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*******inde Frau
42.280 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Bitte um Unterstützung
Ich wurde gebeten, den nachfolgenden Text zu veröffentlichen und habe das gerne übernommen.

Dieser Thread ist so eingestellt, dass auch nicht-Gruppenmitglieder hier lesen und schreiben können.

Ich hoffe ihr ünterstützt das ratsuchende Profil mit eurem Schwarmwissen.


LG
Sommerwinde


Liebe Gruppe,

ich habe vor 17 Jahren die Diagnose Asperger-Autismus erhalten. Damals habe ich die Diagnose nicht akzeptiert und mich nicht weiter damit beschäftigt. Bisher kam ich in meinem Leben bestens zurecht, ich habe einen kleinen ausgewählten Freundeskreis und habe selbstständig gearbeitet, also keine Chefs und Kollegen, was mit sehr entgegenkam.

Nun habe ich mich aber entschieden, noch eine andere Ausbildung zu machen und muss mit mehreren Chefs und Azubis regelmäßig zusammenarbeiten, was mir Schwierigkeiten bereitet. Mir ging erst vor ein paar Tagen auf, dass das wohl typisch autistische Probleme sind:
1) Mit tut etwas weh. Ich kann es aber nicht ansprechen, weil ich damit jemanden vor den Kopf stoßen würde.
2) Dinge wie Tee machen oder die Sachen anderer Leute wegräumen, werden von mir erwartet, ohne dass mir das jemand gesagt hätte. Ich bekomme Ärger, weil ich nicht von selbst darauf gekommen bin.
3) Sachlich bin ich einer der Besten, werde dafür aber nicht gemocht, eher im Gegenteil.
4) Mir fallen Dinge auf, die schief laufen, die aber niemand sonst bemerkt oder ändern möchte, weil "es schon immer so war". Ich weiß, dass ich nichts dazu sagen sollte, es fällt mir aber schwer.

Ich habe die ersten Informationen über Autismus eingeholt, allerdings möchte ich erstmal nicht den Weg gehen, alle darüber zu informieren, sondern möchte mich selbst fortbilden, um solche Situationen besser meistern zu können. Ich habe sonst auch keine auffälligen Symptome und bin gut angepasst, daher kommen Therapien für Autisten eher nicht infrage, weil die anscheinend eher für Menschen mit stärkeren Auffälligkeiten sind, oder irre ich mich da? Was wären ggfl. passende Anlaufstellen oder Bezeichnungen für Therapiearten?

Meine Idee ist momentan, dass ich mich gerne mehr über soziale Regeln belesen würde. Also nicht zwingend (aber auch) Bücher über Autismus, sondern gerne auch Psychologie oder andere. Habt ihr Ideen, wo ich für meine Probleme die passende Literatur finden könnte?

Ich habe @*******inde gebeten, den Text für mich einzustellen, weil ich noch nicht bereit bin, mich mit dem Thema zu outen. Ich werden den Thread aufmerksam verfolgen und bedanke mich im Voraus für alle hilfreichen Beiträge. :-)

******tly Frau
49 Beiträge
Hallo,
an Sachbüchern über Asperger-Autismus kann ich Tony Attwood empfehlen. Jedes seiner Bücher fand ich hilfreich.
Ich werde mal meinen Bestand durchforsten habe aber die meisten über autistische Mädchen.
Alles Gute dir.
****can Mann
134 Beiträge
Genau diese Situationen habe ich ständig in meinem Leben gehabt.
Fachlich hat es nie gemangelt, dennoch ist der gesamte Lebenslauf übersäht mit solchen nicht lange währenden Arbeitsverhältnissen. Ausser eben die Zeiten zu denen ich selbstständig war...
Verstanden habe ich den Grund erst, als bei mir die Diagnose gestellt wurde.

Ausserhalb der Arbeit kam ich auch bestens klar, mit wenigen, dafur umso brauchbareren Menschen um mich herum.
Jedoch macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, sich selbst derart zu frustrieren, indem man sich einem Umfeld aussetzt, welches einfach nicht für einen Aspie ausgelegt ist.

