Ich finde dieses ständige Erreichbarseinmüssen und Erreichbarseinwollen auch nervig. ICH bin es NICHT.
Ich habe bewusst kein Smartphone, weil ich es nicht brauche. Ich komme gut ohne zurecht und habe es bisher auch noch nicht vermisst.
Es reicht mir, wenn ich zu Hause bin und mein Laptop anschalten kann und meine Nachrichten und Emails abfrage und hier in den Gruppen schreibe. Das muss ich nicht auch noch von unterwegs machen.
Auf Arbeit wäre das in meinem Beruf sowieso nicht möglich. Und den Weg zur Arbeit lege ich mit dem Auto zurück - also ist auch da nicht die Möglichkeit.
Kürzlich war ich im Zoo und stand an der Toilette an. Vor mir war eine längere Schlange, in der zwei junge Frauen eben auch noch die kurze Wartezeit zum Toilettengang mit Tippen auf dem Smartphone überbrücken mussten. Wahrscheinlich mussten sie ihren facebook-Status ändern in "Gehe gerade zur Zoo-Toilette" oder in ihrer Whatsapp-Gruppe allen mitteilen, was sie gerade machen.
Für unterwegs habe ich ein ganz einfaches altes Handy (Prepaid), mit dem man telefonieren und SMS schreiben kann. Aber selbst das ist nicht immer an oder teilweise auf stumm geschalten.
So kann es dann auch mal vorkommen, dass mir meine Tochter eine SMS schreibt oder versucht mich anzurufen, weil sie mich fragen will, ob ich sie abholen kann von da, wo sie gerade ist. Tja, mitunter kriege ich das nicht mit und so muss dann eben mit Bus oder Straßenbahn fahren oder laufen - was man einer 17jährigen, die noch dazu eine Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr hat, durchaus zumuten kann! Das geht ja auch. Das Mami-Taxi (auch wenn es schneller und bequemer ist) hat keine Lust, ständig zur Verfügung zu stehen, zumal es ja auch mit Zusatzkosten verbunden ist.
Ich war als Kind auch nicht erreichbar. Wir haben im Dorf einfach irgendwo draußen gespielt. Und wenn es Zeit war, sind wir nach Hause gegangen.
Und wenn wir mal mit dem Fahrrad hingefallen und uns das Knie aufgeschlagen haben oder uns eine andere Verletzung zugezogen haben, dann konnten wir auch nicht zu Hause anrufen. Dann mussten wir uns eben aufraffen und nach Hause laufen. Das hat uns zumindest auch nicht so verweichlicht. Man musste sich zu helfen wissen.
Orientierungssinn habe ich auch noch, denke ich.
Ich reise mit Stadtplan und Straßenatlas, auch in unbekannte Großstädte ... und ich kam immer an. Gegebenenfalls schaue ich mir den Ort und das Ziel (wenn es keinen Stadtplan dazu gibt) vorher bei Google Maps an, um mir Notizen zur Route zu machen oder auszudrucken.
Ich hätte mir niemals selbst ein Navi gekauft; aber ich habe im Frühjahr zum Geburtstag eins geschenkt bekommen und nutze es gern zusätzlich für unbekannte Fahrstrecken (in einer fremden Stadt war ich seitdem noch nicht wieder).
Kürzlich hat mich das Navi aber auch fehlgeleitet!
Was mich erschreckt und auch nachdenklich stimmt, ist, dass junge Leute das Smartphone, das Internet zunehmend als Ersatz für ihren eigenen Kopf benutzen, dass sie das Ding Aufgaben lösen lassen anstatt sich selbst Gedanken zu machen.
Beispiel: Wenn es ans Vokabelnlernen oder ans Übersetzen geht, hört man vielfach den Spruch: "Wozu soll ich das lernen? Ich hab doch den Google-Übersetzer."
Wo soll das nur hinführen, wenn man sein Gehirn auf Sparflamme schaltet oder ganz abschaltet und nur noch die Technik das Denken übernehmen lässt. Mir wird Angst und Bange bei dieser Art von Fremdbestimmung und Selbstaufgabe.
Zu dem Thema gibt es auch ein Buch:
Manfred Spitzer: "
Digitale Demenz"
Im Übrigen, meine Steuererklärung mache ich auch noch auf Papier und bringe sie zum Finanzamt. Darüber hat sich dort aber noch keiner gewundert.
Am Montag gehe ich auch wieder zum Finanzamt und persönlich zu meiner Bearbeiterin, weil es was zu klären gibt.