Ehrlichkeit

Unehrlichkeit kenne ich um zu gefallen. Wo eigentlich ein Nein war habe ich ja gesagt. Passiert - mir jetzt nicht mehr. Im Gegenteil, ich bin abgrundtief ehrlich und das gefällt nicht jedem aber Drumherum reden oder lügen kann ich nicht. Und Ehrlichkeit gehört in jede Beziehung.

Mir ist wichtig, dass jemand sich selbst gegenüber ehrlich ist. Die größten Probleme hatte ich mit Menschen , die sich selbst die Welt schön lügen.
Und aggressiv werden, wenn man an das Thema rührt.

Wer ehrlich zu sich selbst ist, ist es auch eher anderen gegenüber.

Genauso habe ich es nun auch schon etliche Male erlebt.
Da wurde absolute "Gläsernheit" gefordert, aber selbst hat sie sich hinter Milchglas versteckt ...

Und nein! Dabei spielt dann SM null Rolle mehr. Das sind grundlegende Charakterzüge, die einen unehrlich werden lassen.

Ich habe gerade nicht alles gelesen und beziehe mich nur auf die Eingangsfrage. Mein Dom sagt, ich soll ehrlich sein, weil ich mich zu oft anpasse, Bedürfnisse in der Anfangszeit nicht ausreichend (und manchmal gar nicht) äussern konnte und daher, meist sehr viel später, emotional sehr bedürftig und auch verzweifelt wahr.
Dies bezieht sich aber nicht auf „lügen/Notlügen“, da bin ich immer transparent und so ehrlich, wie es geht.
Leider bin ich ein Mensch, dem man das, was Bedürfnisse und Gefühle betrifft, sagen muss. Aber ich arbeite dran.

Ich halte das für ausgesprochen naiv! Und zwar aus zwei Gründen:
1. Wirkliche Ehrlichkeit kann ziemlich nervig, anstrengend und unangenehm sein.
2. Gerade die geschickten Lügner geben besonders glaubhaft vor, ehrlich zu sein.

Und jetzt ratet mal, welche der Alternativen sich angenehmer anfühlt?

Ich würde Ehrlichkeit nie verlangen und auch nie versprechen.
Ich bin zwar ein recht ehrlicher Mensch, aber ich gebe ehrlich zu, dass ich mit meiner Erlichkeit sehr berechnend umgehe und zur Not auch mal was verschweige, zum Stilmittel von Ironie neige (die ja per Definition schon mal nicht ehrlich sein kann) und ggf. auch zur Lüge greife, wenn ich das Gefühl habe, dass mein Gegenüber nicht angemessen mit der Wahrheit umgehen kann.

Ich hab das auch noch nie erlebt, dass Menschen mir gegenüber wirklich konsequent ehrlich waren.
Deshalb reicht es mir völlig aus, wenn ich nicht das Gefühl habe, konsequent und zu meinem Schaden verarscht zu werden.

Wem das zu realistisch ist, der/die/das ist mir zu naiv und kann mir getrost aus dem Weg gehen.
Der Verlust hält sich dabei in sehr engen Grenzen.

Toller Beitrag Danke!

Es ist ein riesen Unterschied ob man belogen oder verarscht wird.
Ersteres ist meist zu er-klären, wenn die Person einem wichtig ist.

Verarschung hingegen ist eine andere irgendwie böswillige Dimension.

Andere dazu anstiften ist die Königsklasse der Verarscher.

Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen belügen und verarschen.
Unehrlich ist beides....

Ehrlichkeit ist für mich die Basis jeder Beziehung. Auf der Arbeit, in der Ehe und mit einer Freundschaft+.

Wenn diese Basis gestört ist, ist es oft auch aus…

Meine Herrin hat eine ähnliche Regel für mich.
Gemeint ist damit aber etwas spezifisches. Dass man ehrlich zueinander sein soll, das ist sowieso klar und auch, dass man das natürlich auch vorspielen kann.
Gemeint ist mit dieser Regel bei uns, dass ich im Bezug auf meine Bedürfnisse und Fähigkeiten ehrlich sein soll. Denn sie hat gemerkt, dass ich meine Bedürfnisse oft nicht geäußert habe und nicht gesagt habe, wenn ich etwas nicht kann oder nicht mehr aushalte. Sie hat mir beigebracht, ehrlich mitzuteilen, bis wo mir sprichwörtlich das Wasser steht, damit sie einschätzen kann, ob sie mich noch mehr untertauchen kann oder eher nicht.
Außerdem beinhaltet "immer ehrlich sein" bei uns auch, dass ich, sollte es jemals so weit sein, ehrlich mitzuteilen habe, wenn ich die Beziehung beendet haben möchte. Ihr ist dieser Punkt sehr wichtig.
Als letzten Punkt beinhaltet die Regel auch, dass ich, zwar höflich und freundlich, aber ehrlich mitteilen soll, wenn ihr ein Kleidungsstück nicht gut steht, das Makeup nicht gut aussieht oder solche Dinge.