Therapeutisch, gibt es dafür Verhaltenstherapien die eine gewisse Kompatibilität erreichen wollen mit einer voll und ganz neurotypen Welt, es ist allerdings fraglich und auch vom Alter und anderen Faktoren abhängig ob diese noch Sinn machen. In meinem Falle halten die Therapeuten es für nicht zielführend, mich "umzuerziehen" denn unterm Strich ist das nicht anderes. Bei diesen verhaltensändernden Maßnahmen, wirft man oft eben auch Dinge über den Haufen, die einem das Leben bislang einfacher gemacht haben, was zu einer psychischen Instabilität führen kann. Von daher lehnen meine betreuenden Fachleute dies in meinem Fall ab.
Das ist eher etwas für Menschen, die ihr gesamtes Leben noch vor sich haben.

An Stelle des oben genannten Betroffenen, würde ich also 2 Wege für sinnvoll halten, entweder man geht den Weg des Outing und erwartet von den anderen in der Firma, dass sie genausoweit auf einen zugehen, wie man es selbst macht, oder man entzieht sich diesem Umfeld und sucht sich ein Umfeld, was einem besser tut.
Beide Wege sind für eine weitere berufliche Laufbahn erstmal sehr schwierig und mit einigen Risiken verbunden, auf lange Sicht, wird aber eine Arbeitsstelle bei der es nicht passt mit den Andersartigkeiten eines Aspergers, nur Frust geben und letztlich zu einer Kündigung von einer der beiden Seiten kommen.
So etwas durch zu ziehen, bringt also nur Stress, Frust und Makel im Lebenslauf mit sich.
Von daher, ich würde mir was anderes suchen, von vornherein mit offenen Karten spielen. Firmen die einen als Aspie bekannten Bewerber einstellen, wissen was sie tun. Zumeist sind doch auch noch andere Aspies, die einem also bereits einen Weg bereitet haben und zudem auch als Unterstützung dienen können.

Aber wie immer ohne Gewähr, das sind sehr persönliche Erfahrungen die mich zu diesen Aussagen bewegen und jeder Authist ist so grundlegend anders......
****63 Frau
195 Beiträge
Neben sich outen oder sich ein neues Umfeld suchen, sehe ich noch einen 3. Weg:
Lerne die Spielregeln und übe dich darin!

Soweit ich verstanden habe, ist das Umfeld ja nicht an sich schädlich und du hast eher nur so etwas wie soziale Anpassungs-Verzögerungen, die es bei einem neurotypischen Menschen vermutlich nicht in der Ausprägung geben würde. Außerdem vermute ich, dass du ein Mann in den Zwanzigern bist. Mein Rat beruht auf diesen Annahmen.

Jede Branche, sozialer Kreis, Firma, Clique, also jede Gruppe wiederholt interagierender Menschen, hat so etwas wie unausgesprochene Leitlinien ("social conventions") für den Umgang miteinander. Ein paar dieser Leitlinien hast du schon identifiziert und auch scheinst du die Erwartungen, die man an dich hat, wahrzunehmen. Vielleicht spürst du aber auch nur unbewusst, dass du gewisse soziale Erwartungen zu enttäuschen scheinst. Das ist schon mal sehr gut und kann dir helfen dich zurechtzufinden.

Um noch mehr dieser unausgesprochenen Leitlinien zu lernen, ist es wichtig zu beobachten und gute Fragen zu stellen. Erkundige dich, wie andere mit bestimmten Dingen oder Situationen umgehen. Wenn sich jemand über deine Fragen oder dein Verhalten wundert, könntest du das mit ein bisschen Selbstironie und/oder Humor überspielen. Vielleicht gibt es auch jemanden dort, mit dem du dich gut verstehst und der dich darauf hinweisen kann, wenn dir eine dieser Regeln entgangen ist oder du dich zu "unerwartet"/seltsam verhalten hast.

Zusätzlich lernst du auch noch neue berufliche/fachliche Dinge, die dir vermutlich Freude machen und bei denen du auch gut bist. Das kann bei deinen Kollegen, die ja nicht nur, aber auch Konkurrenten sein können, zu Neid, Machtkampf oder Mobbing führen; muss es aber nicht. Du kannst das aber etwas abmildern/vermeiden, indem zu gut "netzwerkst", d.h. dich auch mal außerhalb der Arbeit mit Kollegen triffst oder, falls das nicht geht, aufmerksam bist, andere unterstützt und auch mal selbst um Rat oder Hilfe bittest.

