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Landleben ohne Auto

**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Landleben ohne Auto
Dass mein altes Auto zur Zeit streikt, habe ich zum Anlass genommen, mal eine Zeitlang zu versuchen, ohne dasselbe auszukommen.

In diesem Thread will ich in loser Folge von meinen Erfahrungen berichten.

Die erste Herausforderung: Einkaufen zu Fuß, alles im Rucksack 🎒 heimtragen. Konsequenz: möglichst viel getrocknetes Zeug finden, um nicht so viel schleppen zu müssen.

Meine erste Mahlzeit: eine Pampe aus Goldhirse, gelben Erbsen und Gemüsebrühe.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Essbar *smile*
*******enig Mann
10.063 Beiträge
Da ich an einem Ort wohne, von wo aus man das Ende der Welt schon recht gut erkennen kann, gibt es keinerlei ÖPNV, wenn man von den 3 Schulbussen Mo.-Fr. und 2 am Samstag/Sonntag einmal absieht. Einkaufen zu Fuß ist nur im örtlichen Kiosk (ehemals Konsum) möglich, ein echtes Privileg im Vergleich zu dem Großdorf, wo wir vorher gelebt haben (550 gegenüber 428 Einwohner). Alle anderen Einkaufsquellen sind mindestens 12km entfernt, und wenn man seine Kleidung nicht im Takko oder kik einkaufen möchte, muss man 55km zum nächsten C&A fahren.

Leben auf dem Dorf ohne eigenes Kraftfahrzeug (oder Pferd) oder jemanden, der einen wohin fahren kann im Bedarfsfalle ist aus meiner Sicht daher praktisch unmöglich. Bei den Tarifverhandlungen mit deinem alten Auto wünsche ich viel Erfolg, damit sein Streik baldmöglichst beendet wird.
****42 Mann
4.930 Beiträge
In D (übrigens auch hier in NO) geht das Leben auf dem Land überhaupt nicht ohne KFZ. Es reicht erkrankt zu sein. Speziell im Osten Deutschlands hauen sogar die Spritkosten richtig ins Kontor, weil der Fachärztemangel so eklatant ist. In der Gegend in Thüringen, aus der ich ursprünglich stamme, sind die Menschen dazu übergegangen nach Bayern (z.B. Coburg) zum Arzt zu fahren. 200km und mehr pro Arztbesuch. Weil es keine Ärzte (nicht einmal genügend Hausärzte), einschränkte Öffnungszeiten (das Gros der Ärzte hat nur noch einmal die Woche länger als 15:00 auf, meistens nur noch vormittags), keine Termine oder 6 Monate+ Wartezeit, keine vernünftige Logistik, trotz Termin stundenlange Wartezeiten und oft unfreundliche Behandlung gibt. Da braucht man über ÖPNV nicht einmal ansatzweise nachdenken. Wer fährt krank oder gehbehindert stundenlang mit der Bahn? Um danach noch ein Taxi bezahlen zu müssen? Manche Arzttermine wären mit ÖPNV nur mit Übernachtung möglich und damit ist das alleine finanziell schon ein Desaster. Der Individualverkehr ist durch den Abbau sozialer und medizinischer Infrastrukturen gestiegen.
Das war nur ein Beispiel. Wie die Menschen auf dem Land zu ihrem Arbeitsplatz kommen interessiert auch niemanden. Die Konzepte der Grünen sind was für die abgehobenen Großstadtbewohner, bei denen alles im Umkreis von wenigen km und mit hoher Versorgungsdichte billig erreichbar ist.
****on Mann
16.232 Beiträge
Zitat von *******enig:
Da ich an einem Ort wohne, von wo aus man das Ende der Welt schon recht gut erkennen kann, gibt es keinerlei ÖPNV, wenn man von den 3 Schulbussen Mo.-Fr. und 2 am Samstag/Sonntag einmal absieht. Einkaufen zu Fuß ist nur im örtlichen Kiosk (ehemals Konsum) möglich

So ist es bei mir auch, sogar innerhalb der blauen Banane. Ich wohne zwar im Einzugsgebiet der Rhein-Ruhr-Schiene mit 7 Mio Einwohnern, aber im Saum zum ländlichen Münsterland bin ich ohne Auto aufgeschmissen. Ich leiste mir sogar einen Motorroller als Backup, falls mein Auto mal ausfällt.

Dennoch ist es kein Vergleich zu Deiner Schilderung, @****42 . Das ist ja wie in den USA bei Dir!
*******ster Mann
2.003 Beiträge
Zitat von ****42:
Das war nur ein Beispiel. Wie die Menschen auf dem Land zu ihrem Arbeitsplatz kommen interessiert auch niemanden. Die Konzepte der Grünen sind was für die abgehobenen Großstadtbewohner, bei denen alles im Umkreis von wenigen km und mit hoher Versorgungsdichte billig erreichbar ist.
Na klar. Die Grünen *haumichwech*
Die haben es doch tatsächlich in zwei Jahren als mitregierung geschafft daß der öpnv, die Ärztedichte und die nahversorgung auf dem Land zusammen gebrochen ist *kopfklatsch*
Was war zuerst?
Die Zunahme des individual Verkehrs oder die Abschaffung des öpnv?
Wer hat den Firmen gesagt dass sie dorthin gehen sollen wo es Arbeitskräfte und Infrastruktur gibt?
....
*******enig Mann
10.063 Beiträge
Vielleicht ist es schon zu lange her, aber ich fand den ÖPNV in Norwegen nicht so übel. Wobei die Provinz Nordrogaland, wo ich gearbeitet habe, natürlich noch relativ dicht besiedelt war. Es gab ganz brauchbare Verbindungen mit diesen altmodischen mittelgrünen Volvo-Bussen. Aber prinzipiell kann man das Landleben ohne Auto ganz gepflegt vergessen.

