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Radikaler Konstruktivismus - und was hat das mit mir zu tun?

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Kybernetik zweiter Ordnung
  • Der „Beobachter“ selbst wird zum Teil des beobachteten Systems. Einerseits hat man den Regelkreis des Beobachteten Systems andererseits den „Regelkreis“ Beobachter. Beide Systeme interagieren zusammen bilden ein neues System.
  • „Die Kybernetik zweiter Ordnung oder die Kybernetik der Kybernetik ist selbst zirkulär:
    Man lernt sich als einen Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will. Die gesamte Situation der Beschreibung rutscht in einen anderen Bereich, in dem man plötzlich für seine eigenen Beobachtungen die Verantwortung übernehmen muss.“ (Heinz von Foerster)
  • "Cybernetics is a way of thinking, not a collection of facts." (Ernst von Glasersfeld)

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Sprache
  • Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen unserer (logischen) Welt - spätestens dann, wenn wir uns anderen mitteilen wollen.
  • Jede Sprache hat seinen eigenen Wortschatz, seine eigenen Regeln und Besonderheiten.
    Damit hängt die Beschreibungsmöglichkeit auch von der verwendeten Sprache ab.
  • Worte für Objekte sind Symbole. Diese Symbole sind bei unterschiedlichen Individuen nie zu 100% kongruent, sie sind meistens„nur“ passend.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Kommunikation
  • Sich unterhaltende Personen können nicht als Einzelwesen betrachtet werden, sie bilden ein gemeinsames System, welches wechselseitig rückgekoppelt ist. Die Art der Kommunikation der einen Person wirkt auf die Kommunikation der
    anderen und umgekehrt.
  • Kommunikation ist mehr als das gesprochene Wort. Kommunikation beinhaltet die Art wie jemand spricht, den Zeitpunkt, zu dem er das Wort ergreift, die Wortwahl/Formulierung, die Mimik/Gestik, die Endgültigkeit/Vorläufigkeit einer Aussage.
  • Kommunikation umfasst min. die Sach- und die Beziehungsebene, die sich wechselseitig beeinflussen. (Andere Modelle gehen von mehr Ebenen aus.) Störungen auf der Beziehungsebene wirken sich i.d.R. „nur“ auf der Sachebene aus.
  • Sämtlich Aussagen der Wirklichkeit zweiter Ordnung lassen sich nur unvollständig erklären. Die Sprache selbst gehört dazu. Man kann seine eigene Sprache in der eigenen Sprache beschreiben - aber eben nicht ganz. Möglich wird eine Erklärung erst, wenn an der Kommunikation Beteiligte die Sprache sprechen und verstehen kann.
  • Der Hörer, nicht der Sprecher, bestimmt den Sinn einer Botschaft.
    Die korrekt formulierte Aussage des Sprechers ist die Mindestvorausetzung, aber noch kein Garant für erfolgreiche Kommunikation. Und nur das was der Hörer einordnen kann, kann er auch verstehen.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Logische Erkenntnis-Probleme
  • Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr bzw. falsch.
  • Und wenn etwas nicht differenziert werden kann, ist somit nicht existent, nicht wahrnehmbar.
  • Annäherung an die „Wirklichkeit“ nur durch Versuch und Irrtum möglich. Erst im Irrtum wird die „Wirklichkeit“ „erkennbar“.
  • Dadurch ist bestenfalls asymptotische Annäherung an das was ist möglich. (Und eigentlich doch nicht...)

