Geschichten als kreative Schöpfung
Rechtsanwälte küsst man dochDen ganzen Tag hatte sie gearbeitet, extra noch Überstunden gemacht, um ihren Chef zufrieden zu stellen und vielleicht bei der Nächsten ‚Mitarbeiter des Monats’ Wahl bedacht zu werden. Sie hatte alle Briefe getippt, die Akten geordnet, ist zwischen ihrem Büro und dem Archiv hin und her gerannt, um bearbeitete Ordner abzulegen. Gleichzeitig brachte sie die Akten der neu aufgerollten Fälle ins Büro.
Es war ein furchtbarer Tag in schwüler Hitze gewesen.
Sie hatte sich in einer kurzen Pause, schon am Morgen dieses Arbeitstages, ihrer Strumpfhose entledigt und ihre sonst, so streng, bis oben geschlossene Bluse bis ins Dekolleté aufgeknöpft. Am Rande hatte sie die bewundernden Blicke ihrer männlichen Kollegen und die spitzen Bemerkungen der Weiblichen mitbekommen. Doch sie hatte sich davon nicht stören lassen. Hat ihre Arbeit noch ein bisschen gewissenhafter gemacht, in der Hoffnung er würde bemerken.
Nach den vielen Überstunden war sie nun mittlerweile allein in diesem Bürokomplex, es fing an zu dämmern und sie fühlte sich in diesen großen schallenden mit Büroboxen versehenen Raum beklommen. Als würden mit dem Sonnenuntergang und dem drohendem Einbruch der Dunkelheit die Fälle aus ihren Akten vor ihren Augen aufleben wollen.
Sie meinte Schritte hinter sich zu hören, drehte sich um. – Nichts.
Auf leisen Sohlen schlich sie, die Pumps unter ihren Armen, weiter.
Wieder hörte sie Schritte, ganz sicher da war jemand. Erstarrt vor Angst, regungslos, in die Stille lauschend, stand sie da. Wartete auf weitere Schritte, doch es war still. Nur das leise säuseln des Windes, der durch die gekippten Fenster wehte.
Sie spürte, dass sie nicht alleine war. All ihren Mut nahm sie zusammen, legte sich die Worte zurecht, die sie mutig dieser vermeintlichen Person und ihrer Angst entgegen schreien wollte.
Einen ihrer Schuhe hielt sie fest mit der rechten Hand umklammert, so dass sie den Absatz notfalls als Waffe verwenden konnte. Sie machte also auf ihren nackten Fersen eine Kehrtwendung um hundertachtzig Grad, holte tief Luft und rief mit gespielt- kräftiger Stimme: „ Sie machen…“ Die Worte erstarben auf ihren Lippen zu tonloser Überraschung und gleichzeitiger Erleichterung.
„Herr Schur?!“
„ Bitte entschuldigen sie, Frau Baumgärtner, ich wollte sie nicht erschrecken. Ich dachte nicht, so spät überhaupt noch jemanden im Büro anzutreffen“
So spät? Oh ja, es war spät. Die untergehende Sonne tauchte den Raum in warmen, roten Schein. Innerlich freute sie sich fast über diese späte Begegnung, auch wenn sie sich beinahe zu Tode erschreckt hatte. ‚Er kennt meinen Namen’ schoss es ihr durch die Gedanken.
Seit Monaten arbeitete sie jetzt schon für diesen Mann, doch schien er weder sie noch ihre gute Arbeit jemals zu sehen oder zu beachten. Sie fühlte sich, an jedem ihrer Arbeitstage, immer wie die kleine Praktikantin, die man so gern zum Kaffee holen schickte.
Dabei hatte sie ein abgeschlossenes Jurastudium hinter sich. Sie war mittlerweile 36 und hatte trotz ihres Studienabschlusses und guter Referenzen keine Anstellung als Anwältin gefunden. Der Umzug hatte ihr bisher nur Unglück gebracht… Doch sie wollte nicht aufgeben, schon gar nicht zurückziehen in die Provinzstadt aus der sie kam. Würde sie nur fleißig genug arbeiten, würde sie auch hier noch ihre Chance bekommen.
Einmal hatte sie in seinem Büro vorsprechen wollen um einen Vorschlag zu machen, wie die Archivierung der Altakten besser Hand zu haben sei, doch die Dame im Vorzimmer wies sie mit den Worten, sie solle sich um ihre Arbeit kümmern ab.
Manchmal sah sie ihn zwar bei seinen Rundgängen durch die Bürohalle, aber sie hatte keine Möglichkeit ihn dabei anzusprechen. Wie gern hätte sie ihn angesprochen, zum
Einen um endlich ihren Vorschlag machen zu können, zum Anderen weil sie so neugierig war auf die Stimme dieses gut aussehenden Mannes.
Er musste so Anfang vierzig sein, hatte ganz leicht, metallisch graue Schläfen, ein sehr markantes Gesicht und unter seinem Anzug einen schlanken sportlichen Körper, was sich hin und wieder durch das Muskelspiel seiner Oberarme zeigte.
„Frau Baumgärtner“ riss er sie aus ihren Gedanken. „ Da sie noch hier sind, lassen sie uns doch zu einem kurzen Gespräch in mein Büro gehen. Möchten sie einen Kaffee?“
Wortlos folgte sie ihm durch Halle und Vorzimmer in sein Büro. Es war groß und stilvoll eingerichtet. Dunkle Möbel die im roten Schein der Sonne sehr viel Behaglichkeit ausstrahlten.
„Kaffee?“
„ Ja, bitte.“ Sie setzte sich auf den braunen Ledersessel.
Er reichte ihr eine Tasse und setzte sich auf den Rand seines vollkommen überdimensionierten Schreibtisches.
„Sie machen also schon wieder überstunden? Ich beobachten schon lange ihre Arbeit hier und ich wollte ihnen Mitteilen, dass sie mit ihrer überragenden Leistung Mitarbeiterin des Monats Oktober werden“
Mitarbeiterin des Monats, klar hatte sie sich diese Auszeichnung gewünscht, doch in diesem Moment bedeutete es ihr nichts mehr. Endlich konnte sie mit ihm sprechen, seine Stimme hören und sich in seinen betörenden Augen verlieren.
