Was zur Hölle bedeutet „liebesgesellschaftlich“?
Ob der Grundsteinleger von Bad Weisheit, der werte Thor_vom_Dach (dessen virtuelle Wege auf der Suche nach Erleuchtung die meinigen eine Zeitlang kreuzten) einen Stadtplan auf dem Reissbrett entwarf, wage ich zu bezweifeln. Diese Gruppe sollte und soll ja gerade „als Blaupause einer unter anderem auch
liebesgesellschaftlich völlig neu zu gestaltenden Stadt dienen, die wir GEMEINSAM von Grund auf neu erdenken, formen und bauen.“ TvD sah sich also weder als „Diktator“ noch als buddhistisch-nordbadischer Ficklehrmeister, der den Sieg des Heiligen Lingams verkünden wollte, so will ich nach meinem Dafürhalten zumindest meinen.
Sei’s drum. Es ist davon auszugehen, dass es mit Thor recht lustig geworden wäre. Was willst du von einem, der so Dinge wie das „Orakel des immerbrünftigen Hirsches“ erfindet, einen Gloryhole-Kubus auf den Marktplatz von Bad Weisheit aufstellt, über „den Geschmack von Wichse“ philosophiert und nur frisst, was von den Bäumen fällt (letzteres war mir immer sehr suspekt, ich vermute Thor konnte auch seinen Namen tanzen) auch anderes erwarten?
Wer die „Historische Stadtführung“ von Bad Weisheit erfolgreich hinter sich gebracht- und auch den „Master-Kurs in Historie“ belegt hat, dem wird sicher nicht entgangen sein, dass Bad Weisheit seinen Urknall im Thread „Der Antibumsreflex der kosmischen weiblichen Energie (ABR)“ erlebte. Bereits hier zog die pulsierende Schreibkanone TvD nicht nur orgiastische Juchzer-, sondern vor allem die Unbill auf sich. Zugegeben, die beharrlich im „Dirty Harry“-Style vorgetragene Prosa war (ähnlich wie Wichseschlucken) eine Geschmacksfrage. Doch der anmutige Titel seines Erstlingswerkes, hatte keineswegs das Ziel (wie fälschlicherweise oft angenommen), den kosmischen weiblichen Fickbereitschaftsgeschwindigkeitsgrad zu erhöhen, um alle weiblichen Lebewesen des Universums in promiskuitive Poppform zu bringen.
Thor war nicht nur ein „shameless little pig“, für den ihn einige hielten (gut, gänzlich negieren würde ich das nun auch nicht gerade), er war nicht der größte Knaller nach dem Urknall - Nein, indem er die Frage stellte, ob die romantische Weiblichkeit, mit der ihr innewohnenden, angeborenen, schöneren Edelsexgesinnung das totale und schönste Sodom und Gomorra auf Erden verhindere, war er sogleich der Urknall selbst.
Die libidonöse Frau versicherte nämlich glaubhaft - auf mehreren Argumenten gestützt und mit nicht-jugendfreien Beispielen unterlegt - keinerlei Bestrebungen zu verfolgen, im öffentlichen Leben einen gewissen Pilcherstyle wahren zu wollen. Dass sie nicht nur Freude am lieb Liebemachen bzw. an seelenvollen „Fuck-only-if-love's-included“ habe, sondern man(n) ihr durchaus berechtigt, ein mitunter gesteigertes Interesse an rein vom Trieb motivierten „Ficken-only-Manövern“ und die eine oder andere frivole Schweinerei zutrauen könne, wenn – ja, wenn - nicht gesellschaftliche Konventionen sowie unsere vor sich hinschwelende, frauenverachtende
Gesellschaft die freie Entfaltung der weiblichen Lust verhindern würden.
Und just in diesem Augenblick machte es Peng im Universum und die Idee von Bad Weisheit war geboren. Es ging darum, aus der kompliziert anmutenden Männer-Frauen-Verkorksungssexscheiße wieder das Einfachste der Welt zu machen. Es ging darum, eine auch
LIEBESGESELLSCHAFTLICH völlig neue Stadt zu gestalten, in der auch und insbesondere Frauen ihre Lust frischfrommfröhlichfrei ausleben könnten, ohne dafür an den Pranger gestellt- oder als sündige, wollüstige Hexen verbrannt zu werden. Es ging um nichts anderes, als die Sexualität von ihren moralischen Ketten zu befreien. Und alle waren willkommen geheißen: Polyamore & Monogame, Asexuelle & Vielficker, Paare & Singles, Hetero- , Homo- und Transsexuelle…
Ganz ehrlich: Das Geschwafel von der unerhitzten Materie ging mir von Anfang an auf den Sack. Ansonsten fand ich die Idee aber gar nicht so schlecht.