Meiner Meinung nach betrifft es nicht nur die BDSM Gruppe im Speziellen. Mir ist es in anderen Gruppen schon erheblich heftiger aufgestoßen, aber der Trend nimmt insgesamt zu. Es mag zum Einen daran liegen, dass die vermeintliche Anonymität des Internets Menschen dazu verführt, sich außerhalb der Verhaltensnormen zu bewegen, denen sie sich im realen Leben unterwerfen müssen und meinen hier mal "die Sau raus lassen" zu dürfen. Und zum anderen, dass man aufgrund von Blasenbildung (Suchalgorithmen im Internet) viel weniger auf abweichende und kontroverse Meinungen trifft und teilweise schon gar nicht mehr weiß, wie man damit umgehen soll. Teilweise kann man sich ja noch nicht einmal mehr auf eine Diskussionsgrundlage einigen (Stichwort Alternative Fakten).
Wir sind hier in einem Forum und entsprechend sollte es um einen Meinungsaustausch gehen. Dass beutet nicht, dass ich mit meiner Meinung komme und erwarte, dass alle anderen mit meiner Meinung gehen. Mir geht es in allererster Linie darum, dass jeder der es möchte seine Meinung sagt (höflich) und mich damit in die Lage versetzt, aus den unterschiedlichen Meinungen und Argumenten eine neue Meinung heraus zu destillieren. Ich muss nicht mit jedermanns Meinung konform gehen und dessen Meinung gut heißen, aber ich muss auch nicht jeden für seine Meinung "ans Kreuz nageln", nur weil sie mit meiner Meinung nicht übereinstimmt. Soetwas nennt man dann respektvollen Umgang und Toleranz.
Wenn man sich beim Erstellen des Beitrags die Fragen stellt:
-Hilft es dem Themenersteller oder der Diskussion einen Schritt weiter zu kommen?
-Habe ich es möglichst eineindeutig und unmissverständlich formuliert und (vielleicht sogar mehrfach) Korrektur gelesen?
-Habe ich es so geschrieben, dass ich andere nicht persönlich angreife oder verletze? (Da hilft dann auch durchaus das verallgemeinern und die Verwendung von "man" kann hilfreich sein)
Dann hat man schon eine Menge erreicht...
Es gibt hier Themen, da bitten User um Hilfe und werden dafür erst einmal angegangen. Sei es bei der Frage nach "Filmen und wo man die findet" oder sei es eine Bitte um Rat, weil eine "Affaire" sich nicht so entwickelt wie gewünscht. Was nutzt es dann der oder dem TE, wenn man Antworten erhält, die in die Richtung gehen: "Bist wohl zu faul zu suchen" oder "selbst schuld was lässt Du Dich auch auf eine Affaire ein". Da frage ich mich dann manchmal wirklich, warum User überhaupt antworten, denn hilfreich sind solche Antworten nicht. Und am Ende traut sich keiner mehr ein neues Thema zu erstellen, weil man sich dafür zumindest teilweise exponieren muss. Aber genau davon lebt ein Forum, dessen sollten sich diese Menschen ebenfalls bewusst sein.
Ähnliches sehe ich allerdings auch in Beiträgen: Statt eine eigene Meinung zu verfassen, werden andere Meinungen mies gemacht, aber die eigene hinterm Berg gehalten. Da wird sich dann an Nebensätzen aufgehangen oder eine schon bestehende persönliche Fehde auf Kosten des eigentlichen Themas ausgetragen. Soetwas kann per CM austragen, wenn man das möchte, aber das bringt doch das Thema nicht weiter.
In vielen Themen mag ich die Beiträge von bestimmten Usern immer wieder und von anderen Usern nicht. Menschen sind aber nun einmal unterschiedlich und nur weil ich mit den Einen besser kann als mit den Anderen, heißt das noch lange nicht, dass die Anderen zwingend Unrecht haben. Es führen viele Wege nach Rom und das Leben (nicht nur BDSM) ist nun einmal facettenreich und bunt.
Wenn wir uns darauf einigen könnten, dass Meinungen Geschmacksfragen sind und Geschmäcker bekanntlich verschieden, dann sollte es allen im Umgang miteinander leichter fallen und wir hätten schon viel gewonnen.