„Das ist… ähm… sehr nett…“ stammelte sie und nippte verlegen an ihrem Kaffee.
„Auch ihren Vorschlag für die Archivierung habe ich erhalten. Gute Arbeit!“
‚Aber ich habe doch gar nicht…’ Joachim, ihr Boxkollege musste wohl alles aufgeschrieben und ihm als Memo geschickt haben.
Sie spürte, wie sie sichtlich errötete.
„Frau Baumgärtner, Judith, sie sind eine bezaubernde, junge Frau. Klug und zielstrebig. Aber wissen sie, sie sind vor allem wunderschön! Bitte verzeihen sie mir, wenn ich ihnen das so direkt sage, aber schon seit ihrem ersten Tag hier, bewundere ich sie.“
Sie wollte die Überraschung die ihr, über diese Worte, im Gesicht stand verbergen und blickte deswegen nur ganz langsam von ihrer Tasse zu ihm auf.
In ihren Träumen hätte sie nicht gewagt sich solche Szenen auszumalen. Sie, die sich selbst für unscheinbar, für zu dick und unattraktiv hielt, wurde von diesem Katalogmodeltypen als wunderschön beschrieben. All die Monate war dieser Mann so unerreichbar, blieb ihr selbst in ihren Träumen verwehrt, obwohl sie ihn so sehr begehrte und jetzt saß er vor ihr und sprach ihr seine Bewunderung aus.
‚Das kann doch alles nicht war sein, das muss ein Traum sein, so was gibt’s nur im Märchen.’
Verlangen und Begehren flammten in ihrem Körper auf, schossen durch ihre Adern und sammelten sich als heißes Feuer in ihrem Schoß.
Er rutschte auf seinem Tisch ein wenig näher zu ihr heran. „Judith, ich wollte ihnen schon so lange sagen, welch begehrenswerte Frau sie sind. Leider hatte ich bisher nie Gelegenheit dazu. Sie… Du hast mich verzaubert!“
Er strich ihr sanft über die Wange. „Judith, du …“ doch sie legte ihre Finger auf seinen Mund. „Sag nichts, Ralf!“
Sie stand auf, machte noch einen kleinen Schritt auf ihn zu und schaute ihn liebevoll an.
Wieder streichelte er über ihre Wange, erfühle mit seinen Fingerspitzen ihre Lippen, um dann ihr Gesicht in beide Hände zu nehmen und sie leidenschaftlich zu küssen.
Sie erwiderte seinen Kuss, wurde aber im gleichen Augenblick unsicher. Am liebsten hätte sie sich hier und jetzt von ihm verführen lassen. Doch was würde das für ein Licht auf sie werfen, was würde er denken, oder ihre Kollegen, sollten sie davon erfahren? Nachher würde sie den klangvollen Namen der Büroschlampe innehaben, aber nein so eine wollte sie nicht sein. Klar war sie ungebunden, aber noch lang nicht Freiwild und sie konnte dem, was gerade geschah, nicht trauen.
Langsam und gegen ihren inneren Willen, entzog sie sich seinen sanften Lippen und seinen warmen Händen. Packte Jacke und Schuhe, die sie neben dem Sessel abgelegt hatte. “Ich sollte gehen!“
Schon war sie verschwunden und hatte ihn mit der halbleeren Kaffeetasse und seinen Gefühlen stehen lassen. Er schaute ihr nach, durch die leere, offene Tür als könnte er sie immer noch sehen. Diese Frau. Von diesem einen Kuss berauscht, berührte er seine Lippen als könnten seine Finger ihren Mund ersetzten und ihm den Kuss zurückbringen.
Ein langes Wochenende stand bevor bis er sie am Montag endlich wieder sehen würde. Und wie jedes Wochenende, verbrachte er es mit seiner Mutter. Es war nicht leicht mit ihr umzugehen, sie war oft schon am Morgen betrunken und redete nur wirres Zeug. Seit Jahren, seit ihr Mann gestorben war, war sie dem Alkohol verfallen. Die Jahre der Sucht forderten ihren Tribut, ihre Leber war zerfressen vom Whiskey, ihr einst so gewissenhaftes Gehirn nur noch ein Haufen unnützer, alkoholverbrauchter Zellen und ihr Gesicht, trotz der täglichen Creme und Schminkversuche, eingefallen, gelb-grau und faltig.
Nun wenigstens am Wochenende wollte er noch für sie da sein. Er kümmerte sich so gut er konnte, kochte ihr gutes Essen und versuchte ihr elendes und längst befristetes Dasein mit ein wenig Geborgenheit zu füllen.
Judith hatte dieses Wochenende einer Freundin versprochen. Susi, die große, schlanke Schönheit, die sie schon seit der Schulzeit kannte, hatte nach ihrer Trennung wieder einen Freund. Die Beiden wollten endlich mal ein wenig Zeit für sich, also hatte Judith sich angeboten ihre zwei Kinder übers Wochenende zu sich zu nehmen.
Und sie genoss die Zeit mit den Kindern sogar. Es war wunderschönes Spätsommerwetter und sie verbrachten den ganzen Tag auf dem Spielplatz, tobten zusammen und lachten. Erst am Abend gingen sie nach Hause um gemeinsam zu kochen. Doch die ganze Zeit musste sie über ihn nachdenken, sie bekam seinen Kuss nicht mehr aus ihrem Kopf, das Gefühl nicht mehr von ihren Lippen.
Montagmorgen.
Ein wenig nervös, war sie heute schon eine halbe Stunde früher in die Kanzlei gekommen. Sie hoffte ihn, noch bevor die Kollegen kommen, zu sehen. Leider war ihre Hoffnung umsonst. Sie bekam ihn nicht zu Gesicht. Also stürzte sie sich wieder mit ihrer gewohnten Gewissenhaftigkeit in die Arbeit. Nach und nach kamen auch die Anderen, sie grüßten kurz, oder zwinkerten ihr bewundernd, wegen des Einblicks in ihre leicht geöffnete Bluse, zu. Nur die Bürohäschen, wie sie sie nannte, schauten eher verächtlich und tuschelten untereinander: „Die ist doch viel zu fett um sich so zu zeigen, was bildet die sich ein.“
Es machte ihr nichts aus, das zu hören. Sie dachte an seine Komplimente vom Freitag.
