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Beziehungsanarchie ein Zukunftsmodell?

*****_54 Frau
11.811 Beiträge
Themenersteller 
********1970:
Ich gehe mal davon aus, dass der mexikanische Bürgermeister Felatio nicht zu seinen sexuellen Vorlieben zählt. *mrgreen*

Doch, vielleicht ist er Masochist? *zwinker*
Du kennst wohl nicht die diversen "Folterwerkzeuge", die man in Erotikshops so findet?

********1970:
Inwieweit Kindererziehung mit mehreren, mitunter auch wechselnden Beziehungen/Lebensgemeinschaften mit oder ohne gemeinsamen und/oder wechselnden Wohnsitzen funktionieren soll, kann ich mir aber augenblicklich zumindest noch nicht so recht vorstellen.

Das gibt es doch schon, in den mittlerweile gar nicht so seltenen Patchworkfamilien.
Die beiden Ersatzväter für meinen Sohn waren ein wirkliches Glück für ihn und mein "Stiefsohn" nennt mich heute immer noch ganz lieb "Stiefmütterchen". *g*
*****_54:
Das gibt es doch schon, in den mittlerweile gar nicht so seltenen Patchworkfamilien.

Yep! *ja* Ich kenne einige Patchworkfamilien. Und soweit ich das beurteilen kann, laufen diese Beziehungen ebenso wie die Kindererziehung dort vorbildlich.

Allerdings handelt es sich hierbei nicht um polyamore Patchworkfamilien. *zwinker*
*****_54:
Doch, vielleicht ist er Masochist?
Du kennst wohl nicht die diversen "Folterwerkzeuge", die man in Erotikshops so findet? *mrgreen*

Was es nicht alles gibt... *schock*


Sodom und Gomorra! *rotwerd*
********er62 Mann
2.463 Beiträge
ganz einfach....
jeder nimmt das mit, was er selbst eingebracht oder im Verlauf einer Beziehung bezahlt hat.... hat sogar nach dem Ende meiner Ehe so funktioniert, weil sich meine Ex schon lange vor unserer Scheidung ein eigenes Girokonto eingerichtet hat... wem was "gehört", war dann doch offensichtlich... vor allem, was auf meinem eigenen Girokonto blieb.

wie du (@****num) das allerdings mit der Abhängigkeit, dem Hafer und der midlifecrisis meinst, habe ich (noch) nicht verstanden.
********1970:
Inwieweit Kindererziehung mit mehreren, mitunter auch wechselnden Beziehungen/Lebensgemeinschaften mit oder ohne gemeinsamen und/oder wechselnden Wohnsitzen funktionieren soll, kann ich mir aber augenblicklich zumindest noch nicht so recht vorstellen.

Das funktioniert sogar recht gut. Kinder von 0 bis etwa 4 Jahre profitieren maßgeblich von einer Poly-Elternschaft. Später jedoch profitieren Kinder wenn es eine monogame Elternschaft gibt. Zumindestens ist das das Ergebnis einer Untersuchung.

Es gibt in Belzig ein ZEGG, wo auf dem Gehöft, naja eher Areal, alle Beziehungsformen gelebt werden die man sich nur vorstellen kann. Allerdings (und das haben die auch schon rausgefunden) ist das Eingehen und Erhalten von Polybeziehungen eines. Aber weil es so ein Geflecht ist ist eine Trennung schwierig. Und übrigens genauso gefühlsmäßig intensiv.
Jedenfalls leben die Kinder in einem eigenen Haus (16 Kinder). Ich find das nicht doof. Aber wie gesagt auch die Menschen im ZEGG mussten lernen, das es so einfach und easy wie das Eingehen zusätzlicher Beziehungen bei der Trennung nicht ist. Übrigens auch der Erhalt solcher polybeziehungen, wenn man nicht permanent austauschen will ist gar nicht so einfach.

Und das ist es doch, was man mir zu leicht als Vorteil alternativer Beziehungsformen anbietet: Wenn es nicht mehr passt.....
Da ist mir der Schritt bis hin zur Beziehung als Konsumgut zu kurz.
Ich wäre dafür das wir stärker soziale Kompetenz erlernen. Dann würden viele Beziehungen anders verlaufen. Wenn ich eine Beziehung nicht auf die Reihe bekomme, warum soll es mit drei besser laufen? Beziehungsanarchie läuft zu sehr Gefahr, anstatt an meiner Beziehungfähigkeit zu arbeiten, einfach die Partner Partner zu wechseln: Wenns doch halt nicht mehr passt........
****NUM:
Es gibt in Belzig ein ZEGG, wo auf dem Gehöft, naja eher Areal, alle Beziehungsformen gelebt werden die man sich nur vorstellen kann.

