Temperaments- und Hierarchiebegriffe kommutieren nicht.
Das erkennt man bereits daran, dass ein draufgängerischer Dominanter nicht vergleichbar ist mit einem dominanten Draufgänger: letzterer dominiert (und langweilt bis zum Abwinken) mit seinem kaum nachhaltigen Draufgängertum. Dem gegenüber wirkt ersterer umfassend dominant mit einem eher draufgängerischen Temperament. Ähnlich ist ein/e Dominante/r vorstellbar, der/die das Temperament einer/s Schüchternen aufweist - man denke nur an einen ruhigen, eher schüchternden katarischen Emir, der kraft seiner Geld- und Machtfülle umfassende Dominanz auszustrahlen vermag - eine Dominanz, die ohne Extrovertiertheit und ohne Draufgängertum auskommt.
Alle kennen wohl das Temperament eines Kläffers, nicht selten in Kombination mit dem Typus "Wadlbeisser". Ein Wesen, das man häufig an der Leine seines Herrchens gehalten recht forsch, extrovertiert und draufgängerisch auftreten sieht, aber mitnichten als "dominant" bezeichnen könnte. Die Empirie zeigt also: Forsches oder gar draufgängerisches Verhalten, das Gegenteil von Schüchternheit, impliziert keinesfalls Dominanz, sondern kann allenfalls das Temperament einer dominanten bzw. einer unterwürfigen Person näher bezeichnen.
Krankhafte Schüchternheit/Gehemmtheit mag zwar umfassender Dominanz abträglich sein, aber die Grenze zwischen gesund und pathologisch ist fliessend.
Kurz: ich halte es für müssig, über eine Antwort auf die gestellte Frage zu debattieren, ohne die Begriffe und deren Anwendungsbereiche genauer festgelegt zu haben. Deshalb habe ich in der Abstimmung dazu keine Meinung signalisiert.