Noch in Gedanken vernahm sie unwirklich eine Stimme: „ Frau Baumgärtner“…
„Frau Baumgärtner, ich habe die Akten, die ich bei ihnen angefordert habe noch nicht erhalten, bitte holen sie die aus dem Archiv, außerdem möchte ich sie in zehn Minuten in meinem Büro sprechen.“
Ohne ein weiteres Wort oder eine Geste ging er weiter. Was war passiert? Warum war er so barsch gewesen? Am Freitag hatte er sie noch beim Vornamen genannt und jetzt…
Sie war enttäuscht, hatte er das am Freitag gar nicht ehrlich gemeint? Sie hätte ihn nicht abweisen und so schnell verschwinden sollen, warf sie sich vor. Doch es half alles nichts, sie musste die Akten holen und sie musste ihm gegenübertreten, ob sie wollte oder nicht. Und sie wollte wirklich nicht, sie wollte eher im Erdboden verschwinden, statt ihm in seine sanften Augen sehen zu müssen.
‚Du brauchst den Job, also mach!’ sagte ihr die Vernunft. Missmutig machte sie sich auf ins Archiv und von dort aus direkt ins Büro des Chefs.
Er erwartete sie bereits und schloss hinter ihr die Tür. „Legen sie die Akten auf das Sideboard. Ich diktiere ihnen noch einen Brief für das Landesgericht, setzten sie sich.“
Es war ihr ganz recht dass er diktieren wollte, so konnte sie statt ihn anzuschauen, auf den Block sehen. Da saß sie also, starrte auf das leere Papier und wartete auf sein Diktat.
Einen Moment war es still.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Schatten vor seiner Türe verschwunden war und seine Privatsekretärin sich wieder anderen Aufgaben zu wandte, konnte er endlich reden: „Judith, es tut mir leid, doch würde sie etwas mitbekommen, wüssten es bald alle hier in der Kanzlei und dir würde vorgeworfen, dich nur hoch zu schlafen.“
Er hatte natürlich Recht, darüber hatte sie gar nicht nachgedacht. Wie gut das er so umsichtig war, sie musste sich also keine Sorgen machen, dass er es nicht ehrlich mit ihr gemeint hätte.
Er kniete sich direkt vor sie auf den Boden. „ Ich habe mich noch nie so sehr auf einen Montag gefreut. Das ganze Wochenende musste ich an dich denken.“
Glücklich sie wieder bei sich zu haben, legt er seinen Kopf in ihren Schoss. Unbeschreiblich glücklich war sie in diesem Augenblick, legte ihre Hand auf seine Wange und streichelte ihn.
Ein paar Minuten verbrachten sie so, in Gedanken versunken und die Nähe des Anderen genießend. Dann schaute er ihr tief in die Augen: „Am Freitag…“ stammelte er ein wenig verlegen: „Du… ich, also, wie soll ich es sagen?“ Wie um seine Gedanken zu sortieren, blickte er kurz auf den Boden um sie dann wieder anzusehen. „Ich habe mich in dich verliebt!“
Ihr Herz machte einen Sprung. Dennoch war sie skeptisch. Sie hatte schon so viele schlechte Erfahrungen gemacht. Männer die sie im Bett haben wollten, aber wenn es darum ging mit ihr essen oder ins Kino zu gehen hieß es immer nur: Was sollen denn meine Freunde denken, wenn sie mich mit dir sehen?
Er sah den Anflug ihres Zweifels: „Judith, Liebste, bitte glaube mir! Du hast mich verzaubert. Dieser eine Kuss, du hast ihn erwidert! Ich weiß du empfindest auch etwas für mich!“
„Ja“ hauchte sie und küsste ihn. Ein langer, inniger Kuss. Ganz vorsichtig wanderten seine Hände in ihren Nacken, streichelten ihn und drücken sie noch ein wenig fester an seine Lippen. Sanft aber bestimmt drückte sie ihn zurück und schaute ihn zärtlich an. „Geh nicht wieder so schnell.“ Bat er. Sie wollte nicht gehen, sie wollte ihn nur ansehen. Ihrem Glück in die Augen schauen um ihn dann aufs Neue zu küssen. Sie küssten immer inniger, wilder. Seine Hände gingen über dem Stoff ihrer Bluse auf Wanderschaft, strichen über ihre, vom Verlangen aufgebäumten, Brüste. Für diese kurze Zeit vergaßen sie alles um sich herum und gaben sich ihrer Begierde hin.
„ Wir müssen vernünftig sein!“ sagte sie, „wenn ich zu lange bei dir bin, fällt das auf.“
„Mach heute wieder Überstunden!“ verwundert und fragend sah sie ihn an.
„ Ich werde pünktlich Feierabend machen, aber wenn alle gegangen sind werde ich wieder zu dir kommen“
„In Ordnung:“ sagte sie, nahm ihren Block und ging
Sie hatte die Tür schon geöffnet: „Eins noch!“ rief er „du… Sie sind für die Neustrukturierung des Archivs verantwortlich. Ich übertrage ihnen die Aufgabe, sie können schalten und walten wie sie es für richtig halten und wenn sie etwas brauchen geben sie mir bitte Bescheid.“
Nur schleppend bewegte sich der Tag dem Abend zu. Beide konnten sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren, dachten aneinander und an die kurzen Momente ihres Zusammenseins.
Wie war das Alles nur gekommen? Sie überlegte: Konnte es wirklich sein, dass er sich in so kurzer Zeit in sie verliebte? Bisher hielt sie die >Liebe auf den ersten Blick< für ein Gerücht aus Teenager-tagen, dass sie selbst nicht erfahren gedurft hat. Doch jetzt? Und wie war das bei ihr selbst? Klar schwärmte sie schon lange für ihn, oder zumindest für das was sie vom Sehen her kannte, aber konnte sie nur aufgrund ihrer schicksalhaften Begegnung am Freitag schon sagen ihn wirklich zu lieben? Ihr Herz sage ja und der Vernunft hatte sie jedweden Widerspruch verboten. Sie wollte nicht wissen ob es richtig war oder was daraus würde. Sie wollte einfach nur glücklich sein mit ihm.