Das finde ich super spannend und fände es toll, hier mehr über solche Konzepte zu erfahren.

Ich befürchte aber, dass bei polyamor lebenden Menschen, der Wind auch häufig aus dieser Richtung bläst:

****NUM:
... anstatt an meiner Beziehungfähigkeit zu arbeiten, einfach die Partner zu wechseln: Wenns doch halt nicht mehr passt........

Prinzipiell will ich das auch nicht kritisieren. Jeder Mensch ist halt anders und findet für sich ein individuelles Lebenskonzept. Ob es hingegen für der Entwicklung eines Kindes förderlich ist, in solchen Beziehungsgeflechten heranzureifen, wage ich jedoch zu bezweifeln.
********1970:
Ob es hingegen für der Entwicklung eines Kindes förderlich ist, in solchen Beziehungsgeflechten heranzureifen, wage ich jedoch zu bezweifeln.

Das wurde ja schon untersucht, wie ich bereit schrub (Vergangenheit von "schreiben" *ggg* )



Das Problem mit dem "Gegenwind" ist, das er nicht unberechtigt ist. Die Verantwortung in einer Ehe, oder eheähnlichen Beziehung ist gesetzlich geregelt. Sozusagen wird die Verantwortung durch das "Dürfen" hergestellt und reglementiert. Man darf sich also nicht einfach so verabschieden und der Meinung sein, das jetzt auch gut sei...... Der "Zurückgelassene" kann sein Recht einklagen.

Die Verantwortung in polyBeziehungen ist gesetzlich nicht reglementiert (zumindestens nicht in dem Umfang wie es notwendig wäre). Die verantwortung muss aus dem Wollen kommen, genauer gesagt Wohlwollen, was bei einer trennung ja oft nicht übermäßig vorhanden ist. Da der "Zurückgelassen" nur sehr sehr begrenzte Möglichkeiten hat Verbindlichkeiten einzuklagen, braucht es eine überaus hohe soziale und emotionale Kompetenz desjenigen , der den Anderen verlässt. Darum das der Zurückgelassene nicht den Kürzeren zieht. Und diese soziale Kompetenz gibt es nicht sehr verbreitet. Dafür sind wir zusehr manchmal auf Rache gepolt. Dann soll der zurückgelassene nochmal spüren wie schlecht die Beziehung war. Eben der Stoff aus dem die Rosenkriege sind.
Und weil wir so sind wie wir Menschen sind ist eine Reglementierung schon gut. Die Abhängigkeiten in so einem Geflecht entstehen auch dadurch, das man im Falle einer Trennung auf die Gunst des Anderen angewiesen ist.
Der Mensch ist dann bereit für polybeziehungen, wenn er keine Rosenkriege mehr führt. Bei Manchen ist das heute gegeben, bei vielen noch nicht und bei einigen wird es nie der Fall sein.
****NUM:
Das wurde ja schon untersucht, wie ich bereit schrub (Vergangenheit von "schreiben" )

Ich ging davon aus, dass hier Poly-Elternschaften (wie ihr das nennt) in ähnlichen Kommunen, wie dem von euch benannten ZEGG in Belzig untersucht wurden.

Meine Zweifel gelten jedoch Poly-Elternschaften, die unter Polyamorie mehrere zur gleichen Zeit, eher lose, mitunter auch wechselnde Beziehungen verstehen und nicht in solchen Kommunen leben. Die eben nicht eine klassische Zweierbeziehung auf mehrere Partner erweitern, sondern Beziehungen im Allgemeinen freier und unverbindlicher leben. (Mein Gott! Ich brech' mir gleich einen ab. *nene* Das ist aber auch schwer mit euch hier. *gr* Zuhause in der Kneipe würde ich sagen "Leute die kreuz und quer durch die Gegend vögeln" und jeder wüsste, was gemeint ist. Aber hier gibt es bestimmt gleich wieder Prügel. *tomaten* Dabei meine ich es doch gar nicht böse).

