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Weniger ist mehr

**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Weniger ist mehr
Seit einiger Zeit bin ich praktizierende Minimalistin. Nach dem Ausräumen von Kleiderschränken, Bücherregalen und Geschirrsammlungen habe ich mich daran gemacht, über meinen Energieverbrauch nachzudenken.

Ein Gasleck im Bad hat mir einen ziemlichen Schreck eingejagt, und ich habe mich vom Erdgas verabschiedet. Das bedeutete auch, von jetzt auf gleich kein warmes Wasser zum Duschen und keine Zentralheizung mehr zur Verfügung zu haben. Eine ziemliche Umstellung, aber auch befreiend und motivierend, spätestens als die ersten Gutschriften des Stromversorgers eintrafen.

Ach ja, natürlich habe ich auch diesen gewechselt, bin von RWE zu Greenpeace Energy gegangen.

Für Wärme sorgt mein Heizofen, der mit Holzbriketts gefüttert wird (außer in den Sommermonaten) und waschen tu ich mich mit einem halben Eimer Warmwasser (vom Wasserkocher) und natürlich ohne Seife.

Und wer hat verfügt, dass man sich jeden Tag die Haare waschen muss? Das ist völliger Blödsinn (meine Meinung). Je öfter man die Haare wäscht, desto schneller verfetten sie, aus Notwehr, sozusagen.

Eine Waschmaschine hab ich aber noch, wasche nur weniger als früher. Da ich nicht mehr berufstätig bin, brauch ich auch nicht täglich frische Klamotten anziehen. Und es wird euch nicht überraschen, dass ich weder ein Bügeleisen noch einen Fön habe.

Allerdings bin ich weder fanatisch noch möchte ich andere unbedingt überzeugen. Und auf den einzigen Luxus, mein Autöchen, möchte ich auch nicht verzichten.

Könnt ihr meine Einstellung nachvollziehen oder findet ihr mich einfach nur bescheuert? Nur zu, tut euch keinen Zwang an! *pirat*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Ach so, was ich noch sagen will: Den Kühlschrank habe ich abgeschaltet und kaufe nur noch ein, was nicht gekühlt werden muss. *smile*
*****kua Frau
4.565 Beiträge
JOY-Angels 
Ich bin opulente Hedonistin. Ich liebe schöne Dinge und verantwortungsvolles Prassen.
Zweimal in der Woche nehme ich ein Vollbad.
Ich besitze ca 100 Kleider, 50 Korsetts, 90 Paar Schuhe und ein BDSM-Spielzeugarsenal im Gegenwert eines Mittelklassewagens.
Beim Loyalitätsprogramm meiner Fluglinie habe ich Goldstatus. Ich esse gerne in spektakulären Restaurants und pilgere weit für schöne Momente.
Mein Schlafzimmer ist schwül boudoir.

Einzig bei Körperpflegeprodukten bin ich erstaunlich minimalistisch - das passt alles in eine kleine Reisetoilettentasche. 😁
Und ich besitze anstelle eines Autos zwei Fahrräder.

Verschwendung ist also meine Komfortzone, mit Minimalismus kann ich echt nix anfangen.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Cool, liebe @*****kua, und danke für deine kontroverse Meinung! Das belebt die Diskussion ungemein und macht deutlich, wie unterschiedlich unsere Schwerpunkte sind. *roseschenk*
*******ster Mann
1.978 Beiträge
Minimalismus finde ich hervorragend *top*
Als Mann habe ich sowieso weniger Klamotten im Schrank *ggg*
Ich reise nach Möglichkeit nur noch mit zwei Rädern statt mit vier *augenzu*
Alles andere kann ich auf Grund von fortdauernder Erwerbstätigkeit und daraus resultierend weniger Zeit sowie mehr Bedarf nicht ändern.
Aber die Vorstellung mit jeder Eliminierung von unnötigem Ballast ein Stück freier zu werden hat was.
Respekt vor deinem mutigen Schritt und das du diesen im Winter aufrecht erhalten kannst.
*******eben Mann
534 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe @**********gosto!

Ich finde Deinen Minimalismus gut. Ich selber bin es allerdings in einem Punkt überhaupt nicht. Ich habe viele Bücher und erfreue mich dieser Menge, allerdings etwas weniger an dem dadurch bedingten verringerten Platz.