Langsam wurde es ruhiger und eine nach der anderen Bürobox leerte sich. Es regnete schon den ganzen Tag und deswegen gab es auch keine untergehende Sonne, die ihr ihre Hoffnung mit ihren warmen Rot bemalen konnte. Nur ein Blick auf die Uhr verriet, bald würden alle Gegangen sein. Zehn vor Fünf. Wie sie ihre Kollegen kannte, machte niemand außer ihr Überstunden, was ihr zum ersten Mal mehr als nur Recht war. Punkt Siebzehn Uhr verließ Joachim, ihr Mittfünfziger Büroboxkollege als Letzter, die Kanzlei.
Allein!
Er hatte ihr nicht gesagt, wann er kommen würde. Sicherlich würde es noch eine ganze Weile dauern, wenn er sichergehen wollte von Niemandem gesehen zu werden. Sie wollte die Zeit des Wartens nutzen und machte sich über die liegen gebliebenen Akten her. Heute freute sie sich darauf Schritte zu hören und lauschte deswegen angestrengt in die lautlose Stille ihrer schlafenden Fälle und Verhandlungsprotokolle.
Mit einer roten Rose stand er im Eingang ihrer Bürobox. „Die Zeit war so lang ohne dich!“ er ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss. „Gehen wir in mein Büro, da ist es gemütlicher und außerdem kann man die Tür zumachen.“ Sagte er mit einem verschmitztem Lächeln.
Ihre Hand in seiner schlichen sie durch die Halle. Ihre Schritte schienen unendlich laut und
bald rannten sie, wie frisch verliebte Jugendliche, lachend, bis sie sein Büro erreichten. Er zog sie hinein und ließ die Tür in Schloss fallen. „Küss mich!“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
Stürmisch presste er ihren Körper mit seinem gegen die Wand und küsste sie. Ihren Mund, ihren Hals, ihre Wangen und ihre Ohren.
Seine Hände wühlten suchend unter ihrer Bluse. Streichelten ihre Haut, drückten sie fest an ihn. Streichelten weiter und suchten dabei ihre Brust. Mit sanftem Druck lösten seine geschickten Finger in ihr die Erregung aus. Sie riss gierig an seinem Sakko um es ihm auszuziehen und mit ein wenig Hilfe lag es bald auf dem Boden. Weiter küssend öffnete er ihre Bluse, Knopf für Knopf. Er war begeistert von ihr, von ihrer Hingabe. Von der Leidenschaft mit der sie seine Küsse beantwortete und von ihrer wilden Sanftheit.
Er ging ein Stück in die Knie und hob sie hoch. Sie wollte sich wehren, wollte protestieren, doch er küsste ihren Protest einfach weg und trug sie zu seinem Schreibtisch. Als sie so vor ihm saß, die Beine genauso weit geöffnet wie die Bluse, war es um seine Beherrschung geschehen. Er wollte sie. Es war an der Beule in seiner Hose nicht zu übersehen was er dachte oder womit, aber sie dachte das gleiche. Sie wollte ihn genauso. Nicht nur ihr Gesicht, nein ihr ganzer Körper glühte. Brannte ihm entgegen. Mit einem schnellen Griff packte sie seine Krawatte, zog ihn an sich heran und hauchte „liebe mich.“
Gierig vergrub er sein Gesicht in ihrem Dekolleté. Hob mit einer Hand ihre Brust aus dem BH und sauge genüsslich. Seine Linke schob sich unterdes unter ihren Rock.
‚Wie gut das ich heute die Halterlosen trage’, ging es ihr durch den Kopf. Sein Hemd hatte sie mittlerweile geöffnet und soweit abgestriffen, dass es nur noch an seinem linken Arm hing. Doch der wollte sich nicht bewegen lassen um es ganz auszuziehen. Seine Hand fühlte sich wohl in der warmen Haut ihrer Schenkel. Grub sich sanft in ihre weichen Pölsterchen, streichelte und massierte. Fest an ihn geschmiegt, spielte sie mit seinem Brusthaar, kraulte ihn und ergab sich seinem Tun.
Mit der Rechten hob er ihr Gesicht um sie erneut innig zu küssen, währendes seine Linke ihr Höschen bei Seite schob und gefühlvoll über ihre Scham glitt. Er presste seinen Körper fest gegen sie, bis sie nachgab und sich auf den Tisch legen ließ. Seine Finger verwöhnten ihre nasse Spalte, seine Hand liebkoste ihre Brustwarze und seine Zunge spielte lüstern mit ihrer.
Bis auch seine zweite Hand unter ihrem Rock verschwand und ihr behutsam das Höschen auszog. Mit einem schnellen, geschickten Handgriff hatte er auch gleich den Gürtel seiner Hose geöffnet, die ihm augenblicklich herunter rutschte.
Mit beiden Händen widmete er sich hingebungsvoll ihren Brüsten. Leckte mit seiner Zunge über ihren Hals bis zu der kleinen Grube unter dem Kehlkopf, dann seitwärts. Biss vorsichtig hinein und drückte sich noch fester an sie. Sie konnte seine geschwollene Männlichkeit an ihrer Venus fühlen.
Sie wollte ihn ganz. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und streifte ihm die Shorts ab. Währenddessen aufgestanden, zog sie, nach dem sie ihm die Unterhose genommen hatte, ihren Rock aus. Für einen kurzen Moment hielt er inne und bewunderte sie. Ihre kräftigen, straffen Schenkel, ihren weichen Bauch und ihre vollen Brüste. Eine Traumfrau! Seine Traumfrau!
Vom Verlangen nach ihm erfüllt, drängte sie ihn auf den Boden und setzte sich auf ihn.