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Denken
  • Bevorzugt denken wir sequentiell in linearen, proportionalen Ursache-Wirkung-Zusammenhängen (zumindest im
    Westen im Osten ist das ein wenig anders).
  • Unser Denken tut sich außerordentlich schwer mit nichtlinearen, zirkulären oder chaotischen Ursache-
    Wirkung-Zusammenhängen.
  • Dietrich Dörner hat in der „Logik des Mißlingens“ dargelegt, wie schwer es uns fällt in komplexen, vernetzten,
    dynamischen Zusammenhänge zu agieren und korrekte Entscheidungen zu treffen.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Theorie als Erkenntnisproblem
  • Die Theorie bestimmt was wir beobachten können. Daher können wir nicht erkennen, was nicht in der Theorie enthalten ist! Eine Theorie grent die Wahrnehmung immer ein. Metapher: Wenn mit einem Netz gefischt wird, werden wir nur das erkennen, was größer als die Maschenweite des Netzes ist und nur das was im Wasser schwimmt.
  • Die Richtigkeit einer Theorie können wir nicht verifizieren, sondern nur falsifizieren. Daher sind Theorien immer nur "passend" (viabel) und werden angepasst, wenn sie an einem Punkt "scheitern" und sich als falsch erweisen.
  • Metapher: Es wird gesagt, die Eingeborenen der karibischen Inseln konnten die Schiffe von Columbus nicht sehen, weil sie Schiffe nicht kannten. Erst als der Schamane zu sehen begann und den anderen erzählt, konnten sie auch sehen.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Axiome sind Erfindungen
  • Ohne Beweis anerkannter, geforderter Grundsatz vom lat. griech. axioma „was für wichtig erachtet wird“ „würdig, wert“.
  • Sind Grundsätze einer Theorie, die innerhalb dieses Systems nicht begründet oder deduktiv abgeleitet werden (können).
  • Axiome finden sich in allen Wissenschaften – selbst der Mathematik, die selbst die Grundlage der meisten Wissenschaften ist.
  • »Jedes hinreichend mächtige formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig!« Gödelsche Unvollständigkeitstheorem (welches übrigens mathematisch bewiesen ist).
  • Durch diese „Unvollständigkeit“ entstehen „blinde Flecken“.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Wissenschaft
  • Die herrschende wissenschaftliche Meinung/Erkenntnis ist mit Macht verbunden. Sie ist die Meinung der Herrschenden. Die herrschende Meinung bestimmt ganz wesentlich, was untersucht wird und was nicht. Wer zu stark von der „herrschende Meinung“ abweicht, wird leicht nicht mehr ernst genommen oder gar als „psychisch gestört“ klassifiziert. Früher musste man gar um sein Leben bangen.
  • Die Auswahl des Untersuchungsgegenstands, die Interpretation/ Thesenbildung erfolgt anhand von unterschiedlichen kulturellen, gesellschaftlichen und privaten Interessen. Beispiel: Ein Medikament gegen Aids oder Malaria (Betroffene haben wenig Geld) ist hierzulande weniger interessant als die Entwicklung der blauen Pille (viele Betroffene haben Geld).
  • Das Prinzip der Objektivität, dass die Eigenschaften des Beobachters, nicht in die Beschreibung des Beobachteten eingehen darf, ist wie gezeigt nicht haltbar, dennoch wir vielfältig immer noch so getan, als sei dies möglich.
  • Naturgesetze sind keine Gesetze - es sind Erklärungsprinzipien. Diese werden nicht entdeckt,
    sie werden erfunden.
  • Wissenschaft, lat. Scientia, indo-europäische Urwort sky → trennen separieren - das Gegenteil von zusammenhängend, systemischen denken.
  • Konsequenz für den Umgang mit Theorien. Glaube keiner Theorie, sondern benutze sie wo sie hilfreich ist - den Teil nicht passt oder behindert lass weg. Im Gegensatz zum „Gläubigen“ einer Religion hat man diese Freiheit, solch ein Vorgehen legitim.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Erkenntnisse der Physik
  • Im mechanistischen kausalen Weltbild von Newton ist nur das existent, was sich nachweisen und messen lässt. In diesem Sinne ist Materie und Existenz identisch. Dieses Weltbild ist auch heute noch dominierend!
  • Es gibt Phänomene, die sind nicht vorhersagbar, obwohl alle ihr zugrunde liegenden Physikalischen Gesetze vollständig bekannt sind, wir z.B. das Chaospendel.
  • Heisenberg hat mit der Unschärferelation 1927 (auch Unbestimmtheitstheorie genannt) gezeigt, dass Ort und Impuls eines subatomaren Teilchens nicht gleichzeitig bestimmt werden kann.
  • Die Quantentheorie lässt keine völlig objektive (vom Betrachter unabhängige) Beschreibung der Wirklichkeit mehr zu. Heisenberg selbst sagt:
  • „Die Naturwissenschaft beschreibt und erklärt die Natur nicht einfach, so wie sie "an sich" ist. Sie ist vielmehr ein Teil des Wechselspiels zwischen der Natur und uns selbst.“
  • Es gibt Grenzen der Erkenntnis an denen es keinen Ursache-Wirkungszusammenhang mehr gibt. Es gibt nur noch Wahrscheinlichkeiten, aber keine Gewissheiten. Hier gibt es keine vom Beobachter unabhängige Welt mehr.
  • Heisenberg: „In den Experimenten über Atomvorgänge haben wir mit Dingen und Tatsachen zu tun, mit Erscheinungen, die ebenso wirklich sind wie irgendwelche Erscheinungen im täglichen Leben. Aber die Atome oder die Elementarteilchen sind nicht ebenso wirklich. Sie bilden eher eine Welt von Tendenzen und Möglichkeiten als eine von Dingen und Tatsachen.“
  • Es gibt eine Einheit der Dinge auf subnuklearer Ebene, alles ist miteinander verbunden. Was das genau
    bedeutet ist noch gar nicht erschöpfend untersucht.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Wozu brauchen wir Wahrnehmung?
  • Die Konstruktion von Wirklichkeit dient dazu, sich in der Umwelt zurecht zu finden, um zu überleben. Sie muss passend, viabel sein. Eine echte Erkenntnis wie die „Wirklichkeit“ beschaffen ist, ist zum überleben nicht erforderlich.
  • Beispiel: Wenn ein Schlüssel ein Schloss öffnet, dann passt er, aber der Schlüssel beschreibt nicht das Schloss an sich. Auch ein Dietrich vermag dies zu tun.
  • Was ist für das überleben wichtiger, Schnelligkeit oder Genauigkeit? Was nutzt es den Säbelzahntiger „so wie er ist“ erkannt zu haben, wenn ich mit dieser Erkenntnis sterbe? Hier ist die „unpräzise“, dafür aber schnellere „Erkenntnis“, klar von Vorteil.
  • Die exakte Wahrnehmung der „Umwelt“ ist ein Problem der Philosophie – nicht des Alltags.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Hindernisse der Akzeptanz des RK
  • Es gibt einen tiefen Wunsch in uns nach einer berechenbaren verlässlichen Welt. Eine Welt die grenzenlos, nicht deterministisch und zuweilen chaotisch ist, macht uns Angst.
  • Grenzen bieten Orientierungsmöglichkeit in einer prinzipiell offen Welt - sie bilden einen Handlungsrahmen. Grenzen haben, bedeutet aber auch es gibt mehr als das was sich innerhalb der Grenzen befindet.
  • Die Illusion, die Welt kontrollieren zu können, impliziert das Gefühl mächtig zu sein, die Kontrolle zu haben. Der Verlust von Kontrolle ist schwer aus zu halten und macht Angst.
  • Wir haben die Tendenz zu trivialisieren und Komplexes zu vermeiden. Selbstbezügliche, rekursive Prozesse sind ungleich
    schwere zu erfassen als kausale Ursache-Wirkung Zusammenhänge.
  • Einem Paradigmenwechsel werden die meisten herrschenden Koryphäen bekämpfen. Sie fürchten einen Irrtum eingestehen zu

