iPhone S5 geknackt ...
iPhone 5S geknackt: Wer ist naiver? Die Apple-Jünger oder die Hacker?
Das iPhone 5S markiert die Geburtsstunde des salonfähigen Fingerabdruck-Scanners im Smartphone. Damit meint Apple, eine neue Ära der Sicherheit eingeläutet zu haben. Natürlich war das eine Illusion, wie Berliner Hacker nun gezeigt haben. Diese machen sich in ihren grandiosen Schlussfolgerungen allerdings mindestens so lächerlich, wie jene, die an die absolute Sicherheit durch TouchID glaubten.
Eigentlich dürfte niemand überrascht sein: In der Welt der Sicherheitstechnologie gibt es seit jeher ein Wettrüsten zwischen denen, die Sicherheit schaffen und denen, die sie durchbrechen. Dass der Fingerabdruck-Scanner zu diesem zeitlosen Naturgesetz keine Ausnahme bildet, hat eine Berliner Gruppe aus Hackern des Chaos Computer Club jetzt gezeigt. Die Überlistung des TouchID-Systems des iPhone 5S ist nämlich ein echtes “Kinderspiel”, das lediglich das Stehlen eines iPhones, das sehr hochauflösende Fotografieren und Laserdrucken und das Herumkleistern mit hautfarbener Latexmilch oder weißem Holzleim erfordert. Eine wenig aufwändige Methode also, die bestens für den schnellen Blick in fremde Smartphones geeignet ist...
Sich die hinterbliebenen Fettspuren auf dem Display eines aktuellen Android-Smartphones anzusehen und von ihnen das Entsperr-Muster abzuleiten, erfordert da schon deutlich mehr technisches Know-How und Aufwand, wie wir in der Redaktion herausfinden mussten. Einen ganzen Versuch brauchten wir.
Ironie off
Wer den Fingerabdruck-Scanner für unüberwindbar gehalten hat, ist naiv. Genau so naiv sind allerdings auch die Hacker, die nun meinen, eine skandalöse Problematik aufgedeckt zu haben, denn der tatsächliche Sicherheitswert einer Technologie muss sich an realistischen Bedingungen messen. So lange ich nicht Angela Merkel bin und mein Diensthandy gestohlen wurde, berührt mich diese "neue" Erkenntnis nicht wirklich. Denn Smartphones werden in 99 Prozent der Fälle nicht gestohlen, um sich private Bilder anzusehen oder peinliche Facebook-Status-Updates zu posten, sondern um das Gerät zurückzusetzen und weiterzuverkaufen.
Die Daten auf meinem Smartphone interessieren niemanden, der es jemals realistisch in die Finger bekommen würde. Außer vielleicht die Freundin oder den Arbeitskollegen - die aber weder Zeit noch Möglichkeit haben, einen solchen Aufwand zu betreiben. Und Politiker, Geheimdienstmitarbeiter und Co. machen ihre Diensthandys nicht von einem Fingerabdruck abhängig.
Von der U-Haft nach Guantanamo Bay
Mit ihrer Argumentation enttarnen sich die Hacker auch als paranoide Spinner, die komplett an der Realität vorbeidenken. Denn für sie geht es hierbei nach eigener Aussage vor allem darum, zu zeigen, dass eine Zahlenfolge deutlich sicherer ist als ein Fingerabdruck, wenn man - wer kennt es nicht - mit Handschellen in Untersuchungshaft sitzt und mit Gewalt gezwungen wird, sein Telefon zu entsperren. Ich hab' auch ein kleines Szenario: Stellt Euch vor, Ihr wacht eines Morgens mit Eurem Smartphone in Guantanamo Bay auf. Ein, zwei Runden Waterboarding kitzeln auch den besten Zahlencode der Welt aus Euch heraus. Was habe ich damit nun über die mangelnde Sicherheit von Zahlencodes im Leben des Smartphone-Nutzers bewiesen? Genau, nichts.
Die Debatte über Technologien wie diese muss stattfinden, denn sie birgt Tücken. Im Prinzip wissen wir nach den "Enthüllungen" des Chaos Computer Clubs aber genau so viel wie vorher. Die tatsächlichen Sicherheitsrisiken, die sich aus Fingerabdruck-Scannern ergeben, liegen vermutlich woanders - nicht in bastelwütigen Hackern mit Drucker, Kleister und zu viel Freizeit.
Quelle: AndroitPit, Stephan Serowy