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Wechselmodell - Erfahrungen

*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Wechselmodell - Erfahrungen
Hallo!

Gibt es hier außer mir auch andere, die Erfahrungen mit dem sogenannten "Wechselmodell" haben? Wie steht Ihr dazu? Funktioniert es bei Euch? Welche Probleme gibt es? Wie kommt Ihr damit zurecht? Und am Wichtigsten: Wie kommen Eure Kinder damit zurecht?

Meine Söhne sind aktuell sieben und acht Jahre alt, haben beide in naher Zukunft Geburtstag.

Im Januar 2015 wurde während eines Gerichtstermins vom Verfahrensbeistand der Kinder (vom Gericht für die Kinder bestellte Familienanwältin) das Wechselmodell ins Spiel gebracht, nachdem feststand, daß die Kinder nicht weiter dauerhaft bei der Mutter bleiben können, das Gericht meinen Antrag auf alleiniges Aufenthaltsbestimmungsrecht aber bei dem Termin nicht entscheiden wollte. Schweren Herzens musste ich dem zustimmen um meinen Willen für eine vernünftige Lösung für die Kinder zu demonstrieren.
Eigentlich sollte das Wechselmodell auch nur eine Übergangslösung bis März darstellen, da sollte dann nach einem Zwischenbericht durch das Jugendamt über meinen Antrag entschieden werden. Leider wurde dazu keine Jahreszahl genannt... *gr2*
Im März 2015 kündigte das Gericht dann an, ein familienpsychologisches Gutchten einzuholen, hat es drei Monate voller Nichtstun, dann auch im Juni geschafft, dieses in Auftrag zu geben... Das Gutachten ist nun fertig, der nächste Gerichtstermin findet am 03.03.2016 statt (März stimmt also...).

Zurück zum Wechselmodell:
Bei uns ist es so geregelt, daß die Kinder immer abwechselnd eine Woche bei der Mutter und bei mir wohnen, wir wechseln samstags morgens um 10:00 Uhr.
Anfangs hatte ich sehr große Bedenken, daß die Kinder stark unter dem ständigen Hin und Her leiden. Außerdem galten meine Bedenken den Absprachen zwischen beiden Elternteilen, da die Kindesmutter sich im Vorfeld bereits seit Jahren an keine Absprachen hielt, Dinge verschwiegen und/oder die Unwahrheit erzählt hat.
Das Wichtigste zuerst: die Kinder kommen erstaunlich gut damit zurecht, daß sie eigentlich keinen richtigen Lebensmittelpunkt haben, sondern halb/halb mal hier, mal dort sind. Trotzdem merkt man, daß es auch für sie nicht das Wahre ist.
Seitdem wir das Wechselmodell fahren, läuft insgesamt für die Kinder alles wesentlich "runder", was hauptsächlich darin begründet ist, daß ich mich in "meiner" Woche um all sowas wie Arztbesuche, Untersuchungen und sonstige wichtige Termine kümmere. Beide Kinder haben Entwicklungsverzögerungen, die durch Versäumnisse der Mutter in medizinischen Bereichen wie U-Untersuchungen, Paukenröhrchen-OP, Frühförderung und vor allem Logopädie begründet sind. Mehrfach hatte ich vor dem Wechselmodell alles auf die Wege gebracht, die Mutter hat jedesmal sämtliche Fördermaßnahmen abgebrochen.
Seit Beginn des Wechselmodells läuft alles einigermaßen, selbst in der der Woche, in der die Kinder bei der Mutter sind. In meinen Augen liegt dies vor allem daran, daß die Mutter seitdem endlich auch die gerichtlichen Auflagen beachtet, die sie bereits ein halbes Jahr vorher bekommen aber nicht im geringsten eingehalten hatte. So arbeitet sie inzwischen mit der mobilen Jugendhilfe zusammen und hält unter anderem Termine für Logopädie usw. ein. Da die Kinder jede zweite Woche bei mir sind, habe ich natürlich auch die Kontrolle und weiß sofort, wenn in der Vorwoche Termine nicht wahrgenommen wurden, Hausaufgaben fehlten usw. Außerdem hat die Mutter wohl doch noch begriffen, daß ihr das Kindergeld - oh, Entschuldigung! - natürlich die Kinder weggenommen werden...

