Die Ausgangsfrage lautet ja:
Beziehungsanarchie ein Zukunftsmodell?
Man trifft heute immer häufiger Paare, die zwar noch zusammenleben, den Alltag gemeinsam bewältigen, vielleicht auch noch tiefe Zuneigung füreinander empfinden, ihre Sexualität aber mitunter - oder sogar ausschließlich außerhalb dieser Beziehung ausleben. Das mag, wie vorstehend von BICINUM beschrieben, durchaus auch etwas mit rein pragmatischen, wirtschaftlichen Überlegungen zu tun haben.
Ja, ich denke, diese Art von Beziehungsanarchie als Alternative zur lebenslangen sexuellen Treue hat durchaus Zukunft.
Hinsichtlich polyamorer BEZIEHUNGEN im Sinne von „mehrere Personen gleichzeitig und dauerhaft lieben", bin ich eher skeptisch. Obwohl ich nicht sonderlich religiös bin und die Diskussion auch keinesfalls auf das Verständnis der Ehe im christlichen Sinne lenken möchte, fällt mir hierzu ein Bibelzitat ein:
„Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht..."
Wie das auch hier zu Beginn der Diskussion schon anklang, gibt es Menschen, die für eine Ehe oder eine lebenslange Beziehung nicht geschaffen sind:
Ich wusste irgendwie schon im zarten Alter von 16, dass eine Romantische Zweierbeziehung (RZB) nicht da richtige für mich ist.
Bei den Polyamorie-Leuten gibt es - nach meiner Wahrnehmung - eine starke Strömung, die die Romantische Zweierbeziehung (RBZ) einfach nur auf mehrere Personen als auf zwei ausdehnen will. Das wäre für mich der komplette Horror
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Nach meiner Wahrnehmung, ist diese „Strömung, die die RBZ einfach nur auf mehrere Personen ausweiten will“ nicht sonderlich stark ausgeprägt, weil das die meisten Menschen die in der christlich abendländischen Kultur sozialisiert wurden, wohl „emotional überfordern würde" – so wie Katze das für sich selbst beschreibt. Meine Frage, ob auch polyamore Beziehungen gleichgestellt werden sollten, wurden ja auch eher dahingehend beantwortet, dass die Ehe überflüssig – bzw. ein Auslaufmodell sei. Die Anzahl derer, die sich für eine Vielehe einsetzen, dürfte demnach in unserem Kulturkreis wohl eher gering sein.
Bleibt also noch die ( meines Erachtens immer größer werdende ) Fraktion derer, die Beziehungen völlig offen und frei führen, ohne Neid, ohne Besitzanspruch, ohne Verpflichtungen - eben wie Freundschaften.
Für mich ist das nicht nur die Zukunft, sondern bereits in weiten Teilen gelebte Realität. Laut einer Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie ist jeder Dritte Deutsche Single. Ich gehe mal davon aus, dass hiervon nicht alle im Zölibat leben, sondern häufig offene, freie, nicht verpflichtende sexuelle Beziehungen pflegen.
Wobei ich mich frage, ob man hier von polyAMOREN Beziehungen sprechen kann oder ob es sich hierbei vielmehr um Menschen handelt, die für eine dauerhafte Beziehung einfach nicht geschaffen sind.