Unter Wölfen
Ich kann machen, was ich will, irgendwie funktioniert das Ding bei mir nicht richtig. Die Nadel steht ja immer auf halb acht bei diesem sch*** Kompass! Gut, bei dem Einen ist sie kürzer, beim Anderen länger. Trotzdem, ich versteh das nicht! Ich dachte, die müsste immer steil nach Norden zeigen?
Und überhaupt…
linksliberal ?
Gut, verstehen kann ich es schon irgendwie: Ich fand „links“ auch immer ziemlich cool, vor allem die Che Guevara T-Shirts fand ich ziemlich lässig. Das kam bei den Mädchen immer supertoll an. Das hatte so was Wildes, Rebellisches – sexy halt irgendwie! Und liberal ist natürlich auch klasse. Ich meine, wer hat schon was gegen Freiheit und Selbstverwirklichung und so.
Aber manchmal frage ich mich, wie das zusammenpassen soll – links und liberal.
Ich bin jetzt kein Politolodingsbums, studierter Soziopath oder so was ähnliches, aber ist es nicht so, dass in einem liberalen Wolfsrudel jeder so viele Häschen reißen darf, wie er dazu im Stande ist? Der Wolf in Nadelstreifen, zahlt den Gamma-Tieren acht Euro und ein paar Zerquetschte, wobei das natürlich völlig in Ordnung ist, so lange das Alphatier nicht mehr als das siebenhundertdreiundvierzigtausenfache der Gammas verdient.
Und ist es in einem linken Wolfrudel nicht genau umgekehrt? Dort philosophieren die Rudelführer auf dem „First Class“-Flug von Düsseldorf nach Berlin über die klassenfreie Gesellschaft, während das wölfische Fußvolk in „Robin Hood“-Manier das Geld den Reichen nimmt, und unter den Armen verteilt - bevorzugt unter den beiden eigenen (oder haben Piloten schon mal für den Bodensatz - und Lokomotivführer Lukas für den afro-afrikanischen Heizer Jim Knopf gestreikt?). Gut, seinen Charme hat das mit dem Besteuern der Reichen dennoch, zumindest so lange, wie man davon profitiert und einem die Kohle selbst noch nicht genommen wird.
Für mich hörst sich das insgesamt so an, als ob linke Wölfe sich darauf beschränken, den Werktätigen das Recht einzuräumen, sich in ihrer Freizeit gegenseitig in den Arsch zu f*****, während im Liberalismus der Bourgeoisie dieses Recht alleine vorbehalten bleibt.
Das ist jetzt freilich wieder alles Schwarzweißmalerei – graue Wolfstheorie sozusagen. Rein praktisch ist die Symbiose von „links“ und „liberal“ freilich möglich – die Welt ist schließlich kreativ und farbenfroh. In der Politik des Machbaren spricht der zivilisierte Wolf zuerst mit dem Hasen über die Gerechtigkeit und geißelt die soziale Kälte, bevor er ihn verputzt. Das müsste sich dann wohl Linksliberalismus nennen, oder?
Vielleicht hab‘ ich ja aber auch nur wieder etwas falsch verstanden.