Am liebsten höre ich klassische Musik, wenn ich den Musikern zuschauen kann, sehen kann, wie die Töne entstehen und die Musiker zusammenwirken.
Auch mag ich es sehr, wenn ich eine positive Grundstimmung des Ensembles spüren kann. Bei Dirigenten wie Raphaël Pichon oder Stéphane Fuget beispielsweise ist es offensichtlich, dass die Musiker sie mögen und gern mit ihnen zusammenspielen.
Und die Dirigenten ihrerseits zeigen deutlich, dass sie die Performance ihrer Leute wertschätzen. Nie vergessen sie, sich nach dem Stück bei den Ausführenden zu bedanken.
Auch die Körpersprache der Dirigent:innen ist mir wichtig. Zackiges Gefuchtel und übertriebene Selbstdarstellung mag ich garnicht, weiche Gesten und lockere Bewegungen mit dem ganzen Körper empfinde ich als erotisch.
Da ich psychisch etwas labil bin, achte ich sehr darauf, dass die Musik mich im Gleichgewicht hält. Deshalb bevorzuge ich Werke aus Renaissance und Barock. Sie scheinen mir mehr Gelassenheit und Harmonie zu vermitteln als spätere Epochen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der geschichtliche Hintergrund, also die Entstehungsgeschichte des Werkes und seine Aufführungspraxis.
Wenn ich Cadmus und Hermione von Lully mit Vincent Dumestre sehe, mit diesen prächtigen Kostümen und gesungen in dem damaligen Französisch, stelle ich mir vor, ein Teil des ursprünglichen Publikums zu sein.
So oder so ähnlich muss der Sonnenkönig diese Oper damals gesehen haben, denke ich bei mir. Dann fühle ich mich wirklich für kurze Zeit meiner Gegenwart entrückt.
So nimmt mich die Musik mitunter auf eine Art Zeitreise mit.