Schließlich gibt es auch noch Hierarchien. Davon habe ich jetzt bei dir nicht soviel gelesen und vielleicht bereitet dir das auch gar keine Probleme. Wenn doch, wird sich auch dazu Literatur finden lassen.
Ich würde mal bei Ratgebern über's Netzwerken und bei Büchern über Karriere und Beruf, besonders für Frauen, suchen. Ich habe festgestellt, dass dort viele Vorgänge und mögliche Strategien detaillierter und besser beschrieben sind. Aber auch Literatur, wie "Die Kunst des Krieges" von Sunzi und "Der Fürst" von Niccolò Machiavelli kann nützlich sein, um bestimmte Manöver oder Eigenheiten gerade in Führungsebenen besser zu verstehen und nicht von autistischer Logik und Gerechtigkeitssinn in irgendwelche Machtspiele oder Kriege hinein manövriert zu werden bzw. hinein zu stolpern und dann zwischen den Fronten zerquetscht zu werden.

Versuche außerdem dein Ziel zu konkretisieren und dein Verhalten danach auszurichten. Willst du nur die Ausbildung fertig machen und mit dem Fachwissen anschließend, woanders hingehen oder dich selbstständig machen? Oder willst du in der Firma nach deiner Ausbildung übernommen werden?
Wenn du dort bleiben willst, ist das Netzwerken und "Gut vor Vorgesetzten dastehen" wichtiger. Wenn aber nicht, dann kannst du bestimmten Sachen einfach hinnehmen oder ignorieren, dich auch mit dem minimal notwendigen, sozialen Miteinander zufriedengeben und darauf gucken dir möglichst viel Wissen anzueignen und Know How abzugreifen.
****63 Frau
195 Beiträge
Zitat von *******inde:
1) Mit tut etwas weh. Ich kann es aber nicht ansprechen, weil ich damit jemanden vor den Kopf stoßen würde.
2) Dinge wie Tee machen oder die Sachen anderer Leute wegräumen, werden von mir erwartet, ohne dass mir das jemand gesagt hätte. Ich bekomme Ärger, weil ich nicht von selbst darauf gekommen bin.
3) Sachlich bin ich einer der Besten, werde dafür aber nicht gemocht, eher im Gegenteil.
4) Mir fallen Dinge auf, die schief laufen, die aber niemand sonst bemerkt oder ändern möchte, weil "es schon immer so war". Ich weiß, dass ich nichts dazu sagen sollte, es fällt mir aber schwer.

1) Emotional oder körperlich? Versuche dir eine Reihe von Fluchtmöglichkeiten zurecht zu legen, wie z.B. sich entschuldigen, weil man angeblich auf Toilette muss. In der Kabine kannst du vielleicht etwas Ruhe finden oder deinen Schmerz behandeln. Leider bräuchte ich für einen besseren Ratschlag mehr Informationen, was für eine Situation das genau war.

2) Lass dich davon nicht stressen. Sobald du es weißt, machst du es ja besser. Entschuldige dich oder spreche es mal nebenbei an, dass du manchmal nicht ganz sicher bist, was genau von dir erwartet wird. Es ist eigentlich dein Recht als Auszubildender, dass sich dein Ausbilder, der Chef und/oder die Kollegen darin unterstützen auch solche Dinge beigebracht oder zumindest höflich darauf hingewiesen zu werden. Alles andere, wie "Du sollst aber von selbst drauf kommen", finde ich gerade bei einer Person in Ausbildung, nicht ok bzw. nicht sehr professionell. Sollte jemand doch mal richtig sauer sein, dann gibt es soziale Wiedergutmachungs-Möglichkeiten, wie z.B. einen Kuchen oder was anderes Essbares mitzubringen oder zum Kaffee einzuladen.

3) Erfolg schafft Neider. Lass dich auch davon nicht stressen. Überlege, ob ein paar deiner Verhaltensweisen als arrogant interpretiert werden könnte und versuche das zu verbessern. Teilnahme sozialen Events zur Verbesserung der Beziehungsebene mit deinen Kollegen wäre gut. Überlege außerdem, ob es eine Möglichkeit gibt, wie deine Neider von deinem Fachwissen und deinen Fähigkeiten profitieren können (Netzwerken). Es kann z.B. für jemanden der übernommen werden will, sehr wertvoll sein, wenn er gut vorm Chefs aussieht. Wenn du selbst also dort nicht weiter arbeiten willst, könntest du deine Erfolge mit anderen teilen oder sie ihnen gar komplett überlassen. Wenn du einen Mehrwert bieten kannst, werden Leute nicht neidisch sein, sondern versuchen sich mit dir gut zu stellen und dir ebenso zu helfen, aber bei etwas, dass für deine Strategie nützlicher ist. Pass aber auf, dass du nicht ausgenutzt oder übervorteilt wirst. Beziehe diese Möglichkeit jedenfalls immer mit ein und überlege, wie du gesetzten Falles damit umgehen willst

