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Bücherwurm

**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Hallo Doro,
da du auch gerne mal den einen oder anderen fremdsprachigen Text liest, möchte ich dir von meinen Erfahrungen mit der App Beelinguapp berichten.Sie ist erstmal kostenlos zum Herunterladen. Es gibt eine Bibliothek von vielerlei Texten aus unterschiedlichsten Sachgebieten und von meist mittlerem Schwierigkeitsgrad.

In den Einstellungen kannst du wählen, welche Sprache du lesen willst, und kannst auch von einer zur anderen wechseln.
Im Untertitel eines Textes siehst du entweder ein €-Zeichen, dann kostet der Text, oder es fehlt, dann ist er kostenfrei.

Das Tollste ist, dass du die Texte nicht nur lesen, sondern auch hören kannst. Ich höre mir einen Satz erst an, dann spreche ich ihn nach.
Je nach Lust und Laune wechsle ich zwischen englischen, französischen und italienischen Texten. Der Lernfortschritt ist enorm und das Ganze macht viel Spaß.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Danke für den Tipp, liebe Luccio.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Lionel Shriver, Wir müssen über Kevin reden

USA 2001. Die Mutter des im Titel genannten Kevin, Eva, schreibt Briefe an ihren Mann, Franklin, der auch der Vater von Kevin und dessen kleiner Schwester ist. Schnell wird deutlich, dass Kevin etwas Schreckliches getan hat. Darüber hinaus geht in diesem Buch nichts schnell, es dauert mehr als hundert Seiten, bis Kevin überhaupt mal gezeugt ist, die Schwangerschaft und die ersten Lebensjahre erlebt die geneigte Leserin in gefühlter Echtzeit mit. Sehr allmählich wird klar, worin Kevins schreckliche Tat besteht, die im ganzen Buch immer nur mit Donnerstag umschreiben wird, er hat acht Mitschüler und eine Lehrerin mit einer Armbrust erschossen.

Eine sehr quälende Lektüre, nicht nur wegen des schweren Themas, sondern vor allem wegen des überaus langsamen Erzähltempos.

Eine literarische Glanzleistung ist es auch nicht.
@*****011
Dann muss die von dir verfasste Vorstellung des Buches besser sein als das Werk selbst. Denn mich hast du sehr neugierig gemacht. *ja*
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Reiner Kunze, Die wunderbaren Jahre

Aus aktuellem Anlass blättere ich heute durch dieses von mir sehr geliebte Bändchen mit Miniaturen über Alltag und Jugend in der DDR. Sprachlich geschliffen, jedes Wort sitzt, es gibt keines zuviel, aber es fehlt auch keines. Zum Teil hinreißend komisch, treibt es mir auf der nächsten Seite die Tränen in die Augen.

Mein Lieblingssatz: "Sie trägt einen Rock, den kann man nicht beschreiben, denn schon ein einziges Wort wäre zu lang." (S. 26)

Große Literatur in kleinster Form.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Claudia Rusch, Meine freie deutsche Jugend

Noch einmal Jugend in der DDR. Die Autorin erzählt von ihrer Jugend in der Nachbarschaft von Katja und Robert Havemann, die Stasi ständig vor der Haustür, aber auch ganz normale Begebenheiten aus der Schule und dem Alltag. Das meiste deckt sich ziemlich genau mit dem, wie es in meiner Jugend erlebt habe. Ins Herz getroffen hat mich gleich das erste Kapitel, wo sie erzählt, wie sie auf Rügen der Schwedenfähre hinterherschaut und sich verzweifelt fragt, warum sie nicht mitfahren kann. So habe ich es auch immer empfunden, wenn Westbesuch wieder abreiste und wir zurückblieben mit der trostlosen Gewissheit, wir würden nie einen Gegenbesuch machen können.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Hakan Nesser, Die Lebenden und die Toten von Winsford

Stell dir vor, du gehst mit deinem Partner/deiner Partnerin an einem Ostseestrand spazieren. Deine Begleitung inspiziert einen alten Bunker aus dem 2. Weltkrieg.
Du schlägst in einer spontanen Eingebung die Tür zu, schiebst den Riegel vor und gehst weg. Krass, oder?