In vielen anderen Dingen Dingen sind wir allerdings sehr minimalistisch. Wir sind noch nie zusammen verreist und einzeln auch seit langer Zeit nicht mehr. Durch ein fehlendes Auto können wir nicht zu interessanten Kulturveranstaltungen (wir leben in einer Kleinstadt fernab einer Großstadt). Der Kontaktaufbau und die Kontaktpflege über den Ort hinaus ist schwierig. Von Joyclub-Treffen , Swingerclubs etc. ganz zu schweigen. Das ist Minimalismus, aber kein freiwilliger.

Das ist wichtig: Minimalismus ist erfüllend und ein Lebensstil, wenn er freiwillig ist. (Damit habe ich auch schon Erfahrung gemacht.) Ist er unfreiwillig, kann er belastend sein (unabhängig davon, dass man dann geistig daran arbeiten kann, um damit möglichst gut zu leben).
Liebe Luccio!

Ich ziehe meinen Hut (den ich nicht besitze) vor dir!
Ich finde das super.
Auch ich brauche keinen Luxus und liebe Bescheidenheit. Auf meine Heizung, bzw. das warme Wasser möchte ich nicht verzichten, aber ich dusche nur jeden zweiten Tag und wechsel nur die Unterhose und die Socken täglich. Im Sommer laufe ich fast nur barfuß, da hab ich sogar die Socken gespart. Handtücher benutze ich mehrmals. Ich habe also nicht viel Wäsche zu waschen, da reicht mir eine Maschine in der Woche. Einen Trockner besitze ich nicht, ein Bügeleisen auch nicht.
Meine Klamotten ziehe ich Jahre lang an, auch mit Löchern. Ich habe T-Shirts, die sind über 25 Jahre alt.

Ich besitze keine Spülmaschine, keine elektrischen Küchengeräte, keine Gefriertruhe, keine elektrischen Werkzeuge und natürlich keine elektrischen Gartengeräte! (Ich hasse Rasenmäher und so ein unnützes, lärmendes Zeug)

Ich besitze kein Handy/Smartphone, nur einen uralten PC.

Mein Auto ist 39 Jahre alt und steht nur in der Garage, da ich zu Fuß gehe, mit dem Fahrrad fahre (3 Mountainbikes *ggg*) und öffentliche Verkehrsmittel nutze.

Ich besitze nicht viele Möbelstücke, denn je mehr Möbelstücke man hat, um so mehr unnützes Gerümpel hebt man auf. Mein Häuschen ist spartanisch, mit einfachen und alten Möbelstücken ohne irgendeinen Stil, eingerichtet. Ich liebe die freien Flächen, die lassen sich auch besser putzen.

Ich brauche keinen Urlaub, denn ich habe das ganze Jahr Urlaub und wohne in einer wunderschönen Gegend.

Natürlich spare ich damit sehr viel Geld, aber ich gönne es mir, mehrmals in der Woche auswärts essen zu gehen, weil ich keinen Bock habe zu kochen. Außerdem kann ich es mir dadurch leisten, z.B. eine defekte Lampe vom Elektriker austauschen zu lassen, den Rolladengurt vom Schreiner, den kaputten Wasserhahn vom Klempner. Weil ich keinen Bock auf diese Arbeiten habe. (Da gehen nur die Fingernägel bei kaputt *zwinker*)
Und DAS ist der Luxus, den ich mir gönne.
*******enig Mann
9.841 Beiträge
weniger ist mehr?

also für mich nicht. Weniger ist weniger. Ich finde es bemerkenswert, dass es immer wieder Leute gibt, die anderen Leuten etwas einreden wollen, was jeglicher Logik widerspricht. Es gibt sicher so etwas wie einen "minimal chic", aber das ist für mich nur eine weitere Stilrichtung wie etwa Bauhaus, Historismus, Barock oder meinetwegen das Biedermeier.