Polyamorie ist ja ebenso wie Beziehungsanarchie ein Überbegriff, für alles, was im weiteren Sinne in diesen Bereich fällt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Masse derer, die hier im JC unter Beziehungsstatus "polyamor" angegeben hat, auf einem beziehungsanarchischen Bauernhof lebt.
Experiment Liebe im ZEGG
Ich habe mir mal angesehen, was es mit dem ZEGG auf sich hat. Nachstehend ein kleines Video hierzu.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass bei vielen JC-Mitglieder hinter dem Beziehungsstatus "polyamor" ein derartiges Leben steckt.


Ja, im ZEGG wird es wirklich polyamor- allerdings wir der Ansatz auch konsequent zu Ende gedacht und gegangen.

Dort wird auch mit alternativen Gesellschaftsformen, jenseits der Demokratie, experimentiert. Was dazu führt, das sie auf Kirchenveranstaltungen eingeladen werden. Eben weil aus diesem Experimentieren eine große Kompetenz im Bezug auf Gruppendynamiken und Entscheidungsprozessen entstanden ist. Ist schon ne feine Truppe. Deren Ansatz ist eben nicht durch die Welt vögeln- unverbindliche Liebe sozusagen. Sondern ein verbindliches Miteinander auch jenseits von Liebe und Partnerschaft.
Nur soviel noch dazu: Es gibt viele die dort wohnen wollen. Nicht alle schaffen es dort hinein (es braucht einen einstimmigen Beschluss der Bewohner....)- und ebensoviel verlassen es wieder, weil das verbindliche Miteinander unabhängig von Liebschaften und die dort vorhandene Entscheidungsstrukturen zwar visionär sind, aber eben nicht für jeden geschaffen- und oft auch sehr mühsam ablaufen.

Wenn Hans nicht mehr mit mir sondern mit Brigitte schläft und mir aber beide tagtäglich (teilweise küssend) über den Weg laufen zeigt sich aus welchem Holz wir wirklich geschnitzt sind- und ob wir wirklich so lieben wie wir von uns dachten.

Manche halten eben dies nicht mehr aus- und verlassen das ZEGG wieder.
****NUM:
Es gibt viele die dort wohnen wollen. Nicht alle schaffen es dort hinein (es braucht einen einstimmigen Beschluss der Bewohner....)- und ebensoviel verlassen es wieder, weil das verbindliche Miteinander unabhängig von Liebschaften und die dort vorhandene Entscheidungsstrukturen zwar visionär sind, aber eben nicht für jeden geschaffen- und oft auch sehr mühsam ablaufen.

Ich habe mir noch ein anders Video über Liebe & Sex im ZEGG reingezogen. Da wurde eingeräumt, dass es auch dort Probleme gibt und nicht alles immer Friede, Freude, Eierkuchen ist. Fand ich sympathisch, weil glaubwürdig.

Ich persönlich habe im Übrigen kein Problem (vor allem mir selbst) einzugestehen, dass ich für so eine Lebensweise nicht geschaffen bin. Aber darum geht es ja auch gar nicht.

Was mich wirklich mehr interessieren würde, ist, ob HIER wirklich die Mehrheit, so eine Lebensweise meint, wenn sie ihren "eigenen" Beziehungsstatus mit "polyamor" angeben.
*****_54 Frau
11.811 Beiträge
Themenersteller 
********1970:
Was mich wirklich mehr interessieren würde, ist, ob HIER wirklich die Mehrheit, so eine Lebensweise meint, wenn sie ihren "eigenen" Beziehungsstatus mit "polyamor" angeben.

Ich kann mich nur auf mein subjektives Empfinden verlassen, aber meine Beobachtung, auch beim persönlichen Kennenlernen, sieht so aus:

Einige wenige, die ich kennen gelernt habe und die NICHT in einer "festen" Beziehung stehen, scheinen tatsächlich ihr Herz, ihre Zuwendung und (nicht immer automatisch!) ihre Sexualität mit mehreren Menschen zu teilen.
Die anderen, die in festen, aber offenen Beziehungen sind, scheinen mir eher nur am erotischen Teil der Polyamorie interessiert zu sein. Hauptbeziehung bleibt der angetraute Partner, daran wird nicht gerüttelt.
Die nebenher laufenden erotischen Kontakte sind in meinen Augen nichts anderes als die früher als Affäre bezeichnete sexuelle Zweit- oder Drittbeziehung, bloß dass es nicht ganz so heimlich passiert.