Um diese Schlüsselszene dreht sich die Handlung des Romans, aus der weiblichen Perspektive erzählt. Und - wie immer bei Hakan Nesser - übelst spannend geschrieben und mit tiefgründigen Grübeleien zur Natur der menschlichen Psyche gewürzt.

Als Schmankerl gibt’s wunderbare Beschreibungen der Natur und der Menschen der Exmoor-Region in Südengland.

Kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen! *les*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen

England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte - die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.

Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

China im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschen.

Wie alles mit allem zusammenhängt: Mitreißend und ergreifend erzählt Maja Lunde von Verlust und Hoffnung, vom Miteinander der Generationen und dem unsichtbaren Band zwischen der Geschichte der Menschen und der Geschichte der Bienen. Sie stellt einige der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie gehen wir um mit der Natur und ihren Geschöpfen? Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern? Wofür sind wir bereit zu kämpfen?

Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. „Die Geschichte der Bienen“ ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte.

Ich muss gestehen, dass ich es schwierig fand, das Buch zu Ende zu lesen. Es ist eine Dystopie, die George Orwells „1984“ in nichts nachsteht an Düsternis. Und auch wenn es ganz zum Schluss eine vage Hoffnung auf ein gutes Ende gibt, so konnte mich das nur teilweise für das große Gruseln entschädigen.

Ich habe es ja dann doch noch bis zur letzten Seite geschafft, aber nur, um euch davon abzuraten, euch diese Geschichte anzutun. Die Gegenwart ist schon gruselig genug, da muss man sich nicht auch noch mit einem Blick in die Zukunft quälen. Außer man ist Masochist, natürlich. Und davon soll es ja hier einige geben. *smile*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
John Ironmonger, Der Wal und das Ende der Welt

Eines Morgens retten die Bewohner des idyllischen Fischerdorfs St. Piran einen jungen Mann aus dem Wasser. Es ist ein Analyst aus der Londoner Finanzwelt, wo er einen Kollaps in Gang gesetzt hat.

Aber steht wirklich das Ende der Zivilisation bevor? Und was ist mit dem Wal, der kurz darauf an den Strand gespült wird?

Ein kleiner Ort in Cornwall und eine große Geschichte über die Menschlichkeit.

Was passiert, wenn ein Krieg im Mittleren Osten mit einer weltweiten Grippewelle zusammenfällt? Wie schnell stocken die Lieferketten, gibt es keinen Strom mehr, kein Benzin, kein Wasser, keine Lebensmittel?

Schon wieder ein Weltuntergangsszenario, denkt ihr vielleicht genervt, ist das jetzt Mode in der Literatur?

In der Tat eine Dystopie, aber eine mit Happy End. Vermutlich ist der Autor ein Sozialromantiker, vielleicht gar ein gläubiger Mensch.

John Ironmonger, Jahrgang 1954, ist in Nairobi geboren und aufgewachsen, studierte Zoologie und schrieb etliche Bücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.

Unbedingt lesenswert!!
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Seni Glaister, Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel

Wenn ihr noch ein Weihnachtsgeschenk braucht oder euch selbst etwas Gutes tun wollt, so ist dieses Buch genau das Richtige. Es ist so voller kluger Gedanken über die Welt, die Liebe und den Lauf der Dinge, dass ich mir am liebsten alle paar Minuten eine Stelle notiert hätte, um sie mir später bei Bedarf nochmal genauer anzuschauen.

Hier nur ein Beispiel:
Der Protagonist Doubler hat schlechte Laune. Beim Morgenspaziergang über seine Kartoffelfarm hört er die Vögel singen ...

„Doch trotz Doublers schlechter Laune weckte der Optimismus der Vögel und ihre Fähigkeit, den Tag als gegeben hinzunehmen und ihn bereits zu feiern, bevor sie sich seiner ganz sicher sein konnten, einen Hoffnungsschimmer in seinem Herzen.
Die Vögel warteten nicht darauf, was der Tag brachte, bevor sie jubilierten; sie stimmten ihr Lied unabhängig davon an, und würden wenn nötig den Tag wach singen.“

Passagen wie diese gibt es, wie gesagt, viele in diesem Buch, und selten habe ich eine Autorin so schnell ins Herzen geschlossen wie Seni Glaister, von der ich noch nie gehört hatte (was nicht viel besagen will, ich habe von Vielem keine Ahnung *smile* ).

