Smartkoenig:
Der Mensch ist eben schlecht.
Trigon
Ich widerspreche da. Der Mensch ist gut
Ich muss euch beiden widersprechen.
Leider - und ebenso zum Glück - stimmt keine dieser Aussagen, wenn sie alleine für sich steht. Und zwar nicht nur, weil es solche und solche Menschen gibt. Auch in jedem einzelnen von uns schlummern unter der Decke der Zivilisation beide Elemente.
Nicht nur in Extremsituationen, also, wenn es ums nackte Überleben geht, zeigt sich die "wahre" menschliche Natur. Je emotionsloser man diese sogenannte wahre menschliche Natur betrachtet, um so eher wird man sich aus längst bekannten Sackgassen befreien können.
Ein Beispiel im Kleinen:
Man braucht eigentlich nur eine Gruppe von
Kleinst kindern beobachten, und zwar nicht etwa aus sozial ungünstigem Milieu, sondern aus aufgeklärten, freundlichen Familien, um zu sehen, wie "gestrickt" der "Mensch an sich" ist. Da wird fröhlich weggenommen, gehaut, sogar gebissen oder je nach (angeborener!) Disposition, auch Temperament genannt, unter mehr oder weniger großem Protest erduldet, dass einem weggenommen, dass man gehaut und gebissen wird.
Jeder, der sich mal näher damit beschäftigt hat, weiß, dass es eine Menge Zuwendung und bewusste Vorbildfunktion, geduldiges Erklären und gelassenes Gewähren braucht, um diese kleinen, erfrischend anarchistischen und neugierigen Wesen so vorzubereiten, dass sie sich in eine Gruppe einordnen. Manche schaffen das schneller, manche gar nicht. Letztere stellen jede Gemeinschaft vor eine ziemlich große Herausforderung.
Auch die generative Vorsorge rührt nur zum Teil aus Altruismus.
In vorigen Jahrhunderten waren viele Kinder eben ein Garant, um im Alter mit durchgezogen zu werden.
Elternliebe und auch besonders Mutterliebe war früher kein solches Thema wie heute und ist sowieso nicht etwas, das unweigerlich angeboren ist.
Die Kinderpflege dauerte meist nur so lange, bis die Kinder alt genug waren, um sie in den Arbeitsprozess einzugliedern. Und der begann, je nach Herkunft, bereits mit fünf, sechs Jahren.
In unserer Zeit ist Nachwuchs eher rar. Die wenigen Kinder, die geboren werden, sind eben "kostbar" und werden viel länger gehegt und gepflegt, als ihnen tatsächlich gut tut.
Altruismus und Egoismus sind im Grunde gar keine gegensätzlichen Kräfte.
Bei genauerer Untersuchung ergänzen sie sich.
Meine Frage an diejenigen, die glauben, dass der Mensch in erster Linie "schlecht" ist, lautet:
Warum gab es immer wieder starke Bestrebungen, die sich für Frieden und Gerechigkeit eingesetzt haben und die alles versucht haben, um das "Gute im Menschen" zu wecken und u.a. auch durch Verzicht und Umverteilung ein Minimum an Zufriedenheit für alle durchzusetzen?
Meine Frage an diejenigen, die glauben, dass der Mensch in erster Linie "gut" ist, lautet:
Warum gibt es immer wieder Kriege und unmenschliches Abschlachten, warum hat jede Gesellschaft, die sich weiterentwickelt hat, so viele komplexe Gesetze schaffen müssen, um die Balance zwischen ihren Mitgliedern einigermaßen zu erhalten und Gier und Vorteilnahme so weit wie möglich einzuschränken?