4) Das kenne ich nur zu gut! 😅 Die Frage ist, was ist dein Ziel? Willst du das Unternehmen umstrukturieren oder bestehende Prozesse optimieren? Warum? Bringt es dir einen Vorteil?
Lass dir außerdem gesagt sein, dass man sich mit dem Aufzeigen von lange ignorieren/akzeptierten Schwächen oder dem Verbesserungs- oder Erneuerungspotential in einer (neuen) Firma, nicht immer Freunde macht. Falls du zumindest mal auf Potentiale hinweisen willst, finde ich die "Strategie der blöden Fragen" ganz elegant, d.h. du fragst naiv, ob man es auf diese oder jene Weise nicht besser/effizienter/billiger machen könnte und schaust, wie darauf reagiert wird. Will jemand was ändern, ok. Und wenn nicht, dann halt nicht.
Wichtig auch noch mal hier: Was willst du langfristig erreichen? Wenn du einfach nur dort lernen willst, dann halte dich zurück so gut es geht.
*******inde Frau
42.280 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Hier Rückmeldung und weitere Fragen des ratsuchenden Profils, deren Vermittlung ich sehr gerne übernehme *g*


LG
Sommerwinde


Vielen Dank für eure wirklich hilfreichen Beiträge. Ich werde mir alle genannten Bücher anschauen und sicher einige davon bestellen.

Habt ihr noch Ideen, wo ich vielleicht einen persönlichen Ansprechpartner (ggfl. auch Therapeut/Coach/Berater) finde, mit dem ich einzelne Situationen besprechen und daraus lernen könnte?

Noch zur Info: Ich habe noch eine recht lange Ausbildungszeit vor mir (falls ich nicht wegen Störung des sozialen Klimas gehen muss), werde danach aber auf jeden Fall selbstständig arbeiten. Auch im Kontakt mit Menschen, aber zumindest kann ich mir diese dann aussuchen. Dennoch würde mir mehr zwischenmenschliches Feingefühl sehr helfen.

@****63
Danke für deine langen und aufschlussreichen Beiträge. Ein paar Fragen bzw. Anmerkungen hätte ich noch dazu:

1) Jemand wollte mir etwas zeigen und hat mich dabei versehentlich schmerzhaft angefasst. Ich hätte gerne darauf hingewiesen, aber in vergleichbaren Situationen fühlt sich der andere dadurch angegriffen oder findet mich seltsam.

2) Es geht nicht um Ausbildungsinhalte, sondern um zwischenmenschliche/soziale Dinge, die jeder ganz selbstverständlich kann oder weiß außer mir. Ich wirke auf andere unhöflich, kalt oder desinteressiert, dabei würde ich alles das gerne richtig machen, wenn ich es wissen würde.
Kleinigkeiten zum Essen mitbringen ist aber sicher eine gute Idee. *g*
Ich ärgere mich, dass ich auf so etwas nicht selbst komme.
Wenn ich mitgebrachte Sachen von anderen Leuten nicht essen möchte (weil ich manche Sachen einfach nicht mag), dann macht mich das auch manchmal unbeliebt.

4) Ich möchte dort nur lernen. Die Strukturen sehen generell vor, dass wir z.B. Themenwünsche äußern dürfen, es wird auch manchmal danach gefragt. Wenn ich es dann tatsächlich tue, wird das aber nie gut aufgenommen. Meine Wünsche oder Fragen werden entweder ignoriert oder kritisiert. Trotzdem schaffe ich es nicht zu sagen, ich hätte keine Wünsche, wenn man mich ja bewusst und gezielt danach fragt.

****63 Frau
195 Beiträge
Es freut mich sehr, dass ich dir etwas weiterhelfen konnte! 🙂 Ich drück dir auch ganz fest die Daumen, dass du dich da noch zurechtfindest.

