Obwohl ich im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnig verliebt war, habe ich die Beziehung zu dem Mädchen, weswegen ich nach Barcelona gezogen war, nach nur etwas mehr als 3 Jahren auch aus "intellektuellen" Überlegungen aufgegeben. Sie war 27 Jahre jünger und als Person und vom Aussehen her noch jünger...
Ich bekam mit der Zeit das Gefühl, ich würde ihr einen wichtigen Teil des Lebens stehlen, sie ihrer eigenen Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten berauben.
Als wesentlich Älterer hast du viel Lebenserfahrung, du weisst in vielen Fällen, welche Ideen zum Scheitern verurteilt sind, welche Handlungen letztlich nur zu Frust führen, du kannst manche Gefahren und Risiken besser einschätzen, weisst oft schon im Voraus, welche in jugendlichen Enthusiasmus getroffenen Entscheidungen in die Sackgasse führen.
Ich weiss aber auch, dass meine vielen eigenen Fehler, Misserfolge und Verletzungen mich zu den geformt haben, was ich bin und weiterhin zu dem formen, was ich sein werde. Auf-die-Schnauze-Fallen ist m.E. zwar schmerzhafter, aber wichtiger Teil des eigenen Erfahrungs-Reichtums.
Es war für mich wahnsinnig schwer, sie einfach fallen zu lassen, auf den Mund zu hocken und sie in voraussehbare Konsequenzen rein laufen zu lassen... ohne sie permanent mit meinem Beschützer-Instinkt zu ersticken. Umso schwerer, weil sie ein wirklich wildes Kätzchen war, mit dem ich zwar im Wortsinne auf Bäume kletterte, aber sie musste immer auf die dünnsten Äste hinaus....
Neben vielem, vielem Anderem war es genau diese wunderbare kindlich unbesorgte Verspieltheit, die mich an ihr so überirdisch anzog. Ihre Kraft, mit der sie auf die Hinterbeine stand und unbeirrbar Dinge verteidigte, die ihr schon kurze Zeit später selber absurd erschienen...
Ich sah mich in der Situation, genau das zu zerstören, was mir an ihr so sehr gefiel. Mein ständiger innerer Konflikt zwischen "weiser Altmänner-Voraussicht" und Frei-Laufen-Lassen, zwischen Projizieren meiner eigenen Ängste und echtem, notwendigem Beschützen (am Arm packen, wenn sie drauf und dran ist rückwärts und lachend auf Rollschuhen unter den Bus zu laufen... ach, das hätte doch noch lange gereicht...), zwischen Anregen und Abwürgen, hat mich schliesslich überfordert.
Ich
glaube heute, dass eine dauerhafte, tiefe Beziehung nicht möglich ist mit jemandem, der oder die noch nicht die Chance hatte, selber, unter mehr oder weniger Gleichaltrigen, erwachsen zu werden. Ausser um den Preis, sein oder ihr Leben dem eigenen "Plan" zu unterwerfen. Dazu hatte ich sie zu sehr lieb.
Für - aus der Sicht vieler sehr Junger - alte Knacker wie mich sind Mädchen um die 20 natürlich mehr als sehr anziehend. Und auch wenn ich mich ab und zu ein wenig verliebe (bin halt leicht entflammbar), jugendliche Verliebtheit spüre und das leidenschaftliche, fröhliche, energie-geladene Spiel inner- und ausserhalb des Bettes mehr als nur geniesse: wenn ich anfange, Zeichen für eine zu grosse Anhänglichkeit zu spüren, verabschiede ich mich mit einem lieben Klaps auf den süssen Hintern bevor es allzu "ernst" wird.
Auf eine echte partnerschaftliche Beziehung möchte ich mich gerne auch mit einer wesentlich jüngeren Frau einlassen, aber eher um die 30, 40 als um die 20...
Wenn (m)ich denn wieder einmal eine Frau finde(t), die nicht mit 35 aus dem Zustand verlängerter Adoleszenz direkt in den Zustand der endgültig abgeklärten Urgrossmutter gekippt ist...