Die Übergaben verlaufen oft schwierig, ständig fehlt etwas, wie z.B. notwendige Dauermedikationen der Kinder, Logopädiemappen, Schulbücher und -hefte oder das Übergabebuch, welches ich eingeführt habe, um wichtige Dinge wie Termine usw, schriftlich weitergeben zu können - damit es hinterher nicht heißt, daß man einen Termin verschwiegen hätte um sich dann zu beschweren, daß er nicht wahrgenommen wurde usw. Fast jedesmal muß ich nochmal zur Kindesmutter fahren weil ich zuhause feststelle, daß Sachen bei der Übergabe fehlen.
Die Kommunikation zwischen der Mutter und mir verläuft dagegen sehr gut - viel besser, als befürchtet. Fast täglich schreiben wir per WhatsApp.
Für uns beide (Mutter und Vater) ist das Wechselmodell ebenfalls schwierig. Bei der Mutter kennen die Kinder keine Grenzen und haben völlige Narrenfreiheit. Entschuldigung, wenn ich das so direkt und krass sage, aber es ist so: hauptsache, sie hat ihre Ruhe vor den Kindern. Bei mir gibt es klare Regeln wie Schlafenszeiten wenn die Kinder Schule haben, nachmittags zuerst Hausaufgaben machen, usw. Außerdem spiele ich oft zusammen mit den Kindern oder beschäftige mich sonstwie mit ihnen.
Die Kinder wechseln also nicht nur wöchentlich den Wohnort, sondern auch den Erziehungsstil und den Tagesablauf - das klappt nicht immer reibungslos.
Für uns Eltern bleibt auch seit über einem Jahr die Frage im Raum, wer denn letztendlich die Kinder zugesprochen bekommt bzw. (für mich, denn die Antwort ist eigentlich klar) wann es endlich soweit ist.
Mit der anhaltenden Ungewissheit ist natürlich auch die eigene Lebensplanung schwierig.


Ich bin neugierig und gespannt auf Eure Erfahrungen! *zwinker*

Lieben Gruß,
Lars!
Gut nun Schreibe ich mal meinen (Senf) dazu...

Ich selbst bin seit fast 8 Jahren Allein Erziehend...(2 Jungs jetzt mittlerweilen 14 und 21 Jahre alt.)
Meine Beiden Jungs haben ADS (nicht ADHS)...Was für mich als Akademiker lange nicht leicht zu akzeptieren war (schulische Leistungen).

Ein Wechselmodell funktioniert meiner Meinung nur dann, wenn sich beide Elternteile in der ganzen Linie in der Erziehung einig sind, und es keinen Streit (sei er auch noch so klein) über die Erziehung der Kinder gibt. Auch muss eine Räumliche nähe (gerade wegen Schule und Freizeitaktivitäten) der Kinder da sein.

Bei uns ist das Aufenthaltsbestimmungsrecht nicht gerichtlich geregelt. Genau so wenig wie ein Besuchsrecht...bzw. die Zeiten hierzu....Das bestimmen die Kinder selber (Ok...bei Schulaufgaben usw...nehem ich mir das "Recht" heraus....mein Veto einzulegen.

Gerade bei deinen angeschriebenen "Entwicklungsverzögerungen" usw....Bzw...(kurz geschilderten) Zuverlässigkeit deiner (Ex-Frau?) würde ich nicht zu einem Wechselmodell tendieren....
Ich weiß schon....war ein wenig kurz.....meine "Schreiberei"....
Sag mal....wenn du es beruflich auf die Reihe bekommst (auch mit Unterstützung von Großeltern) die Betreuung der Kinder sicher zu stellen....deiner Meinung nach die KM die "Erziehungsarbeit" und ja .... ich spreche von Arbeit...nicht "anständig" meistern kann....Warum dann ein Wechselmodell?
Meine Jungs ... bzw. jetzt nur noch mein Kleiner ... gehen in eine gebundene Ganztagesklasse....das funktioniert echt prima...
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Wie bereits geschrieben...
...ist das Wechselmodell von mir bestimmt nicht gewollt!

Seit Jahren (!) renne ich dem Jugendamt die Bude ein, bis dieses endlich aufgegeben und das Familiengericht eingeschaltet hat. Dieses "fummelt" mittlerweile auch schon seit zwei Jahren (!) an dem Fall herum. Als Vater hast Du trotz gleicher Rechte (HAHA!!!) kaum eine Chance, etwas gegen den Willen der Mutter durchzusetzen.

