Guten Morgen zusammen.
Nun ja - ob wir jetzt den Napf zum "Petplay" sortieren (Petplay = erotisches Rollenspiel, bei dem ein Partner die Rolle eines Tieres einnimmt) oder einfach als weiteres Werkzeug zur zielgerichteten Demütigung, das überlassen ich jedem Paar für sich. Schliesslich steckt sich jeder sein eigenes Spielfeld und Hauptsache ist doch, dass ihr euch darauf wohl fühlt. Oder unwohl. Haha.
Gestern kam ja hier die Frage nach der Funktionsweise von BDSM Beziehungen auf. Passt heute ganz gut
Das Eine ist ja immer, den oder die Eine zu finden. Sicherlich in den meisten Fällen ein harter, ein langer, ein steiniger Weg mit vielen Enttäuschungen. Oft hilft der Zufall, aber ganz ohne sich selbst zu engagieren geht es wohl in der Regel nicht. Das hatten wir ja schon festgestellt.
Ist dann ein Partner gefunden, herrscht selten vom ersten Tag an das reine Glück auf Erden. Man muss sich finden, zusammenfinden. Wer denkt, das wäre in einer von Dominanz und Devotion geprägten Beziehung einfacher als bei unseren Bekannten aus dem Vanilla-Lager, der irrt. BDSM beinhaltet so viele verschiedene Spielarten und Spielrichtungen, dass sich hier den "
Frischverliebten" allein schon beim festlegen der Spielregeln für das gemeinsame Spiel der eine oder andere Stolperstein aufzeigt.
Oder?
Der Glaube vieler DOMs, dass sie das Spielfeld vorgeben würden ist - wenn ihr mich fragt - ein reiner Irrglaube. Die Beziehung zu einer SUB, die sich mit und bei den Praktiken, die nur der DOM präferiert, nicht wohlfühlt ist zum scheitern verurteilt.
Hat man es nun geschafft, die Grenzen klar zu ziehen, die
Tabus deutlich abzustecken, dann hat man es geschafft und dem immerwährende Glück steht nichts mehr im Wege.
Oder?
Ich bin der Auffassung, dass es dann eigentlich erst
richtig schwierig wird, denn dann kommt unaufhaltsam der Alltag. Und es gibt kaum etwas grausameres, als den Gevatter Alltag. Er stellt einen vor Situationen, in denen man bestehende Regeln aufweichen oder kurzzeitig ausser Kraft setzen muss. Er ärgert einen mit immer neuen Steinen, die er einem in den Weg legt. Zeit, Arbeit, Familie, Freunde, Corona - was auch immer an Störfaktoren möglich ist, man wird denen begegnen.
Als BDSM Paar hat man nun die Aufgabe, gemeinsam das Machtgefälle, das Spiel und die Freude am Spiel aufrecht zu erhalten, auszubauen und in den Alltag bestmöglich zu integrieren.
Das erfordert eine ganze Menge an Hingabe, Aufmerksamkeit und Demut von der/dem SUB und eine ganze Menge Kreativität und Aktivität von dem dominanten Part. Es ist sehr einfach, entsprechende Regeln für die SUB aufzustellen. Man wird aber zweifellos irgendwann feststellen, dass die eine oder andere Regel nicht mehr in den Alltag passt und angepasst werden muss. Nur mal so, um ein Beispiel zu nennen.
Meiner Meinung nach ist der Schlüssel zu einer glücklichen und funktionierenden D/S Beziehung der unbedingte Wille, das Beste aus den unveränderbaren Rahmenbedingungen zu erschaffen. Klar, man muss sich was einfallen lassen. Man muss auch als dominanter Part einmal einen Schritt zurück treten und vielleicht Dinge hinnehmen, die man eigentlich nicht hinnehmen möchte. Daraus resultierend muss man dann auch mit seiner temporären Frustration umzugehen lernen - denn die wird unweigerlich kommen. Versprochen.
Das sind - mal so grob skizziert - die Grundlagen aus meiner Sicht. Die Stolpersteine - aus meiner Sicht und für mich - sind nicht die "großen Hindernisse" des Alltags. Ich kann mit Dingen, die ich nicht verhindern oder nicht ändern kann, sehr gut umgehen. In meinem Leben habe ich gelernt, dass man das Wetter nicht ändern wird, so sehr es einen auch nerven mag.
Was mich wirklich ärgert und mich viel Kraft kostet, dass sind dann die kleinen Unaufmerksamkeiten innerhalb einer Beziehung. Die, die eigentlich nicht sein müssten. Wenn kleine Aufgaben vergessen werden, wenn die Sklavin in morgendlicher Kopflosigkeit ohne Halsband aus dem Haus eilt, solche Dinge. Einerseits nicht schwerwiegend im Verstoss gegen die Regeln, um gleich eine wirkliche Strafe nach sich zu zeihen. Andererseits aber dennoch eine Form der Unaufmerksamkeit, die eigentlich nicht zu dulden ist.
Natürlich muss man immer mehrere Faktoren in seine Überlegungen miteinbeziehen. Umfeld, Stress, Krankheit usw. Hier ist es bisweilen ein schwieriges Abwägen zwischen Strafe und reinem Tadel.
...und jetzt dürft ihr - wo seht ihr die größten Schwierigkeiten, wo seht ihr die Probleme von Spielbeziehungen im Vergleich mit festen Beziehungen, wie haltet ihr eure Beziehungen "frisch"?