Atlantis - oder: Untergang vs. Rettung von Bad Weisheit

In meinen Augen war Bad Weisheit bisher - und sollte es auch sein - ein Wohnort für alle, wo jeder sein Plätzchen finden und sich einbringen kann.

Für philosophische Gespräche gibt es die Gruppe Philosophie, für heikle Themen die Gruppe Tabu, für Spiele Games Games Games , für Naturfreunde ProNatura usw.

Diese Stadt war für mich ein Ort, wo alle Interessen zusammenkommen, wie in einer wirklichen Stadt, und jeder sich zuhause fühlen kann, auch der Nicht-Akademiker, der Punker, der Rocker, der Normalo.

Was soll dieses ewige Gerede von einem höheren Niveau? In dieses Stadt sollte es jedes Niveau geben, das man sich nur wünschen kann! Das war jedenfalls meine Vorstellung. Und schon das Schreiben von sexuellen Ausdrücken mit ****** hat mir gestunken, dafür habe ich nicht in der Frauenbewegung mitgemacht, um meine Sexualität wieder hinter Sternchen verstecken zu müssen.

Wenn Bad Weisheit zu einem künstlichen Ort, zu einem Wohnort für Philosophen und Akademiker hochstilisiert werden soll, ist es nicht mehr meine Stadt! Denn in einer Stadt gibt es viele Wohngebiete, und wer in der Universität diskutieren will, braucht deshalb die Arbeiter- und Künstlerviertel nicht mit dem Bagger platt zu machen.

Es gibt doch bereits die Orte, wo diskutiert werden kann, über Gott, die Welt oder den Radikalen Konstruktivismus. Muss ich mir deshalb, wenn ich in einer Kneipe einkehre oder die Wortspielfetzen fliegen lasse, ständig ein niedriges Niveau vorwerfen lassen? Ich bitte euch!

so steht es auf der anmeldeseite


und das beinhaltet für mich:

ein lebendiges stadtleben mit entspannung, kultur und ähnlichen
inspirationen für ein utopia
und das miteinander besprechen und diskutieren über visionen und konzepte
der bereiche stadt, gesellschaft und liebe

als ich die leitung dieser gruppe für 7 wochen übernahm,
hab ich mich mit den zielen meiner beiden vorgänger auseinandergesetzt
und damals befürchtete ich ein wenig den untergang bad weisheits
gemeinsam mit den mitbürgern haben wir ostern die stadt gerettet.

ich finde, das macht den charme von bad weisheit aus,
dass es eine bunte mischung ist
es macht aber auch den spannungsbogen aus,
diese verschiedenen bereiche
zu akzeptieren und miteinander zu verbinden
dies kann nur ein prozess sein und keine hau-ruck-aktion

es gibt eine menge guter diskussionen in bad weisheit,
dass die teilweise nach dem letzten großen knall nicht weitergeführt wurden,
ist mir verständlich -
möglicherweise wagen sich auch manche nicht an themen von teilnehmern,
die weggingen?

ich bin bis auf 1 kurze unterbrechung
seit bald 4 monaten in bad weisheit
und ich sehe jede menge entwicklung und potential in der gruppe
das war auch der grund für meine rückkehr!

an unserer streitkultur schleifen wir alle noch ein wenig,
und hoffen auf neue mitbürger, die mit uns an der stadt weiterbauen wollen,
bis dahin arbeiten wir am einander kennenlernen und sich annähern über
andere wege z.b. im austausch über gemeinsame hobbies
oder gemeinsamen spaß haben
sowas fördert in meinen augen gemeinschaft und verständnis füreinander,
dann klappt es auch besser mit kontroversen diskussionen

Ich war seit drei Jahren inaktiv im Joy und hatte mich auf Einladung Trigons hier in Bad Weisheit angemeldet, weil mich dieser Satz getriggert hat:

Diese Gruppe dient als Blaupause einer unter anderem auch "liebesgesellschaftlich" völlig neu zu gestaltenden "Stadt",
die wir gemeinsam von Grund auf neu erdenken, formen und bauen.