Seni Glaister arbeitet seit 30 Jahren in der Buchbranche. Ihre wenige Freizeit verbringt die Mutter von vier Kindern damit, Schweine und Rinder aufzuziehen, Berge zu besteigen, Wein anzubauen und zu schreiben.
Quelle: http://www.lovelybooks.de
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Delia Owens, Der Gesang der Flusskrebse

In einer baufälligen Hütte im Marschland an der Küste von North Carolina wächst ein einsames Mädchen auf. Sie lebt seit ihrem fünften Lebensjahr allein, und obwohl sie in ihrem ganzen Leben nur einen einzigen Tag die Schule besucht hat, verfasst sie zwei Bücher über die Flora und Fauna ihrer Heimat.

Als sie zweiundzwanzig ist, wird sie des Mordes angeklagt ...

Wie das alles passieren konnte? Das müsst ihr schon selber nachlesen.
Wie es ausgeht? Das weiß ich nicht, bin noch nicht ganz fertig mit dem Buch. Aber eines steht für mich schon jetzt fest: Noch nie habe ich so brillante Naturschilderungen gelesen und so berührende Gedanken zu Einsamkeit und Mut.

Hier eine Beschreibung des Schauplatzes der Handlung:

„Die Grenzen der weit verstreuten Besitzungen im Marschland waren nicht juristisch festgelegt, sondern wurden durch natürliche Markierungen abgesteckt - ein Bachlauf hier, eine abgestorbene Eiche dort -, und zwar von Gesetzlosen. Kein Mensch baut sich einen Palmetto-Unterstand in einem Sumpf, wenn er nicht auf der Flucht ist oder am Ende seines eigenen Weges.

Wer nach bebaubarem Land suchte, zog weiter, und diese verrufene Marsch wurde gleichsam zu einem Netz, das ein Sammelsurium von meuternden Seeleuten einfing, von Ausgestoßenen, Schuldnern und Menschen auf der Flucht vor Kriegen, Steuern oder Gesetzen, die ihnen nicht passten.

Diejenigen, die nicht an Malaria starben oder vom Sumpf verschluckt wurden, bildeten ein wettergegerbtes Stammesgemisch aus etlichen Rassen und vielerlei Kulturen, und jeder von ihnen konnte einen kleinen Wald mit der Axt fällen oder einen erlegten Hirsch meilenweit schleppen.“

Unbedingt lesen! *les*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Raynor Winn, Der Salzpfad

Alles, was Moth und Raynor noch besitzen, passt in einen Rucksack. Sie haben alles verloren- ihr Zuhause, ihr Vermögen und Moth seine Gesundheit. Mit einem kleinen Zelt machen sie sich auf, den South West Coast Path, Englands berühmten Küstenweg, zu wandern.

Mit einem Mal ist ihr Zuhause immer nur dort, wo sie gerade sind. Sie kämpfen mit Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag nicht mehr reicht.

Und zugleich entdecken sie auf ihrer großen Wanderung das Glück: herzliche Begegnungen, ihre neu erstarkte Liebe und die Fähigkeit, Kraft aus der Natur zu schöpfen. Allen Prophezeiungen zum Trotz führt sie der mehrmonatige Trip zurück ins Leben und öffnet die Tür zu einer neuen Zukunft.

Was mir am besten gefallen hat, neben wunderbaren Landschaftsbildern und Naturschilderungen, ist der trockene, echt englische Humor, mit dem die Autorin selbst die misslichsten Situationen beschreibt...

