Nun, @BICINUM
Vorab möchte ich klarstellen, dass ich nicht beabsichtige, deine grds. Auffassung dem Grunde nach zu falsifizieren, indes:
Wenn du keine Steuererklärung abgibst, hast du in diesem Jahr 4 Millionen Euro verdient, und wenn dazu ein Erlass zur Nachzahlung ergeht, hast du kein Widerspruchsrecht.
Sorry- aber doch ein hinkender Vergleich zur Sache. 1.) ist es falsch, dass Du bei Nichterklärung deiner Steuern automatisch Geld verdienst. Im Regelfall verschenkt der Normalo sogar Geld, da er bei Nichtabgabe der SteuerErkl. z.B. abzugsfähige Vorsorgeaufwendungen und außergewöhnliche Aufwendungen nicht steuermindernd absetzt. 2.) Natürlich hast Du gegen Steuerbescheide ein "Widerspruchsrecht" in Form von Rechtsmitteln (Art.19 GG steht nicht zur Disposition). Eine andere Frage ist natürlich, ob Du aufgrund des Fachchinesisch im Steuerbescheid überhaupt die Möglichkeit hast, einen Einspruch hinreichend zu begründen. Da kommt ja mittlerweile keine Sau mehr ´drauf klar...
Dein Selbstbestimmungsrecht bleibt unangetastet, du kannst ja deine Steuererklärung rechtzeitig abgeben. So etwa?
Wie gesagt- ein pluralistisches System lebt vom mündigen Bürger...
Der Staat geht uns berechtigt oder unberechtigterweise so oft auf den Senkel,und wir sind sooft zu einer Antwort verpflichtet.
Sorry,aber wer ist denn der
Staat? Mich nervt dieses auf den "Senkel gehen" auch öfters-vor allem, wenn es unangenehme Antworten sind...
Denkbar ist ja auch der Zwang zu einer widerrufbaren Entscheidung, wie es einige Politiker im Sinn haben.
Was spricht gerade in dieser Sache dagegen, einem Bürger zu ermöglichen, von einem "Ja" zu einem "Nein" oder umgekehrt umzuschwenken? Das Recht, eine Meinung auch ändern zu können, ist doch ein Privileg,oder?
So wie die Dynamik entstehen wird, wird es erst eine sehr große "vergessen zu widersprechen"-Quote geben./quote]
Da pflichte ich dir bei- die Gefahr besteht durchaus. sofern sich immer mehr Leute darauf zurückziehen, dass es bequemer ist, den Kopf in den Sand (bzw.umgekehrt) zu stecken und wesentliche Fragen bzgl. der Selbstbestimmung wenigen Leuten zu überlassen.Was m.E. dann auch autokrativen Strukturen Vorschub leistet...
Nachdem das publik wird und auch die ersten Mißbrauchsfälle in den Medie geistern,
Es bleibt zu hoffen, dass das System medialer Fehlerkontrolle auch nach wie vor funktioniert und Missbrauchsfälle publik werden...
wird die Spendenbereitschaft in den Keller krachen. Ab dann wird erst mal präventiv verweigert./quote]
Nun-Bicinum: Das ist doch der status quo, oder?
Die Widerspruchslösung liefert schnelle Erfolge bei den Zahlen, aber der Erfolg wird nicht lange anhalten
. Bin mir gar nicht so sicher,ob das der Fall sein wird. Bereits jetzt sehe ich in jeder zweiten Patientenverfügung ein eindeutiges "Nein" zur Organentnahme...; aber eine gesetzliche Grundlage könnte Fakten,Hintergründe und auch ethische Fragen hinreichender in das gesellschaftliche Bewusstsein bringen. Weil man/frau sich damit beschäftigen muss...in medias res;
Meine Frau hat schon mal in einer Therapiepraxis gearbeitet/quote] Dafür meine aufrichtigen Respekt! Ich hab es physisch und psychisch nur ein paar Jahre im Gesundheitswesen ausgehalten...
Und sie bekam die Anweisung, wenn es irgend geht dafür zu sorgen, das Patienten mit Folgerezepten kamen. Notwendigkeit für diese Folgerezepte hin oder her. Der Patient musste also so "beeinflusst" werden, das er mit weiteren Rezepten vorbeikam. Bei den Gründen für die Rezeptverlängerung sollte sie dann kreativ sein
. So wie Du das beschreibst, ein anzeigepflichtiger Tatbestand...
Aber seitdem bin ich sehr vorsichtig, was die Motivation im Gesundheitssystem angeht.
Zu recht!Das bin ich auch...
Und erst recht, nachdem die Zahlen für besonders gutbezahlte minimalinvasive Eingriffe in die Höhe geschnellt sind.
. Ein gewaltiges Problem, was Du da ansprichst. Der Wildwuchs u.a. bei den sog. IGEL-Leistungen ist m.E. indes Ausfluss der letzten Gesundheitsstrukturreformen unter schwarz-gelb.Ein Schelm, der....
Im Gesundheitssystem ist mehr Kommerz und Verkaufsdenken drin, als einem lieb ist.
Der Kommerzialisierungsgedanke wurde seinerzeit u.a. mit der Intention eingeführt, um den Widerspruch zwischen a.)einer bezahlbaren Gesundheitsvorsorge und b.)der Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitsbereich aufzulösen. Erinnerst Du dich noch an deine eigenen Ausführungen zum Mindestlohn bei Pflegeberufen?
Und du gehst diesem Spiel auf dem Leim.
Mit Verlaub- das ist eine nicht einlassungsfähige Wahrunterstellung.
So aber bin ich dagegen
Dein gutes Recht. Also sag "Nein"!
So doof ist kein Arbeitgeber. Auch siehe oben die Therapiepraxis. Ein Arbeitgeber kann aber wohl von dir Dinge verlangen, die in keinster Weise strafbar sind. Sich aber dennoch als toxisches Verhalten herausstellen kann (Cum-Ex, ist nicht strafbar gewesen).
Nun- es besteht nun mal ein grds. Unterschied zwischen Legalität und Legitimität. Legalität bestimmt grds. das Notwendige. Legitimität das ethisch gebotene...
Und das auch dann, wenn die brancheneigene Lobby erst für diese Lücke im Gesetzestext gesorgt hat.
Unbenommen- wahrlich ein Problem, das mittlerweile arg aus dem Ruder läuft.
Wenn du plötzlich allein auf der Station bist- weil der arbeitgeber keine anderen Vorgaben hat- dann wird dein Wille zu mehr ethischer Pflege schnell dem Pragmatismus weichen.
Bicinum-im Ergebnis stehen diese Feststellungen in Widerspruch zur Kritik deines vorigen Beitrages, wo Du die Erhöhung der Pflegekapazitäten kritisch beleuchtet hast. Was ist nun deiner Meinung nach richtig: Mehr oder weniger Pflegekräfte?
Du hast keine Zeit mehr dich um die Menschlichkeit der Pflegefälle zu kümmern. Alles muss funktionieren, sonst kollabiert der vom Arbeitgeber erstellte Ablaufplan. Und es ist scheißegal, ob jemand darunter leidet- du hast keine Zeit dich darum adäquat zu kümmern. Und schon gleich gar nicht um eine ganze Station zu bespaßen.
Stimmt alles! Aber...wie sehen die Alternativen aus?
Alles muss funktionieren und reibungslos möglichst zügig funktionieren.
Immerhin-es geht um Menschenleben...ein Dilemma,oder?