"SANCTUS!!!"
Das "Sanctus" aus der h-Moll-Messe von J.S. Bach ist dasjenige Musikstück, das mich in meinem bisherigen Leben am tiefsten beeindruckt hat. Und das kam so:
In den frühen 90er Jahren fand in meiner saarländischen Heimat in der "Gasgebläsehalle" der alten Völklinger Hütte - die heute Weltkulturerbe ist - jedes Jahr am Ende des Sommers eine "Schichtwechsel" genannte Veranstaltungsreihe statt. Die riesige Gasgebläsehalle, in der ebenfalls riesige Turbinen stehen, mit denen die Hochöfen "beatmet" worden waren, hat aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen eine 1A-Akustik und ist wegen ihres Ambientes für allerlei Kultura hervorragend geeignet. Es gab mal den "Panzerkreuzer Potemkin" von Eisenstein mit live-Mucke und eine wunderschöne Aufführung meiner Lieblingsoper: Orpheus & Eurydike von Gluck - und eben irgendwann auch die h-Moll-Messe.
Ich war mit der Marlies und dem Christian unterwegs, einem Lehrerehepaar. Weil wir uns in unserer Stammkneipe getroffen hatten, kamen wir natürlich zu spät - kein anständiger Platz mehr frei. Hilflos blickten die Marlis und ich umhehr - doch der Christian als versierter Konzertbesucher zerrte uns entschlossen ganz nach vorne, direkt vor die Kesselpauken, wo keiner sitzen will. "Ist doch egal ! Oder wollt Ihr 3 h lang stehen ?!" Also gut ... Habt Ihr schon mal 3 h lang direkt vor den Kesselpauken gesessen ? Macht das ruhig mal, so schnell werdet Ihr das nicht vergessen !
Wir saßen also schon eine knappe Stunde vor den Kesselpauken, waren schon etwas ... äh ... angegriffen, dann kam also das "Sanctus":
Räuspern und Hüsteln im Publikum - Stille. Die Arme des Dirgenten gehen nach oben und auch die Arme des Schlagzeugers. Ein Chor in Kompaniestärke holt Atem: "hhhhhhh-ch" - man wird regelrecht nach vorne gesaugt, noch näher zu den Pauken. Die Bogen der Streicher flitzen in Position, es blitzt das Blech der Bläser, es ruckt nocheinmal und dann:
Man wird zurückgepresst in die Lehne, es macht "tilt" im Kopf wie nach einem Grasjoint "pur" und dann ist man nur noch Ohr ...
Stunden später saßen wir wieder in unserer Stammkneipe (irgendwie muß man ja "runterkommen" von diesem "trip") und auch wenn dort die besten hits der 80er und 90er liefen, irgendeiner von uns trällerte immer "Saa-nctus" vor sich hin und einmal, als der Hartwig, das Gläsertaxi, an der Marlis vorbeikam, entspann' sich dieser schöne Dialog:
Marlis (hauchend): "De-h-uhs Zah-ba-oth"
Hartwig (entsetzt): "Hä?!"
Marlis (knallrot): "Ach nix ... schon gut, machmirnochnbier!"
(Hartwig kopfschüttelnd ab)
Marlis (leise lächelnd): "Saa-nctus ! Ahhhahhhahhahhhahaha ..."
Ich habe nicht die dröhnenste, sondern lieber die für mich stimmungsvollste Version verlinkt, die ich auf youtoube gefunden habe.
LG
Deh-e-us Za-ba-oth, äh ... Niki