Für mich geht das am Grundgedanken der Polyamorie vorbei, ist in gewissem Sinn eine Rosinenpickerei.
So etwas gab es übrigens auch in früheren Jahrhunderten: Die Ehe blieb bestehen, war ja eine Wirtschaftsgemeinschaft. Der Sex wurde, meist sogar mit Wissen des Partners, in fremden Betten genossen.

Auch habe ich den Eindruck, dass es durchaus chic ist, sich als modern, aufgeschlossen und eben auch als "poly" zu bezeichnen. *zwinker*

Polyamorie könnte ein menschenfreundliche gesellschaftliche Form darstellen, auch wenn ich, wie gesagt, selbst dazu wohl nicht in der Lage bin.
Ich bin aber davon überzeugt, dass es den Kindern egal ist, ob ihre Eltern miteinander oder mit anderen schlafen. Wenn das soziale Gefüge drumherum stimmt, Förderung und liebevolle Zuwendung da ist, werden Kinder gut gedeihen.
Ich mag das afrikanische Sprichwort: Um ein Kind zu einem guten Menschen zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.

Beziehungsanarchie ist eigentlich eine Erweiterung von Polyamorie.

Beziehungsanarchisten (RAs) ziehen es vor, zwischenmenschliche Beziehungen nicht danach zu unterscheiden, welche als Partnerschaft gelten und welche nicht, sondern haben stattdessen eine flexible Herangehensweise, innerhalb der zwischen zwei Menschen alles erlaubt ist, dem beide Beteiligten zustimmen.

*****_54 Frau
11.811 Beiträge
Themenersteller 
Noch ein Beispiel aus der Praxis ...
... das mich vielleicht mitgeprägt hat.
Ich bin ja in einem Dorf aufgewachsen, an einem See hoch in der südlichen Kalkalpen. Keine katholische Gemeinde, im Gegensatz zum übrigen Land, sondern eine evangelische Enklave aus der Reformationszeit.
Die Bauern waren nicht arm, viel Holzbesitz, gut gedeihende Landwirtschaft, sehr ökologisch orientiert, lange vor der "grünen Welle", daraus resultiernd bereits seit den 50-iger Jahren gehobener Individualtourismus.

Die Bauern lebten in Großfamilien zusammen.
Die Moral war wirklich nicht katholisch, eher ein wenig "heidnisch. *zwinker*
"Ledige", also uneheliche oder außereheliche Kinder waren kein Problem, ebenso ihre Mütter. Die Väter waren eh bekannt. Das war halt so, ein Kind mehr oder weniger am Hof spielte keine Rolle. Die kleinen Kinder wurden meist von älteren unverheirateten Tanten, den Großeltern oder den älteren Geschwistern beaufsichtigt. Ihre emotionale Bindung zu den leiblichen Eltern schien mir nicht stärker als zu anderen in der Familie.
Ca. 9 Monate nach dem jährlichen "Kirchtag", bei dem immer sehr, sehr lustig gefeiert wurde, häuften sich die Geburten.
Vaterschaftsprozesse gab es normalerweise keine.
Nur an einen kann ich mich erinnern, und der war Legende!
Ein sehr gut aussehender, unverheirateter Tischler, bereits Vater von zwei Kinder, die mit mir zur Schule gingen, hatte in einer einzigen Nacht eine deutsche und eine holländische Touristin geschwängert.
*oh*

Nachtrag: Was finde ich gerade im Netz? Das Land, aus dem ich komme, ist immer noch Hochburg der unehelichen Geburten! *g*
http://derstandard.at/2000008176108/Anteil-unehelicher-Geburten
Unglaublich! Die Österreicher wieder...

*************************s koa Sünd!

**st
Topo schreibt:
Letzte Woche wurde im Bundestag die "Ehe für alle" beschlossen. Gleichgestellt dürfen sich nun also auch homosexuelle Paare ins Unglück stürzen.

Aber wie ist das jetzt bei polyamor lebenden Menschen? Sollten auch solche Beziehungen gleichgestellt werden, mit allen rechtlichen Konsequenzen?