Wenn ich mein Leben nicht aufgeräumt habe, wird es mir auch in der kahlsten Hütte wohl irgendwie unordentlich vorkommen. Andererseits erscheinen mir diverse Standards, die unsereins meint erfüllen zu müssen, egal ob es die tägliche Haarwäsche, Beheizung, Ernährungsgewohnheiten oder die angemessene Zahnhygiene betrifft, nur solange als gültig, wie niemand sie zu hinterfragen wagt. Und da hinterfragen quasi mein zweiter Vorname ist, habe ich mich mit solchen Gegensätzen schon seit längerem nicht mehr beschäftigt.

Ich besitze diverse Haushaltsgeräte, unter anderem einen Tefal Easy Pressing Bügelautomaten, mit dem ich voller Begeisterung meine Hemden bügle - und auch die Unterwäsche, obwohl man sie nicht sieht. Und die Handtücher, obwohl das nicht nötig wäre...;) Ich besitze diverse Zweiräder, die ich so gut wie nie benutze, einen Rasenmäher, den ich gelegentlich und ohne Freude benutze und viel zu viele Autos, die ich viel zu oft benutze. Ich besitze einen Hausverstand, den ich gelegentlich nutze. Ich besitze die 1945er Ausgabe des Bödefeld-Sequenz, Elektrische Maschinen, übergeben bekommen von meinem Großvater, dazu die 1980er Ausgabe, die ich mir als junger aufstrebender Elektroinschinör, dem nix zu schwör ist, selber gekauft habe. Benutzen tue ich beide schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Die persönliche Zufriedenheit sollte nach meinem Dafürhalten nicht von den Besitztümern oder von Konsumgewohnheiten abhängen. Deshalb hat die Losung "weniger ist mehr" für mich einen schalen Beigeschmack. Aber ich freue mich für jeden, der oder die mit möglichst wenig auskommt. Ich hingegen halte es eher mit Oscar Wilde: "gerne kann ich auf das Notwendige verzichten, nicht aber auf den Luxus" - Was natürlich auch nur eine Losung mit schalem Beigeschmack ist...
*******irl Frau
488 Beiträge
Minimalismus als Trend und Selbstinszenierung hat für mich auch eher etwas Zweifelhaftes (las gerade von Leuten, die ihren Esztisch herausgeworfen hatten....) - aber das kann natürlich jeder halten, wie er mag.

Ich bin Kultur-und Kontaktminimalistin und das nicht unbedingt freiwillig. Wie mein Schatz oben schon schrieb: durch fehlendes Auto sind weder Kulturveranstaltungen noch schöne interessante Orte oder Treffen, Clubs etc. erreichbar. Und leider ist es heute auch allgemein Standard, sich zu einer Wanderung auf einem Parkplatz zu verabreden und nicht mehr, wie früher, an Bahnhof oder Bushaltestelle. Da ist man dann einfach nur noch abgehängt *snief*

Als Asperger-Autistin fällt mir die Konrtaktaufnahme ohnehin sehr schwer bzw. ich durchschaue die Mechanismen zum Erhalt von Freundschaften nicht wirklich und das ergibt ein Leben ohne jegl. Sozialstruktur. Insofern empfinde ich Aspergersyndrom schon als eine Art Behinderung und nicht als eine Form des Seins, auf die ich stolz sein könnte -

Ergo hänge ich schon ziemlich an Dingen, so als eine Art Ersatz.
Irgendwie haben auch Gegenstände für mich eine Art Seele und ich mag sie oft nicht einfach so entsorgen (verschenken gern, wenn sich jemand freut!)
Ganz besonders trifft das auf Bücher zu und meine Bibliothek möchte ich nie missen. Leider bietet mit die Kleinstadtbücherei nichts an, was mich interssiert, also kann ich mir die Bücher nur sebst berschaffen..
Natürlich sortiere ich regelmäszig aus, wenn Regale zu knapp und Stapel zu hoch werden und was ich garantiert kein zweites Mal lese, gebe ich in einen öffentl. Bücherschrank. Aber Sach-und Bilderbücher, Gedichte etc. - die brauche ich dann schon jahrzehntelang um mich herum!

Ähnlich ist es mit Kleidung und Dekogegenständen. Ich bin eine Farbfetischistin und es gehört für mich zur Lebensfreude, immer mal andere Farbstimmungen im Wohnbereich zu haben (mittels Textilien und Gegenständen, die Wände bleiben weisz). Und ich geniesze es sehr, das Essen mal auf den weiszen, den gelben, blauen oder grünen Tellern zu servieren, sprich: von farbigen Gegenständen trenne ich mich idR nicht!

