Am Ende kann sich jeder einmal vorstellen man würde 3 Stunden bei einer Diskussion nur zuschauen, habe den Drang etwas zu kommentieren, das Thema ist vielleicht hochemotional und man ist selbst sogar betroffen. Könnte man bei so einer Diskussion die ganze Zeit über stumm und unemotional herumsitzen während man sich permanent Dinge anhört die man für Unwahr und Falsch hält?
@*****nti Ich hätte einiges zitieren können, aus diesem wirklich interessanten Thread, aber bei diesem Absatz erinnerte mich an eine Besonderheit der neueren Forentechnik, die das 'Reinbrüllen' eben auch virtuell möglich macht.
Am Ende jeder Seite eines Threads kann man einfach seinen Senf ablassen. Auch wenn das Thema noch 16 Seiten weitergeht und sich inzwischen völlig anders entwickelt hat. Zwar weist die hiesige Forentechnik darauf hin, dass man sich mitten im Thema befände, aber das wird ebenso weggeklickt wie alle nervigen Pop-ups.
Und so kommt es, dass dann mittendrin Fragen oder Anmerkungen zum EP oder zu einem bestimmten Beitrag gemacht werden, die möglicherweise ein schon beigelegtes Missverständnis wieder aufkochen. Leute, die immer nur den ersten oder letzten Beitrag lesen, beziehen sich darauf und lösen weitere (schon geführte) Diskussionen aus.
Das ist genau dieses 'nicht aushalten können', was da ausgelebt wird. Weil es virtuell eben geht. In einer persönlich geführten Diskussion wäre es grob unhöflich, wenn sich jemand meldet und sagt: "Ich habe euch nicht zugehört, aber wollte mal was dazu sagen..." (als Äquivalent zum "Ich habe die anderen Beiträge nicht gelesen, aber...). Im Internet kann man aber endlich mal gleich loswerden, was niemand wissen will. Und dann nimmt man den Benachrichtigunshaken raus und verlässt das Spielfeld. Denn an Antworten ist man ja nicht interessiert. Man wollte nur mal was dazu sagen.
Solche Diskutanten machen es mir manchmal schwer, nicht in die Tischkante zu beißen. Ebenso die Popcornwerfer und Handvordiestirnklatscher. Ich finde solches Verhalten, einfach so ein Emoticon reinzuwerfen, ohne zu kommentieren, was man da beanstandet, so unglaublich unhöflich und bin immer irritiert, dass Menschen so offensichtlich zeigen, wie wenig Respekt sie vor der Meinung und den Gefühlen anderer haben.
Zum EP möchte ich noch anmerken, dass auch ein 'mMn' nicht davor schützt, der Diskussion seine Meinung als allgemeingültig und in unverschämter Weise aufzudrücken. Vor kurzen las ich in einer ziemlich hitzigen Diskussion von einer sehr rede(ähm, schreib-)gewandten Person, wie sie ihre Meinung damit untermauerte, dass die nicht näher aufgeführte Gegenseite "plärren" würde. (Marke: "Ich finde plärrende Menschen furchtbar"). Das Ganze rhetorisch so geschickt verpackt, dass es kaum zu knacken war. Jeder, der ihr dahingehend widersprach, war sogleich als 'Plärrer' geoutet. Faszinierend.
Auch kann man mit 'mMn' ganz wunderbar dem Gegenüber jegliche Kompetenz oder jegliches Empfinden absprechen. Ich eröffnete mal einen sehr persönlichen Thread über die Asexualität meiner Ehe. Dabei kam es gehäuft dazu, dass Leute schrieben: "Meiner Meinung nach führt ihr keine Ehe mehr." mit nachfolgenden Erläuterungen, warum ich meinen Ehemann ja gar nicht mehr lieben
kann. Ihrer Meinung nach.
Und wenn es noch nicht reicht, wird aus dem, was man schrieb, eine Umkehrung herangezwungen, die man nicht zu verantworten hat, aber gefälligst erklärend dementieren soll: "Ach (es wird immer mit einem künstlichen Erstaunen eingeleitet), dann sind also alle, die nicht YXZ sind / haben / wollen, ZXY?!? (eine Anhäufung von Satzzeichen scheint in diesen Fällen unumgänglich dazuzugehören)." Schnell wird noch ein "Das sehe ich anders" oder ähnliches hinterhergeworfen, um klarzumachen, dass ja nur die eigene Meinung sei und das wird man ja wohl mal sagen oder fragen dürfen.
Ach, es gibt so verdammt viele Stolpersteine in der virtuellen Kommunikation.
Ich liebe es, in Foren zu lesen und zu schreiben, nirgends finde ich so viele verschiedene Meinungen und Ansichten von Menschen, die ich niemals im normalen Leben kennenlernen würde. Früher bin ich leider allzuoft in Fallen und Fettnäpfchen getappt. Ich war kein bisschen besser als die anderen, ich habe dieselben Fehler gemacht, fühlte mich in meiner Person angegriffen und habe zurückgeschossen. Aber man lernt ja dazu. Wir als Gesellschaft lernen ja dazu. Das zum Beispiel virtuelle Diskussionen anders geführt werden müssen, als im persönlichen Austausch.
Threads wie dieser machen das vielleicht noch einmal deutlich und erinnern uns daran. Ich glaube nämlich durchaus, dass wir unser Miteinander verbessern können. Es muss nicht immer alles bleiben, wie es jetzt ist.