Machtgefälle von Anfang an?

Angenommen ich habe bereits Austausch (schriftlich/telefonisch) mit jemandem, mit dem sich potenziell ein Machtgefälle ergeben kann - wir finden uns sympathisch, anziehend, die Neigungen passen - und dieser besteht dann beim ersten Treffen auf "Augenhöhe", weil es um den Menschen gehen soll, der ignoriert einerseits einen nicht unwesentlichen Teil meines Menschseins und er ignoriert vor allem die vorausgegangene Sympathie, das vorausgegangene Interesse, das vorausgegangene Flirten, usw.

Von daher passt es für mich nicht so, zu sagen "Erstmal nur den Mensch kennenlernen", wenn meine Neigung doch zu mir gehört und ich nicht will, dass sie bei einem Date, bei dem man herausfinden will, ob es für BDSM stimmt, komplett ausgeblendet wird. Das heißt nicht, dass man sich umgekehrt nur auf die Neigung konzentrieren soll. Das ist für mich genauso blöd.

Aber es würde mich enttäuschen und frustrieren, wenn jemand etwas, das zu mir als Mensch gehört, bewusst beiseite schieben will.

@********2016
Es müssen beide die gleiche Sprache sprechen, ja.
Für mich persönlich als Bottom kann ich sagen, dass ich mich nicht mit Anfänger-Tops treffe.
Aber Du hast recht. Das könnte tatsächlich ein Problem sein.

OT…. Ich fänd es echt spannend, wenn du mal einen Mann treffen würdest, der selbst nicht weiß, wie dominant er ist und bei dem es einfach bei dir einfach bääähm macht🤣😇 …

Ja, das wäre spannend. Aber wird wohl eher nicht passieren, weil ich ja nur gezielt auf BDSM date.

@********2016


Ja, so ist es. Die Empfänglichkeit für subtile Signale muss beidseitig vorhanden sein.
Wenn beide diese feinen Antennen füreinander haben, ist es meiner Meinung nach einer der schönsten Anfänge überhaupt in diesem Bereich, was dann in einer möglichen Verbindung wunderbar weiter gedeihen kann.

Ich finde, man kann das überhaupt nicht erwarten...weder von einem ungeschliffenen noch von einem geschliffenen Diamanten. Entweder zwei Menschen haben diese Empfänglichkeit füreinander oder nicht.

Ich habe meinen Herrn ja auch von Anfang an als dominanten Menschen wahrgenommen, sogar als noch absolut gar nicht im Raum stand, dass zwischen uns was laufen könnte - für mich hat das allerdings so gar nix damit zu tun, ihn auf irgendwelche Neigungen zu reduzieren oder ihn als Menschen nicht zu sehen. Für mich gehört das einfach zusammen. Wobei ich aber auch heute halt nicht groß differenziere - er ist als Mann mein Herr und als Herr ein Mann und zu allem Überfluss auch noch Mensch Das ist er halt einfach alles und das ist ja nicht getrennt voneinander.

Ich *glaube*, dass hier eventuell zwei (oder noch deutlich mehr) verschiedene Grundannahmen oder Einstellungen aufeinanderprallen. Deswegen geht die Kommunikation vielleicht etwas aneinander vorbei.
Womöglich könnte @****wen folgende Überlegung helfen:
Als ich mich mit einem potenziellen Sub das erste Mal traf, hatten wir vorher nichts abgesprochen, außer Ort und Uhrzeit (was ich beides vorschlug und er annahm). Er war gut 15 Minuten vorher da, ich kam pünktlich. Ohne das auszudiskutieren, siezte er mich, wie es seinem Bedürfnis in dem Moment entsprach, ich duzte ihn. Es fühlte sich ganz natürlich an und "passierte" einfach so.
Er sorgte für einen angenehmen Tisch im Schatten, fragte mich, was ich trinken wolle, holte die Getränke.
Während unseres "Dates" übernahm ich instinktiv die Führung, in welche Richtung die Gespräche gehen sollten - was ihm sehr gut passte, da er selbst eher schüchtern veranlagt ist, aber dennoch mitteilungsbedürftig. Es war ein sehr angenehmes Kennenlernen.
Als ich genug hatte, habe ich in etwas sowas gesagt, wie: "Das war sehr nett. Du darfst mich noch zu meinem Auto begleiten, bevor ich fahre."

So. Insgesamt ist da ja gar nichts passiert, was auf Kommunikation "außerhalb der Augenhöhe" schließen ließe. Aber trotzdem war das Treffen geprägt von dem, wie wir uns grundsätzlich wahrnehmen: dominant und devot. Und genau das machte es so angenehm und erfolgreich. Keiner musste sich verstellen, keiner musste einen Teil des eigenen Wesens unterdrücken. Man konnte sich miteinander wohlfühlen, es lag eine gewisse Spannung in der Luft, ganz ohne gekünsteltes Trara. Und keinem von uns beiden wäre es eingefallen, in dem Gegenüber etwas anderes zu sehen, als er nunmal ist.
Für mich ist das bereits "Kennenlernen mit Machtgefälle" - für jemand anderes vielleicht nicht. Aber während keines Moments herrschte die Gefahr, dass wir uns in diesem Beispiel je als "Kumpels" hätten ansehen können.
Und das witzige daran: ich kann gleich gekleidet, im selben Café, am selben Tisch sitzen und mich mit jemand anderem treffen, der nicht devot veranlagt ist, aber der ebenfalls die Getränke holen möchte, ohne, dass es bei einem von uns zu dem empfundenen "Machtgefälle" kommt. Es wäre nur ein ganz normales, unspektakuläres Kaffeedate. Einfach weil nicht Dominant und Devot an einem Tisch sitzen - und es spüren.