Kleidung darf aber gern alt sein, manche Stücke über 30 Jahre und das bessere ich oft aus oder arbeite es um, wenn mir nach etwas Neuem ist.
Bin dazu erzogen worden, achtsam mit Dingen umzugehen.

Mich nur noch schwarz-grau-weisz zu kleiden, um nur wenige Stücke zu besitzen... ist für mich keine Option, auch hier gehören Farben für mich zum Wohlfühlen und zum Lebensgenusz.

Einen Kühlschrank benötige ich unbedingt, denn ich lebe haupts.von der Tafel bzw. vom Foodsharing und da es nicht jeden Tag etwas gibt, ist einteilen und einlagern/einfrieren für mich eine sinnvolle Lösung.
Ich hätte auch gar keine Lust, öfter einkaufen zu gehen, das verschwendet sehr viel Lebenszeit, schon allein die Wege. Und Supermärkte sind Stresz pur. Hofläden oder heimische Erzeuger leider ohne Auto unrreichbar...

Das mit der Heitzung könnte mir in 2-3 Jahren ebenso ergehen, wenn nämlich eine neue Heiztherme nicht finanzierbar ist. Ehrlich gesagt, graust es mich davor etwas!
Nein, ich musz mich nicht täglich ganz und gar abseifen und habe viele Jahre zufrieden in einer Wohnung nur mit Beistellherd (und ohne Stromanschlusz) verbracht. Da hiesz es morgens um 5 Uhr Feuer machen, wenn ich vor der Arbeit einen Tee trinken wollte und waschen fand in einem kleinen Zuber in der Küche statt. Ging auch.
Allerdings habe ich damals oft auf Arbeitsstellen duschen können und heute, als Rentnerin, schätze ich es schon, den warmen Hahn einfach nur aufzudrehen.
Ich käme ohne klar, finde es aber nicht mehr unbedingt erstrebenswert.

Leider ist der Anschlusz eines Ofens hier ohne gröszeren Bauaufwand nicht möglich. Früher habe ich häufig Holz im Wald gesammelt (mit Fahrrad) und so ein schönes Holzfeuer - das vermisse ich sehr.

Mein Fahrrad nutze ich täglich, ohne dieses würde ich eine Gehhilfe benötigen.

Minimalistin bin ich eher digital. Auszer einem Desktop nie ein Mobilgerät besessen. Und ich finde mein Leben viel schöner, wenn ich drauszen im Park die Lchtstimmung genieszen kann ohne am Handy herumzuknibbeln und emails zu checken - alles hat seine Zeit! Die online-Zeit begrenze ich so gut es geht, gelingt mir mal mehr, mal weniger. Aber ich musz einfach nicht alles mitbekommen - die meisten Dinge auf fb etc. haben für mich nicht wirklich Bedeutung!

Zugang zum TV-Programm habe ich seit einigen Jahren auch nicht mehr und vermmisse nichts. Gelegentlich mal eine alte Videokassette einlegen und einen guten Film schauen, so ca. fünfmmal im Jahr, das reicht mir und dafür gibts noch einen Monitor ohne Kabel-oder Antennenanschlusz.
Lebe lieber life, auch wenn mein Aktionsradius sehr eingeschränkt ist und mir häufig die für andre normale Erlebnisqualität fehlt, mangels Mobiität.

Kulinarisch geht es auch ziemlich einfach zu und da ist oft Kreativität gefragt, um aus Zufällen ein leckeres Essen zu bereiten. Kochbücher/Rezepte brauche ich dazu nicht..

Statussymbole und Marken haben mich nie interessiert.
Es gibt sicher bei mir noch viel Vereinfachungspotential, aber manchmal stehe ich mir dabei auch selbst etwas im Weg.