Es ist also bei uns eine Regel, die in Kurzform verschiedene Dinge zusammenfasst, bei denen ich, abgesehen von der normalen Ehrlichkeit, die man in einer gesunden Beziehung sowieso schon hat, besonders darauf achten soll, wahrhaftig und ehrlich zu bleiben.

Wir haben diese Regel auch nicht in den Katalog aufgenommen, sie läuft als Basis nebenher. Und die Formulierung meiner Herrin ist auch nicht "immer ehrlich sein", sondern "Kein Hollywood", weil es mich daran erinnern soll, dass ich eine echte Person bin und keine perfekt funktionierende Figur aus einem Film, die ja keine eigenen Bedürfnisse hat.

Niemand ist immer ehrlich und sagt stets die reine Wahrheit. Warum? Weil man einfach weiß, dass die Wahrheit gerade unausgesprochen bleiben sollte. Beispiel:
Dom möchte gerade nach der ganzen Gartenarbeit einfach nur einen kleinen Kuss...
Boah- du stinkst nach Schweiß, hast ne Bierfahne, geraucht hast du auch und dann noch der Knoblauch vom Döner eben... *kotz
Sagt Sub das so?

Und dann ist dann noch dieser vorauseilende Gehorsam, wo immer alles in Ordnung ist, obwohl es das nicht ist. Wegen Achtung und Respekt sagt Sub halt nix und mangels hellsehen kann Dom auch nicht erkennen, ob und was im argen sein könnte. Am Ende läuft es aus dem Ruder und keiner weiß warum...

Wenn Dom das zur Regel macht, dann am ehesten deswegen, um dem vorzubeugen. Oder auch, um auf Befindlichkeiten einzugehen, von denen er gar nix weiß, sie aber verschwiegen werden.

Das Problem mit der Ehrlichkeit ist, dass sie oft aus Lügen besteht. Diese Lügen sind aber der Kitt, der uns zusammenhält. Und darf man in einem Machtgefälle überhaupt lügen? Etwas verschweigen? Ehrlich sein ohne die Wahrheit zu sagen? Entsteht nicht so ein Gewissenskonflikt? Und bedarf das nicht der Augenhöhe? Und wackelt das D/s dann damit nicht?

Es kann alles so kompliziert sein, dabei gibt es eine einfache Lösung. Für mich.
Sprechenden Menschen ist zu helfen, sag einfach was, damit kann ich umgehen.
Oder wenn sie nichts sagen will und einem solchen Kuss abgeneigt, bedeutet sie mir, dass es dort unten doch viel schöner ist...

Am Ende währt ehrlich noch am längsten. Auch wenns gelogen ist.

Ich erinnere mich an den Versuch einer Beziehung mit einem dominanten Mann, der sagte er lüge niemals und sei immer ehrlich.
Er tat es dennoch wie man es der dunklen Triade nachsagt so kunstvoll wie kein anderer, denn er wirkte als ob er selber glaube, was er sagte. Vollkommen überzeugend. Er modellierte die Realität wie er sie haben wollte . Mit starkem Willen.

Er hatte mir als Regel gegeben auch immer ehrlich zu sein. Ich solle über alle Gefühle berichten, die ich hätte, damit tiefes Vertrauen und verantwortvolles Handeln durch ihn möglich würden.
Doch immer, wenn meine Gefühle negativ waren und ich fragte, ob die Dosis Schmerz nicht hätte weniger sein können oder warum er gegen unsere Gespräche zuvor nicht zärtlich zu mir war, fühlte er sich nur kritisiert und angegriffen.

Meine Ehrlichkeit traf ihn in seiner Eitelkeit und überforderte ihn. Also war die Antwort: Das siehst Du falsch. Ist nicht schön, wenn man nicht bekommt, was man sich wünscht gell? Ich bin kein Wunscherfüller.

