Warum ich glücklich bin ...
Eigentlich bin ich falsch hier ... hätte meinen Beitrag im Wohngebiet platzieren sollen. Die aktuelle Glücksdebatte ist aber nunmal hier, also seht es mir nach, dass ich meinen Standpunkt hier zum besten gebe. Meiner Meinung nach lässt sich über das Glück im Allgemeinen alles oder nichts sagen. Konkreter wird es, wenn ich versuche, zu erklären, was Glück für mich bedeutet ...
Warum ich glücklich bin ...
Ich kann Feuer machen und hab dann im Kaminofen was Schönes anzuschauen. Wenn ich aber keine Lust habe, Feuer zu machen, dann hab ich auch noch eine Gastherme mit Zentralheizung …
Ich kann lesen, was ich will … Ich brauch nicht fernsehgucken … Ich freu mich, dass ich naturwissenschaftliche Bücher lesen kann, die mir in der Grübelei weiterhelfen, ob es Gott gibt oder nicht … Ich freu mich, dass ich mehr über Autismus erfahre, der mich schon immer fasziniert hat …
Ich freu mich, dass ich einen Hund habe, der mir hilft beim Spazierengehen, damit ich überhaupt aus der Bude komme … Ich freu mich, dass ich allein leben darf, was mir einen ungeheuren Freiheitsraum gibt, von dem ich früher nicht mal geträumt habe … obwohl, doch, geträumt schon, aber ihn mir nicht richtig vorstellen konnte …
Ich freu mich, dass ich die zwei Häuser verkauft habe und die Ranch, dass ich keine Tiere mehr zu versorgen habe außer meinem Hund … Ich freu mich, dass ich ein kleines Häuschen habe, das wie auf mich zugeschnitten ist, mit einem Hof und einem Gärtchen … Ich kann den Hund rauslassen, und der kann sich vergnügen, die Traktoren anzubellen …
Ich freu mich, dass ich in einem Land lebe, das in keinen Krieg … doch, involviert schon, aber in dem kein Krieg stattfindet, sagen wir mal so … Ich bin dankbar, dass ich Rente kriege, die mir genug ist zum Leben … Ich freu mich, dass ich Alkohol trinken kann, wann ich möchte, und nüchtern bleiben kann, wann ich möchte …
Ich freu mich, dass es die Welt gibt … Ich freu mich, dass ich über das Universum lesen kann, das beeindruckt mich ungeheuer und weist mir meinen Platz zu … Ich freu mich darauf, vielleicht noch mehr über den Mikrokosmos zu verstehen, obwohl ich da sehr bald an meine Grenzen stoße …
Und ich freu mich, dass ich nicht mehr im Lehrerberuf arbeiten muss, dass ich endlich Zeit habe in meinem Kopf … Zeit überhaupt, zum Nachdenken, zum Lesen, zum Grübeln, zum Forschen …
Ich kann wissenschaftliche Forschungsarbeiten verfolgen, ich kann den Stand der Forschung nachvollziehen … Ich kann wunderbare Sachen erfahren über neue Menschenarten, deren Fossilien gefunden werden, laufend, laufend, laufend …
Ich freu mich, dass ich Musik machen kann, obwohl ich nur noch neun Finger habe … das Keyboard ist ganz toll … und auch mit der Flöte komme ich gut zurecht, wenn ich auch nur noch selten drauf spiele, weil der Hund es nicht verträgt und dann immer ausreißt …
Dass ich nicht mehr Gitarre spielen kann, seit mir meine Tischkreissäge in einem unaufmerksamen Moment den kleinen Finger abgesäbelt hat, ist zwar traurig, aber da ich niemandem außer mir selber einen Vorwurf machen kann, habe ich mich damit abzufinden. Und im Vergleich dazu, dass ich mir bei einem schweren Reitunfall Hals und Rücken gebrochen hatte, ist ein verlorener kleiner Finger wirklich eine Kleinigkeit.
Soviel zu meiner Auffassung über mein ganz persönliches Glück ... was ich wirklich lieber im Wohngebiet oder in einer Kneipe der Altstadt erzählt hätte.
meint
Luccio