Ich glaube, ich verstehe vielleicht, was du meinst.
Es gibt Partys, da kommt man hin und merkt, dass viele der Anwesenden ihr BDSM ganz anders ausleben als man selbst und fühlt sich dann vielleicht irgendwie falsch oder unpassend. Ich persönlich habe das Problem nur dann, wenn ich in einem Bereich bin, wo alle nur mit Schmerzen arbeiten, nicht im Bereich Dominanz und Unterwerfung. Nicht, weil ich dann denke, da wären keine Gefühle. Ich bin mir sehr sicher, dass welche da sind, sondern weil ich dann traurig bin, dass ich meiner Herrin das nicht so bieten kann.
Wie viele Gefühle in einem Schlag liegen können, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Nur, etwas sehen können, was in der Seele passiert, nicht außen, das können wir Menschen halt nicht. Wir sehen höchstens äußere Auswirkungen, zum Beispiel ein Lächeln oder Tränen und unser Gehirn zeigt uns, wie wir uns in der Situation fühlen würden, was wir dann auf den anderen übertragen können, wobei das eben gar nicht stimmen muss.
Es würde mich interessieren, woran du erkennst, welche Gefühle jemand hat.
Ich persönlich erkenne das am Gesicht, der Körperhaltung und dem, was und wie derjenige etwas sagt. Auf einer BDSM-Party können sich diese Informationen aber sehr widersprechen. Das Gesicht kann leidend verzogen sein durch einen Schmerzreiz, die Körperhaltung kann klein und traurig wirken, wegen Erniedrigung zum Beispiel und die Mimik ängstlich, weil man nicht weiß, was auf einen zu kommen wird und das Gesagte kann dennoch fröhlich, glücklich oder verliebt wirken. Wie will man da, bei so widersprüchlichen Informationen von Außen, beurteilen, ob und welche Gefühle irgendeine fremde Person hat.
Ich zum Beispiel habe oft einen eher neutralen Gesichtsausdruck, obwohl ich daran arbeite. Woran liegt das? Daran, dass ich manchmal ziemlich viele Sachen gleichzeitig fühle und das Gehirn sich nicht für eins entscheiden kann oder manchmal, weil es mir in dem Moment egal ist, was ich fühle und mich lieber darauf konzentriere, was ich denke. Das Gute ist, das darf so sein. Es ist mein Körper und meine Seele, beziehungsweise gehört beides meiner Herrin. Auf jeden Fall hat kein Dritter ein Recht auf meine Seele und darauf, wie sich diese im Körper äußert.