein-Bauern haben mit oder ohne Abkommen m.E. kaum realistische Überlebenschancen - so traurig es vielleicht auch ist.
****imu Mann
1.296 Beiträge
Leider...
trifft das von @*******paar Gesagte zu, auch wenn ich da ein bischen mehr Hoffnung habe.
Verursacher dieser Situation sind aber wir alle. Wer knapp bei Kasse ist kauft lieber billig als Qualität und wer etwas mehr ausgeben kann wählt lieber etwas Luxus als wirkliche Bio-Qualität.
Selbst Bio-Freaks wählen statt echter Qualität wie Demeter oder Bioland lieber Pseudo-Bio von Aldi ind Co. Ich muss mich da leider mit einschließen.

Zu diesem Qualitäts-Aspekt kommt aber die besonders von Ofinterest erwähnte Patentfrage. Besonders Bio-Bauern nehmen oft ihr Saatgut nach traditioneller Bauernart von ihrer eigenen Ernte bzw. haben ihre internen Bezugsquellen. Das ist den Konzernen ein Dorn im Auge und sie unternehmen enorme Anstrengungen diese Praxis zu unterbinden, sowohl mit ihrer wirtschaftlichen Macht als auch durch politische Lobbyarbeit.

Um wieder zum Thema zurückzukommen vermute ich, dass diese ganzen Tendenzen, die jetzt schon nicht sehr erfreulich sind, zunehmen werden, wenn amerikanische Konzerne sich bei uns breitmachen können.
*****_70 Mann
949 Beiträge
Themenersteller 
Der Markt gentechnisch veränderter Pflanzen wird dominiert von Giganten wie der US-amerikanischen Monsanto und der Schweizer Syngenta. Mendel arbeitet intensiv mit dem Gentechnik-Riesen Monsanto als Genlieferant zusammen und kann deren Patente nutzen. Über diesen Weg haben die Deutschen mit Ornamental Bioscience ebenfalls Zugang zu den wichtigen Patenten. "Monsato liefert die Technologie zum Einbau der Gene, Mendel die Gene und Selecta den Genpool", sagt Klemm.

"Die größten Herausforderungen sind Auflagen und Regulierungen", sagt Michael Fernandez, Direktor der Pew Initiative of Food and Biotechnolgy. Die Initiative ist ein Projekt der Universität von Richmond, Virginia. Ihr Ziel: Den Dialog über gentechnologisch veränderte Pflanzen voranzutreiben.



Und genau diese Auflagen und Regulierungen würden höchstwahrscheinlich bei einem Handelsabkommen zwischen den USA und Europa wegfallen.

Großkonzerne wie Monasanto könnten ihre Produkte (eventuell) ohne jegliche Beschränkungen auch in Deutschland vertreiben. Und genau dies genmanipulierten Pflanzen erregen aber jetzt schon Ärger bei den Bürgern.


*****_70 Mann
949 Beiträge
Themenersteller 
Interaktive Gesprächsrunde (Thema: „Handelsabkommen zwischen den USA und Europa“):

Diesen Sommer sollen die Verhandlungen über ein umfassendes Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA beginnen. In dem 14 Seiten umfassenden Entwurf für ein Verhandlungsmandat frohlockt die EU-Kommission, eine umfassende Liberalisierung des transatlantischen Handels sei „die vielversprechendste Option für Europa, was Wachstum, Exporte, Beschäftigung und Löhne" betreffe.

Im Verhandlungsmandat soll es keine "roten Linien" geben. Alle sensiblen Bereiche der europäischen Wirtschaft sollen verhandelt werden dürfen: von den audiovisuellen Medien über Bildung, Gesundheit, öffentliche Auftragsvergabe, kommunale Unternehmen, Wasserversorgung bis hin zu Datenschutz, Internet-Freiheit, Landwirtschaft, Energie und Transport. Die europäischen Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsstandards stehen zur Disposition.

Nicht nur beim globalisierungskritischen Seattle-to-Brussels Netzwerk der NGOs läuten die Alarmglocken. Auch alle großen Gewerkschaften fordern Transparenz und eine Änderung des Verhandlungsmandats für die Kommission, um sozial-ökologische Zielstellungen zu schützen und politische Handlungsfreiheit nicht dem Investorenschutz zu opfern. Mitte Juni wird der Rat über das Mandat entscheiden.

Teil 1:

Teil 2:

Teil 3:

*******paar Paar
502 Beiträge
Also so richtig verstehe ich diesen Tread nicht:

Der Themensteller setzt das Thema "Geplantes Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA ein Fluch oder ein Segen?" ein und setzt gerade in seinen letzten Beiträgen fast nur noch Fremdzitate und Filmchen irgendwelcher Experten ein, die seine Auffassung anscheinende betätigen. Dazu ergänzend nur die eigene Aussage, dass das Szenario eines dieser Experten "höchstwahrscheinlich" eintreten werde.

So dieser Stil von den anderen Teilnehmer übernommen würde, könnten wir doch gleich eine Stellvertreterdiskussion führen, was m.E. allerdings wohl kaum im Sinne eines Diskussionstreads sein kann.

Warum sich also die Mühe machen und Zeit investieren, um selbst längere Beiträge zu schreiben und einige Positionen selbst zu vertreten und zu verteidigen? *oh2*

Viel Spass noch dabei.

André *undwech*
Evtl. reicht ein anti -US thread nicht, oder so.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Gruppen-Mod 
*modda*

Ich möchte darum bitten, auch in Anbetracht der Tatsache, dass manche von uns diesem Thread an einem Smartphone oder anderem Mäusebildschirm folgen, lieber weniger, und dafür eigenes, als ständig wiedergekäute Expertenmeinung zu bringen.

Wer diesen Schachtelsatz versteht, hat die Zwischenprüfung für die Akademiker bestanden!
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