Also das mit dem Thema "akzeptieren und damit leben" kann ich nicht mehr hören. Wer davon nicht betroffen ist, kann auch nicht mitreden, sorry. Ich bin schon so weit, dass ich den ganzen Herrschaften, die das zu mir sagen, erkläre, dass sie sich ihre "guten Ratschläge", wie ich das verarbeiten soll, dahin stecken sollen, wo keine Sonne scheint. Egal, das lassen wir jetzt mal außen vor. Für mich als Mutter ist die Situation, wie seelisches Sterben auf Raten.
Meine Kinder machen gerade eine Ausbildung als IT-Fachinformatiker Anwendungsentwicklung. So war das allerdings überhaupt nicht geplant. Der Ältere wollte auf die Kunst & Modeschule in München gehen und der Jüngere wollte unbedingt Koch werden. Beide haben wegen ihrer Augenerkrankung eine "rote Karte" bekommen.
Unser "Nightmare on elm street" begann allerdings mit der Schulzeit. Der Ältere konnte nicht normal eingeschult werden, weil er unter einer ausgeprägten "Sozialphobie" gelitten hat. Als er von der Förderschule in die Regelschule entlassen wurde, begann sein Martyrium. Er wurde wegen seiner Ängstlichkeit und Sehbehinderung gemobbt, was das Zeug hielt. In der Schule wurde er von seinen Mitschülern gequält, geschlagen und gehänselt. Kaum war er zu Hause ging der Telefonterror los und uns wurden Eier an die Fenster geschmissen, verbunden mit der Drohung "wehe, wenn Du morgen in die Schule kommst". Der Jüngere musste ab der 5. Klasse in die Blinden- und Sehbehindertenschule wechseln. Er wurde ebenfalls vorher von seinen Mitschülern wegen seiner Hyperaktivität und Sehbehinderung gemieden und körperlich attackiert. Damit die Kinder noch eine Chance bekommen, habe ich meinen guten Job aufgegeben und bin nach Freising umgezogen.
Beide haben nach der Schulzeit keinen Ausbildungsplatz bekommen, 3 x darf man raten warum
Daraufhin haben ebenfalls beide ein "Freiwilliges Soziales Jahr" gemacht. Der Ältere in einem Behindertenwohnheim bei der Lebenshilfe Freising und der Jüngere im Heim für blinde Frauen in München. Mein Älterer hat sich nach diesem Jahr entschieden, dass er weiter mit behinderten Menschen arbeiten möchte und deshalb eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger anstrebt. Als er schon das 1. Ausbildungsjahr fast hinter sich hatte, wurde ihm eröffnet, dass er, wenn sein Augenlicht noch schlechter werden würde, diesen Beruf nicht weiter ausüben kann. Daraufhin hat er sofort hingeschmissen und ist spontan nach Würzburg in eine Einrichtung für Blinde und Sehbehinderte gegangen, um sich als IT-Fachinformatiker umschulen zu lassen. "Der Kleine" hatte das unfassbar große Glück am 1. September am Flughafen München als Auszubildender zum IT-Fachinformatiker anzufangen, nachdem die "FMG" ihn 2 Monate lang in die Mangel genommen hatte, um zu sehen, ob er diese Ausbildung mit seiner Sehbehinderung und seinem Schulabschluss auch schaffen könnte.
Ich kann mich noch gut an die schei... Lehrerin vom Jüngeren erinnern, die zu mir gesagt hat, dass mein Sohn faul und blöd wäre. Als er sich zum Quali anmelden wollte, sagte sie uns mit einem fiesen Grinsen im Gesicht: "Das kann er sich sparen, das schafft der eh nicht!" Und das aus dem Mund einer Lehrkraft, die eine besondere pädagogische Ausbildung für Behinderte hat.
So, jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben, dass mir die Finger glühen.