1) Man sagt ja immer "Der Ton macht die Musik", d.h. manchmal ist nicht das "Was" man sagt, sondern "Wie" man es sagt. Wenn man gerade schmerzhaft berührt wurde oder irgendwie erschreckt wurde, dann ist die direkte Reaktion oft recht "laut", vielleicht "emotional". Vielleicht bist du sensorisch etwas sensibler, als NTs und die Person erschreckt sich dann auch wiederum an deiner unerwarteten oder unerwartet starken Reaktion. Daher vermutlich die komische Reaktion auf dein Verhalten.
Ich mache es so, dass ich bei unerwarteten Dingen oder in Situationen in denen ich nicht sicher bin, was das angebrachte Verhalten wäre, erst mal möglichst nicht reagiere. Ich gehe die Situation dann später in Ruhe durch und überlege, wie ich das nächste Mal auf so etwas gut oder besser reagieren kann. Das hilft, um souveräner, entspannter und sozial angemessener zu reagieren, wenn es wieder vorkommt.
Und wenn ich mir nicht sicher bin, frage ich NT Freunde, suche Threads im Internet dazu oder stelle selbst online eine konkrete Frage; so wie du ja gerade. 🙂
Man muss sich vielleicht ein bisschen überwinden, weil man zwar weiß, dass es etwas komische Fragen sind, aber man sollte da einfach etwas milder mit sich selbst umgehen. Wir haben halt neurologisch bedingt, manche Fähigkeiten nicht. Das heißt aber nicht, dass man nicht Strategien und Methoden entwickeln oder aneignen kannst, um damit umzugehen und das auszugleichen.

2) Wie du auch, kann ich die Reaktionen meiner Mitmenschen gut wahrnehmen, was (langfristig) sehr vorteilhaft ist. Langfristig deswegen, weil ich zwar sehr viel wahrnehmen kann, es mich aber viele Jahre an Erfahrungen, Beobachtungen und blöd Nachfragen gekostet hat, die Dinge, die ich wahrnehme, auch richtig zu interpretieren. Dafür braucht es etwas Geduld, aber es ist machbar. Und ich halte dich für schlau und findig genug, dass es dir auch (mit der Zeit) immer besser gelingt. Irgendwann hat man die häufigsten Dinge durch und weiß wie man damit umgeht, aber sich beim ersten Mal oder in unerwarteten Kombinationen ungeschickt oder unangebracht zu verhalten, ist halt leider Teil des Lernprozesses.
Um Nachsicht der Mitmenschen für etwas ungewöhnliches Verhalten zu bekommen bzw. arg komische Stimmung oder größere Missverständnisse zu vermeiden, mache ich es bei neuen Leuten so, dass ich meine größten Schwächen direkt selbst anspreche und mich vorab entschuldige, falls es mal blöd läuft. Ich informiere also, dass da etwas Ungewöhnliches an meinem Sozialverhalten auftreten kann; ein praxis-orientiertes Teil-Outing sozusagen. Wenn Leute so vorbereitet sind, dann werden die Reaktionen darauf auch nicht so irritierend/irritiert. Es hilft außerdem sehr gut dabei, dass Leute einen eben nicht für arrogant oder abgehoben halten, denn das ist leider die typische Interpretation. Ich oute mich aber wie gesagt nie komplett, sondern spreche nur die Dinge an, von denen ich glaube, dass sie auftreten werden oder in dem Bereich am wichtigsten oder störensten sein könnten, wie z.B. die neuen Kollegen an ihrem (für mich anfangs immer recht gleich aussehenden Gesicht) zu erkennen.

