Das Outing hat bei mir in verschiedenen Schritten stattgefunden.
Nachdem für mich recht früh klar war, dass BDSM offenbar mein Weg ist habe ich viel im Internet gelesen, gechattet usw.
Mit 18 lernte ich meinen ersten Dom kennen. Mit 19 bin ich das erste Mal zu ihm gefahren.
Aber vor der Fahrt stand noch das Outing vor meinen 2 besten Freundinnen. Ich brauchte ein Cover und so gingen wir Abends durchs Dorf spazieren und ich eröffnete was los ist.
Die Reaktion war cool. "Klar passe ich auf, rufe dich regelmäßig an, aber bitte lass mich mit Details in Ruhe
"
Später ging es dann auch mal im SMJG Stammtisch. Eine gute Erfahrung Gleichgesinnte zu treffen, aber auch verbunden mit der Feststellung Stammtische sind (noch) nicht meine Welt.
Bei meiner Mutter habe ich mich 2016 mit (gerade noch) 19 Jahren geoutet, sie hat es dann meinem Vater erzählt. Da meine Mutter immer wissen wollte wo ich hinfahren und ich keine Lust auf Ausreden mehr hatte, musst dann also die Wahrheit raus. Die Reaktionen meiner Eltern waren da sehr unterschiedlich.
Mein Vater sagte dazu nur: Was machst du denn für Sachen? Pass bloß auf dich auf, sonst macht Mama sich ewig Vorwürfe. - Seit dem hat er nie wieder etwas zu dem Thema gesagt.
Meine Mutter war/ist da ganz anders. Ganz klar, das Internet ist schuld an allem. Jahrelang haben Frauen gekämpft sich zu emanzipieren und ich lasse mich schlagen! Oder sie hat mir nicht genug Liebe schenkt (teilweise erdrückt würde es aus meiner Sicht wohl eher treffen). Oder aber sonst etwas ist schief gelaufen.
Das Ende vom Lied war, dass ich zu einem Psychologen sollte. Am Ende habe wir dann einen Deal gemacht: Ich gehe ins Männerbüro (eigentlich eine Anlaufstelle für Männer die von ihren Frauen geschlagen werden) und sie lässt mich dann entgültig in Ruhe zum Thema SM und was alles schief gelaufen ist.
Der Herr vom Männerbüro bestätigte mir dann, dass ich durchaus wisse was ich will.
Tja, war für meine Mutter sehr schwierig zu aktzeptieren, aber seitdem ist zumindest meistens Ruhe, alle paar Monate bekommt sie allerdings immer mal wieder einen Anfall. Es sei ja kein Wunder, dass ich keinen Freund hätte, mit meiner Neigung.
Davon das ich Bi bin werde ich definitiv nichts erzählen! Außer, es ergibt sich daraus mal eine langfristige, enge Beziehung.
Grundsätzlich bin ich nicht der Meinung das ein Outing sein muss, schließlich ist die Sexualität privatsache. Engen Freunden, denen ich 100% vertraue oute ich mich im rechten Moment, weil ich mich einfach nicht dauerhaft verstellen möchte, aber ansonsten erfährt niemand von meinen Neigungen.
Sollte mich mal jemand direkt drauf ansprechen werde ich daraus jedoch kein Geheimnis machen.