„Als ich auf dieser zugigen Landspitze in einem nassen Zelt in einen nassen Schlafsack kroch und den nächtlichen Rufen der Robben lauschte, war ich jedenfalls dankbar, dass ich nicht in irgendeiner Gasse auf einem Stück Karton hinter den Mülltonnen nächtigen musste.“

Meine Erkenntnis nach der Lektüre: Es gibt nur eines, das noch schöner ist als Wandern - über das Wandern lesen! *les*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Und hier noch das Bild dazu - es ist mir nicht gelungen, es im selben Beitrag zu speichern. Hab diese Rezension jetzt dreimal (!) geschrieben ... *snief2*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Daniel Mason, Der Wintersoldat

Lucius ist zweiundzwanzig Jahre alt und ein hochbegabter Medizinstudent in Wien, als der Erste Weltkrieg ausbricht. In der Vorstellung, an einem gut ausgestatteten Lazarett schnell Erfahrung sammeln zu können, meldet er sich freiwillig.

Tatsächlich landet er im eisigen Winter 1914 in einem abgelegenen Dorf in den Karpaten, in einer zum Behelfshospital umfunktionierten Kirche. Allein mit einer rätselhaften jungen Nonne namens Margarete, muss er die schwer Verletzten versorgen, er, der noch nie ein Skalpell geführt hat.
Margarete bringt ihm alles bei, und als sie sich verlieben, auch das. Aber wer ist sie wirklich?

Eines Tages bringt man ihnen einen bewusstlosen Soldaten, der äußerlich keine Verletzungen aufweist, aber so traumatisiert ist, dass er zu sterben droht. Ein bislang unbekanntes Krankheitsbild, Folge des ununterbrochenen Granatenbeschusses.

Lucius entdeckt eine Heilungsmethode, auf die der Soldat anspricht. Aber als ein Aushebungskommando kommt und den Mann wieder an die Front schicken will, trifft Lucius eine folgenschwere Entscheidung ...

Daniel Masons großartig geschriebener, aufwühlender Roman erzählt eine Geschichte von Krieg und Heilung, von Liebe gegen alle Wahrscheinlichkeit, von verhängnisvollen Fehlern und von Sehnsucht und Sühne.

Ein Buch ganz nach meinem Geschmack, eines, indem die wahre Hauptfigur die Natur ist, die großartige und überwältigende Landschaft der Karpaten. Ein Gebirge, zweimal so groß wie die Alpen und bei uns in Mitteleuropa fast unbekannt. Eine Region, die damals Galizien hieß und der östlichste Zipfel des riesigen Reichs Österreich-Ungarn war.

Die Charakterisierung des Protagonisten Lucius hat mich gleich für ihn eingenommen, denn er hat Eigenheiten, die auch auf mich zutreffen.

„Er [...] hatte eine natürliche Abneigung gegen Autorität.“
„Was ihn antrieb, war die Freude am Studieren selbst.“

Und nicht zuletzt: ein ungemein überraschendes und gleichzeitig völlig schlüssiges Ende der Geschichte. Aber das müsst ihr schon selber herausfinden... *les*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Und hier noch das Cover des E-Books
*******enig Mann
9.841 Beiträge
Liebe alle,

heute ist der 30.12.2019. Mein Hasi und ich feiern den Tag, weil wir uns heute vor 8 Jahren zum ersten Mal persönlich begegnet sind (aus dem Internetz kannten wir uns schon früher), andere Leute denken vielleicht an einen bekannten Schriftsteller, der heute vor 200 Jahren geboren wurde: Theodor Fontane.

Somit empfehle ich den literaturaffinen MitgliederInnen unter euch, mal wieder einen Blick auf seine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zu werfen. Oder den "Stechlin", ein Sagen-umwobener See in der Mark, der meinem Wohnort den Namen gegeben hat und sich nicht nur für Baden und Urlaub eignet, sondern auch zum (sic!) Lesen.

Ich wünsche euch allen einen entspannten Jahresausklang ohne Stress und Kater und für das Neue Jahr alles Gute und dass die meisten eurer Wünsche für 2020 in Erfüllung gehen mögen - aber nicht alle, sonst bleibt schließlich nix mehr für 2021 übrig, gelle? *zwinker*
*******eben Mann
534 Beiträge
Gruppen-Mod 
Als Liebhaber der Mark Brandenburg kann ich die "Wanderungen" von Theodor Fontane nur empfehlen. Immer wieder eine Quelle der Freude!
Ausweitung der Kampzone
Ausweitung der Kampfzone ist der Erstlingsoman des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq. Er erschien 1994 unter dem Originaltitel "Extension du domaine de la lutte."

