Anleitung zum Unglücklichsein
Paul Watzlawick beginnt sein Buch „Anleitung zum Unglücklichsein" mit einem Zitat von Fjodor Michailowitsch Dostojewski (Aufzeichnungen aus dem Kellerloch):
„Was kann man nun von einem Menschen […] erwarten? Überschütten Sie ihn mit allen Erdengütern, versenken Sie ihn in Glück bis über die Ohren, bis über den Kopf, so daß an die Oberfläche des Glücks wie zum Wasserspiegel nur noch Bläschen aufsteigen, geben Sie ihm ein pekuniäres Auskommen, dass ihm nichts anderes zu tun übrigbleibt, als zu schlafen, Lebkuchen zu vertilgen und für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen – so wird er doch, dieser selbe Mensch, Ihnen auf der Stelle aus purer Undankbarkeit, einzig aus Schmähsucht einen Streich spielen …“
Ich halte die Stadtgründung von Bad Weisheit ja für ein äußerst spannendes Sozialexperiment. Für mich war die Frage von Anfang an, ob wir hier eine Utopie (eine Brave New World im positiven Sinne) oder dann doch eher eine Antiutopie schaffen. Eigentlich ist’s mir ganz egal, ich fände beides sehr interessant und bestimmt auch lehrreich. Eine Dystopie zu schaffen, ist sicher viel einfacher, aber gerne können wir uns auch mal an der Quadratur des Kreises probieren, dachte ich mir.
Unsere werte Gesche hat bereits auf nachstehenden Thread verwiesen:
Der Antibumsreflex der kosmischen weiblichen Energie (ABR)
Ja, das war schon ein Hammerthread, den Thor geworfen hat. Die Thesen waren steil und überspitzt, die Wortwahl mitunter extrem versaut – aber ich glaube, es hat den Meisten großen Spaß gemacht. Und zwischen den Zeilen, gab es dann auch feine Töne. So ging es einigen Damen und wenigen Herren darum, herauszustellen, dass unsere gesellschaftlichen Normen immer noch lustfeindlich und mitunter frauenabwertend seien. Eine Frau, die ihre Lust auslebe, müsse noch immer Befürchtungen haben, an den Pranger gestellt und mit Tomaten oder Schlimmeren beworfen - oder mit einem Schlampenstempel gebrandmarkt zu werden.
Ich habe unser kleines Bad Weisheit als Versuch verstanden, eine virtuelle Mikrogesellschaft zu entwickeln, die gerade Frauen die Möglichkeit bietet, Ihre Sexualität so auszuleben, wie sie das möchten. Zugegeben: Das ist eine utopische Aufgabe, aber ein Versuch ist es meiner Meinung nach wert.
Die Ironie an der Geschichte ist nun, dass gerade einige potentiell Begünstigte solch einer Gesellschaft, schon unglücklich sind, bevor der erste Baum gepflanzt ist, hinter dem sich ja vermeintlich ein Rattenfänger verstecken könnte. Und das ganz ohne Anleitung zum Unglücklichsein!