Seid ihr für eine Vielehe?
Danke

Polyamorie mit Homosexualität zu vergleichen und gleichsetzen zu wollen, ist schon ziemlich weit hergeholt.
Ich will mich jetzt nicht weiter zu solch einem Quatsch äußern.
Ich hatte bisher den Eindruck, dass es neben ein paar Randgruppen vor allem zwei Lager gibt. Die Konservativen, denen die Ehe heilig ist und ein zweiter Flügel, der sie für überflüssig hält. Dass sich gerade letztere für die gleichgeschlechtliche Ehe so vehement einsetzten ("Jeder soll das Recht haben, sich ins Unglück zu stürzen") hat mich zugegebenermaßen etwas verwundert.

Ich bin ja der Meinung, dass die Ehe ein Versprechen ist, "in guten wie in schlechten Tagen" für einander zu sorgen - insbesondere in schlechten! Natürlich kann man auch ohne Trauring füreinander sorgen - bei Krisen, Krankheit, bis dahin, wo es gilt, für den anderen beim Sterben "da zu sein". Dennoch wüsste ich jetzt nicht, was daran schlecht sein soll, sich zu versprechen, füreinander da zu sein. Und da macht es m.E. überhaupt keinen Unterschied, ob es sich um heterosexuelle oder homosexuelle Paare handelt.

Wie ist das aber bei polyamoren Beziehungen? Ist man da auch in schlechten Zeiten für einander da? Nun, dann darf doch die Frage erlaubt sein, ob auch eine Vielehe legitimiert werden sollte, oder nicht? Oder geht es in polyamoren Beziehungen dann doch eher darum, den Alltag und alles Negative auszublenden? Geht es hier rein um Sex?

Nein, ich kritisiere letztere "Art von Beziehungen" nicht. Das wäre ja auch schön blöd, sich auf einem Bumsportal anzumelden und dann zu motzen, wenn hier auch gebumst wird, nicht wahr? Nur warum man dass dann "polyamor" nennt, obgleich es doch darum geht mehr oder minder unverbindlich miteinander Sex zu haben, das leuchtet mir nicht ganz ein. Alter Wein in neuen Schläuchen?
Ich glaube nicht das es den Polyamoren nur darum geht sexuelle Alternativen zu haben. Ich glaube das die polyamoren an der gleichen Stelle stehen wie die monogamen- nur das die Beziehungsunfähigkeiten dort stärker wahr genommen werden, systembedingt.

Beziehungsfähig zu sein heißt nämlich nicht eine intakte Beziehung laufen zu lassen. Beziehungsfähigkeit ist die Kompetenz eine aus dem Lot geratene Beziehung wieder auf die Bahn zu bringen. Und das immer wieder aufs neue. Und daran krankt unsere Gesellschaft- nicht nur die Polyamoren.
Es fängt bei der Partnerwahl an, die eben nicht gründlich ist (wenns mit ihr nicht mehr geht....) und geht bis zu den Dynamiken in der Beziehung (wenn mit ihr nicht mehr geht......). Die Trennung ist das Damoklesschwert in unseren Tagen, verbunden mit der Aussage : Du bist ersetzbar, ich könnte auch mit jemand an anderes zusammen sein....

Die Alten haben sich ihren Partner oft bewusster ausgesucht, und diese Beziehung auch bewusster geführt und gestaltet- Wenn man nur "einen Versuch" hat geht man mit diesem "Versuch" wesentlich sorgsamer um.
Daher ist die Kritik eher richtung Konsum zu verstehen.
****NUM:
Ich glaube nicht das es den Polyamoren nur darum geht sexuelle Alternativen zu haben.

Na dann ist meine Frage doch gar nicht so unberechtigt, oder? Sollte die Vielehe mit allen Konsequenzen (Vergünstigung bei Steuern u. Sozialabgaben, Recht auf Adoption eines Kindes etc.) legitimiert werden.

Die Frage heißt ja, ob Beziehungsanarchie ein Zukunftsmodell ist. Und wenn dem so sein sollte, werden wir uns ohnehin früher oder später mit diesen Themen beschäftigen. *zwinker*
*****_54 Frau
11.811 Beiträge
Themenersteller 
Es könnte natürlich auch sein, dass die speziellen Vergünstigungen für Ehen - so ähnlich wie bereits in einigen skandinavischen Ländern praktiziert - generell abgeschafft werden.
Die Förderungen sind dann rein an die Kinder gebunden, unabhängig, in welchem Beziehungsstatus die Eltern leben.
Mir geht es nicht einmal so sehr um die Vergünstigungen. Mir ist bewusst, dass steuerliche Vorteile ein Rolle bei der einen oder anderen Heirat gespielt haben. Aber lassen wir das.

