Meines Erachtens spielt für eine dominante Austrahlung, oder besser, für eine Ausstrahlung, die dazu führt, dass sich andere Menschen sich dieser Person unterwerfen wollen, die physischen Eigenschaften der Person eine eher zweitrangige Rolle.
Gutes Beispiel hier für ist das Königstum durch alle Epochen.
Nehmen wir Ramses II., der als Ramses der Große 66 Jahre Ägypten regierte und über 90 Jahre alt wurde. Seine Autorität hat er im Alter sicher nicht aus seiner physischen Kraft gezogen. Und das in vorchristlicher Zeit, wo militärischer Wettstreit und Krieg noch sehr körperbetont war.
Wie in allen Epochen wurden hier Thronfolger schon von Kindesbeinen darin ausgebildet durch Auftreten und Souveränität zu führen. Zudem wurde der Führungswille ausgebildet bzw. führte ein Mangel daran zur Selektion.
Für weibliche Dominanz sind auch einige gute Beispiele in der Historie zu finden:
Fangen wir wieder im pharaonischen Ägypten bei Hatschepsut an, gehen dann über Königin Elisabeth I. von England, Maria-Theresia von Österreich, Zarin Katharina die Große von Russland und Königin Viktoria von England weiter in die Neuzeit.
Allen diesen Beispielen ist eines gemein, die physische Stärke spielte für ihre Herrschaft keine Rolle, es waren andere Vorrausetzungen wie Abstammung, aber in einigen Fällen Führungswille und absoluter Anspruch auf Macht, der es Ihnen ermöglichte sich gegen, zum Teil erhebliche, Widerstände den Thron zu sichern und ihn auch zu halten.
Ein zutiefst erschreckendes Beispiel für rein psychische Dominanz ist Adolf Hitler, der sicher nicht wegen seine physischen, wissenschaftlichen oder genetischen Eigenschaften zu dem "Führer" wurde. Er war ein "Verführer " der es verstand andere sehr gut zu täuschen und für seine Ideen zu begeistern, gleichzeitig hatte er auch das Charisma, die Massen durch Rhetorik zu fesseln.
Natürlich spielt/spielte auch die patriarchale Sozialstruktur in allen, von abrahamitischen Religionen geprägten, Kulturen und Ländern eine Große Rolle, wenn es darum geht, welche Rollenbilder Kindern, geschlechterspezifisch, von kleinauf vermittelt werden.
Dies gilt für die heutige Zeit nur noch bedingt. Gerade in den jüngeren Generationen ist die Emazipation schon sehr stark verwurzelt, aber auch schon akzeptiert.
Führungspositionen für Frauen sind fur jüngere Generationen nahezu selbstverständlich von der Akzeptanz her. Eine Umsetzung scheiter aber oft an der Blockade durch ältere Generationen in den Führungsgremien. Ein Problem, das spätestens die Zeit lösen wird.
Aber zur Dominanz im BDSM:
Grundsätzlich sollte man, meines Erachtens, diese Art der Dominanz getrennt von der berufliche Dominanz und dem Verhalten im Alltag sehen.
Hier gibt es oftmals genau konträre Verhaltensweisen und Neigungen.
Für mich ist das entscheidende Kriterium für Dominanz im BDSM/in der Sexualität, dass der Führungswille da ist, ja die wirkliche Lust da ist zu führen. Natürlich müssen dann auch noch Vorraussetzungen, wie Souveränität, Wille zur Verantwortungsubernahme, Wille zum Durchsetzen des Führungsanspruches und Konsequenz vorhanden sein, damit eine Person auf andere eine dominante Ausstrahlung hat, die dann entsprechend mit Devotion beantwortet wird.
Aber anders als im berufliche und alltäglichen Umfeld, wo auch Personen in Führungspositionen sind, die eigentlich garnicht führen wollen, eher führen müssen, ist es im sexuellen Bereich anders, hier entscheidet die Neigung und die Lust, auf welcher Seite, oder auch dazwischen , ich mich wohlfühle und wie ich das Ausleben will.
Was meine ich damit:
Eine Mutter, vielleicht auch noch alleinerziehend und berufstätig, mit kleinen Kindern muss im Alltag die Führungsrolle ausfüllen, ob sie will oder nicht, sonst funktioniert das "kleine Familienunternehmen " nicht.
Im Job ist es manchmal ähnlich, auch da trifft man auf Menschen in Führungspositionen, denen man anmerkt, dass das nicht wirklich ihr Ding ist. Das ist mir gerade im technischen Entwicklungsbereich oft passiert. Fachlich hervorragende Menschen, aber eindeutig unfahig was die Führung von Personal angeht.
Hier können zwar Schulungen helfen, aber im Privaten wir dieser Mensch nie wirklich dominant werden.
Sie werden privat eher zu einer, wie auch immer, devoten Rolle neigen.
Ich kann jetzt nur für mich als Mann sprechen, wenn ich sage, dass es für Männer ersteimal schwer vorstellbar ist devot zu sein. Denn die Erziehung und auch unsere Kultur fordern hier den Wettstreit mit anderen Männern. Mann will der der Beste sein. Das hat erstmal nichts mit der Position und dem Verhalten gegenüber dem weiblichen Geschlecht zu tun, sondern allein mit dem geschlechtsinternen Wettstreit.
Wobei hier zu sagen ist, dass gerade heute dieser physische Wettstreit im Kindesalter immer weiter reglementiert wird, sehr gut dargestellt in dem Film "Der Gott des Gemetzels ", und auf Sport/Kampfsport begrenzt ist. Zudem gewinnt immer mehr die geistige Dominanz an Gewicht.
Zudem ist, für mich, BDSM auch ein Teil der Sexualität, der erst mit höherer sexuellen Reife wahrgenommen wird (Ausnahmen, wie ich selbst, bestätigen die Regel!). Gerade wenn ich hier Profile vieler weiblicher Subs in meinem Alter lese, steht da oft, dass sie ihr BDSM erst seit 5 oder noch weniger Jahren ausleben.
Hier mag es oft daran liegen, dass sie vorher einfach keinen Partner fanden, der ihre Neigung förderte und sie ermutigte sie auszuleben. Bei mir war es meine damalige Freundin die mich mit 15 zum BDSM brachte, wer weiß aber wie lange es sonst noch gedauert hätte, bis ich meine Neigung ausgelebt hätte.
Ich nehme an, dass es bei vielen dominanten Menschen, egal ob männlich oder weiblich, ähnlich ist.
Aber mit Abstand am entscheidendsten ist für mich die Lust und Freude am Führen und an der daraus entstehenden Verantwortung, damit ich meinen Kick aus der Dominanz ziehe. Die kann ich auch nicht lernen, genausowenig wie den Sadismus und die Möglichkeit daraus Lust zu ziehen.