Die Stille davor
Ich mag die Stille, die du mir aufzwingst durch deine Schweigsamkeit, allein wenn ich diesen Sprechverhinderer nur in die Hand nehme. Du hast doch immer etwas zu sagen. Jetzt aber bist du still. Es ist zwecklos darauf zu warten, dass du noch auf etwas anderes blickst als auf meine Hände, die nebenher das schwarze Tuch entfalten. Dein Augenaufschlag ist Schweigen. Ich frage mich, ob es da auch so leise ist, wo du deinen Ort hast. Oder braust da etwa schon jetzt ein Sturm mit irrem Geheul, den das kleine Zucken unter deinem rechten Auge anzeigt? Manchmal will ich es nicht verstehen, dass ich das niemals so fühlen werde wie du, und ich zwinge dich zu Beschreibungen, die für mich keinen Nutzen haben. Viel würde ich darum geben.
Es ist schon absonderlich, wie sehr ich deinen Anblick in dieser Verzierung liebe und ich fürchte, dass ich den ganzen schönen Rest irgendwann weglassen will, nur um dich endlos ausgedehnt so zu erleben, wenn noch gar nichts Schlimmes passiert, nur ein penisförmiger Stopfen in deinem Mund steckt, mit einem Gurt befestigt und das Tuch dich für diese Zeit blind macht. Diese Stille dabei ist nicht wie das Fehlen von Tönen, es ist als könnte ich sogar den Fluss meines eigenen Blutes hören. Aber nur diesen einen, ganz leisen Ton und sonst nichts.
m.brody
© 2014