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Gelebte Beziehungsanarchie

Gelebte Beziehungsanarchie
Ihr Lieben, insbesondere @********reis

ich wurde gebeten von meinem Leben als Beziehungsanarchistin zu erzählen. Als erstes ist es mir ein Anliegen ein wenig Hintergrund als Theorie anzubieten:

https://mehrplatzfuerdieliebe.blogspot.com/p/beziehungsanarchie-in-8-punkten.html

Aber jetzt zu mir, ich hangel mich mal an diesem Text lang, was das für mich persönlich bedeutet.

Liebe ist für mich nicht begrenzt. Ich habe das Konzept von "endlicher Liebe" noch nie verstanden. Das hat sich für mich einfach nicht erschlossen. Warum soll ich nur einen einzigen Menschen lieben können sollen? Das verstand ich nie und verstehe ich bis heute nicht. Ich kann verstehen, wenn jemand von mir Treue verlangt, mich zu verpflichtender Loyalität bindet... ja. Aber das macht mein Maß an Liebe nicht endlich, sondern bindet mich nur an einen Menschen z.B. weil bestimmte Handlungen exklusiv sind wie Penetration z.B. wenn ich dem zustimme. Zustimmen will vor allem. Letzten Endes ist es eine massive Beschränkung auf eine Person. Ich kann für sehr viele Menschen Liebe empfinden und kann jedem Menschen das schenken, was ich bereit bin, was ich will. Und dafür brauche ich keinen Namen.

Ich kann mit einem Mann einfach Sex haben. Ohne Intimität. Oder ich kann Intimität haben, ohne Sex. Ich brauche keinen "Partner" im Sinne von das muss jetzt aber unbedingt DER eine Mann fürs Leben sein - bisher war mir das nie einer. Ich war verheiratet weil ich habe Kinder, all so etwas.

Aber alle Beziehungen die ich führ(t)e waren keine solitären Geschichten. Ich habe ein einziges Mal versucht für einen Mann monogam zu leben, es war das reinste Fiasko und hatte sicher nichts mit Liebe zu tun.

Ich entschied mich dann endgültig für mein einzige Tätowierung die ich trage: Liebe und Respekt statt Forderungen

Wenn ein Mensch mich nicht in seinem Leben haben möchte, dann respektiere ich das. Wenn ein Mensch mich in seinem Leben haben möchte - und ich das auch will - freut es mich. Manchmal passt das nicht zusammen. Ist halt so, aber das gibt keinem das Recht mir aufdringlich zu werden. Oder mir das Recht wem anders auf die Pelle zu rücken.

Ich lebe das Ganze so lange wie ich es sinnvoll finde. Dafür muss es nicht immer Ponyhof sein, ich entscheide mich bewusst für einen Menschen und jeder hat was das nervt oder anstrengend ist... aber wenn die Bedürfnisse und Wünsche (noch) übereinstimmen ist alles gut sozusagen. Beide müssen freiwillig diese Wünsche und Bedürfnisse hegen, pflegen und leben.

Hört einer auf sich das zu wünschen, das Bedürfnis zu haben, geht es auseinander. Oder eben auch nicht, weil die Wünsche und Bedürfnisse halten. Meine längste Beziehung ging 22 Jahre lang und endete mit dem Tod des Mannes (starb plötzlich und unerwartet). Manchmal muss man sich einfach nicht für einander verbiegen und es passt einfach.

So wie ich möchte, dass jemand zu mir ist, bin ich zu dem anderen zumindest. Ich mag Unzuverlässigkeit nicht, also bin ich zuverlässig, ich mag Illoyalität nicht, also bin ich loyal und so weiter und so fort. Für mich sind unzuverlässige, illoyale Menschen schwierig, also funktioniert das mit mir auch nicht, mit Menschen denen Zuverlässigkeit und Loyalität total schnuppe sind - zumindest nicht über Sex hinaus. In einem Club wo das keine Rolle spielt, klar, warum nicht? Ein One-Night-Stand ist manchmal ja auch nett. Ich hab die Verhütung unter Kontrolle und in den Clubs besteht maximaler Schutz für mich als Frau. Sprich: wer mehr wie 1 x Sex mit mir will muss die Selben Werte haben wie ich.

Für mich spielt das Geschlecht in Clubs bedingt eine Rolle, auch hier ist es so, dass ich längere Beziehungen mit Männern führe. Tanzen tu ich mit jedem, egal wer. Und so möchte ich auch behandelt werden. Ich möchte nicht, dass ich bei One-Night-Stands hart bemessen werde an egal welchen Kategorien, die sind oberflächlich. Längere Beziehungen möchte ich aber auch nicht oberflächlich führen, auch wenn ich Intimität und Sex eigentlich nicht vermische.

Das weicht massiv von der Norm ab, aber wir sind hier im Joy. Hier zeigt sich, dass es sehr viele Menschen gibt, die von der "Norm" abweichen, die es aber vielleicht auch so gar nicht gibt. Es ist aus meiner Sicht Kern von Beziehungsanarchie mit diesen starren Strukturen bewusst zu brechen und sich zu öffnen, sich zu trauen abzuweichen vom monogamen, rein heterosexuellen Partnerschaftsmodell der Kompromisse im Loose Loose.

Wichtig ist mir vor allem dabei, dass man sich gegenseitig versteht, so dass keine Angst entsteht vor irgend welchen negativen Konsequenzen, nur weil man gerade macht, was man macht (wenn es Grundwerte wie Grenzen respektieren etc wahrt). Für mich ist es besonders wichtig, aus dem positiven Wunsch heraus zu leben. Der Mann will mich dominieren, ich mag alles abgeben - wunderbar ... ein paar Stunden Ruhe und tun, was geschieht, sich dem hingeben. Einfach mal fallen lassen, ohne Pflicht, einfach weil es beide wollen. Natürlich kann ich mich verabreden, und den Termin einhalten und auch organisieren, dass ich dann auch kann. Aber ich mein eben, dass es nicht darum geht dass ich mir denk: mist, schon wieder dieses Date, ich hab zugesagt, jetzt geh ich auch hin, wennst sein muss... sondern: ich hab ein Date und das ist genau was ich jetzt will!

Und der andere hoffe ich auch.

ich finde das schlimmste Szenario immer, wenn mich hier ein Mann datet, der eigentlich gar keinen Bock auf mich hat. Und noch schlimmer: wenn eine bessere Frau daherkommt ich gelöscht werde oder oder. Also nie Lust auf mich bestand. Solche Verhaltensweisen erzürnen mich zutiefst, weil es meinem Lebenskonzept der Beziehungsanarchie widerspricht im gesamten Kern dessen wer ich bin und was ich lebe.

