Nachdenken hilft, ist aber selten...
Begriff wie System der Sozialen Marktwirtschaft war eine rein deutsche Erfindung, die uns lange Zeit wirtschaftliche Prosperität und sozialen Zusammenhalt gebracht hat, bei einigermaßen "gerechter" (was heißt das schon?) Verteilung des Wohlstands.
Mit dem Niedergang der DDR und der UDSSR, eigentlich des gesamten "Ostblocks" und mit immer stärkerer Internationalisierung besser: Globalisierung und der gleichzeitigen Umverteilung von unten nach oben, in der "bleierne Zeit" der Kohl Ära, welche künstlich verlängert wurde durch den Fall der Mauer, gab es kein politisches System mehr, welches zumindest theoretisch, Verbesserungen der Gesellschaft versprochen hätte, vielmehr führte die Lage zu einem Überlegenheits- und "Alles-ist-gut-Gefühl". Derzeit hat es sich in Richtung "Zumindest-ist-es-nirgendwo-besser-Gefühl" gewandelt. GENAU DAS war auch das einzige Wahlkampfthema der Union: Eigentlich geht es uns doch ganz gut....
Und dabei wird absichtsvoll und stillschweigend unterschlagen, dass Zeitarbeit eben nicht zur Abdeckung von Auftragsspitzen dient, sondern ganze Branchen ihre Belegschaft in großen Teilen "outgecourct" haben. Natürlich zu ganz anderen Tarifen, mit wenig bis keiner Sicherheit und dem gut geschürten Gerücht, dass man nur fleißig genug arbeiten müsse, dann habe man eine Festanstellung schon so gut wie sicher. Irgendwann...
Der praktische Nebeneffekt ist der, dass gleiche Arbeit 30 - 70 % (!) schlechter bezahlt wird, dass unser Sozialsystem vor dem Kollabs steht, weil durch geringere Gehälter natürlich auch weniger in die Sozialkassen fließt. (Arbeitslosenversicherung, Krankenkassen, Rentenkassen, Steueraufkommen insbesondere der Kommunen)
Gleichzeitig gibt es Europaweit kein Land mit sovielen prekären Arbeitsverhältnissen und Menschen, die von dem Verdienst ihrer 40 Stunden Woche nicht leben können, was nichts anderes bedeutet, als dass sie sich dieser entwürdigenden Situation stellen müssen, durch Transferleistungen des SGB II unterstützt zu werden und selbst dann nur das absolute Lebensminimum zu haben.
Ich erspare mir jetzt die hieraus resultierenden Folgen für den Alltag und die gesundheitliche und besonders psychische Entwicklung von Millionen Kindern heraus zu stellen. Ich denke es erklärt sich mit ein bischen Nachdenken von selbst...
Millionen Menschen haben 2-3 Arbeitsstellen, weil sie sonst ihre (steigenden!) Mieten nicht mehr bezahlen können.
Auch hierin tippt uns in Europa keiner.
Und während all das dort passiert, wo es einmal eine Soziale Marktwirschaft gab, wächst die Zahl derer, welche aus riesigen Unternehmensgewinnen eine Steuerquote haben, die nahe an Null liegt. Genau hier, steigt die Zahl der Besitzstands- und Einkommensmillionäre in nie gekannter Zahl und genau hier verhindert die Bundesregierung die Veröffentlichung eines unzensierten Armutsberichtes, weil selbst der, vor
sozialen Unruhen warnt, wenn nicht endlich radikal gegengesteuert wird!
Und in diesem Land werden unsere Steuergelder in rasender Geschwindigkeit in Milliardenhöhe (!) an diejenigen Banken weitergereicht, die uns erst in diese Grütze gebracht haben, dich dafür nach wie vor Boni auszahlen lassen, selbst dann, wenn sie auf ganzer Linie versagt haben!
Und dann wird das Geld nicht etwa zumindest sukzessive von den Profiten dieser Konzerne zurück verlangt, nein, es sind GESCHENKE! Rückzahlungsfrei!
Merkt hier einer noch etwas?
Und noch etwas am Rande:
Mittlerweile wird Geld volkswirtschaftlich relativ wenig in der Produktion verdient, dafür aber im Finanzwesen.
Die Gewinne hieraus werden aber weitgehend nicht versteuert. Und wenn dann eine Finanztransaktionssteuer kommen soll, die pro Transaktion o,oo6 % betragen soll, gibt es ein Monstergeschrei, das nun die Banken nicht mehr konkurrenzfähig seien und man vertagt echte Veränderungen ganz schnell wieder, weil das ja angeblich nur geht, wenn ALLE Staaten mitmachen. Und die, die das protegieren sind eben jene Bankmanager und ihre willfährigen Politiker gewisser Coleur, die genau Wissen, dass es sich hierbei lediglich um eine Vermeidungsstrategie handelt, denn es werden niemals alle mitmachen. Siehe die Jungs aus "The City" in London etc.
Immernoch gilt, dass man nur dafür sorgen muß, dass es einer Mehrheit einigermaßen gut geht und ihnen pausenlos sagt, wie schön in Ordnung bei uns alles ist. 160 Fernseh-Programme mit Unterschichten-TV tun ein übriges! Zur Benebelung und Denkvermeidung!
Wenn dann doch mal jemand unerwartet anmerkt, dass es aber den meisten nicht gut geht und sehr vielen richtig scheiße (Sorry!) dann erklärt man, dass die ja unqualifiziert sind, nicht wollen, faul und sonstwas sind.
Und dann lächelt "unser aller Mutti" und labert salbungsvoll davon das richtig sei, was allen helfe...
Wo ist der Eimer? Ich muß kotzen!
Aber genau das ist eben das Problem:
Die allermeisten interessieren sich nicht mehr für Politik und noch mehr Leute haben wirklich Ahnung! Und dann kommen eben solche Wahlergebnisse zustande...
Und wenn ich dann z. B. das hier lese:
lasst mal, das system was wir hier haben, sollten wir auch nicht komplett schlechtreden.
sehe ich mich leider in dem oben genannten völlig bestätigt! Klar geht es immer noch schlechter, als bei uns. Aber was ist denn das für ein Argument, bitte schön?
(Ich möchte keine Person angreifen oder verletzen, aber ohne Zitate geht es halt nicht!)
Und nun bedenken wir mal, dass wir hier in einer Akademiker Gruppe sind! Hier äußern sich ausschließlich Menschen, die gelernt haben zu reflektieren, zu analysieren und kritisch zu hinterfragen...
Was sollen wir da vom deutschen "Durchschnitts-Wahl-Michel" erwarten? Eben!