Der namenlose Ich-Erzähler, ein Programmierer einer Pariser Softwarefirma protokolliert nüchtern seine Vereinsamung. Er muss mehrere Bahnreisen unternehmen, um Dienststellen des Landwirtschaftsministeriums mit einem neuentwickelten Computerprogramm vertraut zu machen. Begleitet wird er von einem Kollegen namens Tisserand, der sich unentwegt mit Frauengeschichten brüstet, die er gar nicht erlebt, weil er furchtbar hässlich ist und alle Frauen die Flucht ergreifen, sobald er in ihre Nähe kommt. Mit 28 Jahren leidet er bis zur Neurose darunter, noch nie mit einer Frau geschlafen zu haben.

Der Erzähler überzeugt Tisserand davon, dass dieser niemals das Herz und den Körper einer Frau besitzen wird, aber durch einen Mord immerhin ihr Leben und ihre Seele besitzen kann. Nach dem Besuch einer Diskothek folgen die beiden einer Halbwüchsigen und ihrem schwarzen Freund in die Dünen. Der Ich-Erzähler drückt Tisserand ein Messer in die Hand …

Der zentrale Satz des Thesenromans lautet:
„Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone, das heißt, er gilt für alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen. Ebenso bedeutet der sexuelle Liberalismus die Ausweitung der Kampfzone, ihre Ausdehnung auf alle Altersstufen und Gesellschaftsklassen.“

Diese These (typisch Houellebecq!) erinnert mich bisweilen an das merwürdige Treiben geschlechtsreifer Joycluberer während der Paarungszeit. Sehr häufig ist hier zu lesen, dass viele Männer einsam und frustriert sind. Sie werden nicht angeschrieben und auf eigene Anschreiben erhalten sie keine Antworten. Dates oder gar sexuelle Kontakte ergeben sich schon gar nicht. Ja, früher war das einfacher: Braut bzw. Bräutigam wurden von den Eltern ausgesucht und Sex gab es eh erst in der Hochzeitsnacht. Somit war jedem gedient – zumindest wenn man Geld hatte. Jetzt aber wird nicht mehr nur um Geld gekämpft – der sexuelle Liberalismus hat dazu geführt, dass sich einige Männer vor sexuellen Offerten gar nicht mehr retten können – andere hingegen komplett außenvor bleiben.

Ja, es ist heute nicht immer einfach ein Mann zu sein - zumindest nicht für jeden! Der Liberalismus bringt eben nicht nur Gewinner hervor! *nein*

Aber auch Frauen dürfen das Buch „Ausweitung der Kampfzone“ lesen, da ist der Ich-Erzähler, der sich zugleich als Autor ausgibt, großzügig. „Vielleicht sind Sie, geneigter Freund und Leser, ja selbst eine Frau“, heißt es eingangs. "Das kann schon vorkommen; machen Sie sich nichts daraus."
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht, lieber Topo! Habe von Houellebecq bisher nur „Die Unterwerfung“ gelesen, und das war schon der Hammer. Danke für den Tipp!
*******enig Mann
9.841 Beiträge
Auch von mir vielen Dank für den Tipp!
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Ilona Jerger, Und Marx stand still in Darwins Garten

„Ein Roman über zwei bedeutende Männer des 19. Jahrhunderts mit großen Bärten und bei schlechter Gesundheit“ - so beschreibt die Autorin selbst ihr Buch. Und weiter:

„Was stimmt an der Geschichte? Was ist erfunden? Die kurze Version meiner Antwort lautet:
Mir ging es darum, die historische Wahrheit nicht zu verfälschen und Quellen heranzuziehen, wann immer es möglich und sinnvoll war.

Die etwas längere Version geht so:
Ich war schon eine ganze Weile - man kann sie in Jahren messen - damit beschäftigt, über Darwin zu lesen und zu schreiben, da ich fasziniert war von dem Gedanken, dass ein Mann, der ursprünglich Pfarrer werden wollte, später den Schöpfer abschaffte - sozusagen als Kollateralschaden seiner Naturbeobachtung.