Warum um alles in der Welt sollte ich ein Date vereinbaren wenn ich KEINEN BOCK darauf habe?

Jetzt ist es natürlich so, dass wir alle nur Menschen sind und das schon irgendwie sehr schwierig für manchen klingt, der mich daten will. Wie soll das denn gehen? Keine Kompromisse, wissen was man will, das auch noch aus Liebe tun und dann keine Partnerschaft führen außer beide entscheiden sich dazu aus voller Entscheidung das zu tun, was sie tun?

Wo doch das gesamte Gesellschafts-System eigentlich auf Monogamie, sich anpassen, Kompromisse, etc aufbaut im Kern oft?

Nun ja, ich bin halt so. Ich muss mich nicht einmal dafür verbiegen oder hier irgend etwas "faken" bis ich es mache. Mir persönlich war als ich diese 9 Punkte las endlich klar, wie ich bin. Ich verstand, warum ich so anders bin wie andere, nicht nur aufgrund dessen weil ich Autistin bin und eine PTBS mit mir herum trage im sexuellen (zum Glück in anderen Bereichen nicht).

Ich bin Beziehungsanarchistin

Und ich habe gelernt, dass es besser ist erstmal zu vertrauen. Oder es zumindest zu versuchen, obwohl mir das wirklich schwer fällt, immer wieder aufs Neue. Manchmal brauche ich Jahre, bis ich einem Menschen wirklich vertraue. Manchmal verschenke ich mein Herz sofort.

Und so lebe ich mit Menschen in verschiedenen Beziehungsformen, manchmal ist jemand eifersüchtig auf einen Mann, mit dem ich nur intim schreibe. Mal ist wer anders eifersüchtig auf jemanden, mit dem ich intensive sexuelle Erfahrungen suche. Eifersucht finde ich immer schwierig... denn ich schenke mein Herz und wenn mir nach etwas nicht ist, aus ganzer Seele heraus, wie z.B. mit jemandem Sex zu haben mit es einst Spass machte, aber aus irgend einem Grund dann später nicht mehr, dann ist es halt später auch vorbei. Und Eifersucht sinnlos, denn nicht jeder Bereich den ich einmal hergebe ist deshalb für immer demjenigen zu Eigen.

Es hat mich 2 Jahrzehnte meines Lebens gekostet zu lernen hier rechtzeitig Grenzen zu setzen, wenn Männer eifersüchtig werden, meine Grenzen überschreiten beginnen. Aber je mehr ich insgesamt darauf achte auf Grenzen zu achten, auch des Gegenübers, je weniger kommt es überhaupt zu Konflikten.

Denn: selbst ein einfaches Treffen muss aus vollen Willen und mit dem Herzen beider stattfinden. Und so kann nie etwas falsch laufen. Will einer von beiden nicht mehr - ist es vorbei.

Mit Entscheidungen für ein ganzes Leben bin ich deutlich vorsichtiger geworden.

herzlich

Die WuselDuselin
Beziehungsanarchie
*****dal Mann
818 Beiträge
Danke für deinen Text. Ich habe schon länger nach einem guten Manifest gesucht, hinter dem ich so stehen kann, und bin durch deinen Link darauf aufmerksam geworden.
****can Mann
134 Beiträge
Sehr interessant.
Zwar lebe ich nicht ganz in der Art, aber nach 2 langjährigen Ehen, hatte ich auch eine von den Normen abweichende Einstellung zu Beziehung. Ebenfalls basierend darauf, sich von Erwartungen zu befreien, nichts ist selbstverständlich, entweder man tut etwas weil man da Lust zu hat, oder man lässt es eben. Auch die freie und ungehemmte Kommunikation in der Beziehung, ist für mich elementarer Bestandteil.

Ergebnis ist eine Beziehung, die zumeist am Wochenende stattfindet, eher weniger in der Woche. Jeder hat seine Wohnung, sein Leben und seine eigenen Verpflichtungen. Die Zeit die wir aber miteinander verbringen, ist auch wirklich Qualitytime, kein Fernsehen, Handy ist leise, unsere Zeit, von uns - für uns. Ja, ab und an sitzen wir auch mal da und daddeln was rum, aber eher selten und meist auf den Sonntagmorgen beschränkt, weil wir beide morgens kommunikationsfaule Muffel sind.

Anarchie würde ich das nicht nennen, sondern eben unser Bild von Beziehung.
Jedoch für die meisten Menschen die wir so kennen, ist das auch keine richtige Beziehung.... Immer dieses Normdenken.
********er84 Mann
6.475 Beiträge
Im großen ganzem ein toller Beitrag und ein guter Link.


An einer Stelle harkt das ganze aber irgendwie in meinem kopf gerade noch ein wenig:

"keine Kompromisse"

Für mich sind Rücksicht und Kompromisse nicht selten eng mit einander verknüpft.

vollkommen auf jeden Kompromiss zu verzichten würde für mich auch bedeuten an vielen stellen Rücksicht fehlen zu lassen.

Rücksicht auf die individuellen Gefühle, Wünsche wie Bedürfnisse zu nehmen hat dann auch wieder etwas damit zu tun den / die andere/n in seinem Sein zu respektieren.

Hat man das Gefühl nicht ausreichend respektiert zu werden wird man andersrum auch nur schwer vertrauen geben können.
*****dal Mann
818 Beiträge
@*******ger
ich verstehe keine Kompromisse so, dass keiner zurücksteckt, um einem anderen zu gefallen, sondern man sich nur dort trifft, wo die Gemeinsamkeiten liegen.
********er84 Mann
6.475 Beiträge
@*****dal

Zurückstecken um zu gefallen ist ganz sicher auch der falsche Weg.

Das Gemeinsamkeiten wichtig sind und viele Gemeinsamkeiten auch viel positive Zeit mit einander ermöglichen ist auch klar.

Sich aber nur dort treffen wo es diese Gemeinsamkeit gibt hätte für mich etwas von "ich will dich nur in teilen und nicht als ganzen Menschen"

Selbst einmal auf etwas zu verzichten, einen Schritt zurück zu treten um dem anderem eine Freude zu machen / einen Wunsch / ein Bedürfnis zu erfüllen ist, meiner Meinung nach, etwas das Zeigt wie wichtig einem auch das gluck / die Zufriedenheit des anderen ist.

Mal ein Beispielversuch:

Ich selbst bin Top/Dom und esse gerne Fleisch.