Das Wechselmodell wurde vom Verfahrensbeistand der Kinder vorgeschlagen und vom Richter als Übergangslösung für angemessen erachtet. Also konnte ich dem nur resigniert zustimmen um nicht so dazustehen, als ob es mir nicht um das Wohl der Kinder sondern um meine eigenen Interessen geht.
Sollte ja auch nur eine Übergangslösung bis März sein... *headcrash*

Über meinen Antrag auf alleiniges Aufenthaltsbestimmungsrecht wird dann (hoffentlich!) endlich am 3. März dieses Jahres entschieden, nachdem das Familiengutachten eindeutig die Frage des Gerichts beantwortet, daß ich - besonders in Hinsicht auf Versorgung und Förderung - besser für die Erziehung der Kinder geeignet bin als die Mutter.

Ich gehe also davon aus (und hoffe!), daß das alles bald ein Ende hat und die Kinder nach mehr als vier Jahren (!) Kampf endlich zu mir kommen und dauerhaft vernünftig versorgt werden um ihnen eine reele Chance für ein zukünftiges vernünftiges Leben zu bieten! *g*
**********lover Mann
5.350 Beiträge
Menschen können "switchen".
Für uns beide (Mutter und Vater) ist das Wechselmodell ebenfalls schwierig. Bei der Mutter kennen die Kinder keine Grenzen und haben völlige Narrenfreiheit.

meine persönliche Meinung:

bespreche ich mit den Kindern, dass bei der Mutter, die Regeln der Mutter gelten und bei mir meine (respektive UNSERE gemeinsam aufgestellten) Regeln, so bekommen das die Kinder gut hin und ich brauche mich nicht in den Erziehungsstil des anderen einzumischen.

Hierbei musst Du Dir aber auch die Einmischung der Mutter in Deinen/Euren Stil verbitten. Probleme gibt es dann "nur" noch bei der Übergabe, weil da nicht klar ist, wer nun die Kontrolle und Verantwortung hat.

Abhilfe: Übergabe z.B. an einem festgelegt gleichbleibenden Ort, an dem die Eltern gar nicht erst direkt aufeinander treffen müssen. Mit Glück & Geduld entspannt sich die Lage so weit, dass irgendwann auch die Eltern wieder vernünftig miteinander kommunizieren können.


Gruß - lover -
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Wir mischen...
...uns nicht gegenseitig ein. Sie würde sich eh nichts annehmen und umgekehrt meint sie, daß es für sie gut ist, wenn die Kinder mich als strenger wahrnehmen.
Die Kinder sind aber leider die Leidtragenden - sie müssen sich jede Woche umstellen.

Die Übergabe ist geregelt, wir treffen zwar aufeinander, können aber einigermaßen gut miteinander reden.
"Switchen"....ja....das kann funktionieren...
Aber lass die Kiddies mal in die Pupertät kommen....(Ich war selbst auch "schwierig" lach...obwohl kein Scheidungskind)....Da wird versucht das "im Moment" vorteilhafteste heraus zu "ziehen".... was ja durchaus legitim ist....
Allerdings muss man als Eltern nicht den "kurzfristigen" Vorteil betrachten...sondern den Entwicklungsweg...betrachten...Ich meine hier nicht der "Wegweiser" zu sein...sondern die "Bande" um gewisse Dinge in zukunftssichere Bahnen zu lenken...
**********lover Mann
5.350 Beiträge
das ging bei meinen Jungs...
Die Kinder sind aber leider die Leidtragenden - sie müssen sich jede Woche umstellen.

innerhalb von Minuten.

und: auch ein Schwingen zwischen Chaos und Struktur kann Vorteile haben. (es wird z.B. in der Trauma-Therapie angewandt.)
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
@your_next_lover
Deine Kinder leb(t)en auch im Wechselmodell? Bei ihnen gab es keine Anpassungsprobleme?

Wie gesagt, mich interessieren Eure Erfahrungen.
**********lover Mann
5.350 Beiträge
bei mir ist es kein Wechselmodell...
sondern eine Umgangsregelung.
Eine Umgangsregelung (sofern man die braucht) für Kinder im Grundschulalter geignet....
Einem Jugendlichen zu sagen wann er den anderen Elternteil sehen (darf)....Finde ich ganz erhlich gesagt sehr aufdiktiert..
**********lover Mann
5.350 Beiträge
klar.
Einem Jugendlichen zu sagen wann er den anderen Elternteil sehen (darf)....Finde ich ganz erhlich gesagt sehr aufdiktiert..

sehe ich auch so.