Sextoys brauche ich/wir ebenfalls nicht - es gibt nichts, was man nicht mit realen Körperteilen anstellen kann und das macht einfach viel mehr Freude!
*******irl Frau
488 Beiträge
Zwei Träume habe ich noch:
1. einen ganzen Kleiderschrank nur voller blauer Sachen. Das wäre möglich und vielleicht mache ich das auch mal so... aber dann brauche ich noch mind. zwei weitere Schränke für all die anderen Farben. Unbedingt! *zwinker*

2. Eine Urlaubsreise mit Auto, wo man unterwegs überall anhalten kann, wo es schön ist, wo man wirklich etwas sieht von der Welt. Und bleiben kann, solange es einem gefällt.
(war nur leider für mich nie zu realisieren)
An Schnellzügen oder Flugreisen bin ich nicht interessiert.

Wie sagte schon Eva Strittmatter:
"Immer das Schuldgefühl gegen Orte,
an denen man nur vorüber ging..." - - -
*****kua Frau
4.565 Beiträge
JOY-Angels 
Sextoys brauche ich/wir ebenfalls nicht - es gibt nichts, was man nicht mit realen Körperteilen anstellen kann und das macht einfach viel mehr Freude!

*zwinker* wie war das mit der Selbstinszenierung - spielt es denn eine Rolle, ob man mit Dildos oder Esstischen wirft? Müsste ich wählen, behielte ich meinen Dödel und äße vom lebendigen Möbel.
Natürlich ist es ein Unterschied, ob man aus rein finanziellen Gründen minimalistisch Leben MUSS, oder rein aus einer Überzeugung heraus, nicht alles haben zu müssen, was man sich leisten KÖNNTE.
"Selbstinszenierung" klingt so negativ. Ich finde da nichts Negatives dran, wenn man sich freiwillig etwas beschränkt. Es käme auch unserer Umwelt zugute, wenn viel mehr Leute behutsamer mit unseren Ressourcen umgehen würden.

Ich habe mich auch erst an den dürftigen ÖPNV hier in der Region gewöhnen müssen, da ich es aus meiner alten Heimat anders gewohnt war. Da ich aber viel Zeit habe, war es letztendlich kein Problem, mich darauf einzustellen.
Eine Zeit lang musste ich regelmäßig nach Idar-Oberstein fahren, der Bus fährt werktags stündlich, Fahrtzeit ca. 35 Minuten. Da ich weder Handy noch eine Uhr besitze, konnte es vorkommen, dass ich, wenn ich wieder zurück fahren wollte, in Idar-Oberstein am Bahnhof an die Haltestelle kam und der Bus war seit 5 Minuten weg. Da bin ich halt in den Bahnhofskiosk und habe eins, zwei Kaffee getrunken und ein Würstchen gegessen oder ich bin eine Runde spazieren gegangen (wobei da die Gefahr bestand, dass ich den nächsten Bus wieder verpasse, denn ich weiß ja nie, wie viel Uhr es ist. *lol*)

Wäre ich mit dem Auto gefahren, hätte ich natürlich viel weniger Zeit gebraucht, ich wäre viel früher wieder zuhause gewesen. Und dann? Ob ich nun zuhause bin, oder irgendwo anders, ist ja völlig egal.
Das kann man sich natürlich nur erlauben, wenn man nicht mehr arbeiten gehen muss, aber dann ist es ein großes Stück Freiheit. Und da ich mir diese Freiheit erlauben kann, nicht auf die Uhr schauen zu müssen, warum sollte ich mir diese Freiheit nicht gönnen?
*******eben Mann
534 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *******_DA:

"Selbstinszenierung" klingt so negativ. Ich finde da nichts Negatives dran, wenn man sich freiwillig etwas beschränkt. Es käme auch unserer Umwelt zugute, wenn viel mehr Leute behutsamer mit unseren Ressourcen umgehen würden.