Es währe für mich aber vollkommen OK wenn meine Partnerin/Sub Vegetarierin ist, solange sie mich eben mein Fleisch essen lässt.

Wenn sie nun ein rein vegetarisches Lieblingsrestorante hätte würde ich um ihr mal eine Freude zu machen auch dort mit ihr zum Abendessen Hingehen, weil ich zwar gerne Fleisch esse aber da es auch gute vegetarische Gerichte gibt ich dann für sie auch mal auf Fleisch beim essen verzichten kann.

Andersherum sollte sie aber ebenso bereit sein mich in ein Steak Haus zu begleiten wobei man dann auch wiederum darauf achten sollte das es in dem Steak Haus auf der Karte auch vegetarische Gerichte gibt.


Das sind letztlich ja dann alles Kompromisse wo man eben keine Gemeinsamkeit in den Vorlieben der Narung hat man sich aber mit Kompromissbereitschaft dennoch treffen und schöne Zeiten mit einander verbringen kann.
****can Mann
134 Beiträge
Da kommen wir auch in meine Richtung.
Es gibt einfach Sachen, die ändere ich für niemenden. Also ich ohne Mopped fahren geht z.B. gar nicht.
Entweder sie fährt mit, oder sie verpasst halt einen Teil meines Lebens.
Am Anfang hatte sie panische Angst vor dem Motorrad fahren, aber sie wollte eben die schönen Touren mit mit fahren.
Hat 3 Jahre, einiges an Geduld und ganz viel Ruhe gebraucht bis sie mir vollständig vertraut hat. Jetzt sitzt sie hinter mir und meckert, wenn uns vor der Kurve jemand abbremst *zwinker*
Aber alles freiwillig, ich denke das war die Lösung an der Stelle.

Natürlich mache ich einige Kompromisse, wenn man sie so definieren mag. Dem Partner zuliebe überrascht man sie/ihn eben halt gerne mal mit Dingen, wo man weiss, es ist ihm/ihr wichtig. Auch wenn es eigentlich gar nicht so meins ist.
Wichtig finde ich, dass es nicht erwartet wird.
Erst die Erwartungshaltungen, bringen Stress rein. Wenn Erwartungen enttäuscht werden, kommt schlechte Laune auf.
Bei uns gibt es keine Erwartungen, sondern alles kommt freiwillig. Man gibt es, oder eben nicht. Es wartet keiner auf etwas, was dann nicht passiert, aber manchmal kommen eben tolle Überraschungen, über die man sich richtig freut.
Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum Beziehungsanarchie funktionieren kann, wenn alle Beteiligten das gleich sehen.

Hoffentlich konnte ich das jetzt verständlich schreiben, wusste grade nicht recht wie ich es formulieren soll.
********er84 Mann
6.475 Beiträge
@****can


Ich glaube du hast das mit dem Erwarten schon ganz gut getroffen.

Zu erwarten das der/die andere etwas für einen macht oder sein lässt baut einen Druck auf der zu meist ungesund für die Beziehung ist.

Auf der anderen Seite aber und da finde ich dein Motorrad Beispiel gut, hat wohl jeder gewisse Erwartungen an das gegenüber die einfach da sein müssen.
Auf das Beispiel mit dem Motorradfahren bezogen:

Es wird nicht erwartet das Sie diese Leidenschaft teilt es wird aber erwartet das sie die Freiheit gibt das man selbst Motorradfahren kann.

Wie sich das dann bei euch entwickelt hat ist natürlich total toll und hat wahrscheinlich auch nur funktioniert weil es von dir nicht die Erwartung gab das sie mitfahren muss.
*******day Frau
14.275 Beiträge
Nun, ich lebe mein ganzes Leben schon Beziehungsanarchie. Ich wusste nur jahrzehntelang nicht, dass das so heißt. Als mir der Begriff dann hier im Joy über den Weg lief, war mir klar: das ist das Label, das für mich passt. Und natürlich gibt es eine eigene Joy-Gruppe zum Thema. Beziehungs-Anarchie

Ich unterschreibe auch den Satz "ich mache keine Kompromisse", aber dabei geht es nicht um Pillepalle wie Fisch oder Fleisch. Sondern darum, zu sich selbst zu stehen und sich nicht innerlich zu verbiegen, um des Gefallens Willen. Das ist etwas, das ich auch erst auf die harte Tour lernen musste. Ich hatte sehr lange das Phänomen, dass die Männer mich erst angebetet haben, um dann mit mir in Konkurrenz zu treten, anfingen, mir mein Leben zu erklären. Früher habe ich viel Zeit und Kraft damit vergeudet, das bearbeiten zu wollen. Inzwischen sage ich: ich bin lieber allein, als mir das anzutun. Selbiges gilt auch für Eifersucht. Wenn jemand meint, ich müsste mich dafür rechtfertigen, wie ich meine Zeit ohne den/diejenige verbringe, hat bei mir ganz schlechte Karten. Wer neu in mein Leben kommt, muss anerkennen, dass ich ein gewachsenes soziales Netzwerk habe. Und das lasse ich nicht sausen, nur weil da jemand gerade sehr aufregend ist. Erwarte ich ja umgekehrt auch nicht.
Ich habe das auch klipp und klar hier in mein Profil reingeschrieben. Kann also niemand sagen, "das war mir nicht klar". Dass meine potentielle Zielgruppe deshalb sehr klein ist, nehme ich gerne in Kauf.

Sylvie *sonne*
*****dal Mann
818 Beiträge
@********er84
Was Sylvie hier schreibt, meine ich ebenfalls so.

Zitat von *******day:

Ich unterschreibe auch den Satz "ich mache keine Kompromisse", aber dabei geht es nicht um Pillepalle wie Fisch oder Fleisch. Sondern darum, zu sich selbst zu stehen und sich nicht innerlich zu verbiegen, um des Gefallens Willen. Das ist etwas, das ich auch erst auf die harte Tour lernen musste.
...
Inzwischen sage ich: ich bin lieber allein, als mir das anzutun. Selbiges gilt auch für Eifersucht. Wenn jemand meint, ich müsste mich dafür rechtfertigen, wie ich meine Zeit ohne den/diejenige verbringe, hat bei mir ganz schlechte Karten. Wer neu in mein Leben kommt, muss anerkennen, dass ich ein gewachsenes soziales Netzwerk habe. Und das lasse ich nicht sausen, nur weil da jemand gerade sehr aufregend ist. Erwarte ich ja umgekehrt auch nicht.
Ergänzend hierzu gilt für mich, dass ich mich auch von langjährigen Partnern nicht einschränken lasse, sondern dass ich etwas freiwillig mache, ohne jemand anderem einen Anspruch auf mein Handeln einzuräumen. Ich beschränke mich, weil es in dem Moment vielleicht stimmig ist, aber das kann sich auch wieder ändern.