Wieder küssten und schmiegten sie sich in ihrer brennenden Leidenschaft. Ihre Körper tanzten miteinander zum Klang ihrer gemeinsamen Melodie.
Erfüllend drang er während dieses Tanzes in sie und ließ sie seine pulsierende Kraft spüren. Hob ihren Körper im Takt auf und ab, bis sie sich ganz an ihn gab und mit einem lautlosen Schrei auf ihm zusammensank. Bis ihr Atem wieder langsamer wurde streichelte er sie, überglücklich sie in seinen Armen zu halten. Lange langen sie einfach so da und streichelten sich gegenseitig.
„Judith“ begann er.
Doch sie legte ihm einen Finger auf den Mund und antwortete: „Lass uns noch, noch ein ganz kleines Bisschen!“ Er schloss sie fest in seine Arme. „Ich wollte dir doch nur sagen, dass du wundervoll bist.“ Sie lächelte: „Du auch!“
Es war stockdunkel draußen als sie wach wurde. Noch immer lagen sie auf dem Boden in seinem Büro. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das es schon nach Zwölf war. Leise weckte sie Ralf. „Wir sollten gehen, in ein paar Stunden müssen wir schon wieder hier sein und schauspielern“ sie grinste als sie das sagte.
„Du hast Recht, ich fahr dich noch nach Hause, deine letzte Bahn ist längst weg:“ Dankbar nahm sie sein Angebot an, denn wie hätte sie sonst Heim kommen sollen und zu Fuß durch die dunklen Straßen… Nein, das machte ihr Angst.
Nachdem sie sich angezogen, alles in Ordnung gebracht und die Lichter hinter sich gelöscht hatten, fuhren sie ‚Händchen haltend’ zu ihrer Wohnung. „ Wir sehen uns heute früh!“ sagte er lachend. „Ach und Überstunden sind ab jetzt Pflicht!“ und zwinkerte ihr zu.
Sie gab ihm noch einen liebevollen Abschiedskuss. „Bis nachher Liebster“
Schnell und leise schlich sie die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Sie war so beflügelt, tanze durch die kleinen Räume in ihr Schlafzimmer. Dort ließ sie sich im Taumel auf ihr Bett fallen, dachte an ihn und das wundervolle Gefühl das er ihr geschenkt hat. „Du bist ein wahr gewordener Traum“ flüsterte sie in die Stille und schlief ein.
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Miss Marple, wie sie spöttisch die fast siebzig Jährige Privatsekretärin,( die überhaupt nichts davon hielt sich mal zur Ruhe zu setzten und in Rente zu gehen,) nannten, hatte in den ganzen letzten Wochen nichts vom Schauspiel der beiden mitbekommen. Dabei passte sie doch immer auf und schnüffelte so gut sie konnte hinterher. Unbemerkt, zumindest ihrer Meinung nach, lauschte sie jedes Mal wenn Judith da war an der Tür. Manchmal machte er sich einen kleinen Spaß daraus, wenn er ihren Schatten unter der Tür sah, sie lauthals zu rufen. Und wenn sie dann hereinkam: „Ach es ist doch nichts.“ Und wenn sie ging: „Diese Besprechung wird wohl etwas länger dauern, da die Umstrukturierung des Archivs aufwendig ist, wenn sie wollen können sie sich zu uns setzten.“ Jedes Mal lehnte sie beschämt ab und verließ das Büro um doch noch eine Weile zu lauschen. Wie immer besprachen sie die Arbeit oder er diktierte Judith etwas, so dass Fr Undine Obernhausen alias Miss Marple das Interesse verlor und sich anderen Sachen widmete. Die Kanzlei war groß und es gab viel zu spionieren wenn man immer auf dem Laufenden sein und mit dem neuesten Tratsch aufwarten wollte.
Erst wenn Ralf und Judith ganz sicher wussten, dass die alte Hobbydetektivin ihr Revier verlassen hatte, hörten sie auf zu schauspielern und tauchten ein klein wenig in ihre Liebe ein.
Ja, aufpassen mussten sie, aber wenigstens ein paar Küsse, ein wenig Streicheln, denn die Zeit bis zum Abend schien den Beiden unerträglich lang.
Judith machte seit diesem Glücksfreitag wirklich jeden Tag Überstunden. Und jeden Abend, wenn alle gegangen waren, kam er zurück. Sie liebten sich in seinem Büro, sprachen über ihre Leben und den Alltag. Nur von seiner Mutter hatte Ralf noch nichts gesagt. Er wusste nicht wie oder ob sie verstehen würde. Von ihr wusste er, dass sie seit sieben Jahren Single ist. Als sie ihm das erzählte war er völlig verblüfft: „Wie kann eine Traumfrau wie du, so lang allein sein?“ Da erzählte sie ihm auch vom Unfalltod ihres Verlobten und dass sie damals meinte nie wieder lieben zu können. „Du hast diesen Bann gebrochen, ich liebe dich so sehr!“ hatte sie ihm gesagt.
Sie hatte aufgehört die Stunden an den Wochenenden, die sie immer allein verbringen musste zu zählen. Es war Ende Oktober, regnerisch und kalt. Kein Samstag an dem man raus ging, nicht einmal einen Hund würde man bei diesem Wetter vor die Tür schicken.
Sie hatte sich mit einem Buch und einer Tasse Tee auf ihre Couch gekuschelt. Eingewickelt mit einer flauschigen Decke, wollte sie sich in aller Ruhe dem lesen. Wie immer flogen ihre Gedanken zu Ralf. Die romantische Szene aus dem Buch spielte sich in ihrem Kopf mit ihm in der Hauptrolle ab.
‚Ich will nicht mehr schauspielern. Nicht mehr die Wochenenden allein verbringen.’ Sie fasste den Entschluss Ralf am Montag darauf anzusprechen.
Auch der Sonntag blieb eisig und verregnet, aber nach einem kurzen Telefonat mit Susi, beschloss sie doch noch ein wenig raus zu gehen. Sie packte sich warm ein und ging ein wenig durch den Park. Wenn sie Heim kommen würde, würde sie sich eine Tasse heiße Schokolade gönnen.
