d.e.b.r.i.s. - gibt es auch Chancen?
Hallo,wir sind neu hier und interessieren uns für das Thema d.e.b.r.i.s.
Wir haben den Tread dazu aufmerksam gelesen und stimmen vielen der dort geäußerten Meinungen zu. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass sich mit jeder weiteren Meinungsäußerung die Sache doch sehr einseitig dargestellt hat. Einseitig in dem Sinne, dass es zunehmend warnende, mahnende und am Ende nur noch negative Sichtweisen auf das Thema d.e.b.r.i.s. gab und gibt.
Nun ist das mit der Einbeziehung des Kopfes oder dem berühmten „Mindfuck“ so eine Sache. Gerade in unseren Spielen ist es ein wirklich ganz wesentlicher Faktor. Wenn man sich die verschiedenen SM und BDSM Philosophien so anschaut, mal abgesehen von den verschiedenen Ausprägungen was die Praktiken betrifft, so gehts in der Substanz doch auch irgendwie immer um Ausprägung.
Sicher hat jeder Einsteiger mal mit einer zeitlich begrenzten Session begonnen seine ersten Erfahrungen zu machen. Austesten, ob es insgesamt für beide Teile der Partnerschaft passt. War das gegeben, stieg die zeitliche Ausdehnung und/oder die Häufigkeit. Wenn das nicht geschehen ist, war der Reiz zum Ausbau eben nicht so groß. Das ist an sich auch kein Drama, denn jeder macht dann einfach, was zu ihm und seiner Gefühlswelt am besten passt.
Wer aber ausgebaut hat, der steigert irgendwann auch. Die Häufigkeit wird gesteigert, die zeitliche Ausdehnung, die Intensität und mit verschiedenen Praktiken wird auch experimentiert. Einige Dinge verliert man, weil sie nicht so geil waren, einige Dinge erwirbt man hinzu. Hat jemand Wachsspiele für sich entdeckt, wird er sicher nicht Zeitlebens die immer gleiche Art des Praktik realisieren. Das wird doch langweilig, oder? Also variiert man, experimentiert, erkundet Neuland.
Auch verändert sich dabei ganz deutlich, was das Gehirn anspricht. Sowohl auf der devoten Seite wie auch auf der dominanten. Die erste Ankündigung des Dom, die Sklavin öffentlich vorzuführen hat bei beiden noch erheblich gekickt. Wobei das öffentlich nicht mal richtiges öffentlich war, sondern meistens im Schutz eines entsprechenden Clubs mit dem dafür passenden Publikum und Umfeld. Wer jetzt schon seit Jahren BDSM spielt und lebt, der wird diesen psychischen Kick wohl kaum noch in der Intensität erleben, wie beim ersten Mal. Zumindest nicht beim gleichen oder ähnlichen Szenario und Ablauf.
Bei uns war das jedenfalls so. Wir sind aus Zufall vor etlichen Jahren in einen Club gefahren, in der Annahme, es wäre ein Swingerclub. Wir waren komplette Anfänger und im Club angekommen haben wir sofort gemerkt, das war etwas anderes. Die Einrichtung besonders Im gotischen Stil gehalten, die Menschen in Lack und Leder - ja genau. Wir waren in einem BDSM Club. Umkehren kam für uns beide nicht in Frage und nach einer halben Stunde Zuschauen dachten wir, das sollte man einfach auch mal versuchen.
Was dabei heraus kam war eine ausgesprochen heftige Session, bei der wir sicher jede Menge falsch gemacht haben. Ohne die hilfreiche Hand eines Doms und einer Domina aus dem Club wären da vielleicht sogar fatale Fehler möglich gewesen, die zum Glück vermieden werden konnten. Wenn wir uns auf etwas einlassen, dann richtig und so zogen wir an dem Abend alle Register. Zu unserer Überraschung kam das bei vielen Besuchern unerwartet gut an und führte zu bewundernden Meinungsäußerungen wie „also ihr lebt ja BDSM tatsächlich“. Ehrlich gesagt mussten wir als blutige Anfänger ein Schmunzeln zurück halten.