Die Ausgangsfrage war ja, ob Beziehungsanarchie ein Zukunftmodell ist. Und es gibt nun offenbar verschiedene Interpretationen dieses Begriffs.

Diejenigen, die ihr Herz mit mehreren teilen und ggf. sogar in einer Kommune zusammenleben, dürften vermutlich in der Minderheit sein und bleiben. Ich glaube nicht, dass das ein Zukunftsmodell für die Mehrheit ist.

Wenn man unter Beziehungsanarchie hingegen versteht, keine verbindlichen- oder nur noch lose Beziehungen einzugehen, dann denke ich, sind wir bereits mittendrin in der Zukunft. In den Städten leben mehr und mehr "Singles". Hört sich im ersten Moment ganz lässig an.

Aber das bringt tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Viele Mütter sind alleinerziehend. Setzt sich dieser Trend weiter fort, werden wir in ein paar Generationen vielleicht in einer matrilinearen Gesellschaft leben.

Oder doch nicht?
*nachdenk*
*****_54 Frau
11.811 Beiträge
Themenersteller 
Dass wir demnächst in einer Art matrilinearen Gesellschaft leben werden, glaube ich nicht.
Es wird auf eine eher gleichberechtigte Form hinaus laufen.

Mittlerweile ist das Recht der nichtehelichen Kinder auf ihre leiblichen Väter bereits gesetzlich verankert und ebenso das Umgangs- und Erziehungsrecht (natürlich auch die Pflichten) der betreffenden Väter.

Ob es künftig auch mehr männliche Alleinerziehende geben wird? Vielleicht ....
*****_54:
Dass wir demnächst in einer Art matrilinearen Gesellschaft leben werden, glaube ich nicht.

Jedenfalls gibt es
a) immer mehr Singles
b) ca. 50% aller Ehen werden geschieden (-> serielle monogame Beziehungen)
c) ca. 20% aller Frauen bleiben mittlerweile kinderlos

*****_54:
Ob es künftig auch mehr männliche Alleinerziehende geben wird? Vielleicht ....

Vielleicht. Aktuell leben ca. 90% der Kinder bei den Müttern.
*****_54 Frau
11.811 Beiträge
Themenersteller 
Diese Entwicklung zur Single-Gesellschaft wird sich kaum aufhalten lassen.

Und nicht zu vergessen: Der Fortschritt in der Reproduktionsmedizin wird auch noch die eine und andere gesellschaftliche Veränderung mit sich bringen. Die gute alte Originalfamilie wird dann vielleicht tatsächlich nur mehr etwas für romantische Exoten sein.
Die idee mit den Kommunen ist gar nicht so doof. Sie würde eine flexible Alternative zu den Großfamilien sein. Das wäre für "alleinerziehende" ein totaler Segen schon aus logistischer Sicht. Wenn sich alle und alle Kinder kümmern schafft das Zeiträume.
Aber mit ner Kommune bringst du jeden AlG II Bearbeiter in eine Krise. Wer denn nun von denen in der Kommune zur Bedarfsgemeinschaft gehört und wer nicht. Und wer nun wessen Kind ist und wer zu dessen Bedarfsgemeinschaft zählt damit dessen Unterhaltszahlungen ermittelt werden kann.
******yTG
296 Beiträge
Hm eigentlich kein Wunder das Single sein überhand nimmt.
Vor Jahren wurde eine Klassenfahrt angesetzt mit dem Ziel:
Wir lernen uns kennen und verstehen.
Auf meine Frage ob denn Walkmens mit genommen werden dürfen.
Antwort des Pädagogen natürlich dürfen die Kids Ihre Walkmens mit nehmen.
Die Reise begann jeder hatte seine Stöpsel im Ohr , nach einer Woche kamen die Kids wieder, alle hatten Ihre Stöpsel im Ohr.
Soweit der Erfolg der Themenwoche, wenn man sich nicht mehr unterhalten kann wird man Single.
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