Eine Umgangsregelung (sofern man die braucht) für Kinder im Grundschulalter geignet....

und bei Kleinkindern?
...bzw....zum
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Umgangsregelung...
...kann alles Mögliche sein...
Standard ist da z.B. daß ein Elternteil die Kinder alle zwei Wochen von Freitag bis Sonntag zu sich holt.

Das Wechselmodell dagegen hat auch weitere rechtliche Konsequenzen: da die Eltern sich die Versorgung zu gleichen Teilen teilen, gibt es keine gegenseitigen Unterhaltsansprüche - und dementsprechend auch keinen Unterhaltsvorschuß oder Unterhaltszahlungen, beide Elternteile haben Anspruch auf das hälftige Kindergeld. Für ALG-II-Empfänger ist beispielsweise durch das Wechselmodell eine entsprechend große Wohnung mit Kinderzimmer(n) angemessen und wird vom Amt übernommen.
**********lover Mann
5.350 Beiträge
sofern es von der räumlichen Entfernung...
der Wohnorte gut machbar ist (z.B. auch wegen der Schule/Kindergarten), scheint s mir das z.Z. für alle Beteiligten fairste Modell zu sein.
***en Mann
289 Beiträge
******975:
Die Kinder sind aber leider die Leidtragenden - sie müssen sich jede Woche umstellen.

Sie müssen sich auch bei 14 Tage Modell umstellen

Und wie weit sind die Kinder die Leidtragenden wenn es Ihnen so wie es ist gefällt und Ihre Entwicklung auch Fortschritte macht
**********lover Mann
5.350 Beiträge
sehe ich auch so:
Und wie weit sind die Kinder die Leidtragenden wenn es Ihnen so wie es ist gefällt und Ihre Entwicklung auch Fortschritte macht

Sind sind m.E. nur dann die Leidtragenden, wenn Eltern ihr permanetes Gerangel um die Kinder (und/oder die Finanzen, etc.) nicht in den Griff bekommen.
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Räumliche Entfernung...
...ist (bei uns) ein ätzender Punkt.

Die Kinder gehen in zwei verschiedenen Stadtteilen zur Schule (einer auf eine Sprachheilförderschule), in dem Stadtteil, wo der andere zur Schule geht, hat die Mutter gewohnt, ist aber umgezogen in einen Stadtteil der ein umliegendes Dorf ist. Ich wohne in noch einem anderen Stadtteil. Wir reden also von zwei Stadtteilen, die Wohnorte sind und zwei weiteren, die Schulorte sind - die Schulorte und meine Wohnung alle im Dreieck benachbart, die Wohnung der Mutter "außerhalb". Da das Aufenthaltsbestimmungsrecht noch nicht geklärt ist (also noch zu gleichen Teilen) und wir auch ein gemeinsames Sorgerecht haben, kann in dieser unklaren Situation kein Schulwechsel erfolgen. Also viel Fahrerei für alle...

Im Prinzip ist das Modell sehr fair, das stimmt - zumindest für die Elternteile.

Aber wie gesagt, bei uns merkt man den Kindern an, daß es sie mitnimmt.
Sie haben keinen Lebensmittelpunkt, kein "richtiges" Zuhause, zwei "halbe" Freundeskreise und keine durchgängig verlässlichen Strukturen (außer man nennt eine Woche Hüh, eine Woche Hott eine durchgängige Struktur). Sie wissen nicht wirklich, wo sie hingehören und haben beiden Elternteilen gegenüber Loyalitätskonflikte.
Also sind sie (zumindest in unserem Fall) die Leidtragenden. Und daher würden mich andere Erfahrungen (nicht Meinungen) bei einer 50/50-Regelung interessieren.
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Daß man den Kindern anmerkt...
...daß es nicht das Wahre ist, habe ich in meinem ersten Beitrag bereits geschrieben.
*******tia Mann
5.169 Beiträge
Bei uns bis jetzt gut machbar, weil

a) von Anfang an (auch während der Beziehung) geteiltes Sorgerecht
b) räumliche Nähe (bewusst beibehalten - Laufstrecke)
c) keine Streitereien (worüber soll ich mit der Ex noch streiten)
d) keine emotionale Bindung mehr an die Ex (was evtl. Meinungsverschiedenheiten einfach macht)
e) beide Elternteile selbständig mit Möglichkeiten zur Zeiteinteilung