Es geht um Besitzanspruchsdenken bzw. "aus sich selbst heraus glücklich sein", denn es ist nicht meine Aufgabe, mich selber für das Glück anderer einzuschränken, wenn diese Personen (dauerhaft) unglücklich sind. Dass ich einen Partnermenschen kurzfristig auffange, wenn ich darum gebeten werde, ist davon unabhängig. Es geht mir also mehr um den Dauer- als um den Einzelaspekt.

Ich hoffe, ich konnte verständlich transportieren, was ich gemeint habe, bin aber gerne bereit, da auf Nachfrage zu erläutern.
********er84 Mann
6.475 Beiträge
@*****dal Ich verstehe was du und @*******day da meint.

Es liegen für mich persönlich aber Welten zwischen dem sich für den/die andere/n verbiegen um sie/ihn glücklich zu machen und dem bereit sein für Kompromisse.

Ich behaupte, dass wenn man sich verstellt und verbiegt eine Beziehung auf Dauer nicht funktioniert. Letztlich sollte man doch immer man selber sein. Beides ist für mich weniger etwas anarchistisches als einfach autentisch sein.

wie gesagt dem mit dem verbiegen und auch dem mit den Sozialkontakten kann ich mich voll anschließen dennoch aber kommt das ganze irgendwie so bei mir an wie:

Ich mache was und wie ich will und entweder kommst du als mein/e Partner/in damit klar oder hast Pech. Es wirkt dabei als würden nur die eigenen Bedürfnisse und Wünsche wichtig sein und was mit den Wünschen und Bedürfnissen des Beziehungspartners ist ist egal sind es ja seine/ihre. Das hat für mich eben nicht mehr viel von Rücksicht und miteinander in einer Beziehung.

Vielleicht aber sehe ich das auch nur auf Grunde meiner Begriffsinterpretation so...???

Wie schon gesagt, für mich hat das Rücksicht auf die Wünsche und Bedürfnisse meiner/s Partner/in nehmen ganz viel mit der Bereitschaft für Kompromisse zu tun, was eben nicht gleich auch heißt sich für den/die andere/n verbiegen zu müssen.

Ja man sollte für das eigene Seelenheil zuerst an sich und die eigenen Bedürfnisse wie Wünsche Denken, meiner Meinung nach, sollte man dabei aber nicht vergessen das andere Menschen / der/die Partner/in ebenfalls Bedürfnisse und Wünsche haben.
*******day Frau
14.275 Beiträge
Ich mache was und wie ich will und entweder kommst du als mein/e Partner/in damit klar oder hast Pech. Es wirkt dabei als würden nur die eigenen Bedürfnisse und Wünsche wichtig sein und was mit den Wünschen und Bedürfnissen des Beziehungspartners ist ist egal sind es ja seine/ihre. Das hat für mich eben nicht mehr viel von Rücksicht und miteinander in einer Beziehung.

Das ist es gerade NICHT! Es geht um Selbstfürsorge, das Anerkennen der eigenen Bedürfnisse und die der anderen Personen im Beziehungsgeflecht. Es ist der Abschied von jedweder Form von Hierarchisierung. Ich habe noch nie verstanden, warum eine Beziehung mit Sex "mehr" sein soll als eine ohne. Sie ist halt anders. Darum weiß ich, dass jemand mit Exklusivitätsanspruch für mich nicht passen kann. Dabei geht es nicht darum, alles zu vögeln, was bei 3 nicht auf dem Baum ist. Aber für mich ist die Freiwilligkeit und aktive Entscheidung immer wieder aufs Neue essentiell. Und zu meinem Beziehungsgeflecht gehört meine gewählte Familie. Wenn mein "Cousinchen" meinen Beistand braucht, dann wende ich mich ihr zu. Jemand, der sich deshalb zurückgesetzt fühlt und mit Eifersucht/ Druck reagiert, hat ein Problem, dessen Lösung nicht an mir liegt. Ich kann dieser Person sagen: mir scheint, das ist eine Einladung, Dir anzusehen, warum Dich das antriggert. Ab er ich sage auch: ich bin nicht Deine Therapeutin. Dahinter steht die Erfahrung, dass solche Dinge nur jeder für sich selbst lösen kann, und dass die wenigsten dazu bereit sind. Ich bin da inzwischen sehr hellhörig. Wenn das Verhalten einer anderen Person mich antriggert, darf sie mir das im übrigen nicht nur sagen, ich erwarte es sogar.

Sylvie
********er84 Mann
6.475 Beiträge
@*******day


erst einmal dAnke für deine Ausführungen und bitte fühl dich von meinen Nachfragen nicht persönlich angegangen, ich möchte nur mehr verstehen.

Mir geht es hierbei auch nicht um körperliche oder emotionale Monogamie weshalb ich auf diese Punkte jetzt auch garnicht weiter eingehe.

Erst einmal gebe ich dir bei deiner Ausführung zu dem mit der Cousine absolut recht. Ein Partner sollte Verständnis dafür haben das man sich in so einem Fall um die Cousine kümmert statt z.B. den Ausflug mit dem Partner zu machen. Das aber sehe ich als etwas das für mich unter vollkommen normales Verständnis und Menschlichkeit fällt. Sicherlich könnte man hier jetzt auch anfangen zu hinterfragen was hat die Cousine für ein "Problem" und zu werten ob für dieses "Problem" das Absagen eines geplanten Ausfluges berechtigt ist. Als hochgespitztes Beispiel:
Der Partner der Cousine hat sich getrennt sehe ich als klarer Grund für die Absage des Ausflugs
Der Cousine ist eine Topfpflanze eingegangen fände ich jetzt aber als Grund für die Absage eines Ausfluges nicht so wirklich OK.

Hier ist auch der Punkt wo sich mir die Frage stellt welchen Stellenwert der Partner und deren/dessen Bedürfnisse im vergleich zu den Bedürfnissen von Freunden und Verwandten hat. Wer ist der, der dieses bewertet, wie wird dieses bewertet und wie geht es wem bei dem ganzem.


Wenn du schreibst das es um das anerkennen der eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer Beziehungspartner geht kommt genau da für mich der Punkt wo es ohne Verständnis, Rücksicht und Kompromisse nicht mehr funktioniert.

