Der alte kuriose Laden
Abseits der Einkaufsstraße in der Altstadt, in einer kleinen Nebengasse, habe ich ihn entdeckt. Einen kleinen Laden, der mein Interesse weckt.Meine Füße setzten sich in Bewegung und ich stehe kurzerhand mittendrin.
Regale bis unter die Decke voll von Allemmöglichen!
Der Besitzer begrüßt mich: „ah, ein neues Gesicht. Komm näher und sieh dich um. Schau was dein Herz vermisst, was dein tiefes Begehren ist“!
Ich bedanke mich und schaue mich um.
Hier duftet es besonders und ich blicke auf Regale mit verschiedenen Wässerchen, Phiolen gefüllt mit Düften und Aphrodisiaken.
Krimskrams jeder Art, Kristalle, Kräuter und Knollen. Lederarbeiten und Schmiedehandwerk.
Ich entdecke zwei wunderschöne Armreife in einem der Regalfächer. Sie glänzen und stechen selbst bei dem trüben Schlummerlicht hervor und ziehen mich gar magisch an. Ich kann nicht widerstehen, ich muss sie berühren.
Zaghaft, als könnten sie unter meinem Fingerstreich brechen. Als ich das kühle Metall spüre, gleiten meine Augen zu und wie eine gelebte Erinnerung sehe ich mich, entblößt, an einem Kreuz gefesselt.
Nichts kleidet mich, außer den beiden Sklavenarmreife!
Ich bin ausgeliefert, aber Angst verspüre ich nicht. Es ist etwas Anderes.
Sicherheit, Geborgenheit, Wärme und Lust.
Ich drehe mich ein wenig zur Seite und sehe einen Schatten. Ich öffne meine Augen, die Bilder verschwinden. Ein seltsames Gefühl überkommt mich, ich kann es nicht erklären und beschließe, noch ein wenig weiter zu stöbern.
In einem weiteren Regal liegt etwas, dass aussieht wie ein Lederzopf. Was mag das sein? Ich greife es, um es mir näher anzuschauen. Es fühlt sich warm und weich an. Ein wohliger Schauer durchfährt mich. Eine Vision: der Schattenmann steht hinter mir. Er hält den Lederzopf in seiner Hand und streichelt meinen Körper damit. Meinen Rücken, meinen Hintern, meine Schenkel.
Leere Gedanken, leerer Kopf. Nur Vertrauen, keine Angst!
Er tritt ein Stück zurück und der Lederzopf saust auf meinen Po. Statt davonlaufen zu wollen, will ich mehr. Ich habe so etwas noch nie erlebt, was bedeutet das?
Ich atme das Leder tief ein und lege den Zopf zurück an seinen Platz.
Ich lasse meine Augen weiter durch den Laden wandern und entdecke an einem Haken einige Seile. Irgendwie ziehen sie meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich frage mich warum? Ich will sie greifen, sie anfassen und herausfinden, wie sich sich anfühlen.
Sowie sie in meinen Fingern liegen, stockt mein Atem. Sie sind rauer als erwartet! Doch sie geben mir Sicherheit.
In meinem Kopf formen sich Bilder. Gefangen, bewegungslos, fixiert und ausgeliefert! Mein Atem geht nun schnell, fast hektisch.
Der Schatten bekommt eine Grimasse. Zumindest kann ich ein hämisches Grinsen erkennen oder ich bilde es mir ein. Das Licht ist gedimt und nur einige Kerzen spenden zusätzlich Licht. Sollte ich nicht alarmiert sein?
„Atme ruhiger“, höre ich ganz leise den Schatten sprechen. Doch ich fürchte mich nicht. Im Gegenteil, die Enge und Bewegungslosigkeit lässt mich fliegen! Ich fühle mich frei. Frei von Ängsten, frei von Sorgen, einfach leben, einfach fühlen, einfach Freiheit! Ich hänge die Seile zurück und die Bilder sind verschwunden. Nicht aber das warme Gefühl in mir.
Der Ladenbesitzer tritt vor mich.
Etwas Glänzendes hält er in seiner Hand.
„Leg es an, wenn du dich traust und siehe wer du bist. Verstehe was dir fehlt und was du suchen musst oder wer dich finden wird, um dich frei zu machen“, sagt er mir.
„Dies ist ein besonderer Laden. Er weckt die geheimsten Sehnsüchte in jedem Besucher und die Stücke die man berührt, zeigen einem das Glück. Das ist ein Talena! Ein Halsreif mit einer tiefen Bedeutung. Wenn du es anziehst, erwacht dein größtes Begehren und dein verborgenes Ich wird geboren. Doch sei gewarnt, danach gibt es kein Zurück mehr und du musst dich auf die Suche machen oder gefunden werden“, spricht er weiter.
Jetzt habe ich doch ein wenig Angst.
Irgendwo in mir, tief drinnen, höre ich eine leise Stimme die mir Mut macht, die mir sagt, alles wird gut. Vertraue dir.
Zustimmend nicke ich. Wohl dem Besitzer zu und auch mir selbst. Ich greife nach dem Halsreif und der nette Herr hilft mir beim anlegen. Das kalte Metall wird augenblicklich durch meine Haut gewärmt und als er den Reif verschließt, durchströmt mich die Erkenntnis!
Ein Sklavenmädchen, eine Dienerin, eine Devota, dass ist wer ich bin!
JS🦋