@*******ress
Danke. Sehr schön beschrieben.

Ich glaube tatsächlich, dass wir einfach von ganz unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen. Hier diskutiert ein bunter Haufen, wo von "ich will nur Dominanz im Sex" bis "ich bin Sklavin und suche TPE" alles vertreten ist.

@****wen zusätzlich kommt der Unterschied der Geschlechter .
Männliche Sub verhalten sich anders als eine weibliche Sub .

Stimmt.

Haben die immer den Bohrhammer dabei, damit sie beschäftigt sind, während sie sich die Nase pudern geht?

Hüstel
Das stimmt nicht. Gar nicht.
Er siezt, sie duzt. Und der ganze Rest. Das ist nicht symmetrisch 😂

Findest Du nicht, dass es einen recht grossen Unterschied gibt zwischen den meisten weiblichen und den meisten männlichen Subs?
Ich finde schon. Ich erlebe die meisten devoten Männer schon anders als Frauen.

Aber das ist ja eigentlich nicht das Thema hier.

Weiß nicht, Menschen verhalten sich halt unterschiedlich, ohne dass ich da jetzt Gruppe 1 "Männliche Subs" und Gruppe "Weibliche Subs" bilden könnte. Es wird so oft geschrien, dass bitte nicht mit Pauschalaussagen um sich geworfen werden soll, aber dann wird die Klischeekeule ausgepackt. Aber richtig, ist nicht das Thema.

@*********lana ich finde es ziemlich anmaßend meine Art der Kommunikation als "unbedacht" zu bezeichnen, ich gehe nur mehr auf der Gefühlsebene vor und das kann ich sehr bedacht.
Wenn eine ausführliche Konversatioen vor einem ersten Treffen für dich eine Abgleichung der Daten ist... ok... dein Ding, für mich ist es einiges mehr.
...und btw... sich mit jemendem ausführlich zu unterhalten nennt man "miteinander in Beziehung treten" ist vielleicht schwer zu verstehen, ist aber so.
Es soll hier sogar Menschen geben die führen schon vor einem realen Treffen virtuelle Beziehungen...

Ich weiß lieber wie mein Gegenüber tickt bevor ich 200+ km irgendwohin fahre...

Dann muss ich mal nachfragen warum man als Dominanter Mensch nicht wahrgenommen wird wenn das Machtgefälle da ist
Ich bin immer ich und wenn das Machtgefälle für beide erkennbar ist bin ich immer noch ich, ich kann rumblödeln und trotzdem auf sie dominant wirken...
...oder ist das wieder so ein Schubladen-/Schwarzes Buchding wo steht dass man nur Dom und nicht Mensch und Mann/Frau gleichzeitig sein kann...?

Guter Text @*******ress

Nein, es ist nicht symmetrisch. Natürlich nicht. Sollte es ja auch nie sein. Deswegen war es ja auch ein Beispiel für ein erstes Treffen, in welchem die Rollen von Anfang an klar waren. Aber jeder hat sich einfach so verhalten, wie es seinem Naturell entspricht. Und das war schön.
Von außen Betrachtet hätten wir z. B. auch eine Lehrkraft und ein Student sein können (wir hatten einen sehr hohen Altersunterschied), ohne dass wir jemandem unangenehm aufgefallen wären.

Ist doch schön, wenn es so lief. Aber glaub mir: das sieht man von aussen 😂

Nenne ich einfach selektive Wahrnehmung. Beim Kennenlernen über den JOYclub ist die Rollenverteilung im (B)DSM doch schon geklärt. Dementsprechend auch eine gewisse Erwartungshaltung an sein Gegenüber.
Wie ein erstes Treffen in den Grundzügen abläuft, kristallisiert sich doch schon, vorab in der Kommunikation (CM und/oder Handy). Devotion aber auch Dominanz und damit auch ein Machtgefälle, eine einfache Fremdwahrnehmung. Und oft ist die Enttäuschung damit schon vorprogrammiert, weil man sich im Grunde mit seiner Wunschvorstellung bzw. eigenen Projektion trifft.

Exakt, wie auch schon vorher gesagt: zunächst begegnet man seiner eigenen Projektion - und dem Priming durch den anderen, aus seiner Rolle heraus.
Dating ist anders als "Treffen".

@******ver
Was wäre Deine Lösung?

Ergebnisoffenheit. Wissen, wie schnell man sich irrt und irren will. Und bald treffen. Kann ja auch in echt schön sein.

Die Ergebnisoffenheit ist ja immer da bei einem Kennenlernen. Also, dass es vielleicht nicht passt, ist ja jedem vernünftigen Mensch klar.
Das hat ja aber jetzt keinen Zusammenhang mit dem Thema, ob man sich bereits in einem spürbaren Machtgefälle trifft oder explizit auf Augenhöhe.

Mal davon abgesehen...wenn ich einen Herr als Herr fühle...mich dann mit ihm treffe..und es wäre abgesprochen, bzw er würde sich zu Anfang Augenhöhe wünschen..dann könnte ich mich noch so sehr anstrengen...es würde mir nicht gelingen

Ich lasse eine Begegnung mit einem interessanten Profil aus dem BDSM Umfeld zu. Kein Date im klassischen Sinn und kein Anspruch auf irgendwas, im Ergebnis offen. Wenn sich ein Machtgefälle einstellen sollte, ist das, weil es einfach passt - weil die viel bemühte Chemie stimmt.

Anmerken möchte ich dazu, das ein vermeidliches Machtgefälle beim Kennenlernen (für mich) nichts, aber auch gar nichts zum gemeinsamen (B)DSM aussagt. Ob es Bestand hat, wird sich in den ersten Sessions zeigen, genau dann, wenn ich es direkt und unverblümt einfordern werde.