Sie war nur eine knappe Stunde weg. Als sie gerade den Schlüssel im Schloss herumdrehte hörte sie diesen grässlichen Piepton, den ihr Anrufbeantworter immer machte, wenn der Anrufende aufgelegt hat. ‚Mist, eine Sekunde zu spät.’ Sie fragte sich wer das sein konnte und ging gleich zum Telefon um nachzuschauen. Der Anrufer hatte keine Nachricht hinterlassen und die Nummer auf dem Display kannte sie nicht. ‚Hm, wenn es was wichtiges war? Ich sollte zurückrufen’
Das Telefon tutete dreimal, dann hörte sie die ihr so vertraute sonore Stimme:
„Schur“
„Ralf?“ Sie war überrascht.
„Judith, Liebste, ich halte es nicht aus ohne dich:“
„Was ist passiert?“
„Nicht am Telefon, können wir uns sehen? Einen Kaffee trinken gehen?““
„Meinst du das wäre …“
Er unterbrach sie: „Mach dir keine Sorgen darum! Kann ich dich in einer halben Stunde abholen?“
„Ja, okay.“
„Gut dann bis in einer halben Stunde!“ und schon hatte er aufgelegt.
Judith wusste nicht so recht was sie davon halten sollte. Geraden eben hatte sie beschlossen, mit ihm am Montag das Thema der Schauspielerei auf der Arbeit zu besprechen und jetzt rief er an und wollte sie sehen. Er wollte sich in der Öffentlichkeit mit ihr zeigen. ‚Was hatte das zu bedeuten? Und was war passiert?’ Unsicher und auch ein wenig ängstlich machte sie sich fertig. Es dauerte auch nicht lang bis er klingelte. Sie nahm ihre Tasche, den Schlüssel und rannte die Treppe hinunter. Beinahe wäre sie über einen Müllbeutel gestürzt, den jemand achtlos im Treppenhaus hatte liegen lassen. Endlich war sie unten, sie hatte die Tür noch nicht ganz geöffnet als er ihr schon entgegenkam und sie fest in die Arme nahm. Um ihn ansehen zu können, schob sie ihn von sich weg. Ralfs sonst so sanfte Augen waren rot unterlaufen und man konnte seine Verzweiflung in ihnen sehen. „Ralf, was um Gottes willen ist denn los?“
„Lass uns erst ins Kaffee fahren, dann erzähle ich dir alles.“ Versprach er und packte sie bei der Hand.
Sie fuhren nur ein kleines Stück bis zum nächsten Kaffee. Nachdem er ihr eine heiße Schokolade, die sie wünschte und sich einen großen Kaffee bestellt hatte, nahm er ihre Hände ins seine. Er zitterte. „Ralf, bitte sag mir doch was passiert ist!“ Er holte tief Luft. „Als ich Samstag Nacht nach Hause kam… Ich habe dir das bisher noch nicht erzählt…meine Mutter, ich hab sie gefunden.“ Seine Stimme zitterte genauso wie seine Hände. „Beruhige dich erst mal und dann noch mal von vorn, bei deinem Durcheinander versteh ich kein Wort“
Er holte nochmals tief Luft und erklärte ihr dann, dass er die Wochenenden immer mit seiner Mutter verbrachte, aber nicht von ihr gesprochen hatte, weil er sich wegen ihrer Alkoholsucht und der Folgen schämte. Dann kam er zur Samstagnacht: Er hatte seine Mutter tot in der Küche liegend aufgefunden, neben ihr eine fast leere Flasche Whiskey, eine Tablettenschachtel und ein Abschiedsbrief an ihn. Eine Träne lief ihm übers Gesicht, als er Judith erzählte, dass seine Mutter sich umgebracht hatte, weil sie ihn nicht länger beschämen und auch nicht länger auf ihren Tod warten wollte.
Judith beugte sich zu ihm, legte ihren Arm um seinen Hals und ihren Kopf an seinen. Sie sagte kein Wort. Das musste sie auch nicht. Er fühlte sich schon durch ihre Anwesenheit und ihre Umarmung getröstet. Sie blieben lange im Kaffee, bestellten noch nach und unterhielten sich. Ralf erzählte ihr alles von seiner Mutter und wie sie sich nach den Tod ihres Mannes hatte gehen lassen. Wie er jedes Wochenende mit ihr verbrachte um ihr ein bisschen Licht in ihre Schattenwelt zu bringen und wie sehr er sie trotz Allem geliebt hatte.
Es war schon dunkel, als er Judith bat mit ihm nach Hause zu gehen. Er wollte nicht allein sein. Er wollte ihre Nähe spüren, ihre Liebe. Sie war sich darüber im Klaren, dass wenn sie mitginge, sie auch morgen gemeinsam in die Kanzlei gehen würden. Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, sagte er: „Mach dir keine Sorgen um irgendwelches Gerede. Ich habe eine Entscheidung getroffen, aber das erzähle ich dir wenn wir bei mir sind.“ Sie brauchte dann aber noch ein paar Sachen. „Dann müssen wir noch kurz bei mir halten.“ Er nickte und sie machten sich auf den Weg.
Die Autofahrt verging wortlos. Bei ihr angekommen, wartete er im Auto, während sie schnell nach oben lief und ein paar Sachen einpackte. Dann fuhren sie genauso wortlos, weiter zu ihm.
Er hatte ein schönes Haus, nicht so groß und pompös wie sie es beim Chef einer so großen Kanzlei erwartet hatte, aber doch luxuriös. Nachdem sie ihre Sachen in der Garderobe abgelegt hatte führte er sie ins Wohnzimmer. Bei diesem Anblick gingen ihr die Augen über. So hatte sie sich ihr eigenes Leben gewünscht, so hatte sie immer wohnen wollen. An den Wänden hingen kunstvolle, wunderschöne Gemälde verschiedener zeitgenössischer Künstler und obwohl die Bilder von unterschiedlichen Malern stammten, schienen sie doch perfekt aufeinander Abgestimmt. Bis auf die Farben der Gemälde und einiger Dekorationsgegenstände, war der Raum in Beige- Schwarz gehalten. Eine riesige, beige Ledercouch stand in der Mitte des Raums, daneben noch ein passender schwarzer Ledersessel, davor ein schwerer in beige gemaserter Marmortisch. Sie hatte erwartet als nächstes einen großen Fernseher zu sehen, doch an der Stelle wo sie ihn vermutet hatte, stand stattdessen ein offener Kamin. Es lag bereits Holz drinnen und neben dran, Anzünder und Papier. Vor Dem Kamin, auf den hellen Fliesen lag ein flauschiger Hochflorteppich, ebenfalls in Schwarz.