Um mal bei dem Beispiel mit der Cousine zu bleiben. Wenn die Bedürfnisse der Cousine grundsätzlich mehr Gewicht haben als die Bedürfnisse des/der Partners/ins welches Gefühl entsteht dann im Partner/in bezüglich wie wichtig man und die Beziehung ist? und entsteht so dann nicht auch eine herachie in den zwischenmenschlichen Beziehungen und den Bedürfnisbefridigungen?

Wie gesagt ich möchte das ganze nur besser verstehen und vielleicht ist es rein der Begriff Anarchie der mich da so abschreckt.
*******day Frau
14.275 Beiträge
@********er84

Keine Sorge, ich nehme Sachfragen nicht persönlich.

Viele Menschen setzen Anarchie mit Regellosigkeit gleich. Hier meint es aber eigentlich nur "antihierarchisch". Und das geht nicht ohne gewaltfreie Kommunikation und ohne Rücksichtnahme.
Für mich ist Liebe eine spirituelle Urerfahrung, die sich in individueller Form äußert, weil Menschen eben Individuen sind. Darum kann die Liebe zu einem Menschen, mit dem mich eine sexuelle Beziehung verbindet, nicht mehr oder weniger wert sein als die Liebe zu meinem Cousinchen. Beide Menschen gehören zu meinem Leben und wissen, dass es die jeweils andere Person gibt. Sie müssen sich nicht mögen, sie müssen sich nicht mal kennen. Aber innerhalb des Beziehungsgeflechts besteht Konsens, dass ich mit dem anderen Lebenszeit verbringe, ihn unterstütze, Unterstützung von ihnen bekomme. Egal ob essentielle Lebenskrise oder tote Pflanze. Wobei ich bei der toten Pflanze einen *troest*-Smiley verschicken und das Thema abhaken würde. Und es meint auch nicht, alles stehen und liegen zu lassen, wenn einer gerade jammert. Das wäre keine Beziehung, das wäre ein klares Indiz für ein Helfersyndrom.
Wichtiger als die Krisenintervention ist mir aber der Aspekt des "Freiraum lassen". Beispiel: das Hobby eines anderen so gar nicht prickelnd finden, aber mit Neugierde lernen, warum es ihn begeistert. Und ihn dann machen zu lassen, sich darüber zu freuen, dass er etwas hat, was ihn erfüllt, auch wenn mich dabei gruselt. Und wenn das Hobby Überhand nimmt? Nun, dann sind wir bei der gewaltfreien Kommunikation. "Ich sehe, dass dir das gerade immens wichtig ist. Welches tieferliegende Bedürfnis befriedigst du dadurch?" oder "Bei mir taucht gerade die Angst auf, dass wir einander verlieren."
Wenn ich mit einer Wertung an die Sache rangehe "du vernachlässigst mich wegen..." ist das so ziemlich das Gegenteil davon.
*****dal Mann
818 Beiträge
@********er84

die letzten beiden Posting von @*******day kann ich grundsätzlich so unterschreiben.
Es gibt keinen Exklusivanspruch, es gibt keine vergleichende Wertung verschiedener Partner gegeneinander. Jeder Partner hat eine einzigartige Beziehung mit mir, von meiner Seite aus bin ich dann voll und ganz bei einem Beziehungsmenschen, wenn wir gerade interagieren. Bis die Interaktion von einer Seite oder beiden beendet wird. Da spielt es auch keine Rolle, wenn mehrere Beziehungsmenschen im gleichen Raum sind.
Ist vielleicht meine spezielle Form des Hyperfokus. Es spielt aber trotzdem eine Rolle, wie die Person mit mir interagiert, es muss schon auf der gleichen Ebene sein.
Ich lehne die Wertung von Beziehungen gegeneinander einfach ab.

Zitat von ********er84:
Vielleicht aber sehe ich das auch nur auf Grunde meiner Begriffsinterpretation so...???

Das ist mit eins der häufigsten Probleme, wirklich die gleiche Definition für denselben Begriff zu haben. Da habe ich auch immer wieder das Problem, dass ich vielleicht nicht weit genug nachfrage, ob das der Fall ist.
Niemand ist vor Miskommunikation gefeit, aus jedem Fehlschlag versuche ich für das nächste Mal zu lernen, darauf zu achten, dass es nicht daran scheitert, weil keine gemeinsame Basis bei den Begrifflichkeiten gegeben ist.

Zitat von ********er84:
Wie gesagt ich möchte das ganze nur besser verstehen und vielleicht ist es rein der Begriff Anarchie der mich da so abschreckt.

Kann es vielleicht sein, dass du Anarchie mit Anomie gleichsetzt? Das ist das häufigste Problem bei dem Begriff, weil das auch in anderen Zusammenhängen gerne falsch benutzt wird.
Habt ihr keine Probleme mit dem Schmerz? Wenn sich Menschen von mir zurückziehen, selbst nachdem ich ihnen gesagt habe, daß ich sie sehr mag und gerne den Kontakt aufrechterhalten würde (und ich stelle dabei keinerlei Ansprüche auf regelmäßige Treffen oder sowas, einfach nur ab und an ein Lebenszeichen), dann fühle ich einen grausamen Schmerz. Woher kommt diese Leichtigkeit, mit der ihr, so lese ich das zumindest aus den Beiträgen, es einfach hinnehmen könnt, daß der/die andere sich einfach verabschiedet. Vor allem wenn, wie bei mir aktuell, niemand mehr nachkommt?
********er84 Mann
6.475 Beiträge
Ich kann mich dem das Liebe eine spirituelle Urerfahrung ist und auch die eine Liebe nicht besser oder schlechter, mehr oder weniger als eine andere ist sondern eben nur anders auch ohne schwirigkeiten anschließen.

Es ist eher das mit dem Kompromissen und herachien wo ich schwirigkeiten sehe.

Genau in dem Moment wo 2 geliebte Menschen zur selben Zeit den Wunsch und das Bedürfnis nach Zeit mit einem haben muss man eventuell eine Wahl treffen. Damit entsteht doch ganz automatisch das der eine vor dem anderem geht, also eine Rangfolge, herachie. Um diese dann aber wieder aufzulösen müsste man ja als Kompromiss sagen das beim nächsten mal der andere vorgeht.