Nach der Aktion stellte sich schon auf der Heimfahrt die Verarbeitung des Erlebten ein. Da wurde gedehnt, gepeitscht (sogar heftig, ich glaube wir haben das nie wieder so heftig gemacht), Klistiere gesetzt ohne Berechnung - eben was ging und das so lange, bis es wieder kam. Und wieder und wieder. Es wurde geknebelt, abgeschnürt, geklammert, gezwickt und gezwingt, Wachs getröpfelt und im Moment des kompletten „Fallenlassens“ der Sub wurde gefickt - so heftig, extrem und viel, dass es eine Art hatte. Für einen Besuch, bei dem wir eigentlich nur mal schauen wollten ob Swingen etwas für uns ist, war das schon eine ausgesprochen unerwartete und heftige Wendung. Für meine Sub war es das erste Gefühl, wie sehr sie sich durch ihre submissive Veranlagung zu definieren in der Lage war.
Nach der Session waren wir übrigens beide geschafft, körperlich wie geistig. Wir haben jede Menge geredet. Was schön war, was weniger, was wir wieder versuchen wollen und was eher nicht. Zentral wurde aber von meiner damaligen Freundin und heutigen Sub sofort eine Sache auf den Punkt gebracht. Wenn man Sklavin oder Sklave ist, dann doch richtig. Nicht zeitlich begrenzt, nicht nur in einem Rahmen, nicht nur als Spiel. Das war im jugendlichen Leichtsinn so formuliert, meinte aber das Gefühl, dass viele Paare es dort zu spielen schienen. Zu Spielen im eigentlichen Sinne, als Spiel. Und erweitert im übertragenen Sinne, so wie ein Schauspieler eine Rolle spielt. Für uns war also das SM und BDSM Interesse und die Neugier auf das Thema von jetzt auf gleich entfacht, aber auch sofort von meiner jetzigen Sub in den Kontext gerückt, wenn, dann nur echt.
Wir haben weder über Ausstieg und Codewort gesprochen, noch über Abbruch zur Familie oder ähnliches. Nur darüber, dass so ein Spiel für uns nur in Frage kommt, wenn es eben kein Spiel ist. Nur dann hat es etwas Monströses, uns schwer Erregendes, auch etwas Ängstigendes (was für uns sehr sehr sehr dazugehört) und vor allem natürlich extrem Anreizendes. Der eigentliche Motivator für uns beide.
Uns hat gegenseitig gerade die Vorstellung nicht gefallen, dass es Sicherheiten gibt. Grenzen, Regeln, Tabus. Natürlich meinte das nicht, dass nun alles gemacht würde oder gemacht werden muss, was man machen kann. Wir kannten und und kennen uns. Wir lieben uns und wir wissen um die Schnittmengen bei unseren Phantasien. Es war für uns beide deshalb auch überhaupt nicht nötig, solche Sicherheiten einzufordern und abzuklopfen. Nach intensiven Diskussionen zu dem Thema, was uns mehr als einmal unnötig geil machte, hatte meine Freundin nur ein einziges Tabu erbeten. Und erbeten meint: Bedingung! Das war weder eine Praktik noch irgendeine Konstellation, es war nicht einmal der Aspekt, dass sie ein fremder Dom oder jeder fremde Dom (vielleicht sogar eine Domina - obwohl sie nicht bi ist) würde ficken können. Da hatten wir noch nicht einmal ein ernst zu nehmenden Swingerlevel und aus heutiger Sicht war das schon irgendwie ein gewaltiger Sprung.) Es war schlicht das Versprechen, dass sie niemals Nutte sein würde. Konkret formulierte meine Sub das mit 20 Jahren mit den klaren Worten: „Versprich mir, dass ich nie als Nutte ende!“ Und was habe ich wohl gemacht? Genau. Versprochen. Obgleich auch in diesem zugesicherten Tabu ihrerseits möglicherweise ein Mindfuck Element eingeflochten war.
Wir spielen seit dem und zwar komplett crossover. Irgendwie liegt es wohl daran, dass wir generelle Zwänge und Korsetts für unser Verhalten ablehnen. Genauso wie Schubladen, zumindest wenn sie in einer Art Vorschrift daher kommen. Das und das macht man nicht, das und das muss man so machen. Wir haben immer völlig frei unseren Wünschen freien Lauf gelassen. Und wir haben wahrscheinlich den Begründer von d.e.b.r.i.s. mal in einer frühen Phase getroffen, als er gerade im Aufbau seines Gedankenmonsters war.
