Die Jagd - Teil 3
Nachdem ein wenig Zeit ins Land gegangen ist, geht es nun weiter in der Geschichte um Alex und Hannah.. viel Spaß damit!Hannah lief und schaltete schnell die Taschenlampe an, da sie schon über den ersten Ast, der am Boden lag, stolperte und sie es nicht riskieren wollte, zu viel Zeit zu verlieren. Sehr schnell stand sie vor dem erwähnten Zaun. „Was? So schnell??“ dachte sie bei sich. „Das sollen doch Tausende Quadratmeter sein, das kann doch nicht so klein sein.“ Kurz blickte sie sich um, aber die Hütte war in der Dunkelheit nicht mehr zu erkennen. Sie wollte auch nicht mit der Taschenlampe dorthin leuchten, nachher sah Alex den Lichtschein und wusste dann, wo sie sich befand. „Verdammt! Die Lampe!“ Schnell schaltete sie die Taschenlampe aus. Jetzt war es stockfinster und sie brauchte ein wenig Zeit, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie wandte sich nach rechts und wusste, dass sie nun am Zaun entlang Richtung Tor gehen würde. Auf dem Hinweg hatte sie dort doch große Büsche gesehen, oder?
Nach kurzer Zeit kam sie an die Ecke des Zaunes. Wenn sie weiterging würde sie bald schon auf den Weg stoßen und am Tor stehen. „Aber da bin ich wahrscheinlich viel zu gut zu sehen. Also auf keinen Fall dahin.“ Sie überlegte, ob sie kurz noch die Lampe anmachen konnte. Wie viel Zeit von ihrem Vorsprung war wohl vergangen? Wie viel Zeit war überhaupt schon vergangen? Sie hatte keinerlei Gefühl, da es auch die ganze Zeit schon dunkel war.
Kurz schaltete sie die Taschenlampe an, zuerst noch mit ihrer Hand über dem Licht. Langsam zog sie die Hand zurück und leuchtete ihre Umgebung ab. Da war doch der Weg zu erkennen, oder? Und daneben, ist das vielleicht ein Busch..
„Wo bist du hin, kleine Hannah? Wo versteckst du dich vor mir?“ Dann rief er laut „5 Minuten sind um, Mäuschen! Ich komme, um dich zu jagen und ich werde dich kriegen!“
Sie zuckte zusammen und löschte sofort das Licht.. „Fuck, fuck, fuck! Ich hab noch kein Versteck!“ Langsam bewegte sie sich in die Richtung, in der sie den Busch gesehen hatte. KNACK machte ein trockener Ast, auf den sie im Dunkeln trat.. „Fuck!“ Schnell biss sie sich auf die Lippe, denn das letzte Fuck hatte sie laut gesagt. Sie schaute auf ihre Füße und versuchte zu erkennen, wo sie sich hinbewegte. Langsam machte sie einen Schritt nach dem anderen und bewegte sich nach vorne.
Alex wandte sich zuerst nach rechts und ging auf die Felsen zu. „Mal sehen, ob die Kleine sich für die Höhlen entschieden hat.“ Vorsichtig schritt er durch die Dunkelheit, wollte er sich doch nicht durch irgendwelche Geräusche verraten. Er genoss dieses Gefühl der Macht. Schon lange wollte er seine Fantasie in die Realität umsetzen und er freute sich, dass Hannah und er sich so gut ergänzten in ihren Wünschen und Vorstellungen. Sie war sofort Feuer und Flamme für seinen Vorschlag gewesen. Ok, für den Vorschlag ein gemeinsames Wochenende in einer einsamen Waldhütte zu verbringen zumindest. Aber als er ihr das Spiel mit der Jagd vorgeschlagen hatte und vor allem, als er ihr als Preis in Aussicht gestellt hatte, mit ihm dieses Wochenende anzustellen, wonach ihr der Sinn stand.. Da war sie auf jeden Fall Feuer und Flamme gewesen. Wahrscheinlich dachte sie immer noch, dass sie dieses Spiel gewinnen konnte. Aber er war sich seiner Sache mehr als sicher. Er kannte die Hütte, er kannte den Wald rundherum. Und er hatte den Vorteil des Nachtsichtgeräts. Und das Paintball-Gewehr. Er musste also lediglich irgendwo einen Hauch von ihr zu sehen und ihr mit dem Markierer ein wenig Farbe auf den Körper bringen. Er hatte ihr keinen Helm mitgegeben, daher würde er maximal auf die Beine oder den Arsch zielen. Das würde schmerzhaft genug sein für sie und eine Lektion in Demut wäre es zusätzlich. Er grinste in sich hinein. Natürlich genoss er es, dass sie so eine starke Persönlichkeit war. Von sich überzeugt, selbstbewusst, vorlaut. Aber mit einem großen Herz in einem fantastischen Körper!
Er blieb kurz stehen und nach das Nachtsichtgerät hoch. Sein Blick schwenkte über den Wald und die Felsen. Nichts zu sehen. Langsam bewegte er sich weiter auf die Felsen zu. Er hatte noch viel Zeit..