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Zusammenfassend
  • Deutlich geworden ist, weder unsere Wahrnehmung, Wissenschaft, Sprache noch unser Intellekt sind in der Lage „das was ist“, so zu erkennen, zu beschreiben, zu reflektieren „wie es ist“. Schon unsere Gegenwart verändert, was wir zu erkennen versuchen.
  • Wenn die Quantenphysik korrekt ist und im Innersten nur überlagerte Möglichkeiten existieren, dann gibt es dort auch nichts „Wirkliches“ zu erkennen und somit nichts woran wir uns festhalten- oder worauf man sich berufen könnte.
  • Was uns möglich ist, ist in einen begrenzten Kontext, temporäre Erklärungsprinzipien zu konstruieren. Ohne den zugrunde liegenden Kontext hat das Wissen aber keine Bedeutung mehr.

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Was hat der RK mit mir zu tun? Persönlich
  • „Ich bin frei, denn ich bin einer Wirklichkeit nicht ausgeliefert, sondern kann sie gestalten.“ (Paul Watzlawick)
  • Wenn ich an meiner „Wirklichkeit“ leide, bin ich ihr nicht hilflos ausgeliefert, sondern habe die Möglichkeit sie anders wahrzunehmen. Wirklichkeit ist gestaltbar! Ich kann nun nicht mehr behaupten, das es ein RICHTIG oder ein FALSCH in
    einem übergeordneten Sinn gibt.
  • Ich muss selbst überlegen, was ich als wünschenswert oder als nicht wünschenswert erachte. „Niemand hat das Recht zu gehorchen“ (Hanna Ahrend).