Wenn A und B am selben Tag mit einem in den selben Kinofilm gehen möchten und sich A und B aber nicht mögen musss man sich entscheiden und um zu entscheiden wertet unser Gehirn.
****can Mann
134 Beiträge
Erst einmal Danke, für eure Beiträge.
Habe mich lange nicht mit dem Thema befasst, weil bei mir läufts in der Richtung stabil mit beiderseitigem Einverständnis. Dennoch ist es nach langer Zeit mal wieder gut, seine Position zu durchdenken. Umso schöner dabei festzustellen, dass es alles gut ist, wie es ist in dem Punkt.
Die Anarchie besteht wohl eher in dem Punkt, dass es wohl eher "normal", also den gesellschaftlichen Normen entspricht, dass man sich untereinander die Hörner abstösst und dann in beidseitigem Kompromiss friedlich sein Leben fristet. Dagegen richtet sich die Anarchie zu Recht.
Wichtig ist, dass eben jeder seinen Weg findet, für sich. Damit ist dann auch verbunden den passenden Partner zu finden, der es eben genauso sieht.
Dass die gesellschaftlich übliche Beziehung nach längerer Zeit, eben oftmals nur noch eine aneinander Reihung von Gewohnheit, Faulheit und Routinen ist, man sich mehr anzickt, als sich liebevoll in den Arm zu nehmen.....
Jeder so, wie er es braucht. Meins ist es nicht und wird es auch nicht werden.

Um nochmal auf @*********rlan einzugehen:
Wenn eine Beziehung zu Bruch geht, natürlich schmerzt das, aber es schmerzt weniger, als eine defekte Beziehung fort zu führen. Das Leben ist wie eine Zugfahrt, es steigen Menschen mit in meinen Zug und es steigen Leute aus. Ich freue mich über jeden der einsteigt, wer aussteigt tut es freiwillig und zeigt damit, dass es nicht mehr passt. Ich werde keinen Reisenden aufhalten, egal ob er ein- oder aussteigt.
Ja, es kommt sogar vor, dass ich Leute die sich im Zug nicht benehmen sogar rauswerfe. Dann hat derfenige es aber auch derbe verbockt.

Den Schmerz als solches gibt es natürlich, wenn Umstände jemanden aus dem Zug ziehen, wie z.B. auch der Tod.
Dies ist für mich mittlerweile aber nur noch eine kurze Episode, denn wenn ich eines begriffen habe, es gibt keine Ewigkeit. Allem gemeinsam ist, es endet.
Der Fakt der von Anbeginn an besteht, bei allem was mit Lebewesen zu tun hat, es endet.
Wenn man sich mit diesem Ende auseinander gesetzt hat, beginnt man eben den Tag zu lieben, jeden Tag aufs neue, ohne sich dauernd das Ende vor Augen zu halten.
So ist jeder Mensch der einem begegnet, also ein Gefährte auf dem Weg, der eine für eine Minute, der andere vielleicht bis zum Tod. Ich geniesse also die Zeit mit einem Menschen, ohne mir den Genuss zu verderben weil ich über den eventuellen Verlust, eines Tages irgendwann mal, nachdenke.
*******day Frau
14.275 Beiträge
@*********rlan

Habt ihr keine Probleme mit dem Schmerz?

Die Frage hat für mich nichts mit der Lebensweise "Beziehungsanarchie" zu tun. Schmerz gehört zum Leben, so wie Freude. Aber das menschliche Ego möchte lieber die Freude und nicht den Schmerz. Dann starten die Vermeidungsstrategien.
Ich habe irgendwann eine Grundsatzentscheidung getroffen und sage: wir sind hier nicht bei "Wünsch Dir was", sondern bei "So ist das Leben". Und wenn die Realität gerade aus Schmerz besteht, erlebe ich eben die. Wenn ich dann nicht ins Gedankenkarussell einsteige, sondern den Schmerz einfach lodern lasse, tobt er sich in Rekordzeit aus. Lieber 10 heftige Minuten als 10 grauenhafte Tage.

Also: nein, ich habe kein Problem damit. Das Bild von der Zugfahrt, das @****can eben entwickelt hat, finde ich auch sehr passend.
*****ius Mann
1.389 Beiträge
Zitat von *********rlan:
Habt ihr keine Probleme mit dem Schmerz? Wenn sich Menschen von mir zurückziehen, selbst nachdem ich ihnen gesagt habe, daß ich sie sehr mag und gerne den Kontakt aufrechterhalten würde (und ich stelle dabei keinerlei Ansprüche auf regelmäßige Treffen oder sowas, einfach nur ab und an ein Lebenszeichen), dann fühle ich einen grausamen Schmerz.

Vor allem wenn, wie bei mir aktuell, niemand mehr nachkommt?

Ich gehe davon aus, dass jeder Schmerz im Leben empfunden hat und vielleicht aktuell empfindet. Und mit zunehmendem Alter hat man verschiedene Strategien entwickelt und ausprobiert, die mal besser und mal schlechter als andere funktioniert haben. Man hat sich quasi ein Repertoire an Schmerzbewältigungsmittel zugelegt und setzt diese aufgrund vergangener Erfahrungen ein.

Für mein Verständnis versuche ich mal deine Situation in kleinere Teile herunterzubrechen.

Es ist jemandes Bedürfnis, sich (aus welchen Gründen auch immer) von dir zurück zu ziehen und will, wenn ich das richtig verstehe, keinen Kontakt mehr.

Dir ist es ein Bedürfnis Kontakt zu halten, weil dir der Mensch wichtig ist oder war.

Obwohl du die Wichtigkeit und den Grund für dich kommuniziert hast (die Gegenseite offenbar nicht), stehen sich diese Bedürfnisse augenscheinlich diametral gegenüber.

Kann aus philosophischer Sicht, nach der jede Mensch gleich wichtig und Wert sein sollte, überhaupt entschieden werden, welches der Bedürfnisse das wichtigere ist und befriedigt werden muss?

Ich persönlich vertrete den Standpunkt, dass die persönliche Freiheit (auch des Wünschens) dort aufhört, wo es andere beeinträchtigt. Wir können aus den Vorgaben nicht schließen, ob dein Wunsch die andere Person beeinträchtigt, aber möglich wäre es.

Was bedeutet es für dich, wenn du dadurch Schmerz erleidest? Könnte es sein, dass du andere Menschen brauchst, die deinen Schmerz lindern, weil du selbst nicht dazu in der Lage bist?

Ich sehe das wie mit Motivationstraining. Wenn ich mich nicht selbst motivieren kann und darauf angewiesen bin, von anderen motiviert zu werden, ist das prinzipiell für die Motivation gut.