Hannah tastete sich im Dunkeln weiter. Langsam, einen Schritt nach dem anderen, damit sie möglichst keine Geräusche von sich gab. Dabei fiel ihr auf, wie laut es nachts im Wald doch eigentlich war. Äste knackten, Bäume rauschten im Wind, irgendwelche Tiere waren zu hören. Eigentlich ein stetes Hintergrundrauschen. Sie hoffte, dass das auch Alex soweit ablenken würde, dass die Geräusche, die von ihr stammten darin untergingen. Noch ein paar Schritte und vor ihr ragten mehrere große und dichte Büsche auf. Sie schaute genauer hin und versuchte zu erkennen, ob es eine Möglichkeit gab, sich irgendwie in den Busch hereinzubewegen, damit sie quasi unsichtbar war. Nach kurzem Suchen fand sie tatsächlich eine Öffnung. Sie bog ein paar Zweige zur Seite, duckte sich und kroch beinahe auf allen vieren tiefer in den Busch. „Mist, die Strümpfe sind wahrscheinlich hin! Aber gut, das ist es mir wert. Diesmal werde ich auf jeden Fall gewinnen und dann werde ich Alex den Rest des Wochenendes so benutzen, wie ich es möchte!“
Auf der anderen Seite des Grundstücks umrundete Alex gerade die Felsen und näherte sich leise dem Eingang der kleinen Höhle. Er nahm das Nachtsichtgerät wieder nach oben und spähte hinein. Leer. „Ok, das wäre auch zu einfach gewesen“ dachte er bei sich. Dann wird sie wohl die komplett andere Richtung eingeschlagen haben. Er drehte sich um, ging ein paar Meter und kam an den Zaun. „Dann also systematisch.“ Er drehte sich nach links und ging los in Richtung des Tores, immer am Zaun entlang.
Hannah hatte sich ganz nah an den Stock des Busches vorgearbeitet. Hier war ein wenig Platz und sie konnte sich hinknien und dennoch den Rücken strecken. Vielleicht hätte sie in den letzten Wochen doch nicht so oft das Fitness-Studio schwänzen sollen, dann wäre sie noch gelenkiger gewesen. Immerhin war sie kaum außer Atem, das sollte doch auch gut sein, dass Alex nicht durch ihr Keuchen auf sie aufmerksam wurde. Die Geräuschkulisse um sie herum war mittlerweile auch fast kaum noch zu hören. Der Wind war anscheinend sehr schwach, denn das Rauschen der Bäume war vollkommen verklungen. Ab und an hörte man nun aber ein Käuzchen rufen. „Das ist fast schon romantisch.“ dachte sie bei sich. „Genau so romantisch, wie nachher wenn ich vorm Feuer liege und mir Alex den Rücken massiert.“ Sie mochte diese Tagträume. Noch lieber mochte sie es, wenn diese Wirklichkeit werden würden.
KNACK! „Was war das?“ erschrak sie. Das muss Alex, der in der Nähe auf einen Ast getreten ist. Sie hielt den Atem an und konzentrierte sich vollkommen aufs Hören. Hörte man da nicht Schritte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und kurz befürchtete sie, das klopfende Herz müsste auf jeden Fall kilometerweit zu hören sein.
Alex war mittlerweile am Tor angelangt und hörte ein lautes KNACK! Sofort blieb er still stehen, griff nach seinem Nachtsichtgerät und ließ den Blick schweifen. Dann erkannte er die Ursache des Knackens. Jenseits des Zauns sah er einen jungen Rehbock langsam durch den Wald schreiten. Anscheinend stand Alex richtig, denn Bambi hatte seinen Geruch noch nicht wahrgenommen. Er konzentrierte sich wieder auf das grünliche Bild vor seinen Augen. Auf dem Weg war niemand zu erkennen. „Klar, das wäre auch zu einfach gewesen. Und geradezu dämlich. So ist Hannah nicht.“ Nach links in Richtung der Felsen konnte sie eigentlich auch nicht sein, zumindest nicht, wenn sie nicht gerade einen Baum hochgeklettert wäre. Also eher rechts von ihm. Er überlegte kurz, ob er am Zaun entlang gehen sollte, entschied sich dann aber für den Weg. „Mal sehen, ob ich hier mehr Glück habe. Und es ist ja auch noch fast eine halbe Stunde, die ich Zeit habe.“
Hannah hörte Schritte. Zumindest war sie sich sicher, dass es Schritte waren. Das Knacken war hinter ihr gewesen, glaubte sie zumindest. Die Schritte aber kamen vom Weg. Das musste Alex sein. Sie versuchte sich zu beruhigen. Wollte ganz flach atmen und keinen Mucks von sich zu geben. Die Schritte kamen näher. Dann herrschte Ruhe. Er musste stehen geblieben sein. Bestimmt direkt vor ihr. Gleich wird er lachen und sie ansprechen und mit dem Paintball-Gewehr markieren und dann ist das Spiel verloren..
Ende Teil 3