Ich hatte also weniger einen Roman über die Theorie der Evolution im Sinn, als dass ich einen Blick in Darwins Innenleben werfen wollte. Um ihm so nah wie möglich zu kommen, begann ich, seine Briefe und Notizen zu lesen.

Wie war seine Sprache? Wie entfaltete er seine Gedanken? War er mutig oder ängstlich? Wem teilte er seine Sorgen mit? In seiner Korrespondenz - rund 15.000 Briefe sind bekannt - und in den berühmten Notizbüchern öffnet sich sein ganzer Kosmos. [...]

Zufällig stieß ich in einer Darwin-Biografie auf die beiläufig erwähnte Tatsache, dass Karl Marx 1873 „Das Kapital“ mit einer sehr wertschätzenden Widmung an Darwin geschickt hatte.

Erst in diesem Moment dämmerte mir, dass die beiden zeitgleich gelebt hatten.“

Die Autorin erzählt, wie sie entdeckt hat, dass die beiden Männer nur etwa zwanzig Meilen voneinander entfernt gewohnt hatten. Und daraus habe sie dann eine - fiktive - Begegnung der Beiden entwickelt.

Eine spannende und erfrischend originelle Geschichte ist daraus entstanden. Man erfährt nicht nur eine Menge über Evolution und Revolution, sondern lernt auch ein intimes Bild der beiden Berühmtheiten und ihres jeweiligen Umfeldes kennen.

Für mich war es eine erholsame Begegnung mit Menschen, deren Gespräche noch nicht ständig von klingelnden Handys unterbrochen wurden. Sehr lesenswert! *les*
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Britta Böhler, Der Brief des Zauberers

Zürich 1937 Thomas Mann lebt seit 1933 mit seiner Frau und der jüngsten Tochter im Schweizer Exil. Er quält sich mit der Entscheidung, ob er einen Brief, der eine Abrechnung mit dem Naziregime darstellt, in der NZZ veröffentlichen soll. Dafür spricht, dass er sich dann noch im Spiegel anschauen kann. Außerdem drängen seine älteren Kinder ihn, sich endlich deutlich zu äußern. Dagegen spricht, dass er dann die Möglichkeit verliert, seine Bücher in Deutschland zu veröffentlichen. Und die Exilsituation, unter der er sowieso leidet, würde sich verlängern bis zum Ende des Naziregimes, auf das damals noch niemand zu hoffen wagte.

Dieses Buch gibt interessante Einblicke in das private Leben und Denken eines bedeutenden Schriftstellers. Sehr sympathisch kommt er nicht rüber, aber wahrscheinlich war er das auch nicht. Es ist flüssig in einer sehr klaren Sprache geschrieben, ganz ohne die ausufernden Sätze, die für Thomas Mann typisch sind. Meine Literaturgruppe hat es im Herbst gelesen, und das hat jetzt Folgen, denn die Ladies wollen jetzt etwas von ihm lesen, und die Wahl fiel auf "Der Tod in Venedig" Dazu bald mehr.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Super, dein Lesetipp, liebe Doro! *blumenschenk*
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Thomas Mann, Der Tod in Venedig

Während eines Ferienaufenthalts in Venedig begegnet der alternde Schriftsteller Gustav von Aschenbach Tadzio, dem vierzehnjährigen Sohn einer Familie, die im selben Hotel wohnt. Tadzio verkörpert, was Aschenbach sich unter vollkommener Schönheit vorstellt. Er verfällt dieser Vorstellung bis zur Besessenheit, obwohl die beiden nie ein Wort wechseln. Er stalkt die Familie, und viel mehr passiert eigentlich nicht, abgesehen von überbordender Nabelschau.

Ein absolut schreckliches Buch.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Das ist ja mal eine interessante Rezension, liebe Doro! Wir mussten das Buch in der Schule lesen und fanden vor allem die homoerotischen Züge aufregend. Ein absolut anrüchiges Thema damals, und für Halbwüchsige natürlich besonders spannend.

Liebe Grüße Luccio *les*
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