Soo. Überraschenderweise hatte ich doch heute abend Zeit, und habe die Einzelteile der Themeneröffnung gelesen und einige Sätze herauskopiert, die mir essenziell erschienen.
Zunächst möchte ich jedoch schmunzelnd anmerken, dass
Mit Luhmann bin ich auch nie warm geworden,
lieber L_davinci, womöglich ein verirrtes "auch" enthält. Denn ein intendiertes wäre eine Konstruktion deinerseits, die sich über meine Signale hinwegsetzte, die da lauten:
... nur mit Luhmann ... leider Jahre her. das Glossar ... besorgt, denn andernfalls ... verirrt. ...Karte gezeichnet
mir die Dinge auf die Art erklärt sehr gut einleuchten, ...
klingt - für mich - nach Interesse.
Genau darum geht es ja. "Klingt für mich", "hört sich so an", "sieht so aus" - im Grunde ahnen wir ja, und dies auch nicht erst seit von Foerster et co, dass wir nur approximativ erfahren können. Annähernd, anpirschend, einkreisend. Wir jagen die Realität, wie Wild, und zähmen sie hinterher, machen sie gefügig, und ihr vermeintlicher Gehorsam bestätigt uns in der notwendigen Gewissheit, es mit realen Phänomenen zu tun zu haben. Dabei handeln wir mit BeGrifflichkeiten.
Was wir nicht begreifen, entzieht sich der Wahrnahme und Einbeziehung.
Ich habe mich eine Zeit lang mit NLP befasst und mit Trance-Induktionen. Trancen sind leichte prähypnotische Loslasszustände, in denen man für paralogische Assoziationen empfänglich ist und, da vorher wortwörtlich verwirrt durch gekonnt gesetzte nichtlineare Inputs, auch in ungewöhnliche Denkrichtungen gelenkt werden kann.
Das NeuroLinguistische Programmieren geht per se vom Konstruktivismus aus, funktioniert aber auch dann, wenn das ganze theoretische und sozialphilosophische Spektrum nicht mitschwingt. An der Basis der Methode steht der Satz:
Die Landkarte ist nicht das Territorium. Damit allein lässt sich schon vieles sowohl erklären, als auch lehren, zumindest ist es ein einleuchtendes Argument. NLP hat keinen guten Ruf, vor allem bei Leuten nicht, die gerne die Modi Opfer und Täter bemühen, und ein Problem mit Selbstmanagement haben; im Sinne auch der Impulskontrolle, aber auch insgesamt mit Regulierung.
Steuern und Regeln wird gerne in die technokratische Schmuddelecke der Manipulatuere und Scharlatane geschoben, und das Postulat der Hirn-Bauch-Trennung soll die Erhabenheit sogenannt reiner GeFühle betonen.
Einige Leute, die in den Achtzigern sozialisiert wurden, sind oft, auch dann, wenn sie sich mit Neurologie oder Psychologie befassen, gerne in diesem "Sei-nicht-so-verkopft-Sandkasten" und möchten gerne auch mal weinen dürfen, wenn ihnen danach ist.
Das nur so, um nebenbei den prägenden kulturellen Aspekt der Konstruktionen zu würdigen.
Im NLP wird demonstriert, wie verblüffend einfach unsere Eindrücke und gar Überzeugungen sein können. Indem sie - nicht analytisch tiefgeschürft, sondern synthetisierend -nachgebastelt werden. Die Wahrnehmungskanäle der Sinne werden aufgerufen und sensibel gemacht. Man lernt das VAKOG-Raster anzuwenden: visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch. Also: Was siehst, hörst du, wenn du diesesundjenes denkst? Wie stehst oder liegst du dabei, wie fühlt sich dein Körper an? Wie riechen und schmecken die Eindrücke, die dein Denken begleiten?
So erlernt man ein Ablesen der Sinneswerte, wird sensibel, für die Kopplungen. Und dann kann man beginnen, an isolierte Eindrücke, Erinnerungsfragmente und Überzeugungen, gar an Ängste und Phobien heranzugehen, und deren VAKOG-Begleitung erst abzulesen und dann zu ändern.
Das Ändern geht erstaunlich einfach. Das macht die Gegner der Methode, denke ich, umso wilder. Herumprogrammieren im Allerheiligen des selbstgezimmerten Ungemachs ist wie Tempelentweihung. Dabei zeigt das NLP, wie der Konstruktivismus auch behauptet, dass der Tempel ein Ort der Träume ist, und in etwa so real, wie die Bauten, die im (superben) Film "Inception" aufgebaut werden.
Nach und nach werden sie Sinnesmodalitäten ausgewechselt, justiert. Große, golden gerahmte Königsporträts eigener verletzter Würde - zum Beispiel - werden allmählich zu zwinkernd poppig bunten Postern einer vergangenen und verspielten Übungssequenz re-inszeniert. Das Finstere wird durch das Helle ersetzt, das Dramatische an der Erinnerung wird vom Heiteren geflutet ... Der Körper glaubt, was man ihm erzählt, und recodiert das Reizpuzzle zum erwünschten neuen Gemälde.
Natürlich - das versteht sich von selbst - ist das nicht immer lustig und keine showtaugliche Vergnügung, sondern mitunter schmerzlich im Nacherleben und sensibel und erfahren anzugehen.
Wird man etwas erfahrener mit der Methode, ist man automatisch Konstruktivist, ob man nun, wie ich, gar nicht auf Ismen steht, oder nicht.
Dass da der Ismus wirkt, also die Irritation bei den Fühle-Fundis, merkt man, wenn man so jemandem, mitten im Weltschmerzlamento, empfiehlt, die Dinge mal so oder so zu sehen, halt anders. Mit Emphase wird entgegnet, man könne nicht anders sehen, denn man sei eben, wie man ist.
Nun, an so einem Punkt macht das Anraten meist weniger Sinn. Die Idee, man könne das Amorphe eines unbeleuchteten, umrisslosen, wie miesen auch immer Gefühls gegen die coole Präzision eines gut angespitzten Bleistifts auf einer Landkarte eintauschen muss einem schon bissl gefallen.
Konstruktion kann sehr genüsslich, sehr befriedigend, erfolgreich und erfolgsorientiert sein.
So viel dazu heute.
Ich danke auf jeden Fall für dieses Thema, das mich an meinen Fokus und mein Feuer vergangener Jahre wieder erinnerte.