Aus früherer Erfahrung mit einer ähnlichen Trigon-Gruppe wusste ich, dass es darüber hinaus auch eine herrliche Plattform für geistreichen Nonsense sein könnte. Als Nebeneffekt, weil man ja nicht nur ernsthaft diskutieren, sondern auch miteinander Spaß haben und lachen möchte. Dieses lockere Element halte ich für sehr wichtig, weil es Fantasie anregt, über den Tellerrand hinaus zu denken, aber der roten Faden sollte es nicht sein.

Aber am meisten hat mich das "neu gestalten" gereizt, mit anderen an Utopien zu spinnen, Ungewohntes zu denken und vielleicht den einen oder anderen Impuls für eine andere Form von miteinander-leben zu bekommen, etwas, das sich vielleicht sogar als real umsetzbar herausstellt.

Natürlich sollte jeder hier, der sich in Bad Weisheit ansiedelt, sein Plätzchen finden. Es gibt hier sogar den Wohnbereich, in dem sich jeder austoben kann mit seinen persönlichen Vorlieben und seinen ganz speziellen eigenen Themen.

Ich möchte hier niemandem meinen "Stempel" aufdrücken oder meine Vorlieben aufschwatzen. Auch nicht irgendwie nach "höherem" Niveau rufen. Niveau lässt sich sowieso nicht herbei diskutieren.
Bad Weisheit ist so, wie seine Bewohner es gestalten, wie es nach demokratischem Prinzip für die meisten hier offenbar akzeptabel ist.

Deshalb habe ich mich seit einiger Zeit mit eigenen Diskussions-Vorschlägen zurückgehalten.
Einerseits, weil Leute, die ich schätze, Bad Weisheit verlassen haben oder sich kaum mehr zu Wort melden, andererseits, weil ich mal schauen wollte, was an neuen Themen so von den anderen kommt und ob ich mich da einklinken und bleiben mag.

stimmt, das thema
Bad Weisheit: elevator pitch: weisheit
ist ja kreatives statement und keine debatte

also noch einen zusätzlichen diskussions-thread über weisheit?
warum nicht - dann mach ich mich nachher dran

p.s.
übrigens war der debattierclub - woraus die universität entstanden ist,
luccios idee
das wollte ich anmerken

Der Grad zwischen Spass und Ernst liegt bei 9 Monaten

mal im ernst:
Ich sehe es als sehr schwierig an hier die Balance zu behalten. Wie auch schon oben von anderen gesagt, es ist eine Stadt und in der findet alles statt, dazu gehört halt auch spiel und spass.

Auf der anderen Seite, wird der Spaßfaktor immer etwas sein, welches eher mal so betrieben wird, weil er keine geistige Eingebung bedarf und die grauen Zellen sogar in der Ruhephase teilnehmen dürfen und können.

Die Frage ist am Ende, was dominiert???

LG chien

Das ist wie im wahren Leben, es gibt immer Einen den etwas stört
Man kann es einfach nicht allen recht machen und deshalb tangiert mich sowas überhaupt nicht

LG chien

Ich finde Deine Beobachtung zunächst als sehr wertvoll, @*****har.
Ich habe gerade von einer Woche eine ähnliche Erfahrungen in einer anderen Gruppe bei einer Diskussion machen können, die sehr unerfreulich waren, für einen "Akademiker". Ich habe dann die Gruppe verlassen, weil auch die Qualität der Moderation zu wünschen übrig ließ - entweder aus Überforderung oder vielleicht aus mangelndem Interesse und auch handwerklichen Defiziten. Eine Gruppe mit einem bestimmten Anspruch muss sich auch bei Joy dann an der Qualität einer Diskussion und Moderation messen lassen.

"Bad Weisheit" - der Name schon sollte dann auch Programm sein. Und lernen heißt ja aus negativen und positiven Erfahrungen zu lernen.