Daran ist auch nichts negatives, wenn es wirklich aus Überzeugung geschieht. Aber bei vielen - auch an sich sehr positiven - Trends spielen dann häufig nicht nur Überzeugungen eine Rolle, sondern auch, weil es "in" ist, es "dazugehört" etc. und der gewünschte Effekt bei anderen - nämlich die Erhebung der eigenen Person - eine nicht geringe Rolle spielt. Wenn also die soziale Komponente dieser Handlung die inhaltliche Motivation überwiegt. Davon sind leider auch sehr positive Bewegungen und Bemühungen nicht gefeit.
Wenn der Trend - und damit die Wirkung - vorbei ist, wird sich dann eben wieder ein Esstisch angeschafft.
Kennt man ja auch z.T. aus Kirchengemeinden. Der Anteil derer, die in der Gemeinde sind, weil sie wirklich glauben, dass Jesus Christus für ihre Sünden gestoben ist, würde ich als nicht sehr hoch einschätzen. Aber in traditionelleren Gegenden gehört es eben halt noch dazu, zur Gemeinde zu gehören, um in ihrer Peer-Group wirklich dazuzugehören. Das ist eher sozial als inhaltlich motiviert.
Zitat von *******eben:
Aber bei vielen - auch an sich sehr positiven - Trends spielen dann häufig nicht nur Überzeugungen eine Rolle, sondern auch, weil es "in" ist, es "dazugehört" etc. und der gewünschte Effekt bei anderen - nämlich die Erhebung der eigenen Person - eine nicht geringe Rolle spielt.

Da kannst du bei mir unbekümmert sein, ich lebe schon immer bescheiden, bin so erzogen worden und kümmere mich auch nicht um Trends. Ich kenne die jeweiligen Trends und Moden gar nicht und es ist mir auch egal, was andere Leute über mich denken.
*******eben Mann
534 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe @*******_DA!

Da bin ich bei Dir unbekümmert, wir kennen uns ja schon eine Weile online. Ich rede hier von gewissen Trends und ich habe da auch - zugegebenermaßen - eine ganze Reihe von Leuten vor Augen, die ich z.B. von meinem Studium und anderen Zusammenhängen her kenne, die sozusagen in allen Bereichen immer "hip" waren und sind.
Die meisten, die ich so einschätze, setzen sich dabei für gute Sachen ein. Aber ich befürchte: sie könnten sich auch für zweifelhafte Sachen einsetzen, wenn sie trendy werden ... und einige zweifelhafte Trends sind ja im starken Aufwind.

Aber ich will das nicht vertiefen ... in diesem Thread geht es ja um Minimalismus und nicht um erkenntnismäßigen Individualismus.
*******irl Frau
488 Beiträge
Um noch einmal klarzustellen: ich hatte mich mit der Äuszerung betreffs Trend und Selbstinszenierung eigentlich auf meinen Vorposter bezogen, Zitat Smartkoenig:
weniger ist mehr?

also für mich nicht. Weniger ist weniger. Ich finde es bemerkenswert, dass es immer wieder Leute gibt, die anderen Leuten etwas einreden wollen, was jeglicher Logik widerspricht. Es gibt sicher so etwas wie einen "minimal chic", aber das ist für mich nur eine weitere Stilrichtung wie etwa Bauhaus, Historismus, Barock oder meinetwegen das Biedermeier.

Und da ist es mir schon mehrfach irgendwie unecht vorgekommen. Nicht zuletzt in einem Buch über Minimalismus, wo ich auf keinem der Fotos im Kleiderschrank nur einen einzigen warmen Pullover oder Wintermantel sah. Nur so flatterige weiszgraue Leinenteile. Da alle gezeigten Leute in unseren Breiten lebten, kann ich nur vermuten, dasz das Winterzeug am Ende der Saison entsorgt wird und dann im Herbst wieder Neues gekauft - das wiederum finde ich nicht so umweltbewuszt.
Und im Übrigen bin ich, wie schon geschrieben, der Meinung, dasz es jeder für sich entscheiden kann.
Sorry, wenn ich schon wieder falsch angekommen bin - ich sollte es wohl lieber lassen! *snief*
Zitat von *******irl:
Sorry, wenn ich schon wieder falsch angekommen bin - ich sollte es wohl lieber lassen!

