für mich ist das Mittelmeer das erste Meer, das ich mit meinen Augen zu sehen bekam. Meine Mutter hatte als Au-pair Mädchen in den 1950er Jahren in Monte Carlo gearbeitet und mit den Familien, die sie dort kennengelernt hatte, haben sich dann lebenslange Freundschaften gebildet (die erst vorletztes und Ende letzten Jahres mit den letzten Beerdigungen zu Ende gingen). Die Monegassen haben uns also im Winter in Österreich besucht (ich bin geborener Österreicher) zum Skifahren und wir sind im Sommer nach Monaco zum Baden. Wie in den 1970er Jahren üblich haben wir den halben Hausstand in den klapprigen roten R4 geladen, den meine Mutter damals hatte und sind über den San Bernardino, Lugano, Como, Ring Mailand, Genua, Imperia, San Remo nach Monaco gefahren. Zwei Dinge sind mir von meiner ersten Reise ans Meer erinnerlich: 1. der Geschmack von Orangina in einer der damals noch neuen und hippen Autobahnraststätten und 2. der Geruch des Meeres, als wir kurz vor Genua noch hinter den Bergen an einem Parkplatz anhielten. Als das große Wasser dann endlich in Sicht kam, dauerte es eine Weile, bis wir einen Parkplatz fanden, von wo aus man ein Foto machen konnte.
Englisch sprach damals noch niemand im französischen Sprachraum, aber das war egal. Meine Mutter hat für uns übersetzt und der Rest wurde mit Händen und Füßen erledigt. Mit meinem Bruder habe ich gewettet, ob ich im Urlaub mehr Rolls-Royce sehe als er VWs. Und die Wette habe ich mit 46 zu 23 gewonnen... (ich konnte ja nicht wissen, dass die Franzosen kaum VWs fahren). Wir sind bis in die 90er Jahre immer wieder ans Meer gefahren und als ich in den 80ern dann endlich einen Führerschein hatte, konnte ich auch selbst fahren, Straße der Sehnsucht geblieben ist mir dabei die Route Napoleon über Grenoble, Gap, Sisteron. Wenn der Kleine groß genug ist, werde ich ihm die Route und das Ziel einmal zeigen. Bis dahin habe ich dann hoffentlich auch einen Rolls-Royce mit Klimaanlage, damit es eine angenehme Fahrt wird...