Oh, je. So viel Abwehr und Aufplusterei.
Topo, wenn ich sagen würde, dass der Mensch seine Umwelt zerstört, schreist du dann auch "ja, aber ich nicht"? Zählst du dann alle auf, die du kennst, die ein Elektroauto fahren und die gegen Atomkraft sind?
Wenn von den Männern und den Frauen die Rede ist, dann meint das nicht den einen oder die andere, oder ganz viele und ganz wenige, sondern das dient lediglich der Unterscheidung der Geschlechter.
Wenn Frau Schwarzer über die Verleugnung der Klitoris spricht, dann meint sie auch nicht dich und deine Klassenkameraden und deinen Sexualkundelehrer aus der Grundschulzeit. Es gab auch eine Zeit vor dir. Es gibt eine geschichtliche Entwicklung, in der das eine so und das andere anders war. Auch wenn es zu jeder Zeit einzelne Menschen gab und gibt, die ganz anders ticken.
*******enig:
Zustimmen kann ich Thor hingegen, wenn er schreibt, dass die Menschheit doch bitteschön so und dann und in dem Umfange ficken möge, wie sie sich das eben so denkt.
Da beginnt immer das ganze Problem, die Menschheit denkt über Sex. Bevor man den allerersten Sex überhaupt jemals hat, hat man Bilder und Vorstellungen darüber, was Sex ist, wie er sein muss, wie er gehen muss, sogar, wie er sich anhören muss. Dann hat man den ersten Sex und ist völlig verwirrt, weil es überhaupt nicht so ist, wie man dachte. Oder weil es nicht so funktioniert hat, wie man dachte. Das Ergebnis der Verwirrung sehen wir in endlosen Fragethreads hier im Forum (früher lasen wir bei Dr. Sommer nach). "Ich spritze zu früh, zu spät, gar nicht, nicht weit genug, nicht flüssig genug ...", "bin ich zu weit, zu eng, zu kurz, zu nass, zu trocken ...?"
Wir leben mit der Vorstellung alles zu wissen oder zu wenig zu wissen. Und mit dem Druck, es können zu müssen, gut zu sein. Wer blöde Fragen stellt oder zugibt, irgendwo unwissend zu sein, wird ausgelacht. Gleichzeitig wird man hier ausgelacht, wenn man nach dem Königsweg fragt, dann wird man belehrt, dass es den gar nicht gibt, dass es keine Anleitung gibt. Das ist doch verwirrend - oder nicht.
So, wie man früher - und auch heute noch - von Männern erwartet, dass sie nicht weinen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen, wird in den Peergroups heute vorausgesetzt, dass jeder junge Mann immer und permanent ficken wollen würde. Dass es ein Zeichen vom Mannwerden ist, die nächste, jede Bitch klarmachen zu wollen. Wer das nicht wirklich will, tut zumindest so, als würde er wollen.
Es gab mal eine Zeit, in der einfach ganz klar war, dass wenn man nach Amerika will, man ein Schiff besteigen muss. Die Frage, ob man lieber das Schiff oder das Flugzeug nimmt, stellte man sich 1786 nicht. Das war keine Option, es gab einfach keine Alternative. So sehe ich das mit dem Sex. Es gibt nur einen Sex, der männlich geprägt ist. Einen weiblich geprägten Sex gibt es nicht. Und wir können ihn nicht mal denken, weil er einfach außerhalb unseres kollektiven Bewusstseins liegt.
Letztlich können wir den Schritt über den weiblich geprägten Sex auch überspringen, wir brauchen endlich den Sex, der beiden Geschlechtern gerecht wird. Da käme man am ehesten hin, wenn man alle Bilder loswürde, wenn man ganz ohne jedes Kopfkino Sex hätte, einfach nur übers Fühlen, nicht übers Tun und Nachmachen.
Mir begegnet sehr selten ein Mann, der mir überhaupt die Gelegenheit zum Fühlen geben würde. Zum Sex gehören ja immer zwei, und wenn der eine einfach schon mal anfängt und Sex so macht, wie er glaubt, dass man ihn macht, und wie er glaubt, dass der andere ihn erwartet, dann ist er im Tun, nicht im Fühlen. Bei den Männern, mit denen ich Sex hatte, lief immer und ständig dieses Ich-will-gut-sein-Programm, wie ein Autopilot.
Sex findet immer innerhalb eines ziemlich starren Rahmens mit Namen "Erotik" statt. Dieser Erotik-Rahmen ist ein einziges Klischee und wir sind voll drauf konditioniert.