Aber wie immer, wird man das Thema nicht vereinheitlichen können. Jedes geschiedene/getrennte Paar muss seinen eigenen, friedlichen Weg finden
*******r38 Mann
36 Beiträge
super
bei uns klappt es gut aber auch nur weil wir eltern unsere meinungsverschiedenheiten nicht vor dem kind diskutieren, vor dem kind müßen die eltern respektvoll miteinander umgehen, wir wechseln allerdings anders, ich bringe das kind (7) morgens zur mama, sie bringt es dann in die schule und je nachdem was sie für schicht hat holt sie es ab und es bleibt bis ca 17-18 uhr bei ihr oder ich hole es von der schule ab. anfangs war es aber auch bei uns schwierig.
*******fter Mann
1.344 Beiträge
Bei uns gab es – zwangsweise – drei Jahre lang das Wechselmodell. Mit über sechs Jahren Abstand kann ich das sichere Fazit ziehen, dass es den Kinder nicht gut getan hat. Nein, das ist viel zu nett ausgedrückt, es war völlig Beschis…

Meine (nun) Ex war damals der Meinung, die Kinder gehören "natürlich" zu ihr. Dass das nicht gut gehen würde war mir klar, dem Jugendamt aber nicht. Ohne es weiter ausführen zu wollen, zitiere ich dich der Einfachheit halber mal:
Als Vater hast Du trotz gleicher Rechte (HAHA!!!) kaum eine Chance, etwas gegen den Willen der Mutter durchzusetzen.

Auch bei mir sagte das gerichtlich bestellte Gutachten, dass die Kinder bei der Mutter Schaden nehmen würden, ich hingegen trotz meiner damals wirtschaftlich schwierigen Lage, viele positive Ansätze in meinem Erziehungskonzept hätte. Selbst die andauernden Diffamierungen meiner Ex, ich würde die Kinder mißhandeln, wären sie wahr gewesen, hätten nichts am Gutachten geändert.
Bei uns war es also alles andere als "Friede, Freude, Eierkuchen", zumal sie einen "neuen Papa" für die Kinder hatte, der zunächst noch im Gefängnis saß und später direkt bei ihr einzog. By the way er saß damals wegen mehrfacher Vergewaltigung.
Die Kinder haben also gelitten wie sonst etwas, wären aber meiner Meinung nach völlig abgeglitten, hätte ich mich nicht enegerisch dafür eingesetzt, das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu bekommen.
Nur als ein Beispiel: Als die Schulwahl für den Sohn anstand, hatte meine Ex eine Schule für…nennen wir es mal "Priviligierte" ausgesucht, wo allein auf Disziplin gesetzt wurde. Ich hingegen hatte eine Grundschule, bei der nicht nur 80% der Kinder auf ein Gymnasium abgingen, sondern die auch noch Sozialpädagogen für schwierige Fälle an der Hand hatte. Auch das wurde vor Gericht geklärt, und wie sich sehr schnell herausstellte, war unser Sohn ein "schwieriger" Fall.

Nun ein Wehrmuthstropfen. Trotz Gutachten, trotz des Partners meiner Ex und trotz Hinweise von der Schule, die Mutter kümmere sich nicht – das Gericht hat die Entscheidung verschleppt. Es hat insgesamt drei Jahre gedauert bis entschieden wurde. Und das dann auch nur auf Eingreifen der Polizei… Da ging's dann ruckzuck. Ein Anruf des Jugendamtes und die Kinder waren dauerhaft bei mir, zunächst noch mit einem gerichtlichen Umgangsverbot der Mutter.

Insofern kann ich aus meinen leidvollen Erfahrungen von einem Wechselmodell abraten. Die Ausnahme ist, wie schon erwähnt, eine Trennung der Eltern in Freundschaft. Da kenne ich genau ein Fall, wobei ich mir da auch nicht wirklich sicher bin, ob deren Wechselmodell dem Kind gut tut.

Insofern hoffe ich, dass das Gericht bei Dir im März entscheidet und für die Kinder Ruhe und eine Stabilität einkehrt, die ihnen gut tut. Du wirst sicherlich den Umgang mit der Mutter ermöglichen, so dass die Kinder keinen Verlust erleiden.