Es bedeutet für mich im Umkehrschluss aber auch, dass die gleichen Menschen, die mich motivieren können, mich umgekehrt demotivieren können. Und ich gehe mal davon aus, dass niemand in solch eine Situation kommen will.

Man wäre im schlimmsten Fall komplett von außen gesteuert.

Gibt es in deinem Repertoire an Verhaltensmustern auch solche, die es dir ermöglichen, selbst mit der Situation ohne Schmerz umzugehen und du somit keine externe Unterstützung brauchst?
@*****ius Danke für deine Fragen, ich will jetzt nicht vom Thema ablenken, aber nein, die anderen Person(en) werden nicht beeinträchtigt, ich nerv nicht rum. Wenn ich merke, daß jemand keinen Kontakt mehr wünscht, dann lasse ich ihn/sie in Frieden. Bin mir nur eine Zeitlang erstmal nicht sicher, wie ich mich am besten verhalte. Einerseits soll man ja von sich aus auf Leute zugehen, nicht immer nur warten bis die sich melden, aber wenn man immer derjenige ist der sich meldet und andere nur einsilbig oder garnicht reagieren, dann ist es glaub ich schon klar. Und dann laß ich es auch.

Und doch, ich kann mich prima selber motivieren, mach ich eh ständig. Mein Leben ist gut, so wie es ist. Mir fällt nur grad in letzter Zeit auf, wie sich immer mehr Menschen abwenden, scheinbar ohne Grund. Einfach so. Daher hab ich mich gefragt, wie ihr da eine Stabilität hineinbringt. Aber gibt's wohl keine.

Die Metapher mit dem Zug gefällt mir gut. Es steigen Menschen ein, es steigen auch wieder welche aus, manche begleiten einen nur für ein paar Minuten, andere viele Jahre lang. Ein bezauberndes Bild.
*****dal Mann
818 Beiträge
Zitat von ********er84:
Ich kann mich dem das Liebe eine spirituelle Urerfahrung ist und auch die eine Liebe nicht besser oder schlechter, mehr oder weniger als eine andere ist sondern eben nur anders auch ohne schwirigkeiten anschließen.

Es ist eher das mit dem Kompromissen und herachien wo ich schwirigkeiten sehe.

Genau in dem Moment wo 2 geliebte Menschen zur selben Zeit den Wunsch und das Bedürfnis nach Zeit mit einem haben muss man eventuell eine Wahl treffen. Damit entsteht doch ganz automatisch das der eine vor dem anderem geht, also eine Rangfolge, herachie. Um diese dann aber wieder aufzulösen müsste man ja als Kompromiss sagen das beim nächsten mal der andere vorgeht.

Wenn A und B am selben Tag mit einem in den selben Kinofilm gehen möchten und sich A und B aber nicht mögen musss man sich entscheiden und um zu entscheiden wertet unser Gehirn.

Wichtig ist, wie sonst auch immer, offene und ehrliche Kommunikation. Dann lässt sich auch dieses Problem situativ lösen. Den meisten Menschen ist das so eingebrannt, dass es Hierarchien geben muss, dass sie andere Lösungen gar nicht in Betracht ziehen.
Daraus folgt dann ein Anspruchsdenken, das eventuelle Ablehnung und Eifersucht fördert, anstatt dass der anderen Person etwas gegönnt wird und man sich selbst daran erfreuen kann. Solche Personen passen nicht zu mir, ich versuche (nicht immer erfolgreich), Neidige gar nicht erst als Beziehungsmenschen anzunehmen, oft zeigt sich das schon recht früh. Erfahrungsgemäß kommt es dann zum harten Crash, wenn sie erstmalig herausgefordert sind, anderen etwas zu gönnen. Andererseits sind die Trennungen von Beziehungsmenschen, die eben Mitfreude empfinden konnten, auch immer positiv und in gegenseitiger Wertschätzung verlaufen, weil klar war, dass der andere Mensch kein Besitz ist und somit auch keine Ansprüche gegenüber diesem bestehen.

Ich alleine räume anderen Menschen Anteil an meinem Leben ein und muss das genauso umgekehrt hinnehmen, auch wenn es vielleicht mal schade ist und schmerzt. Wenn ich das dann reflektiere, komme ich zu dem Ergebnis, dass meine Abwesenheit das ist, was mein Beziehungsmensch gerade benötigt. Dann bin ich froh darüber, dass mein Gegenüber auf sich und seine Bedürfnisse hört und bestimmte Dinge nicht mit mir unternimmt oder eben gerade keine Zeit für mich hat.

Es ist sehr schwer, das jemandem verständlich zu machen, der nicht so empfindet. Es dürfte eine sehr kleine Minderheit an Menschen sein, die so denken und sich von tradierten Gebräuchen wie Eifersucht (bzw. besser die Verarbeitung dieser, denn es handelt sich um ein natürliches Gefühl) oder Besitzdenken lösen (können).

Es hat mich eine lange Zeit gekostet, in der ich nach kulturell bedingten, vorgelebten, tradierten Mustern gelebt und agiert habe, bis ich mich davon lösen und eine Lebensweise für mich entwickeln konnte, die nicht mehr traditionellen Bildern entspricht. Dafür nehme ich bestimmte andere Einschränkungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation (die bei mir als Autist sowieso gegeben sind) hin. Ich beobachte mein Leben lang Menschen und ihre Verhaltensmuster, um daraus zu lernen, interessanterweise bin ich mittlerweile oft derjenige, der einem Beziehungsmenschen oder Freund*in erzählt, warum sie in bestimmten Situation mit Neurotypischen wie agieren sollen.
*****ius Mann
1.389 Beiträge
Liebe @*********rlan ,

ich finde es gut, dass du dich selber hinterfragt, auch wenn es dir aktuell keine Antwort darauf gibt, warum sich in letzter Zeit Menschen grundlos von dir abwenden.

Vielleicht ist es auch nur eine gefühlte Wahrheit. Damit meine ich, dass es früher über die Zeit genauso viele waren, du aber jetzt des Umstands gewahr worden bist.

Jetzt brauchst du "nur mehr" für dich beantworten, warum es die schmerzt *liebguck*
Zitat von *******day:
@********er84 Nun, dann sind wir bei der gewaltfreien Kommunikation. "Ich sehe, dass dir das gerade immens wichtig ist. Welches tieferliegende Bedürfnis befriedigst du dadurch?" oder "Bei mir taucht gerade die Angst auf, dass wir einander verlieren."
Wenn ich mit einer Wertung an die Sache rangehe "du vernachlässigst mich wegen..." ist das so ziemlich das Gegenteil davon.

