wer auf safeworte verzichtet und meint "Sowas brauch ich nicht" ist nicht vertrauenswuerdig und gefaehrlich, weil er sich selbst ueberschaetzt.
Ein guter DOM braucht das auch nicht! Er sollte soviel Feingefühl, Gespür und Körperwissen haben, dass er JEDERZEIT weiß wann die sub an ihre (echte) Grenze kommt.
Beides gute Beispiele für Menschen, mit denen ich mein BDSM nicht teilen würde. Diese Absolution, die dahinter steht, lässt mich sofort an Dunning und Kruger denken.
Ich nutze weder Ampelcode, noch Safeword. Weder spiele ich in einem Bereich, der es uns möglich machen würde, irgendwelche Kennwörter parat zu haben, noch mag ich abstrakte Kommunikation.
Dazu kommt, dass manche devote Menschen aus verschiedenen Gründen nicht wirklich fähig sind, ihre Grenzen akkurat einzuschätzen. Entweder sie haben dieses ‚das zieh ich jetzt durch‘-Ding am Laufen oder sie möchten meinen Flow nicht unterbrechen oder sie wissen noch nicht, ob sich das gerade gut oder kacke anfühlt und es gibt noch tausend andere Gründe.
Ich taste mich bei mir unbekannten Menschen heran, gehe nicht gleich in die Vollen, ermuntere sie, mir, wenn sie es können, durch Laute zu verdeutlichen, wie es ihnen gerade geht und frage zwischendrin immer mal wieder leise und wie nebenbei ‚Geht’s dir gut?‘ - möglichst ohne den Nebel gänzlich zu lichten - und achte sehr genau auf das, was mir an nonverbalen Signalen angeboten wird. Das ist für mich Teil des Spaßes, das ist etwas, was mir Lust verschafft: Reaktionen des anderen zu interpretieren, mich auf ihn ganz einzulassen, sein rudimentäres Verhalten kennenzulernen.
Ich würde mich nie drauf verlassen, dass ein Mensch mir schon sagt, wann er genug hat. Die Art Menschen, mit denen ich spiele, wollen sich ein wenig verlieren und ich will ihnen dabei zusehen. Da kratzt man schnell mal an der Komfortzone, da will dieser Mensch hin - was er dabei nicht brauchen kann, ist, sich daran erinnern zu müssen, wie das Safewort lautet oder ständig rausgerissen zu werden, in dem er das, was er gerade emotional erlebt, rational einschätzen muss.
Sollte mal ein Seil doof liegen oder die Nase jucken: Einfach ganz normal sagen, ‚Da drückt was / kannst du mich mal kratzen‘ oder es aushalten. Vielleicht finde ich es ja sogar ganz lustig, dass die Nase juckt und hole extra noch eine Feder. Ernsthaft: Ich möchte, dass mein Gegenüber mir klar deutlich macht, dass da was nicht stimmt und nicht einfach mit heroischem Gesichtsausdruck ins Koma fällt, weil er sein Safeword nicht missbrauchen möchte.
Jemand meinte, dass auch Top ein Safeword haben kann. Das klingt sehr … nett? Aber ich brauche keines. Wenn es mir zu viel wird, ich erschöpft bin oder mir die Nase juckt, kümmere ich mich einfach darum. Ich brauche die Zustimmung von Bottom nicht, um aufzuhören. Wenn er noch nicht satt ist, soll mir das Recht sein. Wird er überleben.
Ich bin da echt pragmatisch.