Aber noch etwas Positives zum Abschluss: Meinen Kindern haben die letzten sechs Jahre bei mirs gut getan. Sie sind (wieder) sozialverträglich, gut in der Schule, haben Freunde und auch zu Hause gibt's trotz pubertäerer Anfälle recht wenig Stress.
*****eur Mann
212 Beiträge
Themenersteller 
Danke für diese Beiträge!

Besonders slowdrifter kann ich in vielen Punkten nachvollziehen - wenn auch nicht ganz so krass wie von ihm geschildert.
Zeitliche Verschleppung durch das Gericht kenne ich auch. Am Fall meiner Kinder "arbeitet" das Gericht mittlerweile auch zwei Jahre, das Jugendamt intensiv seit 2012 - insgesamt seit 2008 (!).

Gerade in Bezug auf Entwicklung(sverzögerungen), Förderung und schulische und damit auch zukünftige berufliche Laufbahn, rennt den Kindern dabei die Zeit davon - und das alles unter dem Aspekt "zum Wohle des Kindes"... *headcrash*
*******fter Mann
1.344 Beiträge
Man kennt ja den Spruch, dass Justizias Mühlen langsam Mahlen… Für mich waren das drei fruchtbare Jahre, in denen ich manchmal gar nicht wusste, wie ich das durchstehen soll. Insofern wünsche ich Dir, dass Du Unterstützung durch Verwandte und Freunde hast und es dann in zwei Monaten endlich zu einem Abschluss kommt.

Kleiner Tipp: Ein Kumpel von mir sagte einmal, dass hin und wieder "Saufen mit Freunden" einen Psychologen ersetzen würde. Kann ich bestätigen *grins*
**********ust65 Mann
29 Beiträge
Wenn es zwischen den Eltern nicht so schlimm ist...
Ich fühle mich hier in diesem Thread mit meinem Beitrag eher nicht ganz richtig, der Autor will ja Erfahrungen lesen, die ihm bei seiner Beurteilung seiner eigenen Situation weiterhelfen. Das kann ich nicht wirklich bieten, weil wir eine sehr viel konfliktfreiere Konstellation haben. Vielleicht ist es ja aber doch für andere hilfreich, für die Kinderbetreuung auch gemeinsam möglich ist. Da komme ich dann ungefähr bei @*******tia raus... will das hier aber etwas breiter darstellen, vielleicht ist ja der eine oder andere gute Hinweis mit dabei.

Wir leben das Modell seit 1,5 Jahren und haben das alles ohne alle Behörden, Gerichte oder sonstige Ämter unter uns besprochen und aufgesetzt. Frisch nach der Trennung war nicht alles einfach und wir mußten uns am Riemen reißen, im Interesse der Kinder zu handeln, dann ging es aber mit der Zeit immer besser.

Die Kinder waren damals 8 und 10 Jahre alt. Uns war und ist beiden wichtig, dass Kinder gleichen Umgang mit beiden Eltern haben und wir akzeptieren die Unterschiede in der Erziehung. Auch bei uns gelten unterschiedliche Regeln und Anforderungen (bei mir muss z.B. im Haushalt mitgeholfen werden, bei meiner Ex nicht) auch bei uns gibt es Frustrationen bzgl. des Handelns des anderen (weil manche Dinge nicht verfolgt werden, die der jeweils andere als notwendig erachtet), aber wir wissen, dass beide Seiten verantwortungsvoll mit den Kindern umgehen und ein Interesse an deren glücklicher Kindheit und Entwicklung haben.

Wir haben dazu Wohnungen gesucht, die in der Nähe liegen (kurze Radentfernung), die Kinder wohnen also in derselben Umgebung. Wir wechseln wochenweise am Montag nach der Schule (so dass wir beide das Wochenende für uns haben), wer die Kinder in der Woche hat, schickt sie Montag morgen noch auf den Weg. Wir sind aber auch flexibel, wenn es berufliche oder private Zwänge gibt und springen dann füreinander ein. In der jeweiligen Woche sind die Kinder schon konsequent bei dem jeweiligen Elter, wenn aber ein Kind mal kurz beim anderen Elternteil vorbeischauen möchte, dann geht das auch.

Wir erwarten von unseren Kindern, dass sie sich selbst darum kümmern, die benötigten Dinge mitzunehmen, das war am Anfang etwas schwierig, jetzt klappt es gut. Die Kinder haben Schlüssel zu beiden Wohnungen.