Ich denke ebenfalls, dass die Gewaltfreie Kommunikation das ist, was in Beziehungen am besten funktioniert. Aber mir persönlich fällt das zwischendrin immer wieder schwer. Um am Beispiel zu bleiben: ich habe ein Problem, bei dem ich dringend Hilfe brauche und ich verlasse mich auf meinen Partner, dass er für mich da ist. Jetzt sagt er die Hilfe ab und ich kann das Problem nicht lösen, obwohl es zugesagt war (aus welchem Grund auch immer).

Mir ist da immer wieder innerlich der Gedankengang zu eigen: Du lässt mich fallen, jetzt kann ich das Problem nicht lösen, somit falle ich jetzt (wegen Dir) auf die Schnauze.

Es sind diese Kausalitäten. Natürlich steht dahinter: ich brauche Dich, ich habe Angst, ich bin angewiesen auf Deine Unterstützung, ich kann das Problem alleine nicht lösen...

Aber wenn dann das Kind in den Brunnen gefallen ist und ich da stehe, alleine, mir keine zugesagte Unterstützung / Vereinbarung geboten wird wie ausgemacht, dann bin ich schnell raus aus der GFK und denke mir: Du Arsch *zwinker* (oder Ähnliches). Er hätte ja nicht zusagen müssen, es ist ja dadurch dann alles deutlich schlimmer wie vorher, als ich nur das Problem hatte und nicht der andere auch noch zum Problem wurde (zusätzlich, die Problemlast verdoppelt sich bei Unzuverlässigkeit... nein, sie verhundertfacht sich, weil ich handlungsunfähig werde dadurch = ich erlebe das als echte Barriere).

Und dann trenne ich die Bindung i.d.R. ich bin da wirklich extrem ungeduldig auch, weil ich denke ich auch den Glauben daran verloren habe, dass sich Menschen ändern. Unzuverlässige Menschen sind für ich Gift in meinem Leben.

Für mich ist das wirklich eine echte, handfeste Barriere. Lieber ist es mir jemand vereinbart gar nichts mit mir oder bietet mir nie seine Hilfe an als etwas abzusagen spontan vor allem, am Selben Tag z.B. - außer natürlich jemand ist im Krankenhaus und kann wirklich nicht, dann nehme ich es nicht böse oder so... aber den Shutdown erlebe ich ja trotzdem aufgrund der verlorenen Perlenkette:

Leben ist für mich wie Perlen die aufgefädelt sind, zum einen kann ich nur eine Perle nach der anderen (Hyperfokus) zum anderen fällt mir, wenn eine Kette in der Mitte rausfällt, also das Band reißt (weil eine Vereinbarung gebrochen wird), alles aus der Hand und alle Perlen liegen verstreut herum (Shutdown) und es kostet mich ein riesiges Maß an Energie mich wieder neu aufzufädeln.

Das meinte ich auch in meinem Eingangsbeitrag. Wenn Vereinbarungen die ich treffe nicht gehalten werden hab ich als Autistin WIRKLICH PROBLEME, also das kann zu einem Shutdown führen, weil Handlungsplanung / Ketten nicht mehr funktionieren, es wirft mich oft Tage, Wochen oder Monate aus der Bahn. Manchmal passiert dabei wie der Flügelschlag eines Schmetterlings ein Orkan, denn durch die Handlungsunfähigkeit torpediert es alle andere Probleme die vorher keine waren (ich kann nicht arbeiten, dadurch entstehen zusätzliche Probleme auf Arbeit etc etc). Ursprünglich wäre es ggf einfach nur um eine Kleinigkeit gegangen, bei der mir jemand hätte helfen wollen / ein Date das für mich schwer erreichbar ist und ich weite Wege bestreiten muss oder Ähnliche Geschehen meine ich hier.

Und da dann nicht den Spieß umzudrehen ist für mich oft nicht leicht. Also da muss ich den anderen schon sehr lieb haben (lieben) extrem viel Verständnis haben und ich bin dann durchaus auch sauer und sag sowas wie: Du hast mich fallen lassen, jetzt bin ich auf die Schnauze gefallen (also nicht mehr GFK).

Ich finde dieses Beispiel mit der Cousine auch sehr gut dafür - weil letzten Endes komme ich egal ob mit oder Ohne Cousine nicht damit klar, wenn Handlungsketten von mir komplett durchbrochen werden, wenn ich in Vereinbarungen stehe. Das verstehen viele Menschen nicht, weshalb das für mich so eine extreme Barriere ist.

Habt ihr das auch? Wie sind eure Erfahrungen mit so etwas? Ich habe das schon sehr oft erlebt jetzt, dass Menschen Vereinbarungen absagen und es mich in Shutdowns wirft. Dass in meinem Profil steht: ich mag nichts Unerwartetes hilft hier wenig, ich hab mich schon öfter auf den Weg zu einem Mann gemacht, um kurz vorher eine Absage zu erhalten - und ich ende fast immer in dem Gedanken wie beschrieben.
****can Mann
134 Beiträge
Danke, du hast mir grade an einer Stelle die Augen geöffnet...

Zwar bin ich, mittlerweile, nicht mehr so anfällig auf solch Dinge wie verpatzte Termine, ausgefallene Hilfe oder ähnliches, aber den Shutdown kenne ich sehr gut.
Wenn meine Planungen, meine Ziele, auf die ich konzentriert hin arbeite, durch Umstände von aussen gestört werden, dann zieht es alle meine Gedanken auf das Thema. Letztlich habe ich dann keine Konzentration mehr für andere Dinge, obwohl die wie geplant laufen. Plötzlich läuft nichts mehr, ich bin wie gelähmt, flüchte mich in Ablenkungen, die zum Einen nichts bringen und zum anderen weitere damit nicht zusammenhängende Belange behindern. Dann mkommen die Selbstvorwürfe, weil man ja nix auf Reihe bekommt und fertig ist die Depriphase.
Habe das allerdings bislang nie als Shutdown identifiziert, aber es ist einer.

Erlebe das gerade jetzt im Moment. Warte auf ein für mich maßgebliches Prüfungsergebnis. Dieses wird von einer unabhängigen Instanz ausgewertet. Normalerweise ist das Ergebnis innerhalb von 10 bis 14 Tagen da. Jetzt sind es fast 3 Wochen. Ich habe Lust zu nix, bin unkonzentriert, alles läuft Suboptimal und es bleiben Dinge liegen, obwohl ich die erledigen könnte, rein theoretisch. Praktisch bin ich in einem absoluten Motivations- und Leistungs-Loch.
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