Soweit sie sehen konnte, schloss sich an das Wohnzimmer eine offene Küche an, in die er mit den Worten: „Setz dich doch erst mal Liebes!“ verschwand. Er lugte über die Theke der Küche um zu sehen ob sie es sich auch wirklich gemütlich machte. Nach wenigen Augenblicken kam er mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern wieder zu ihr. „Warum setzt du dich denn nicht?“ Judith schaute sich immer noch ganz begeistert um, sie war tief beeindruckt.
Er stellte Flaschen und Gläser auf dem Tisch ab, setzte sich auf den Teppich mit dem Rücken an die Couch gelehnt und streckte ihr die Hand entgegen: „Komm zu mir!“ Als er ihre kalte Hand ergriff, fiel es ihm wieder ein. Er hatte vergessen den Kamin anzumachen. Mit einem Satz sprang er auf. „Einen Moment, ich will ja nicht dass du bei mir erfrierst.“
„Wie könnte ich!“ antwortete sie lächelnd.
Schnell war das Feuer entzündet und tauchte den Raum in behaglichen Schein und Wärme. Er hatte sich wieder an seinen Platz gesetzt und sie zu sich auf den Boden zwischen seine Beine geholt, so dass sie sich bei ihm anlehnte. Mit einem Glas in den Händen, schauten sie den Flammen zu. Sie träumten Beide von einer ihnen eigenen Welt, in der es weder die Schauspielerei noch die unersättlich spionierende Miss Marple gab. Einer Welt in der es nicht zu verstecken gab und in der auch nicht der Schatten der Trauer alles grau erscheinen ließ.
Sein Arm lag auf ihrem und mit sanften, kleinen Bewegungen streichelte er ihn. Er schaute zu ihr. Im Licht des Kaminfeuers wirkte ihre Haut noch zarter. Die vielen winzigen Härchen verliehen ihr den gleichen samtigen Schein, wie ihn Pfirsiche haben. Er liebte ihre runden Wangen, die gerade noch ein wenig runder wurden und somit verrieten, dass sie lächelte.
„Dein Lächeln gefällt mir.“
„Ich spüre, dass du mich beobachtest.“ Sie drehte sich ihm zu. ‚Ein wirklich hübsches Lächeln, so gütig und beschwichtigend’ dachte er. Um die Augen hatte sie kleine Fältchen, die, wie das Strahlen der Sonne wirkten, wenn sie lachte. Ihre Hellbraunen Augen sahen aus wie große runde Bernsteine, sie strahlten! Eigentlich Strahlte ihr ganzes Gesicht. Zumindest für ihn. Nachdem er sie so eine ganze Weile betrachtet hatte, hörte er sie sagen: „Ein Königreich für deine Gedanken.“ Er lächelte und gab ihr einen Kuss. „Ich kann mich an deiner Schönheit einfach nicht satt sehen.“ Auch wenn sie sich über seine Komplimente sehr freute, wurde sie doch jedes Mal rot. „Ach du…“
Er wollte gerade Wein nachschenken, als sie ihm die Flasche aus der Hand nahm und mit beiden Händen zu Boden drückte. Seine Handgelenke umklammert hielt sie ihn so fest auf dem kuscheligen Teppich und hauchte ihm ein kaum spürbaren Kuss auf die Lippen. Dann noch einen und noch einen. Er wollte ihre Küsse beantworte, doch so sehr er ihr den Kopf auch entgegen hob, zog sie ihren schnell zurück. „Bitte lass mich dich küssen:“ flehte er.
Ihr herausfordernder Blick heizte ihn nur noch mehr an sich los zu reißen, doch auf der anderen Seite wollte er ihr heute gern ergeben sein. Also blieb er nach nur leichter Gegenwehr am Boden liegen und wartete auf das was sie jetzt tun würde. Sie hatte seine Hanggelenke längst losgelassen, aber er ließ seine Arme so liegen und empfing ihren leidenschaftlichen Kuss. Sie machte sich ganz nebenbei daran sein Hemd aufzuknöpfen. Ihre Hände glitten zärtlich über seine Brust, spielten mit seinen Härchen und ihre Küsse wurden intensiver und fordernder. Auf seinen Unterleib gesetzt, öffnete sie langsam ihre Bluse. Ralf lag noch immer wie gefesselt da und schaute ihr zu. Stück für Stück setzte sie die weißen, weichen Rundungen ihrer Brüste frei. Mit einem geschickten Griff hatte sie den Vorderverschluss ihres BHs offen und ihre, vor Lust stehenden Brüste sprangen ihn nahezu an. Wie gern hätte er sich jetzt aufgesetzt, sich in diese wabernde Weichheit gekuschelt, sein Gesicht in ihr vergraben und ihren Duft in sich aufgesogen. Irgendetwas hielt ihn weiterhin am Boden und er schaute ihr dabei zu, wie sie ihre Brüste knetete und ihre Brustwarzen drehte.
Sie beugte sich zu ihm hinunter. Ihre Brüste hingen jetzt direkt vor seinem Gesicht. Behutsam schnappte er, nur mit den Lippen nach der einen. Saugte und Leckte. Dann die Andere.
