Der wirtschaftliche Aspekt
.1. Ukraine -Rußland
90% aller Öl -und Gas -Exporte Rußlands werden über die Ukraine abgewickelt.
Europa ist der wichtigste Markt für Rußland -zumindest bisher.
Die Ukraine wiederum ist selbst auf Rohstofflieferungen und die Transit -Einnahmen
angewiesen.
Der Osten der Ukraine ist Standort einer auch für Rußland wichtigen Rüstungs-
industrie.
2. Rußland -Deutschland /EU
2.1. Energie
Deutschland bezieht 39% des Erdgases (ähnlich beim Öl) von Rußland.
Am 1. Mai 1973 strömte erstmals russisches Gas nach D (Sayda -DDR).
Nur wenig später wurde auch das damalige Westdeutschland mit russischem
Erdgas versorgt. (1).
Mehr als 40J. lang erwies sich Rußland als zuverlässiger Partner -also auch zu
Zeiten des Kalten Krieges.
Wenn immer wieder Politiker mehr Unabhängigkeit von russischem Gas fordern,
drängt sich die Frage auf: Von wem sollen wir uns dann abhängiger machen
-vom Nahen Osten?
Bedient man sich des Kanzlerin -Vokabulars darf man Gas -Kraftwerke für eine
gelungene Energiewende durchaus als "alternativlos" bezeichnen und
Rußland ist größter Gas -Exporteur weltweit.
Der Importanteil anderer EU -Länder bewegt sich in ähnlicher Größenordnug
bis hin zu 100%.
2.2 US -Fracking -Gas
Passend zu dieser Frage äußerte sich kürzlich Prof. Dr. Claudia Kemfert
(leitet die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW und hat den Lehrstuhl
für Umweltökonomie an der Berliner Humboldt -Uni inne), die ich mir deshalb
erlaube wörtlich zu zitieren:
"Die USA träumt davon,mittelfristig ein großer Exporteur von Flüssiggas zu werden.
Um diese Szenario Wirklichkeit werden zu lassen, müsste man in den USA enorme
Mengen Gas mittels Fracking gewinnen, was aus ökonomischen wie auch
ökologischen Gründen eher unwarscheinlich erscheint. Zudem müsste die USA
selbst es schaffen, viel effizienter mit Energie umzugehen und den eigenen
Energieverbrauch zu drosseln. Vor dem Hintergrund der noch immer anhaltenden
Verschwendung von Energie in den USA scheint dies doch eher illusorisch."(1)
2.3. Industrie
Die Intensität der Beziehungen ist regional unterschiedlich und branchenspezifisch.
Für die Region MVP (in der bekanntlich auch der Wahlkreis der Kanzlerin liegt)
gehört Rußland mit den USA und Schweden zu den wichtigsten Partnern
(bei einem Handelsvolumen in etwa gleicher Größenordnung).
Dehalb bemüht sich MVP um eine Intensivierung der Beziehungen mit Rußland
und Gazprom.
So gibt es ein Gemeinschaftsprojekt, um im Rostocker Seehafen die Versorgung
mit Flüssiggas als Treibstoff anzubieten (nach Hamburg).
Eine für die Zukunftsfähigkeit wichtige Investition wegen (dringend erforderlicher)
Umweltauflagen.
Für die deutschen Premium -Anbieter der Automobilindustrie ist Rußland der
wichtigste Europäische Markt.
Einen Großteil der Investitionen in geplanter Höhe von 1Mrd. Euro hat Siemens
schon getätigt. Der Vorstandsvorsitzende musste sich wegen seiner Rußland
-reise Kritik gefallen lassen.
Zitat aus einem
@****gel -Interview: Der russische Markt ist schwierig, aber
lukrativ.
4. Weder D, noch die EU und auch Rußland können ein Interesse an einer
Verschlechterung der Beziehungen haben -und schon gar nicht an einem
Handelskrieg, dessen Regeln sicher nicht nur die EU definieren würde.
Bei Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ist nur der Umfang strittig.
(1) Sonderbeilage der Ostsee -Zeitung "Erdgas -Energieträger mit Zukunft"
vom 19./20. Juli 2014.