Wenn wir den Tread über d.e.b.r.i.s. und down-x-up lesen, finden wir diese Person so gar nicht wieder. Wir haben einen klugen, sehr intelligenten, sympathischen und freundlichen Mann in Erinnerung. Das schlimmste, was er uns beiden angetan hatte, waren einige mehr oder wenig gelungene Verablerungen. Er hat uns auf den Arm genommen und hatte sichtlich Spaß mit zwei „jungen Küken“, die dazu neigen, jeden Scheiß zu glauben. Wie man halt Greenhörner mit doppelsinnigen Sprüchen veralbert. Aber alles war niveauvoll, sympathisch und ausgesprochen inspirierend.
Wir fanden sein Spiel mit seiner Sklavin seinerzeit für unseren Geschmack zu heftig. Aber es gab keinen Zwang oder irgendwelchen Druck. Weder auf uns noch auf sie. Wir haben ein Wochenende zusammen verbracht und es war ein super Wochenende. Die spätere Seite down-x-up haben wir auch einige Male besucht und fanden sie ebenfalls ausgesprochen intelligent geschrieben, sehr gut gestaltet und selbstverständlich thematisch sehr grenzwertig - was aber gerade für den begehrten Mindfuck bei uns beiden ganz massive Resonanz erzeugte.
Wir erkennen bei den vielen Kommentatoren, dass wir in der Hinsicht auch irgendwie anders sind. Uns hat der Gedanke aufgegeilt und erregt. Gerade das monströse, das in Aussicht gestellte und besonders auch der ängstigende Aspekt haben uns sehr angesprochen. Die geschilderte Dimension, die Kompromisslosigkeit, die suggerierte Ausweglosigkeit und das Gefühl, dem Teufel seine Seele zu verschreiben. Unglaublich geil und ein wahnsinniger Nährboden für die Phantasie. Was wäre wohl in so einer Konstellation alles möglich, wenn darin schier nichts unmöglich scheint?
Wir haben uns natürlich nie aktiv gemeldet und gesagt, hier sind wir, lege bitte den Körper und den Geist meiner Sub in Trümmer. Aber der geistige Aspekt ist doch in sich selbst auch ein Zweck, oder? Uns hat es schwer erregt und bei unseren Spielen gab es schon immer den Ansatz, dass Sklavin bedeutet: Sklavin! Immer und überall, in jeder Situation und in jedem Umfeld. Sowohl für meine Sub als auch für mich ist das irgendwie der einzig reale mögliche Kontext. In unserer Gedankenwelt ist es ein Widerspruch, wenn jemand den Titel Sklave oder Sklavin trägt und ein sorgsam gefalteter Beipackzettel erst mal alle Unmöglichkeiten aufzählt. In unserer Vorstellung lebt der Begriff Sklave oder Sklavin gerade davon, dass Entrechtung und Rechtlosigkeit insbesondere im sexuellen Kontext Raum greift. Hier schwingen immer auch monströse Begriffe mit. Objektifizierung, Ungerechtigkeit, Ausnutzen und Ausbeuten, Degradieren, Herabwürdigen, Unmenschlichkeit, Seelenschmerz, Schmerz, Nutzung und Benutzung, und so kann die Aufzählung noch lange weiter gehen.
Das bedeutete und bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass meine Sub permanent ein höriges Sexvieh ist und keinen eigenen Willen mehr hat. Ihren eigenen Willen zu spüren habe ich im Alltag mehr als genug das Missvergnügen.
Aber es bedeutet schon, dass ich jederzeit alles mit ihr machen kann. Wann, wo, wie und mit wem ich will. Meine Sub verlässt sich dabei genauso darauf, dass sie meine Wünsche und Einstellungen so gut einschätzen kann, dass sie nichts erwartet was sie nicht würde verarbeiten können. Andererseits verlässt sie sich aber genauso darauf, dass eben öfters doch auch zum echten auf die Probe stellen kommt. Und das bedeutet immer: Tabus antasten, Tabus brechen, Überwindung, Scham in immer heftigerer Dimension, Abartigkeit, Perversion und besonders auch der Einfluß von anderen Menschen. Lasse ich mich als Dom von anderen beeinflussen, was Möglichkeiten an meiner Sub betrifft, was wäre ich dann für ein Dom, wenn ich nicht auch darüber entscheiden könnte? Und auch heute noch sagt meine Sub, was wäre sie denn für eine Sklavin, wenn sie nur macht, was ihr gefällt und was sie will.
