1. Etwas "extrem" zu nennen, ist definitiv völlig was anderes, als es "abartig" zu nennen, da pflichte ich unbedingt
@*****976 bei; das ist auch nicht dieselbe Richtung. Ich würde selbst eine ganze Menge aus dem Bereich BDSM "extrem" nennen: die Giftschrankfantasien natürlich sowieso, aber auch Dinge, die man schon noch machen kann - wenn man halt auf "Extremes" steht.
All das, bei dem man in Grenzbereiche geht, in die, selbst noch innerhalb der kleinen Gruppe der BDSM-Adepten, nur noch wenige gehen wollen. Ob man das Wort "extrem" dafür dann als zu wertend empfindet, darüber kann man streiten. Ich habe es in diesem Kontext nie so empfunden. Schaut man zum Vergleich auf andere Bereiche, könnte tatsächlich eine Abwertung darin liegen: Im politischen Bereich ist "radikal" das, was noch innerhalb tolerabler Grenzen (hier: der Verfassung) liegt, "extrem" dagegen das, was außerhalb steht. Das wollen wir nicht sagen; in diesem Sinne verstehe ich es, wenn man "extrem" als zu wertend empfindet. Ich denke aber, das ist im BDSM-Bereich nicht das übliche Verständnis.
2. Wenn man von daher die Bezeichnung von etwas als "extrem" vielleicht nicht gleich als schlechten Umgang und Kinkshaming betrachten muss, rate ich doch allen, mal über den Tellerrand ihrer Sub-Szenen hinauszuschauen, bevor sie eine ihnen fremde Praxis überhaupt einordnen.
„Das klingt jetzt sehr Extrem. Lässt Du Dich Auspeitschen oder wie können wir das verstehen?
Ähm,
, also wenn Ihr mit Auspeitschen nicht speziell die lange Bullwhip oder ähnliches meint, die ich tatsächlich noch nie erfahren habe, sondern eher so allgemeiner sich mit Schlaginstrumenten bearbeiten lassen: Das ist in der Tat schon vorgekommen. Das ist allerdings sozusagen Standard-BDSM, kaum etwas wird häufiger praktiziert, "extrem" wird das erst in, nun ja, extremen Varianten. Ich muss jetzt nicht dagegen geschützt werden (ist aber sehr freundlich!), da mit "Extremem" in Verbindung gebracht werden. Ich fühle mich nicht angegriffen. Eher lächle ich über die Entgegnung und finde sie ein bisschen naiv. Wenn man nicht so erscheinen will, hilft es halt, auch von ein paar Dingen etwas zu wissen, die einem weniger nahestehen; oder sich da eben rauszuhalten.
3. Um aber auf die Frage einzugehen: nein, man muss sich da keine Giftschrankfantasien vorstellen, solche habe ich eigentlich nicht. Außenstehende fänden sicher manches davon "extrem", innerhalb der 'Community' ist das alles gängig und machbar. Dinge, bei denen Schmerz eine wesentliche Rolle spielt: das ist nun mal Sadomasochismus; aber beileibe nichts Richtung Verstümmelungen, bleibende Schäden oder so. Der Punkt, wo die Fantasie auf die Realität stößt, ist einfach die Schmerzgrenze. Der Punkt, wo es einfach nur noch weh tut. Diese Grenze liegt bei mir in der Realität nicht allzu hoch; die Fantasien stellen sich das aber gerne anders vor. Nur ein Beispiel: Ich liebe es, getrampelt zu werden, und zwar auch mit dünnen, scharfen Absatzschuhen. In der Fantasie. In der Realität reicht mir das unter Umständen auch wieder, kaum dass es begonnen hat.
4. Um bei dem Beispiel noch einmal auf "extrem" und das Wissen zur Einordnung zurückzukommen: Ist das eine "extreme" Fantasie? Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal damit in Berührung kam und nichts davon wusste, hätte ich das selbst so eingeschätzt. Heute weiß ich, dass "extrem" frühestens da anfängt, wo man sich das Gehänge von solchen Absätzen malträtieren lässt. Aber selbst das ist eine hinreichend weitverbreitete Praxis, dass sie eigentlich kaum als "extrem" gelten kann. Wenn ich das so nenne, lächelt ein beträchtlicher Teil der BDSM-Community nur und hält mich für naiv und ahnungslos.