Im Gegensatz zu dieser anderen Gruppe sehe ich dennoch hier in unserer Gruppe durchaus Potential, wenn eben von allen unterschieden wird, was Spiel und Spaß ist - und was ernste Themen sind, die dann eine respektvolle und auch kompetente Debattenkultur erfordert. Sehe ich das nicht als gegeben oder sehe ich, dass die Moderation damit überfordert ist, lese ich, dass der ursprüngliche Thread in Belanglosigkeiten zerfällt - wie so oft in Joy - dann ziehe ich mich aus Erfahrung lieber zurück, als dass ich als Teilnehmer das Ruder herumzureißen versuche. Das habe ich bei Joy gelernt - in meinem Beruf wäre aber eine solche Haltung vollkommen daneben.

Natürlich soll Bad Weisheit ein Ort und eine experimentelle Stadt der Vielfalt sein - und sie ist inzwischen mustergültig angelegt. An der Struktur kann es nicht liegen. Die finde ich sogar vorbildhaft. Jetzt kommt es auf die Bewohner an und auch die Bereitschaft, sich entsprechend der Fähigkeiten und Gaben einzubringen. Es gibt Orte, wo man Spaß haben kann und Orte, an denen ernste Themen, Probleme, Herausforderungen, Horizonte etc. behandelt werden. Vielleicht auch mit einer Prise Humor dann und wann zur Auflockerung, wie es an jeder Uni und in jeder Weisheitstradition auch vorkommt. Joy hat ohnehin im öffentlichen Bereich damit so seine Schwierigkeiten, aber das ist noch ein Thema für sich.

Atlantis geht hier noch lange nicht unter. Manchmal ist es etwas schwieriger, das Ganze zu leiten und führen, gerade auch weil wir alle manchmal etwas schwierig sind - oder die Bedürfnisse sehr verschieden. Ich bin mir aber sicher, dass wir das mit etwas guten Willen hinbekommen.

Nein, so war Bad Weisheit am Anfang nicht gedacht, sondern der Stadtgründer beabsichtigte ein wildes Durcheinander aus provozierenden Gedanken durchsetzt mit absurden Elementen und gewürzt mit einer kräftigen Dosis Fäkalsprache. Aus Verzweiflung über die Bravheit seiner Mitbürger, die allerdings nicht so brav waren, dass sie seine Untertanen sein wollten, verließ er Bad Weisheit und den Joyclub. Seitdem wundere ich mich regelmäßig, wenn der "raue Ton" hier bemängelt wird. Unangenehm wird der Ton meistens dann, wenn es um Macht geht, wenn jemand versucht, dem Rest etwas aufzudrücken oder seine Überlegenheit zu beweisen. Dann begehren die rebellischen Herzen auf, und dann wird es unangenehm, weil persönlich.

Mich hat der Name des Ortes hierher gezogen, die Möglichkeit, utopische Gedanken zu entwickeln, intensive Diskussionen über Gott und die Welt zu führen. Das ist aber auch anstrengend, zumal ich diese Diskussionen ja hier schriftlich führen muss (und für mich ist Schreiben harte Arbeit). Nebenbei hat sich etwas für mich Unerwartetes entwickelt, nämlich eine virtuelle Nachbarschaft, in der gespielt, geklönt und in der Kneipe angestoßen wird. Und die ist mir ans Herz gewachsen.

Vielleicht wird aus "Bad Weisheit" dann "Utopia".....

Ich persönlich mag und benutze weder im Gespräch noch bei Diskussionen die Fäkalsprache. Allenfalls mal beim schreiben einer Geschichte, aber selbst da, eher selten. Das heißt aber nicht, dass ich mich daran störe, wenn andere diese benutzen.
Wenn das jeder für sich so macht - auch umgekehrt, dann gibt es doch keine Reibung oder leidiges debattieren über Niveau..oder?

Ich glaube keiner kann sich anmasen über das Niveau des Anderen zu beurteilen. Auch glaube ich kaum, dass man den Menschen der sich hinter dem jeweiligen Text verbirgt anhand seines Schreibstils oder seines Profils richtig einschätzen kann.