In der Verlängerung und auf den Punkt gebracht: Gäbe es die d.e.b.r.i.s. Seite noch oder könnten wir Kontakt zum Mastermind herstellen, wir würden ganz sicher dort wieder mitspielen wollen. Wir können nicht sagen, ob alle Beschreibungen dort in ihrem Grundgehalt auf tatsächliche sklavische Einhaltung ausgerichtet sind, oder ob sie nicht vielmehr auch eine gezielte Domination in der Psyche darstellen sollten oder sollen.
Damit bewegt sich natürlich d.e.b.r.i.s. in einem Paradoxon. Denn wenn es offen einfach nur als „mindfuck“ deklariert würde, würde es allen Regeln und Szenarien genau das nehmen, worauf es z.B. für uns beim mindfuck ankommt. Würde es nur als Spiel präsentiert, würde es damit alle Bedrohlichkeit relativieren und schlussendlich ad absurdum führen. Würde meine Sub sagen, sie will d.e.b.r.i.s. versuchen und sie sagte es nur, weil es ja nur ein Psychospiel ist - also nicht echt und es auch jederzeit abbrechbar wäre, dann wäre es ja auf der geistigen Ebene nur ein Fake. Ein detailliert ausgeklügelter und ausweglos klingendes Konstrukt, aber eben doch nur ein Fake. Ein Selbstbetrug für die Sklavin und auch irgendwie ein Betrug am Dom, würde die Sklavin dem Dom die Wahl dieses Weges zum Geschenk machen. Wir spielen dann halt so, als wäre es real und echt, obwohl wir wissen, dass es das nicht ist. Also nur ein Pseudomodell ohne echtes Risiko und Bekenntnis.
Die Bilder von down-x-up haben uns immer gut gefallen. Aber ehrlich gesagt, haben wir schon viel heftigere Dinge gesehen - auch in der Realität. Insofern haben wir die Seite immer gerne besucht, die oft sehr ästhetischen Bilder genossen und auch in dem Nervenkitzel genossen, dass sich da ein Mensch komplett unterwirft, in jeder denkbaren Hinsicht. Also so maximal, wie es nur denkbar ist. Das Regelwerk, das da immer todernst präsentiert wurde und an keiner Stelle den Verdachte genährt hat, es wäre nur ein Psychospielchen, hat dazu den unabdingbaren Beitrag geleistet.
Für mich als Dom lag aber ehrlich gesagt immer der Verdacht ausgesprochen nahe, dass eine nach d.e.b.r.i.s. „abgerichtete“ Sklavin rein vom visuellen Inhalt der Bilder her nicht wirklich so bespielt wurde, wie es bei einem „Trümmerhaufen“ zu unterstellen wäre. Da bieten üble Gesellen wie Max Hardcore et al im „Mainstream Porno“ ganz andere Szenarien. Und so hatte ich eben auch immer den Verdacht, dass das monströse Regelwerk eine geistige Form von BDSM unterstützt, die nur leben kann, wenn man sie eben nicht als Spiel entlarvt. Denn just in dem Moment ist der Wunsch der Sub nach Abrichtung a la d.e.b.r.i.s. nicht mehr, als ein vorgetäuschter Mindfuck.
Ist schon klar, dass der Text vielleicht Kommentare befördert, die dagegen halten. Mit diesem Risiko müssen wir leben.
Was wir uns aber wünschen würden, wären positive Interpretationsmöglichkeiten, Anregungen oder Ideen. Kann man d.e.b.r.i.s. oder Bestandteile davon in einem progressiven und positiven Kontext betrachten oder zumindest dahingehend deuten? Es wäre lieb, wenn die Bedenkenträger möglichst nicht auf diesen Tread ansprechen oder wenn das nicht möglich ist, einen eigenen Tread aufmachen für die Warnung vor d.e.b.r.i.s. Wir versprechen, auch so einen Warnungs - Tread aufmerksam und begierig zu folgen, denn neugierig sind wir absolut auf das Thema.
Kann irgendjemand hier im Tread einen positiven Ball ins Feld bringen?