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Was hat der RK mit mir zu tun? Gesellschaftlich
  • Gerade auch in der Politik ist ein Paradigmenwechsel dringend erforderlich. Politik entscheidet immer über Dinge der „Wirklichkeit“ zweiter Ordnung, wie den Beziehungen, dem Miteinander, des Einzelnen, der Gesellschaft und den Völkern.
  • Politische Entscheidungen schaffen, verändern oder stabilisieren Regeln – sie erschafft „Wirklichkeit“. Mit Sachzwängen zu argumentieren heißt, nichts anderes, als dass man sich aus dem Denken in linear kausalen Zusammenhängen nicht verabschieden will oder kann.
  • Man kann nicht mehr behaupten, die Welt IST so oder so, um dann daraus kausal zu folgern, deshalb MUSS mein Handeln so oder so sein. Würde nicht jeder für sein eigenes Tun, die Verantwortung übernehmen können und müssen, hätten wir eine Gesellschaft, die versucht ihre Pflichten zu erfüllen ohne für die erwachsenden Folgen einzustehen.
  • Es wird eine „Wirklichkeit“ aus dem mechanistischen Zeitalter behauptet, die den heutigen Problemen (Kriege, Soziales, Umwelt) nicht gerecht wird und uns linear kausal in den Abgrund führen wird, wenn keine Änderung erfolgt.
  • In der modernen Technik nutzt man schon lange die Erkenntnissen der modernen Physik. Die modere Informationstechnik ist ohne sie nicht denkbar. Nur wirtschaftlich und politisch ist man da noch nicht angekommen.
    „Was immer ich tue, verändert die Welt! Ich bin die Welt, und die Welt ist ich!“ (Heinz von Foerster)

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Fragen
  • Wieso erschaffen wir uns dann immer wieder die gleiche Realität neu?
  • Warum nutzen wir nicht die unendlichen Möglichkeiten, Verschiedenes aus zu probieren?
  • Ist die äußere Welt „wirklicher“ als die innere?
  • Können wir überhaupt etwas „wissen“ oder haben wir nur „Glauben, Überzeugungen, Meinungen“?
  • Geschichtlich gesehen stellten sich die meisten „Wahrheiten“ im Nachhinein als Irrtümern heraus. Wird dies mit dem RK ebenfalls so sein?

******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
Fertig und Ende
Damit ist der Vortrag beendet.
Bei Fragen, fragen.
Bei Anmerkungen, anmerken.
Bei Ergänzungen, ergänzen.
Gibt es auch eine Übersetzung dafür ?
So wie ich es verstanden habe besagt die Theorie:

Das wir eines genau wissen können,
nämlich, das wir nichts genau wissen können
und daraus folgt das wir das wissen
was dann aber wieder unsinn wäre,
und alles fängt von vorne an.....
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Geht das auch..
Etwas einfacher und komprimierter..?

*abgedreht* <<< so fühle ich mich grade.

Lg
Das wir eines genau wissen können,
nämlich, das wir nichts genau wissen können
und daraus folgt das wir das wissen
was dann aber wieder unsinn wäre,
und alles fängt von vorne an.....

So habe ich mir das auch gedacht.
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Ueberraschung17

Das wir eines genau wissen können,
nämlich, das wir nichts genau wissen können

Ein Paradoxon par Excellence, wenn das die Essenz sein sollte.

*roll*

Lg
Ich habe mich früher viel damit beschäftigt,
bin aber nicht mehr auf dem neusten stand.

für mich persönlisch ist es die einzige
wirkliche "wahrheit" wenn es sowas überhaupt
gibt, weil sie fast alle fragen beantwortet,
oder zumindest eine erklärung für
das nicht erklärbare gibt.

deshalb war und ist der RK für mich
sehr wichtig in meinem denken
und hat mich sehr beeinflusst.
******nci Mann
445 Beiträge
Themenersteller 
*******f_56:
Ein Paradoxon par Excellence, wenn das die Essenz sein sollte.
So kann Frau das durchaus sagen, ich hab da keine Einwände.
Und weiter ? Was jetzt ?
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Hi L_davinci
So kann Frau das durchaus sagen, ich hab da keine Einwände.

Muss ich mir Gedanken drüber machen.

Es Soll auch die einzig wahre Wahrheit sein.

Da kann etwas nicht "stimmen".

*gruebel*

Lg
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