4) Dafür bräuchte ich mehr Informationen. Weißt du denn warum deine Wünsche abgelehnt wurden? Hast du um konstruktives Feedback gebeten?
Allgemein habe ich aber auch festgestellt, dass wenn es keinen sachlichen Grund für eine abwehrende Reaktion auf Vorschläge gibt, dann gibt es dazu einen emotionalen Grund; den diese aber auch nicht nennen wollen oder gar nicht selbst kennen. Oder es steckt eine komplizierte Firmeninterna oder Abteilungsmachtkampf dahinter, über die man aber (mit dir noch) nicht sprechen will.
Wenn dir etwas an deinen Wünschen oder Themenvorschlägen liegt und du sie ausführen willst, gibt nicht so schnell auf und versuche zuerst die Gründe für die Abwehr zu finden, bevor du überhaupt erwägst eine Diskussion darüber anzufangen. Stell Fragen, aber achte darauf, dass sich Menschen nicht angegriffen fühlen. Nehme ihre Ablehnung ernst, bleibe neutral und freundlich und versuche durch Fragen zu verstehen, was sie daran nicht gut FINDEN (nicht ob der Vorschlag "objektiv" gut ist, denn derjenige wird dann vermutlich gar nicht objektiv oder sachlich sein können). Frage nach Ihrer Meinung zu passenderen Themen oder zur Optimierung deines Themas. Sag ihnen, dass dir ihre Meinung wichtig ist und du gegebenenfalls auch niemand anderem erzählst, was derjenige gesagt hat. Wenn das nicht hilft oder du auf noch größere Abwehr stößt, kann es auch sein, dass das Arbeitsklima oder die Firmenkultur dem entgegen steht. Reibe dich dann nicht daran auf, solange es nicht deine konkrete Verantwortung ist.

Was haben denn deine Mitkollegen/Mitauszubildenden immer so für Wünsche oder Themen? Versuche zu analysieren, inwiefern sich deren Dinge von deinen unterscheiden und schaue, ob du deine Antworten an das Gewünschte/Erwartet anpassen kannst. Wenn das auch nicht funktioniert, würde ich bei weiterer Nachfrage zu Wünschen einfach sehr neutral, aber direkt antworten, dass ich ja schon ein paar Dinge genannt hätte, aber das nicht gut zu sein schien und dass ich Feedback brauche, was genau erwartet wird oder warum meine Ideen/Fragen/etc. bisher nicht berücksichtigt wurden.

Eine letzte Erklärung wäre noch, dass es keine ökonomisch oder unternehmerisch brauchbaren Vorschläge waren. Manchmal braucht es einfach etwas mehr Berufserfshrung, um sinnvolle, d.h. verwertbare Vorschläge zu liefern. Allgemein lässt sich aber schon sagen, dass Vorschläge, die dem Unternehmen Geld sparen oder mehr Gewinn bescheren, eigentlich immer gut ankommen.
***ak Frau
2 Beiträge
Hei *g*
Ich finde das Autismuszentrum bei uns ultra hilfreich, die gibt's in sehr vielen Städten, danach könntest du mal schauen. Dort kann man genau sowas besprechen und nach sozialen Regeln etc fragen und sich auch Tipps einholen wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann. Mir hilft das zur Zeit sehr. Es gibt auch sowas wie sozial Trainings in den Zentren, zumindest bei uns, ich denk das haben alle/mehrere Zentren. Und Unterstützung steht natürlich allen zu und nicht nur denen die auffälliger sind.

Auf Facebook gibt es eine Gruppe "Spät diagnostizierter Autismus" die find ich auch informativ und hilfreich.

Ich mache gerade auch gute Erfahrungen damit zu sagen dass ich autistisch bin und dass das bestimmte Dinge mit sich bringt, zB dass ich nicht unerwartet angefasst werden möchte oder dass ich sehr Geräuschempfindlich bin oder auch dass ich klare Äußerung von Erwartungen brauche. Vielleicht magst du drüber nachdenken ob das nicht doch der einfachere und auch bessere Weg wäre es zumindest deinen Chefs zu sagen. Vorallem dir selbst gegenüber wäre es fairer, denn so wirst du nach neurotypischen Standarts bewertet und behandelt und das ist unfair. Dass nur eine Seite sich anpasst ist kein Gleichgewicht und für mich zB inzwischen auf Dauer untragbar, das hab ich so lange in Perfektion betrieben bis ich einfach nicht mehr konnte, das nicht zu tun kann ich wirklich wärmstens empfehlen. Vielleicht magst du da auch mal beobachten ob das für dich wirklich vorstellbar ist dass du dich so sehr anpasst oder ob es dich vielleicht doch sehr viel Anstrengung kostet.

Ich mache die Erfahrung dass es Menschen leichter fällt "meine Besonderheiten" anzunehmen wenn ich ihnen dazu sage dass ich autistisch bin. Auch wenn ich es bescheuert finde weil ich mir wünsche dass einfach jeder Mensch angenommen wird wie er ist - aber so läufts bei den meisten Menschen leider nicht.

Alles Liebe für dich & dass du einen guten Weg für dich findest *g*
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