Levée en masse
Obschon friedliebender Mensch, bin ich kein Pazifist im engeren Sinne - ganz im Gegenteil: Ich bin ein wehrhafter Mensch und ein großer Verfechter der Allgemeinen Wehrpflicht!
Ist ja schon gut!
Nein, ich bin nicht masochistisch
veranlagt. Hab’ doch schon gesagt, dass ich mich wehre!
Okay?
Meine Argumentation ist mal wieder ein bisschen schräg und um die Ecke gedacht, aber hört sie euch halt erst mal an. Ich glaube nämlich, dass die Allgemeine Wehrpflicht ne ziemlich friedenssichernde Maßnahme ist.
Mit der Französischen Revolution wurde das Ende des Absolutismus eingeläutet und der Gedanke der Nation geboren. Dies bedeutete zugleich, dass Krieg nicht mehr nur die bewaffnete Auseinandersetzung stehender Heere eines Monarchen waren - weil diesem mal wieder ein Furz quer lag oder beim königlichen Stuhlgang gerade eingefallen war, seine Ländereien zu erweitern, einer (bis dato) widerspenstigen „Uschi von und zu Irgendwoher“ einen Braten in die Röhre zu schieben oder ihm wirtschaftliche Interessen durch den habgierigen Kopf schwirrten - sondern seither Sache des Volkes, das sich gegen eine fremde Herrschaft wehrte.
Als es das Volk - insbesondere das Amerikanische - irgendwann einmal ziemlich scheiße fand, seine Söhne im (Stellvertreter-Kampf) gegen das weltweit umgehende Gespenst des Kommunismus in Vietnam zu opfern und eine nicht nur liebestolle sondern auch politische Jugend begann „Make Love not War“-Schilder in den Himmel zu ragen und es den politisch legitimierten Repräsentanten des zugekifften Volkes dann irgendwann einmal zu blöd wurde, schaffte man kurzerhand die Wehrpflicht in den USA ab und kann seither wieder ohne kritische Fragen beantworten zu müssen, neueste Kriegstechnologie in allen strategisch und ökonomisch wichtigen Gebieten dieser Welt zur präventiven Friedenserhaltung testen.
Als man sich dann Ende des 20./Anfang des 21. Jahrhunderts auch im intellektuellen Deutschland anschickte, Soldaten wieder außerhalb der innerdeutschen Grenzen präventiv zur Friedenssicherung einzusetzen, hat hingegen ein wenig Hasch und LSD nicht ausgereicht, um derart auf die Barrikaden zu gehen. Eine entsprechende Demo war zwar geplant, scheiterte aber am „Betreten des Rasens verboten“-Schild des ausgewiesenen Demonstrationsgeländes, so dass in teutonischen Gefilden nicht nur die Revolution sondern eben auch die Konterrevolution von oben oktroiert werden musste und man einen - wenn auch nur gefaketen Doktor der Juristerei - immerhin aber einen blaublütigen Freiherr von und zu Irgendetwas vorschob, auch die Wehrpflicht in Deutschland abzuschaffen, um künftig „das Recht und die Freiheit der BRD nicht nur dort zur verteidigen, wo unmittelbare Interessen vorherrschten“.
So weit so gut. Ich jedenfalls kann mir nicht vorstellen, dass eine Mutter - gleich ob sie aus Berlin-Wedding, Flensburg, Oberammergau, oder Essen-Breitscheid kommt, eine Partei wählen würde, die ihre Söhne nach Afghanistan schickte, weil völlig fanatische und ideologisierte Typen (fünfzehn von neunzehn Terroristen kamen aus Saudi-Arabien) die mitunter in Deutschland studierten und in den USA ihren Flugschein machten, in die Twin-Towers und das Pentagon flogen, um dann nach deren Staatsbegräbnis (selbstverständlich mit Bundesflagge auf dem Sarg und posthum mit irgendwelchem Eichenlaub, Lorbeerblättern oder sonstigem heroischen Grünzeugs am Bande ausgezeichnet) festzustellen, dass der Typ, um den es eigentlich ging, sich all die Jahre in Pakistan aufhielt.
Die Waffen gehören dem Volk! Und das Volk sollte entscheiden, wann es unabdingbar ist, diese einzusetzen. Ein „Stehendes Heer“ ist natürlich bequemer - es erspart dem Volk sowohl die Wehrpflicht als auch das viele Denken - und der Politik das Entscheiden. Eine echte Win-Win-Situation sozusagen.
PEACE!