Mich überforderte hingegen die Diskrepanz zwischen seinen Worten und Taten.
Meine Ehrlichkeit machte mich verwundbar und manipulierbar.

Dennoch ist sie mir elementar wichtig. Für mich. Immer noch. Denn meine Verwundbarkeit kenne ich inzwischen gut und wer sie gegen mich verwendet, der darf gehen. Meine Schwächen zu kennen , ist meine Stärke geworden.

Ein dominanter Mensch , dem ich Macht über mich gebe, muss das auch können. Seine Schwächen kennen und als Stärke betrachten. Damit offen umgehen können. Sie hinter dominatem Verhalten verstecken und sich als unverletzlich hinstellen hingegen betrachte ich nun als Zeichen von Schwäche.

An der Ehrlichkeit erkenne ich Menschen, die zu mir passen. An der Übereinstimmung zwischen Worten und Taten. An Integrität und Wertschätzung, Offenheit, innerem Gleichgewicht und Lebensfreude.
An der Freude an der Mitfreude.

Ich habe in Gesichter gesehen, die mich gerade anlogen, während mir die Wahrheit bereits bekannt war. Seltsamerweise fühlte ich mich beschämt. In den Augen ist das Kind und nicht der erwachsene Mensch zu sehen. Und wie gut hätte Ehrlichkeit in diesem Moment getan, wie verbindend wäre sie gewesen.

Unehrlichkeit lässt alles zum Fake werden, grundsätzlich unehrliche Menschen sind für mich Fakemenschen. In einer BDSM-Beziehung, die mit Unehrlichkeiten klarkommen muss, ist auch das Machtgefälle irgendwann nicht mehr spürbar. Lügen sind Mittel der Kontrolle.

Ich rechne Unehrlichkeit zu Zeitdiebstahl.

Offenheit und Ehrlichkeit waren von Anfang an das Fundament der Beziehung zwischen meiner Herrin und mir. Ohne das wäre es auch gar nicht möglich, unseren BDSM natürlich auszuleben.

Ich unterscheide zwischen konstruktiver und wohlwollender Ehrlichkeit und "Ehrlichkeit" als Deckname für Unverschämtheit.

Ich erkläre mich mal:
Konstruktive und wohlwollende Ehrlichkeit sind ein absolutes Muss für jegliche nähere Verbindung. Ich denke mal, darüber sind wir uns alle einig. Niemand will belogen oder verarscht werden. Und glücklicherweise kommen solche Lügen ja meist irgendwann ans Licht.

Die "Ehrlichkeit", die oft von Leuten hergenommen wird, um ihre fehlende Empathie, ihren fehlenden Respekt und ihre fehlende Kinderstube zu rechtfertigen, sind die (meist sogar ungefragten) Statements über jemanden oder sein Äusseres oder sein Tun. Oft schreiben oder sagen diese Leute dann "Ich bin halt ehrlich, damit kommt nicht jeder klar." oder "Die Wahrheit verträgt halt nicht jeder.". Aber das sind dann eben diejenigen, die anderen ungefragt Dinge vor den Latz knallen. Diejenigen, die einfach kein Feingefühl haben.

Was ich damit sagen will, ist dass eine liebevolle und loyale Ehrlichkeit ein absolutes Muss ist. Dass das aber nicht bedeutet, dass jemand schonungslos und verletzend ehrlich sein muss, ohne dass der andere danach gefragt hat. Ein liebevoller Umgang kann auch mal bedeuten, dass man einfach nichts sagt, seine Gedanken nicht ungefragt kund tut, wenn es keine konstruktive Kritik ist.

Bisschen wirr, ich weiss. Aber vielleicht versteht die oder der eine oder andere, was ich sagen will.

Sie

Es ist die Unehrlichkeit in Verbindung mit erfundenen Lügengeschichten und Halbwahrheiten.
Merkt man das die offensichtlichen Lügen abgestritten, und von dritten zudem noch fremdgesteuert werden, ist es das zwischenmenschlich traurigste was ich je erlebt habe, es geht alles verloren, auf einmal steht ein ferngesteuerter „Fakemensch“ vor dir.

In einer Beziehung die auf Vertrauen basiert steht bei mir immer ein großes Scheunentor offen, nur für dieses warme Gefühl welches einem die entgegengebrachte Wahrheit auch dann gibt, wenn es zunächst erstmal weh tut.