Nein, du bist nicht falsch rüber gekommen und du solltest es auch nicht sein lassen. Wir legen alle großen Wert darauf, dass JEDER seine Meinung äußern darf! *knuddel*
*******enig Mann
9.841 Beiträge
Die obendrein recht wertvoll ist. Mir kommt es nämlich auch so vor, als würde der Minimalismus von vielen einfach als weitere Stilrichtung verstanden. Dann hat man halt besonders wenige, dafür aber besonders teure Teile. Und was @*******_DA sagt, finde ich besonders wesentlich: Minimalismus macht nur dann Spaß, wenn man ihn sich leisten WILL, nicht wenn man ihn sich leisten MUSS.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Seife
Der Verzicht auf Seife hatte zwei Gründe: Zum ersten fand ich es schwierig, sie wieder abzuwaschen, da ich mich ja mit einem halben Eimer Warmwasser im Wohnzimmer vor dem Kaminofen gewaschen hatte, zum anderen leuchtete es mir unmittelbar ein, dass ich das gebrauchte Waschwasser - so es denn seifenfrei war - den Rosenbüschen zugute kommen lassen konnte.
Und es fügte sich, dass den sieben Rosenbüschen meines Gärtchens die sieben Tage der Woche entsprachen. So überstanden die Rosen die letzten beiden Dürresommer, ohne dass ich zusätzlich gießen musste. Jeden Tag war ein anderer Busch mit Gießen dran, und vom Montagsstrauch bis zum Sonntagsbusch war die Woche aufs Beste eingeteilt.
*******irl Frau
488 Beiträge
"Sieben Rosen hat der Strauch..." - fällt mir da jetzt gerade ein. (Sorry für OT)

Ich erinnere mich an meine Kinderzeit: da wurde jeden Samstag im Keller der Badeofen angefeuert (ein schmuckloses, aber funktionierendes, zementiertes Provisoriumsbad, welches die Hausgemeinschaft in der Waschküche aus der alten Regenwasserzisterne gebaut hatte, der einzig gelernte Maurer war ein alter versoffener Grundstücksnachbar, aber ohne ihn wäre das nie etwas geworden - ) und dann kamen wir Kinder nacheinander - manchmal auch miteinander, aber das gab oft Krach - in dasselbe Badewasser und danach Mutter auch noch.
Da schwammen dann die grauen Seifenmäuschen, der Kinder muszten schon mal gründlich abgeseift werden... und anschl. hat Vater das Wasser kannenweise im Garten vergossen. Also die Seife hat den Pflanzen offenbar nicht geschadet.
Mit heutigen Duschbädern wäre ich ebenfalls vorsichtig, aber reine Seife (?)
Zitat von *******irl:
Mit heutigen Duschbädern wäre ich ebenfalls vorsichtig, aber reine Seife (?)

REINE Seife macht den Boden höchstens alkalisch, da fühlen sich Brennnesseln besonders wohl. *zwinker*
*******irl Frau
488 Beiträge
Aha, da hab ich keine Ahnung, wie gesagt, die heutige Chemie würde ich eh nicht in der Garten kippen.

Allerdings nutze ich gebrauchtes Wasser noch zur WC-Spülung und hole es auch eimerweise aus der Regentonne dazu rein.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Kühlschrank

Den Kühlschrank ausgeschaltet zu lassen und nur einzukaufen, was nicht gekühlt werden muss, habe ich nicht durchgehalten. Zwar achte ich beim Einkaufen darauf, aber bei hochsommerlichen Temperaturen schimmelt sogar das Brot, wenn es nicht gekühlt wird (und auch im kalten Kühlschrank schimmelt es nach einer Woche).
Das Hauptproblem ist, dass es viel zu wenig Lebensmittel in kleinen Portionen für Alleinstehende gibt.
*******ata Frau
27.962 Beiträge
nur so ein gedanke:

wäre eine einkaufs/lebensmittelgemeinschaft eine option?
normale portion kaufen - unter 2 singles teilen...?
*******ster Mann
1.978 Beiträge
Hallo Gemeinde, nach 10 Tagen rumtreiben durch die grandalp, Ligurien, Piemont, Lombardei, Trentino und über die Steiermark, Niederösterreich und Niederbayern wieder zurück, kann ich sagen dass ein Leben mit weniger so viel mehr ist. Immer wild gecampt, nach Möglichkeit an einem Gewässer. Jeden Spätnachmittag für das Abendessen und den nächsten Tag eingekauft.
Ein ungeheuer befreites Leben. *top*
Wenn ich mal die Kosten für Benzin weglasse (war über 4000km unterwegs) bin ich mit 10€/Tag zurecht gekommen.
Man (ich) braucht wirklich nicht viel.
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