@Davinci
Machen wir mal ein Gedankenexperiment: Mal angenommen wir beiden wären ein Paar. Wir wären glücklich miteinander, es fehlt uns rein gar nichts. Ich würde Dich um Deine Hand anhalten, ist mir sehr wichtig - Du weist das.
Wie würde Deine Antwort an mich ausfallen?
Lieber Davinci,
ich glaube an diesem Beispiel wird deutlich, worin unser Missverständnis besteht.
Eigentlich habe ich es ja in meinen Ausführungen ziemlich deutlich beschrieben, dass ich grundsätzlich sehr wohl an einer langen, absolut verbindlichen Beziehung interessiert bin.
Erstaunlich, dass du diese Passagen in meinen Postings auszublenden scheinst.
Deshalb wird es dich vermutlich wundern, dass ich mit "JA" antworten würde.
Meine Hand, meine Loyalität, meine Zuneigung, meine Liebe und meinen "Körper" hättest du aber zu diesem Zeitpunkt sowieso schon bekommen.
Es wäre also eine gemeinsame Entscheidung, zusammen zu bleiben.
Das - und nicht etwa der Gang zum Standesamt - ist das Wesentliche, für mich jedenfalls.
Also, genau diese Frage wurden mir von meinen beiden Männern gestellt, nämlich, ob ich "ihre Frau" sein möchte. Das habe ich in beiden Fällen bejaht, ohne zu zögern. Nur eben unter Ausschluß von Staat und Kirche. Eine Ehe ist heute im Grund schnell geschieden (und eine neue noch schneller geschlossen), also keineswegs für die Ewigkeit gedacht. Wozu also das alles?
Entweder man fühlt sich verantwortlich und an sein Wort gebunden oder eben nicht. Ein Papier ändert daran gar nichts.
Mir ging es immer darum, dass eine Verbindung freiwillig geschlossen und nicht durch Druck von außen oder durch innere Ängsten erzwungen wird.
Mit dem zweiten Mann haben wir sogar Ringe getragen und eine sehr schöne Familienfeier mit unseren Kindern veranstaltet, ein bisschen wie eine offizielle Hochzeitsfeier. Sein Sohn sagt übrigens heute noch "Stiefmütterchen" zu mir.
Eigentlich dachten sowieso alle, wir sind offiziell verheiratet.
Ich sehe den Sinn eines Trauscheins also immer noch nicht ein.
Worin besteht für dich die Wichtigkeit dieses Papieres?
Ist nicht allein das eigene Verhalten ausschlaggebend, ob mit oder ohne offizielle Absegnung?
Übrigens, bei mir war es andersrum: Der Vater meines Sohnes hat sich aus dem Staub gemacht - tja, so waren sie damals, die freien Liebenden
- und sich nie um sein Kind gekümmert. Als Künstler wollte er eh keine Kinder, generell nicht und meine Schwangerschaft war nicht geplant. Ich habe das akzeptiert und ihn nie "schlecht" gemacht. Eine Abtreibung kam für mich jedoch nicht in Frage, nicht aus religiösen Gründen, sondern aus ganz persönlichen emotionalen. Ich habe mein Kind von der ersten Sekunde an geliebt.
Dem un(frei)willigen Vater habe ich sogar angeboten, ihn nicht offiziell als Vater anzugeben, damit er nicht "zahlen" muss, sich aber dafür wenigstens ein bisschen um sein Kind kümmert, weil ich der Meinung bin, dass jedes Kind ein Recht auf seinen Vater hat. Leider vergeblich. Erst als mein Sohn 15 war, kam es dann zum Kontakt.
Mein erster langjähriger Partner war dann bis zu seinem Tod ein wunderbarer Ersatzvater für meinen Sohn, für den dann auch mein zweiter Mann eine sehr wichtige Bezugsperson wurde, was man daran merkt, dass er seine Doktorarbeit seinen beiden Ersatzvätern gewidmet hat.