Wie gehen Menschen oder auch Paare, die ihre Verbindung auf Lügen und verarschen aufgebaut haben eigentlich damit um, schweigen die darüber, blenden Sie das aus, oder überlegen sie sich ständig neue Lügen, weil es irgendein Kick ist, wo bleibt das Gefühl dafür andere verarscht zu haben?
Bleibt es als abzuleistende Strafe im BDSM Gefängnis, oder nachts gefesselt im Bett, bleibt es in unaufgeräumten Wohnzimmern zwischen den Seilhaufen, und den Toilettenrollen?

Das würde mich wirklich brennend interessieren, denn eins weis ich genau, verschwinden tut das nicht.

Genau dasselbe habe ich immer wieder erlebt ...
17 Jahre. Mal mehr, mal weniger deutlich.
Und dennoch konnte ich's nicht beenden ...

Wie überall folgen Menschen dem leichteren Weg und der ist oft weder zu sich selbst noch anderen Gegenüber mit Ehrlichkeit gepflastert.

Ich spreche diese Regel auch aus und nehme mich als Sub damit in die Pflicht.
Was bezwecke ich also mit dieser Regel?

Subs wollen ihrer Femdom oder ihrem Dom gefallen, zumindest sehr oft. Da kann schonmal ein „ja, alles OK, mach weiter“ über die Lippen kommen, obwohl eigentlich schon was anderes gesagt werden möchte.
Und ich als Sub möchte so nicht sein und meine Lady soll wissen, dass ich mich melde.
Dieser „Regel“ hält mich quasi zusätzlich in der Verantwortung auf mich aufzupassen was einer der Grundsteine für meine Art von BDSM ist.

Wäre ich auch ohne ehrlich? Klar. Aber wenn das Endorphin den Geist umnebelt ist irgendwann mitunter jede Hilfe recht.

Würde ich eine solche Regel definieren, würde ich meiner Partnerin unterstellen, dass sie unehrlich sein könnte. Misstrauen hat in meinen Beziehungen kein Platz.

Um meine Gesundheit zu erhalten brauche ich aber keine Regel bzw würde auch keine aufstellen.

Ich bin ja ein Freund der Eigenverantwortung und wer diese übergeht nur um jemandem ja auch mir, zu übergehen den bespielen ich kein zweites mal.

Und nicht nur die Eigenversntwortung für sich, nein, auch die für ihr Leben.
Wer passt auf deine Töchter auf während du hier bist?
Meine Freundin ist bei ihnen.
War natürlich gelogen
Die Kinder 4 und 7 Jahre waren allein in der Wohnung.
Soll mich das stolz machen, das sie für mich dieses Risiko eingeht?
Da erwarte ich mir Ehrlichkeit aller, ich kann heute nicht weil..... .

Ehrlichkeit ist eine Grundlage für Vertrauen. Und Vertrauen ist unter anderen, das Fundament einer Beziehung. Und was nutzt es dir, wenn du Lügst. Du schiebst die Probleme vor dir her. Es ist doch viel besser, wenn man offen und Ehrlich miteinander um geht. Die Wahrheit kann manchmal weh tun, aber damit müssen wir Leben und das müssen wir auch aushalten können.
Eine Notlüge, können wir drehen wie wir wollen, es bleibt eine Lüge.

Wenn ich Ehrlichkeit nicht als Grundlage meines Seins anerkennen möchte ändert eine Regel - von wem auch immer - nicht daran...

Somit macht eine solche Regel keinen Sinn...
...aber halt nur für mein Verständnis 😉

Lustig wird's wenn man der Schwiegermutter gegenüber auch immer ehrlich sein soll

Diese Regel gibt es bei uns nicht, denn Ehrlichkeit ist etwas grundsätzliches in unserer Beziehung.
Ohne Ehrlichkeit kein Vertrauen, und ohne Vertrauen keine Basis für unser BDSM.

Außerdem bin ich eine schlechte Lügnerin. Schon bei einer Notlüge am Anfang unserer Beziehung hat mein Mann und Herr mich durchschaut, und mir den Kopf gewaschen.

Von klein auf wurde ich erzogen, daß eine Lüge 1000 andere Lügen nach sich ziehen, und daß man deswegen ein gutes Gedächtnis haben muss. Deswegen mache ich es mir einfach. Ich bleibe bei der Wahrheit, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist, aber dann muss ich nicht überlegen, wem ich was erzählt habe, und wieso.