Die Beschreibung der Zustände in Ostdeutschland kann ich aus eigener Anschauung mehr oder weniger bestätigen. Allerdings sind die Gründe, warum die meisten Ärzte nur noch halbtags arbeiten politischer Natur. Die letzte Quartalsabrechnung meiner Frau, wo die KVBB mal wieder die Praxis um mehrere 10.000,- Euro beschissen hat, hat mir das erneut drastisch vor Augen geführt. Das Geschwätz der Abrechnungstrulla von der Rechnungsabteilung, die mir auf meine Frage, ob wir jetzt auch ab dem 1200. Patienten ein Schild raushängen sollen "Neue Patienten können derzeit nicht aufgenommen werden" allen Ernstes antwortete: "nein, nein, selbst verständlich können Sie auch mehr Patientengespräche führen, die einzelnen Gespräche werden dann eben nicht zum vollen Satz abgerechnet", was mich auch nach über 2 Wochen noch immer fassungslos zurück lässt, klingt mir noch glockenhell im Ohr.

Also nein, wenn Ärzte auf dem Land keinen Bock auf volle Stunden mehr haben, liegt es an den absurden Abrechnungsmodalitäten eines vollkommen durchpolitisierten Gesundheitssystems. Ich hätte da nämlich auch keinen Bock mehr.
****42 Mann
4.930 Beiträge
Die Zunahme des individual Verkehrs oder die Abschaffung des öpnv?

Darum geht es nicht. Es geht darum, dass jetzt in D die Individualmobilität idealerweise abgeschafft, zumindest unbezahlbar und eingeschränkt, werden soll. Ohne eine funktionierende Alternative zu schaffen. Ein 49€ (noch) Ticket ist nur eine Alternative für Menschen, die ohnehin an den ÖPNV angeschlossen waren und nur zu faul und bequem waren diesen zu nutzen. Jetzt wird, ja von den Grünen oder der Ampel, die individuelle Mobilität künstlich teuer gemacht. Und ja, das geht eindeutig zu Lasten derer, die keine Alternativen haben.

Es können ja alle vom Land in die Stadt ziehen und dann können die Städte sehen, wo die Ernährung herkommt. Natürlich von Lieferando oder Hello Fresh.

Es muss eine Lösung für alle geben und nicht einfach ein Verbot von allem, ohne Alternativlösungen.
*******ster Mann
2.003 Beiträge
Stimmt, zu jedem Feiertag und zu den Ferien dreht die Politik an der preisschraube für den sprit *haumichwech*
Ebenso wurde das abrechnungssystem der kk eingeführt. Das hängt auf gar keinen Fall damit zusammen daß Praxen 24000 und mehr Patienten abgerechnet haben.
Aber egal, Hauptsache man hat einen Schuldigen. Uuuund vor allem die Heils Versprecher werden es schon richten. Bevor ihr jammert, schlagt vor wie man diesen Haufen sch..... noch retten kann.
Vorschläge? *haumichwech*
*******enig Mann
10.063 Beiträge
Der ÖPNV kommt in Deutschland auf dem Dorf maximal 3 mal am Tag, dafür immer in den politischen Sonntagsreden. Ungefähr 10 Jahre vor Einführung des ICE gab es in Deutschland Schnellzüge, die Eurocity hießen, wenn man damit über eine Grenze musste, was damals noch deutlich öfter der Fall war als heute. "Alle reden vom Wetter - wir nicht!", behauptete eine Bahn, die damals noch Bundesbahn genannt wurde, vermutlich weil sie nur in der Bundesrepublik fahren durfte. Jetzt muss sie ja in ganz Deutschland fahren und heißt deshalb Deutsche Bahn. Man brauchte eine Stunde länger von Köln nach Frankfur/Main und zahlte hohe Preise für Tickets, die damals noch Fahrkarten hießen, damit man aus dem Fenster schauen konnte auf etwas, das damals noch kein UNESCO Welterbe war. Heute ist es das, aber keiner guckt mehr hin, denn man kann es ja auch jederzeit im Händi nachschauen. Beim ersten Mal fiel es mir nicht auf, denn ich kam ja mit dem Auto nach Deutschland zum Arbeiten, aber beim zweiten Mal kam ich ohne und musste lernen, dass man auch in einer Großstadt tagsüber eine halbe Stunde auf den Bus warten muss, ein Umstand, der dem nahegelegenen Steakhaus über 6.000,-DM Jahresumsatz brachte, weil ich lieber lekka essen gehe und den nächsten Bus nehme als in einem nicht vorhandenen Wartehäuschen eine halbe Stunde auf den nächsten Bus zu warten.

Wer die Chose abstellen soll? Naja, einfach die richtige Partei wählen! Und das sind nach ihrem Selbstverständnis eigentlich alle. Oder ihr wählt mich zu eurem König von Deutschland. Dann gibt es die Lottozahlen immer schon am Donnerstag, wohlgemerkt bei unverändertem Annahmeschluss. *zwinker*
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