Finanziell sind wir Eltern komplett getrennt, da aber beim Wechselmodell ja keine klare Regelung getroffen wird (à la "Eine(r) sorgt für alles"), muß man klären, wie das mit den Kindern funktionieren soll. Wir haben uns entschieden, dass wir ein Kinderkonto einrichten, das wir im Pro-Rata des Einkommens jeden Monat mit Geld versorgen. Von diesem Konto werden alle Einkäufe für die Kinder bezahlt, größere Anschaffungen (neue Winterjacken, ...) sprechen wir vorab kurz ab.

Für einige Steine des Anstoßes haben wir versucht, intelligente Lösungen zu finden. So gibt es bei dem Thema "Wann sollen die Kinder ins Bett" bei uns nie Streit, weil es dafür keine festgelegte Uhrzeit gibt. Vielmehr gilt die Regel "Ihr könnt so spät ins Bett gehen, wie ihr wollt, so lange ihr morgen ohne Wecker zur erforderlichen Zeit wieder wach werdet". In der Praxis heisst das dann zwischen 20:30 und 21:00 und es gibt weder Streit mit den Kindern, noch mit dem Ex-Partner.

Bei kleineren und größeren Unfällen (der Schulhof scheint ein gefährlicher Ort zu sein *zwinker* benachrichtigen wir den anderen sofort, genauso bei Krankheiten. Wenn ein Kind bei einem krank wird, dann bleibt es normalerweise (falls es organisatorisch geht) beim aktuellen Elter, bis es wieder gesund ist, auch damit sich der andere nicht auch noch ansteckt.

Die Kinder haben je ein billiges Mobiltelefon mit zugehöriger lokaler Nummer, so dass sie problemlos (gleiche Homezone) vom anderen Partner, aber auch Omas und anderen Personen der Familie erreichbar sind und diese auch selbst anrufen können. In der Praxis kommt es nur sehr selten vor, dass der Ex-Partner anruft oder angerufen wird.

Auch wenn klar ist, dass die Kinder am liebsten hätten, wenn die Eltern wieder zusammen wohnen würden (das ist wohl bei fast allen Trennungen so), können doch alle Beteiligten gut damit leben. Die Kinder genießen die unterschiedlichen Systeme, in denen es jeweils (aus ihrer Sicht) Vor- und Nachteile gibt. Papa fordert Mithilfe, ist aber der bessere Ansprechpartner für ernste Fragen und Probleme, Mama macht dafür abends schöne Gesellschaftsspiele. Für uns Eltern ergibt sich die Möglichkeit, beruflich in der jeweils freien Woche Akzente zu setzen, was vorher immer ein wenig schwierig war, weil man nie so recht wusste, wann man "dran" ist. Der gegenseitige Respekt sorgt dafür, dass wir die Kinder ohne Sorgen beim jeweils anderen wissen, wenn es Schwierigkeiten gibt (Persönlichkeitsentwicklung, Schule, Verein, Freunde, ...) dann spricht sie derjenige, dem sie zuerst auffallen (meist, aber nicht immer, komischerweise der Papa), an und es wird gemeinsam eine Lösung gesucht. Bei Problemen, die alle betreffen, haben wir aus der alten Zeit den Familienrat beibehalten und treffen uns dann alle gemeinsam, um uns zu besprechen.

Ich will damit nicht sagen, dass es nie Ärger gibt. Ich weiß auch nicht, ob das Wechselmodell in 5 Jahren immer noch das richtige sein wird. Aber derzeit fahren wir sehr gut damit und erhalten den Kindern viel Vertrauen in beide Eltern, weil sie spüren, dass wir uns auch gegenseitig dieses Vertrauen schenken. Das Wechselmodell ist eigentlich nur automatisches Ergebnis dieses wechselseitigen Vertrauens und der Bereitschaft, die Andersartigkeit des Ex-Partners zu akzeptieren und für die Kinder eher als Bereicherung, denn als Problem zu sehen.

Ich verstehe, dass es Situationen gibt, in denen man ein solches wechselseitiges Vertrauen nicht geben kann, in denen Kinder zumindest seelisch Schaden nehmen. Von diesen Fällen spreche ich nicht und ich glaube auch nicht, dass das Wechselmodell dann ein geeigneter Ansatz ist. Wenn aber Respekt und Vertrauen und räumliche Nähe da sind, kann es für alle Beteiligten eine tolle Sachen sein.
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