Nimmt mich z.B. Hund, Asi Arsch
Wenn ihr wüstet 😂

Schmunzel.... wohl wahr... es ist immer wieder erstaunlich wer sich hier so alles finden lässt

geht mir genauso
Austausch zu den Bereichen, die ich teils erstmal längere Zeit nur von vor der Stadtmauer betrachtete
die duch genau die Vielfalt der unterschiedlichen Stadtbereiche mich dann durch das Stadttor lockten
und ich genieße die Möglichkeiten wechselnden Themen erstmal lesend zu folgen, teils mit einem Schmunzler, teils nachdenklich
zu erkennen, wird wohl eher nicht gegeben
selbst beim direkten Treffen ist das nicht möglich

innerhalb der letzten Jahre habe ich dazu schon recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht und denke, je mehr ein User sich "versteckt", je mehr kann es sich zu einem wunderbaren Austausch entwickeln, kann

Ja, das muss man sogar.

Eine gelungene Stadtplanung zeigt sich immer an der Vielfalt und am Gleichgewicht der einzelnen Einwohner-Gruppen.

Wächst ein Element stärker als alle anderen und beginnt, den Rest zu dominieren, oder im schlimmsten Fall gar zu beschimpfen, werden diejenigen, die anders sind, entweder um ihre Bereiche kämpfen oder resigniert wegziehen.
Sind zu viele weggezogen, wird Gleichförmigkeit eintreten und es wird auch dem Rest der Bewohner auf Dauer langweilig. Die Stadt wird veröden.

Sollte jetzt keine pessimistische Prophezeihung werden, aber darauf hinweisen darf man schon, um besser gegensteuern zu können.

Wie könnte man diese Balance am besten herstellen?

Es gibt Menschen die ziehen nebeb einem Spielplatz ein und beschweren sich über den Kinderlärm anschließend
Da frage ich mich, warum sind die an erster Stelle überhaupt dahin gezogen?

Das stimmt, oder es entsteht ein Industriegebiet in der Nähe usw.
Aber auch hier ist es doch so, dass man selber bestimmen kann wo sein Lebensmittelpunkt sein soll und im schlimmsten Fall, ziehe ich in eine andere Gegend oder Stadt.
Weil, Kinder brauchen Spielplätze, die Wirtschaft braucht Industrie und der Mensch auch Spaß

Das Einzige was ich so ein bissl sehe ist, dass den Einwohnern vielleicht etwas die Ideen ausgehen und dadurch diese zeitweilige Stille entsteht. Der Spielbereich ist so ziemlich der einzige Bereich, wo ich ohne große Anstrengung etwas posten kann. Die Frage ist ja auch, wann ist der Städtebau mehr oder weniger abgeschlossen und was bedeutet bzw. was ist der ALLTAG in Bad W ?

schamuntzel schamuntzel

In einer realen Stadt sorgt die Stadtverwaltung dafür, dass nicht zu viele Geschäfte, Universitäten, Schulen, Rummelplätze, Altersheime oder Kinderspielplätze jeweils gehäuft in einem Viertel enstehen.

Sollen wir hier eine entsprechende Stadtverwaltung einführen, die das regelt?
Geht das nicht gegen das grundlegende Interesse der Selbstbestimmung hier in Bad Weisheit?
Ich höre bereits einen allgemeinen Aufschrei...


Ich auch.
Selbst habe ich keine wirklich gute Antwort parat.

Naja, wenn ich ein Stadtviertel nicht mag, dann meide ich das und fertig.
Nur weil Hamburg St. Pauli hat, ist ja nicht die ganze Stadt ein Rotlichtviertel
Obwohl, ich St.Pauli mag und die ganzen Nutten da

Genau. Klingt logisch. Fertig eben.
Und wenn im anderen Stadtviertel kaum jemand mehr wohnt, weil die meisten Bewohner schon wegen des Lärms geflüchtet sind, suche ich mir einfach eine neue Stadt. Virtuell kann man sich das alles locker leisten.

Das Problem der Stadtverödung bleibt aber trotzdem bestehen.

Ich denke, daß ein abgeschlossenes Hochschulstudium nicht von vornherein ein Hinderungsgrund für S&S sein muß. Im Gegenteil kann eine lockere und entspannte Spielecke außerhalb des ernsten, seriösen beruflichen Kontextes manchmal ganz in Ordnung sein.