Wechselmodell - Erfahrungen
Hallo!Gibt es hier außer mir auch andere, die Erfahrungen mit dem sogenannten "Wechselmodell" haben? Wie steht Ihr dazu? Funktioniert es bei Euch? Welche Probleme gibt es? Wie kommt Ihr damit zurecht? Und am Wichtigsten: Wie kommen Eure Kinder damit zurecht?
Meine Söhne sind aktuell sieben und acht Jahre alt, haben beide in naher Zukunft Geburtstag.
Im Januar 2015 wurde während eines Gerichtstermins vom Verfahrensbeistand der Kinder (vom Gericht für die Kinder bestellte Familienanwältin) das Wechselmodell ins Spiel gebracht, nachdem feststand, daß die Kinder nicht weiter dauerhaft bei der Mutter bleiben können, das Gericht meinen Antrag auf alleiniges Aufenthaltsbestimmungsrecht aber bei dem Termin nicht entscheiden wollte. Schweren Herzens musste ich dem zustimmen um meinen Willen für eine vernünftige Lösung für die Kinder zu demonstrieren.
Eigentlich sollte das Wechselmodell auch nur eine Übergangslösung bis März darstellen, da sollte dann nach einem Zwischenbericht durch das Jugendamt über meinen Antrag entschieden werden. Leider wurde dazu keine Jahreszahl genannt...
Im März 2015 kündigte das Gericht dann an, ein familienpsychologisches Gutchten einzuholen, hat es drei Monate voller Nichtstun, dann auch im Juni geschafft, dieses in Auftrag zu geben... Das Gutachten ist nun fertig, der nächste Gerichtstermin findet am 03.03.2016 statt (März stimmt also...).
Zurück zum Wechselmodell:
Bei uns ist es so geregelt, daß die Kinder immer abwechselnd eine Woche bei der Mutter und bei mir wohnen, wir wechseln samstags morgens um 10:00 Uhr.
Anfangs hatte ich sehr große Bedenken, daß die Kinder stark unter dem ständigen Hin und Her leiden. Außerdem galten meine Bedenken den Absprachen zwischen beiden Elternteilen, da die Kindesmutter sich im Vorfeld bereits seit Jahren an keine Absprachen hielt, Dinge verschwiegen und/oder die Unwahrheit erzählt hat.
Das Wichtigste zuerst: die Kinder kommen erstaunlich gut damit zurecht, daß sie eigentlich keinen richtigen Lebensmittelpunkt haben, sondern halb/halb mal hier, mal dort sind. Trotzdem merkt man, daß es auch für sie nicht das Wahre ist.
Seitdem wir das Wechselmodell fahren, läuft insgesamt für die Kinder alles wesentlich "runder", was hauptsächlich darin begründet ist, daß ich mich in "meiner" Woche um all sowas wie Arztbesuche, Untersuchungen und sonstige wichtige Termine kümmere. Beide Kinder haben Entwicklungsverzögerungen, die durch Versäumnisse der Mutter in medizinischen Bereichen wie U-Untersuchungen, Paukenröhrchen-OP, Frühförderung und vor allem Logopädie begründet sind. Mehrfach hatte ich vor dem Wechselmodell alles auf die Wege gebracht, die Mutter hat jedesmal sämtliche Fördermaßnahmen abgebrochen.
Seit Beginn des Wechselmodells läuft alles einigermaßen, selbst in der der Woche, in der die Kinder bei der Mutter sind. In meinen Augen liegt dies vor allem daran, daß die Mutter seitdem endlich auch die gerichtlichen Auflagen beachtet, die sie bereits ein halbes Jahr vorher bekommen aber nicht im geringsten eingehalten hatte. So arbeitet sie inzwischen mit der mobilen Jugendhilfe zusammen und hält unter anderem Termine für Logopädie usw. ein. Da die Kinder jede zweite Woche bei mir sind, habe ich natürlich auch die Kontrolle und weiß sofort, wenn in der Vorwoche Termine nicht wahrgenommen wurden, Hausaufgaben fehlten usw. Außerdem hat die Mutter wohl doch noch begriffen, daß ihr das Kindergeld - oh, Entschuldigung! - natürlich die Kinder weggenommen werden...
Die Übergaben verlaufen oft schwierig, ständig fehlt etwas, wie z.B. notwendige Dauermedikationen der Kinder, Logopädiemappen, Schulbücher und -hefte oder das Übergabebuch, welches ich eingeführt habe, um wichtige Dinge wie Termine usw, schriftlich weitergeben zu können - damit es hinterher nicht heißt, daß man einen Termin verschwiegen hätte um sich dann zu beschweren, daß er nicht wahrgenommen wurde usw. Fast jedesmal muß ich nochmal zur Kindesmutter fahren weil ich zuhause feststelle, daß Sachen bei der Übergabe fehlen.
Die Kommunikation zwischen der Mutter und mir verläuft dagegen sehr gut - viel besser, als befürchtet. Fast täglich schreiben wir per WhatsApp.
Für uns beide (Mutter und Vater) ist das Wechselmodell ebenfalls schwierig. Bei der Mutter kennen die Kinder keine Grenzen und haben völlige Narrenfreiheit. Entschuldigung, wenn ich das so direkt und krass sage, aber es ist so: hauptsache, sie hat ihre Ruhe vor den Kindern. Bei mir gibt es klare Regeln wie Schlafenszeiten wenn die Kinder Schule haben, nachmittags zuerst Hausaufgaben machen, usw. Außerdem spiele ich oft zusammen mit den Kindern oder beschäftige mich sonstwie mit ihnen.
Die Kinder wechseln also nicht nur wöchentlich den Wohnort, sondern auch den Erziehungsstil und den Tagesablauf - das klappt nicht immer reibungslos.
Für uns Eltern bleibt auch seit über einem Jahr die Frage im Raum, wer denn letztendlich die Kinder zugesprochen bekommt bzw. (für mich, denn die Antwort ist eigentlich klar) wann es endlich soweit ist.
Mit der anhaltenden Ungewissheit ist natürlich auch die eigene Lebensplanung schwierig.
Ich bin neugierig und gespannt auf Eure Erfahrungen!
Lieben Gruß,
Lars!