@BICINUM
Hallo BICINUM,
ich muss zugeben, dass ich ein bisschen erstaunt und auch ein wenig verärgert bin. Du wirfst m.E. ständig Begriffe durcheinander und kommst dann - wie überraschend - da raus, wo du hin wolltest. Ich versuche nochmal das ein wenig aufzudröseln.
In den erwähnten Modi für eine Beziehungsanarchie drehte sich alles um das eigene Wollen und eigene Befindlichkeiten. Sie sind die Motivation zur Beziehungsanarchie. Denn die Motivation aus dem gesellschaftlich mehrheitlich gewollten Paarkonzept auszusteigen und zwei Partnerinnen zu wollen liegt nicht bei den Partnerinnen begründet, sondern in einem selbst.
Also dieser Abschnitt macht mich offen gestanden etwas ratlos. Du zeichnest ein Bild, in dem ein Beziehungsanarchist (Er) diese Form
gegen den Willen von Partnerinnen (Sie) durchzieht. Auf den sexistischen Touch will ich hier jetzt gar nicht eingehen. Aber mal im Ernst: Bei welcher Definition von Beziehungsanarchie hast du etwas von "gegen den Willen" gelesen? Also das ist einfach absurd.
Und wenn es
nicht gegen den Willen sondern mit vollem Einverständnis stattfindet, dann ist es zwar immer noch ein individuelles Wollen, aber dann eben von allen.
Begrifflich: Hier setzt du ein ordinäres Durchdrücken von Egoismen mit Beziehungsanarchie gleich. Nichts könnte falscher sein.
In einem Paarkonzept, so wie ich es verstehe ist die Beziehung zueinander wichtiger als mein momentanes Empfinden. Daher hatte ich geschrieben das man zuweilen bleibt, auch wenn es sich nach "gehen" anfühlt.
Das ist wie in einer Freundschaft auch. Was also ist das Problem?
Du zeichnest hier ein Bild von Beziehungsanarchie - und damit von Freundschaft -, wo es quasi nur für Einzelne darum geht, die Sahnestückchen mitzunehmen und das war's. Wo hast du das nur her?
Ich habe hier auf joyclub zu Hauf Möglichkeiten mich mit Personen anderer Auffassungen von Liebesgestaltung auszutauschen. Ich bin hier umringt von "ohne geilen Sex geh ich"-Personen oder von Erlebnis-junkies oder (selten) auch von polyamoren. Dabei sind die Ausformungen, die du Stefan favorisierst auch noch kaum vertreten.
Genau: Der JOYclub ist
keine Community von Beziehungsanarchisten! Deine Erfahrungen mit dem JOYclub haben also mit dem Thema, das wir hier besprechen, herzlich wenig zu tun.
Warum sollte ich dann Bezihungsanarchie anstreben? Der einzigste Grund wäre meinen Hormonen vollen Auslauf zu geben.Warum sollte ich dann Bezihungsanarchie anstreben? Der einzigste Grund wäre meinen Hormonen vollen Auslauf zu geben.
Genau das ist kein Grund für Beziehungsanarchie. Eigentlich der einzige Grund ist, dass du einen weiteren Menschen lieben lernst und diese Liebesbeziehung leben können soll.
Das so ein "Multi-geflecht" aus mehr als 2 Personen wirklich nachhaltig (und damit meine ich viele viele Jahre) funktioniert ist extrem, sehr extrem selten.
Ein Multigeflecht ist es bei denen, die ich als
harte Polyamoristen bezeichne. Da sollen sich alle kennen, am besten zusammen wohnen. Bei der Beziehungsanarchie ist das überhaupt nicht impliziert.
Ich sehe übrigens auch nicht, dass eine
Partnerschaft zur Beziehungsanachie in Widerspruch steht.
Weil die Motivation zu mehreren Partnern bei der breiten Masse nicht wie bei Stefan (ich unterstelle es mal) aus einem Bedürfnis nach Liebesgestaltung herauskommt, sondern aus der Unaushaltbarkeit von Mangel.
Also du sprichst von mehreren
erotischen Beziehungen zur gleichen Zeit. Da lassen sich umstandslos Bordelle und Swinger-Clubs drunter fassen. Das hat exakt
nichts mit Beziehungsanarchie zu tun.
Ich bin voll bei dir, dass viele hier im JOYclub aus einem Mangel heraus unterwegs sind. Beziehungsanarchisten sind das genau nicht.
Die Rede über andere Kulturen und Zeiten bringt uns hier im Übrigen m.E. nicht weiter. Beziehungsanarchie ist ein zeitgenössisches westliches Konzept und an diese, unsere Kultur gebunden.
Liebe Grüße
Stefan