Nur ein Spiel?
Er ist zärtlich.Er gibt mir, was ich so sehr brauchte wie die Luft zum Atmen.
Bis vor vier Wochen.
Jetzt ist es zu spät.
Ich sitze auf einem weichen Sessel, halb auf seinem Schoß, an ihn gekuschelt. Gehorsam öffne ich meinen Mund für eine Gabel voller Penne. Er füttert mich.
Mein Herz müsste vor Glück überschäumen. Das tut es nicht.
Da ist nur Klarheit.
Ich wünschte, ich könnte diese Situation mehr genießen. Ich wünschte, ich würde mir wünschen, wieder klein zu sein. Unter ihm.
Er schiebt mich von seinem Schoß und vom Sessel, positioniert mich auf dem Boden.
Er will, dass ich knie, mich auf meine Fersen setze, die Handflächen nach oben auf meinen Oberschenkeln ablege und den Kopf senke.
Da ist ein Sträuben.
Wie ein verdammtes Zirkustier, das einstudierte Tricks aufführt! Ich schnaube. Ich habe keine Lust auf diesen Mist. Ein innerer Widerstand regt sich.
Die Erkenntnis trifft mich mit voller Wucht.
Sie ist weg.
Die Tiefe.
Meine Ergebenheit.
Das Gefallenwollen.
Ich habe mein Gefallenwollen verloren.
Und damit kommt die Trauer.
Tränen steigen mir in die Augen.
Ich habe mich zu weit von ihm entfernt.
Er sieht besorgt auf mich herab, doch er versteht nicht, was in mir vorgeht.
Ich kann es ihm nicht erklären. Noch nicht.
Ich bin schier untröstlich.
Ich zwinge mich zu lächeln, und wir spielen. Ich spiele. Diesmal wirklich. Ich lenke mich ab.
Es ist unwirklich. Und flach. Es fehlt die Tiefe. Er dringt nicht zu mir durch.
Ich weiß nicht, ob er es bemerkt.
Immer wieder werde ich leise.
Er fragt. Immer wieder.
Und schließlich schütte ich mein Herz aus. Die Worte sprudeln aus mir heraus, ich könnte sie nicht aufhalten, selbst wenn ich wollte.
Er unterbricht mich.
Er versucht mir zu erklären, dass ich nicht zu fühlen brauche, was ich fühle. Dass die Situation doch ganz anders sei. Halb so wild. Eigentlich doch ganz gut.
Wut kocht in mir hoch.
Wut über seine Bevormundung.
Wut über seine herablassende Art.
Ich werde ungehalten.
Ich kenne alle seine Argumente.
Ich habe sie schon so oft gehört.
Doch meine Gefühle lassen sich nicht wegargumentieren.
Und dann bahnen sich die Tränen ihren Weg.
Tränen der Wut. Des Frusts.
Tränen der Trauer.
Ich halte mich an ihm fest, vergrabe mein Gesicht in seiner Brust. Ich fühle die Trauer. Lasse es zu. Lasse meinen Tränen freien Lauf.
Ich beweine den Verlust meiner tiefen Gefühle für ihn.
Er hält mich im Arm, streichelt mir geduldig über den Kopf, bis ich mich beruhigt habe.
Dann dreht er mich sanft auf den Rücken. Fast entschuldigend.
Ich streife seine Erektion mit meinem Bein. Etwas in mir klickt.
Ich habe keinen Sinn für Zärtlichkeit. Ich bin übersättigt mit Zärtlichkeit.
Und voller angestautem Frust.
Ich beiße ihn in die Schulter.
Er ist perplex, will mir nicht wehtun.
Ich beiße ihn in die Brust. Jetzt ist er verärgert. Gut so.
Ich beiße ihn in den Unterarm.
Er hat genug.
Er drückt mich auf den Bauch.
Ich zapple, winde mich, trete.
Er verdreht mir schmerzhaft die Arme auf den Rücken. Handschellen klicken.
Da spüre ich sie – die Gerte.
Erbarmungslos lässt er sie auf meinen Hintern sausen. Immer und immer wieder.
Doch ich weiche nicht aus. Zucke nicht.
Ich versuche nicht, dem Schmerz zu entgehen.
Ich brauche ihn.
Ich genieße das Ziehen, das warme Brennen jedes Hiebs.
Bis er die Gerte beiseite legt und sich um sein Bedürfnis kümmert.
Er fickt mich grob. Nicht zärtlich. Nicht liebevoll.
Dann wird er ruhiger. Sanfter.
Ich winde mich verzweifelt.
Ich habe nicht genug.
Ich brauche mehr. Mehr Härte. Mehr Schmerz.
Ich muss mich erden.
Doch ich kann ihn nicht bitten.
Ich winsle leise.
Er schiebt mir seine Hand zwischen die Beine. Und ist dabei wieder weich.
Es frustriert mich.
Ich möchte schreien.
Leicht beginnt er, mich zwischen die Beine zu schlagen.
Erst zögerlich.
Fast ungläubig.
Dann rhythmisch. Härter.
Endlich härter.
Mein Orgasmus bahnt sich an.
Ich weiß, dass ich fragen sollte.
Ich entscheide mich dagegen.
Und komme.
Ich lasse mich zurücksinken, öffne die Augen und starre in sein versteinertes Gesicht.
Er ist wütend.
Er will wissen, weshalb ich nicht gefragt habe.
Ich sehe ihn direkt an.
„Weil ich es nicht wollte.“
Ich sage es ohne Scham, ohne Reue.
Ich wusste, er würde wieder zärtlich werden.
Ich war nicht bereit dafür.
Für noch mehr Zärtlichkeit. Für noch mehr Flauschigkeit.
Ich brauchte Härte. Schmerz.
Meine Erdung war unvollständig.
Das alles sage ich ihm nicht.
Ich beobachte, wie sich seine Züge verändern.
Er dreht mich auf den Bauch.
Ich widersetze mich nicht.
Er schlägt auf mich ein.
Ich bade in seiner Wut.
Ich heiße jeden Schlag willkommen.
Den stechenden Schmerz beim Auftreffen. Das Ziehen danach. Das Nachbrennen.
Schlag um Schlag werde ich ruhiger.
Weicher.
Wohlwollender.
Ich lasse meine Aggression los.
Mein Frust löst sich auf.
Er bemerkt die Veränderung.
Dreht mich um.
Sofort dringt er brutal mit der Hand in mich ein. Dehnt mich auf.
Stoß um Stoß.
Ich möchte jubeln.
Dann wird es nass.
Die Umnebelung meiner Sinne ist dicht. Mein wohliger Zuckerwattezustand hält mich fest.
Ich genieße die völlige Zufriedenheit.
Und dann ist da Hoffnung.