Langsam lösten sich die Fesseln in seinem Kopf und er nahm seine Hände zu Hilfe, griff und massierte ihren Busen. ‚Wie herrlich warm. Wie weich und doch so rund und …’ er konnte seinen Gedanken nicht zu ende denken. Sie rutschte ein Stück nach unten und zog ihn hoch, dass auch er saß. In enger Umarmung küssten sie sich wild, gierig. Immer intensiver, als wollten sie sich gegenseitig verschlingen. Sie waren so heiß aufeinander, begehrten sich so sehr, dass nichts anderes mehr eine Bedeutung hatte und nichts wichtiger war, als ihr Hunger nach Leidenschaft. Nach und nach entledigten sie sich ihrer Kleider, bis sie völlig nackt auf dem Teppich lagen und ihren Trieben freien Lauf ließen. Sie auf ihm, er auf ihr. Wie zwei Ringer auf der Matte, kämpften sie ihre Schlacht der Leidenschaft, in einem Krieg der Liebe.
Ihrer Leiber fest aneinander gepresst. Im Rausch. Sich gegenseitig schmeckend und fühlend.
Der Schweiß rann über ihre Haut. Sammelte sich in ihrem Nabel. Er leckte ihr das Salz von den Brüsten, von ihrem Bauch und von ihren Leisten. Dieser Körper war das schönste was er je gespürt hatte. Ihr Duft. Ihr Geschmack. Ihr Stöhnen. Das rhythmische wabern ihres Körpers unter seinen Bewegungen. Alles raubte ihm die Sinne. Fester und tiefer drang er in sie ein, vergaß sich selbst dabei und hatte dennoch die Kontrolle über alles. Er schob sein Kommen weiter und weiter hinaus. Genoss das ihre, spürte wie sie spritzte. Sie schrie. Sie wollte nicht schreien. Um sich selbst zur Ruhe zu zwingen, biss sie sich auf die Knöchel ihrer Fingergelenke. Doch sie wimmerte und gurgelte weiter unter seinen Stößen. Jetzt. Jetzt wollte er sich nicht mehr beherrschen. Mit tiefem Stöhnen kam er. Sie spürte die heißen, pulsierenden Entladungen. Sie konnte ihre erzwungene Ruhe nicht aufrechterhalten und schrie sich ihren gemeinsamen Orgasmus aus dem Leib. Erschöpft aber glücklich, legte er sich auf sie. Er fühlte wie ihr Körper noch bebte. Eingesunken in ihr wohlig warmes Fleisch, genoss er.
Nach einer Weile rollte er sich neben sie. Er Griff die Decke, die auf dem Sessel lag und deckte sie und sich selbst zu. Unter der Decke, streichelten sie sich zärtlich weiter.
„Du bist unbeschreiblich. Ich liebe deinen vollen Körper, deine weichen Pölsterchen und all deine ‚angeblichen’ Makel. Du bist einfach perfekt.“ Ergriffen sah er sie an. „Aber ich liebe nicht nur deinen Körper! Ich liebe dich, du bist klug und feinfühlig, aufmerksam und herausfordernd. Du bist die Traumfrau für mich, auf dich habe ich mein Leben lang gewartet!
Und jetzt möchte ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“
‚Wow’ ihr wurde ganz anders. ’Will er mir jetzt einen Heiratsantrag machen?’
Ich möchte unsere Beziehung offiziell machen, auch in der Kanzlei.“ Sprach er weiter.
„Morgen werden wir deinen Vertrag ändern und ich werde dich als Anwältin in der Kanzlei anstellen. Die Kollegen brauchen gar nicht zu reden. Du hast diesen Job von der Pike auf gelernt, hast studiert und mit deiner Leistung längst gezeigt, dass du es wert bist.“
Kein Heiratsantrag. Sie war erleichtert, denn sie hätte nicht gewusst wie sie reagieren sollte. Sie könnte sich das ja schon vorstellen, aber wenn er ihr einen Antrag machte, dann sollte das nicht nach dem Sex irgendwie dahin gesagt sein. Wenn dann wollte sie einen romantischen Antrag, mit Rosen und Ring und mit allem was dazu gehörte.
Sie lagen und streichelten sich und schliefen ein.
Keiner hatte daran gedacht den Wecker zu stellen und als Judith erwachte schien bereits die Sonne ins Wohnzimmer. ‚Oh endlich ein bisschen Sonne’, doch ihrer Freude darüber verflog schnell als ihr bewusst wurde das sie verschlafen hatten. „Ralf“ sie rüttelte ihn „wir müssen in die Kanzlei, die Sonne scheint schon, es ist spät.“ „Wie spät ist es denn?“ raunte er mit noch geschlossenen Augen. Sie suchte die Wände des Wohnzimmers nach einer Uhr ab. „Ich weiß es nicht?“ Ralf blinzelte, dann war er schließlich richtig wach und angelte das Handy aus seiner Hose. „Es ist Zehn nach Zehn, mach dich nicht verrückt, wir machen uns in aller Ruhe fertig und trinken noch einen Kaffee.“ Nacht wie er war, ging er in die Küche.
Sie sammelte ihre Sachen ein und legte alles ordentlich zusammen. Ging in die Garderobe um ihre Tasche zu holen und rief: „Wo ist das Badezimmer?“
„Treppe rauf, gleich rechts.“ Sie ging nach oben. Eine schnelle Dusche, die Haare hochgesteckt und einen Hauch Make up. Nach einer viertel Stunde war sie fertig und kam in die Küche, in der er noch immer nackend, seinen Kaffee bereits schlürfte. Er stellte seine Tasse ab: „Jetzt geh ich mal schnell…“ Im Vorbeigehen gab er ihr einen Kuss. „Ich liebe Dich!“ Nur Zehn Minuten und auch er war soweit. Sie hatte in der Zeit ihren Kaffee geleert und sich noch einmal Gedanken gemacht. ‚Ob er ihr je einen Antrag machen würde? Und warum musste sie sich ausgerechnet jetzt, wo er doch um seine Mutter trauerte, Gedanken darüber machen?’
Um ihre Gedanken beiseite zu schieben, lachte sie und sagte: „Miss Marple wird Augen machen“ Sie mussten beide Herzhaft darüber lachen. Es war so schön gemeinsam zu lachen. ’Ich bin so glücklich mit ihr.’ ‚Ich bin so glücklich mit ihm.’ Mit diesem Gedanken verließen sie das Haus.
Fortsetzung folgt © uk