Dom/Sub: Neigung – Rolle – Außenwirkung
Des Öfteren wird hier und in anderen BDSM-Foren danach gefragt, was eigentlich ein(e) Dom bzw. ein(e) Sub sei bzw. wie sich das definiere.Die Antworten darauf lassen sich grob in 3 Kategorien gliedern:
(1) "Dom"/"Sub" ist man, wenn man eine dominante/devote Neigung hat, d. h. wenn einen die dominante bzw. devote Rolle sexuell erregt. Dieses Wissen kann auf realen Erfahrungen, aber auch nur auf dem Kopfkino beruhen, und in vielen schlummert eine solche Neigung gar viele Jahre lang unentdeckt.
(2) "Dom"/"Sub" ist man, wenn man auf andere dominant bzw. devot wirkt, d. h. in anderen den Wunsch weckt, sich führen zu lassen bzw. einen zu führen.
(3) "Dom"/"Sub" ist man, wenn man ein entsprechendes Gegenstück hat, also in einer (Spiel-)Beziehung die dominante bzw. devote Rolle spielt; d. h. Dom ist jemand, der/die eine(n) Sub hat, und Sub ist jemand, der/die eine(n) Dom hat.
In Bezug auf (2) und (3) wird auch gern die ursprüngliche soziologische Definition von "Dominanz" angeführt, die impliziert, dass man nur in der Interaktion dominant sein kann – ohne sich unterwerfendes Gegenüber keine Dominanz. Dominanz in diesem Sinn setzt also eine bestehende Rangfolge voraus.
Andererseits wird immer wieder betont, dass es genüge, auf eine einzige Person dominant/devot zu wirken; mit allen anderen sei dann eben einfach keine Kompatibilität gegeben.
Warum kann man denn nicht einfach die Selbstdiagnose eines Menschen gelten lassen, wenn sich dieser als dominant bzw. devot bezeichnet? Im Sinne von Definition (1) wird er selbst wohl am besten wissen, was ihn sexuell kickt und was nicht.
Die Sadisten bzw. Masochisten scheinen dieses Problem nicht zu haben – im SM ist sadistisch, wer Lust am Quälen hat, d. h. wen das Quälen sexuell erregt, wer also eine sadistische Neigung hat. Und masochistisch ist, wen das Gequältwerden sexuell erregt, wer also eine masochistische Neigung hat. Die hat man oder auch nicht, unabhängig davon, ob man konkret einen Spielpartner hat oder ob diese sadistische/masochistische Neigung außerhalb des Spiels irgendwie erkenntlich ist.
Im D/s hingegen wird nur allzu oft "Doms" die Dominanz und "Subs" die Devotion abgesprochen, was üblicherweise auf Definition (2) basiert: "Auf mich wirkt er/sie nicht dominant/devot, also ist er/sie es auch nicht." Eine dominante/devote Neigung bliebe von dieser Wahrnehmung freilich unbenommen, da man diese niemandem absprechen kann.
Ich habe den Eindruck, dass nur allzu viele Missverständnisse hier im Forum darauf basieren, dass man Neigung, Rolle und Außenwirkung verwechselt. Und ich rufe dazu auf, hier auch eine terminologische Unterscheidung zu schaffen.