Dann möchte ich mich doch mal meiner Lieblingsreihe und damit Jacques Futrelle zuwenden.
Jacques Futrelle war ein amerikanischer Schriftsteller der am 9. April 1875 im Pike County, Georgia geboren wurde und am 15. April 1912 im Nordatlantik mit der Titanic unterging. Er hinterließ ab 1900 50 Kurzschichten um den genialen wie exzentrischen Wissenschaftler Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen. In seiner schier grenzenlosen Bescheidenheit?!, nannte er immer nur drei seiner 15 Doktortitel. Er war in nichts weniger als allen Gebieten der Wissenschaft bewandert. "2+2 ergibt 4 ... nicht zufällig, nicht einmal, sondern immer." Als Amateurkriminologe (man nenne ihn niemals Detektiv) löste er mit bestechender Logik Kriminalfälle, die die Polizei natürlich nicht auf die Reihe bekam. Sherlock Holmes nannte er verächtlich "überschätzter, aufgeblasener Wichtigtuer". An seiner Seite war immer sein Adlatus, Reporter des Daily New Yorker, Assistent, Mädchen für Alles, Zielscheibe seines Spottes und späterer Freund Hutchinson Hatch, den er gerne, ob seiner Neigung zum entspannten Leben mit Kubanischen Zigarren, Whisk(e)y und einem Schuss Naivität, mangelnder Intelligenz bezichtigt. "Ich nenne meinen Esel, wegen seines von keinerlei Intelligenz getrübtem Gesichtsausdruckes, Hutchinson".
Michael Koser hat 79 Skripte für diese Hörspielreihe, die im RIAS zwischen 1978 und 1999 ausgestrahlt wurde, geschrieben. Die ersten sechs basieren auf Kurzgeschichten von Jaques Futrelle. Alle anderen sind eigene Werke.
Friedrich W. Bauschulte sprach in allen Hörspielen den leicht arroganten, mit unter blasierten, umständlich formulierenden, gemeinhin humorlosen und trotzdem sympathischen Prof. van Dusen. Hutchinson Hatch wurde in allen Folgen von Klaus Herm lässig, locker, mit losem Mundwerk bestückt und leicht naiv gesprochen. Regisseur fast aller Folgen war Rainer Cute.
Diese Hörspielreihe hört sich unglaublich kurzweilig weg, ist aber nicht trivial. Ist aufwendig und detailverliebt, fantasievoll mit sehr viel Humor und damit sehr unterhaltsam produziert. Im Laufe einer Weltreise erleben die Protagonisten in allen Teilen der Welt Abenteuer mit sehr viel Geschichts-, Lokal- und Zeitbezug in der Zeit zwischen 1898 und 1912. Produziert wurden die Hörspiele meistens an Wochenenden in maximal 3 Tagen mit einer Vielzahl von Gastschauspielern von Berliner Theatern und Ensembles als Sprecher in der Unterhaltungsabteilung vom RIAS unter Leitung von Hans Rosenthal. Ein besonderer Ohrenschmaus ist die Musikauswahl von Rainer Cute. Ja ... manchmal sollte man sich die Schuhe fest zubinden, aber sie ist immer passend zum Szenario.
Mittlerweile gibt es eine Fortsetzung der Reihe mit neuen Fällen. Zum Teil unter Mitwirkung von Michael Koser. Diese sind auch gut produziert. Ihnen fehlt aber ein wenig die Spritzigkeit der alten Fälle. Auf Spotify werden zur Zeit nacheinander die alten Fälle (aktuell Fall 30) neu veröffentlich. Mit Kommentaren von Michael Koser und Rainer Cute zu jedem Fall, was wiederum sehr kurzweilig ist.
Hier der Link für Interessierte:
http://pirg.bplaced.net/pvd/kos2.htm